4Mo 14,11 Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange will mich dieses Volk verachten, und wie lange wollen sie mir nicht glauben bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe? [CSV]
Gnade und Friede sei mit euch.
Diese Portion werden wir erneut, wie schon einmal in einer der Portionen zuvor, nicht in einzelne Themen unterteilen, sondern den Text einfach Stück für Stück durchgehen und die wichtigsten Aspekte dabei genauer unter die Lupe nehmen.
Vorab möchten wir drei Punkte kurz und knapp klären – anfangend mit dem vermeintlich unwichtigsten (weil so offensichtlich) und aufhörend mit dem Wichtigsten:
1. Merkquasten
Im Zusammenhang dieses Gebots hört man viele verschiedene Meinungen, aber mit am häufigsten hört man, dass entweder a) es für uns nicht mehr gilt oder b) es nur für Männer gilt.
Zuerst zu a) “es gilt nicht mehr für uns”:
Ein häufig genannter Grund hierfür (nebst der Lüge, dass das Gesetz nicht mehr gültig sei) ist, dass das Gesetz jetzt in unsere Herzen geschrieben ist und es daher nicht mehr nötig sei, die Quasten zu tragen. Da alle diese hier in der Einleitung thematisierten Punkte kurz und knapp behandelt werden, lediglich zwei Fragen dazu:
1. War das Gesetz nicht im Herzen unseres Messias Jeschua (Jesus Christus)? Denn falls doch (vgl. dazu Ps 40,8-9), dann stellt sich die Frage: Warum hat er sie dennoch getragen (siehe z.B. Mt 9,20)? Falls wir es nicht nötig haben sollten, weil das Gesetz in unsere Herzen geschrieben ist, wie viel weniger hatte er es dann nötig, der das Wort Gottes war und ist? Die offensichtliche Frage bleibt also: Warum trug er sie dennoch? Vielleicht ganz einfach, weil es ein Gebot seines und unseres himmlischen Vaters ist?
2. Wäre das Gebot der Quasten aufgelöst, würde das nicht Mt 5,17-19 oder 5Mo 4,2 widersprechen? Sollten wir nicht auf diese Worte und Warnungen hören und es einfach so machen, wie es uns unser großes Vorbild vorgemacht hat? Sollten wir nicht einfach gehorsam sein, anstatt Gründe zu suchen, um am Ende das zu machen, was wir für richtig erachten?
Nun zu b): “Das Gebot gilt nur für Männer”:
Hier wird häufig als Argument genannt: “Im Hebräischen steht da ‘Söhne Israels’, d.h., das Gebot ist nur an Männer gerichtet.”
Auch hier wieder, damit es kurz und knapp bleibt, ein paar Fragen:
Kann es sein, dass der jeweilige Zusammenhang aufzeigt, ob mit “Kinder Israel” beide Geschlechter gemeint sind oder nicht? Beispiel: Gelten die Speisegebote nur für Männer, weil auch dort geschrieben steht:
3Mo 11,2 Redet zu den Kindern [Anm.: also zu den Söhnen] Israel und sprecht: Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft von allen Tieren, die auf der Erde sind. [CSV]
Würde man diese Art der Auslegung auch hier anwenden, dürften unsere Schwestern z.B. problemlos Schwein essen, ohne dass es Sünde wäre. Denn es gilt ja nicht für sie, denn da steht ja wieder nur “Söhne Israels”. Ergibt das Sinn? Ergibt es einen Sinn, dass nur Männer die Quasten als Merkhilfe für die Gebote Gottes benötigen, unsere Schwestern aber nicht? Oder brauchen sie sie genauso wie wir?
Für welche, die gerne die “Söhne Israels”-Thematik und wie die Heilige Schrift das Wort für “Söhne” anwendet, besser verstehen möchten, empfehlen wir, sich (um nur zwei Beispiele zu nennen) 4Mo 5,6 und 5Mo 15,12 anzusehen. Der letzte Vers lässt auch besser verstehen, warum es kein “Problem” ist, dass das NT nicht an “Geschwister” oder “Brüder und Schwestern” adressiert ist, sondern meist eben nur an “Brüder”.
2. Züchtigung annehmen & wahre Buße
4Mo 14,39-40 Und als Mose diese Worte zu allen Kindern Israel redete, da trauerte das Volk sehr. Und sie machten sich frühmorgens auf, um auf den Gipfel des Gebirges hinaufzuziehen, und sprachen: Hier sind wir und wollen zu dem Ort hinaufziehen, von dem der HERR geredet hat; denn wir haben gesündigt. [CSV]
Der Text liest sich so, als hätte das Volk bereut und wahrhaftig Buße getan, denn sie trauern und geben ihre Sünde zu. Die Frage ist jedoch mit welcher Herzenshaltung? Sind sie traurig darüber, dass Gott gesagt hat, dass keiner von ihnen ins Land kommt oder sind sie traurig darüber, dass sie gegenüber Gott ungläubig und ungehorsam waren und gesündigt haben? Sprich, ist man traurig über die Strafe oder die eigene Tat? Das ist eine sehr wichtige Frage!
Man könnte auch fragen: Haben sie die Verheißung Gottes geschmäht und waren deswegen traurig und niedergeschlagen oder waren sie es, weil die Strafe so heftig ausfiel?
Um diese Frage besser zu verstehen, kann man sich die Parallele bei Esau dazu ansehen. Auch er suchte unter Tränen etwas, nämlich den Segen, den er um einer Speise willen verkauft hatte. Ganz so wie also das Volk die Verheißung verschmähte um der Rückkehr nach Ägypten willen, verschmähte auch Esau die Verheißung um einer Mahlzeit willen.
Hebr 12,17 Denn ihr wisst, dass er nachher verworfen wurde, als er den Segen erben wollte, denn obgleich er ihn unter Tränen suchte, fand er keinen Raum zur Buße. [SLT]
Esau suchte den Segen und nicht die Buße. Er weinte nicht, weil er verstand, was er im Kern getan hatte, sondern er weinte, weil er den Segen (also auch den Reichtum) nicht mehr bekommen sollte. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Daher noch einmal die Frage, die wir auch auf uns anwenden können:
Tun wir Buße aus Angst vor Bestrafung oder tun wir Buße, weil wir Gottes Namen durch unsere Sünde beschmutzt haben?
Sind wir traurig über die Konsequenz oder traurig über die Tat selbst?
Im Fall von 4Mo 14 fand, wie bei Esau auch, keine wahre Buße statt. Stattdessen war man direkt im Anschluss wieder ungehorsam und wollte die Konsequenz eigenmächtig rückgängig machen. Wie falsch diese Einstellung ist, stellt Mose für uns klar:
4Mo 14,39-41 Und als Mose diese Worte zu allen Kindern Israel redete, da trauerte das Volk sehr. Und sie machten sich am Morgen früh auf, um auf die Höhe des Berglandes zu ziehen, und sprachen: Siehe, hier sind wir; und wir wollen hinaufziehen an den Ort, von dem der HERR geredet hat; denn wir haben gesündigt! Aber Mose sprach: Warum übertretet ihr doch den Befehl des HERRN? Es wird ja nicht gelingen! [CSV]
In diesen wenigen Versen steckt eine große Lehre für unser Leben!
Gerne dürfen wir uns also alle selbst fragen, ob auch wir unsere Fehler dadurch ausbügeln wollen, indem wir etwas tun, was Gott ebenfalls nicht wohlgefällig ist. Aber v.a. können und sollten wir uns fragen, ob bei uns eher die Konsequenz unserer Fehltritte betrauert wird oder die Tat selbst.
3. Der letzte und für uns wichtigste Punkt:
Wie seit der ersten Portion des vierten Buches immer wieder betont, sind die ganzen Ereignisse, die hier von Gott durch Mose für uns festgehalten worden sind, eine große Lehre für uns und unser Glaubensleben. Um diesen wichtigen Punkt immer wieder zu unterstreichen, haben wir z.B. häufig 1Kor 10 zitiert:
1Kor 10,11 Alle diese Dinge aber, die jenen widerfuhren, sind Vorbilder, und sie wurden zur Warnung für uns aufgeschrieben, auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist. [SLT]
Obwohl diese Dinge für uns aufgeschrieben wurden, ist es dennoch so, dass man bei der Anwendung dieser Ereignisse auf sein eigenes Leben vorsichtig sein sollte. Zum Beispiel:
Man liest von der Bestrafung der ersten Generation in der Wüste, weil sie ungehorsam waren. Wendet man das auf sich selbst an, heißt es nicht gleich, dass Gott einen verwirft, weil man ungehorsam war. Wir möchten das deshalb betonen, weil es Brüder und Schwestern unter uns gibt (und das nicht wenige), die schwere Glaubenkämpfe zu ertragen haben. Wir alle können und sollten unser Bestes versuchen, ihre Lasten mitzutragen, ihnen zu helfen, sie anzunehmen, zu lieben und Fürbitte für sie zu tun; denn am Ende braucht es v.a. Gottes Wirken, dass tief sitzende Verletzungen geheilt werden können.
Im Zusammenhang dieser und ähnlicher Lesungen kann es nun bei unseren Geschwistern vorkommen, dass, wenn Herzen zerbrochen sind und der Geist zerschlagen ist, Selbstvorwürfe und Selbstanklage folgen. Wir haben diese Kämpfe schon mehrmals auf dieser Seite thematisiert, aber insbesondere beim Artikel “Impulse aus Glauben – Verletzungen im Herzen“.
Lesen also Geschwister mit solchen Kämpfen Portionen wie diese und wenden sie praktisch auf sich an (was wir ja alle tun sollten), neigen sie leider dazu, dass die bereits erwähnte Selbstanklage mit der Anklage Gottes in einen Topf geschmissen wird und sich so die Selbstvorwürfe nur noch verstärken. Jedoch müssen wir unsere Geschwister darauf hinweisen, dass die Vorgänge damals hauptsächlich aus Rebellion entstanden sind. Nicht aus Verletzungen im Herzen, Schwachheit, Wunden aus der Vergangenheit und ähnlichem.
Ferner haben unsere Väter, die unter der Wolke gewesen sind (so wie es Paulus in 1Kor 10,1 beschreibt) dauerhaft und sichtbar die Herrlichkeit Gottes in ihrem Alltag gesehen. Immer. Von den mächtigen Wundertaten Gottes, die sie erleben durften, ganz zu schweigen.
All das in kurz soll heißen: Obwohl wir den Text auf unser Leben anwenden und aus ihren Fehlern lernen dürfen, sollen und auch können, gilt es die Rahmenbedingungen zu beachten. Diese sind entscheidend für die entsprechende Reaktion unseres unveränderbaren Gottes! Sind die Rahmenbedingungen anders, ist auch die Reaktion anders. Logisch.
Uns geht es bei diesem Punkt hier also weniger darum, wer es leichter hatte (sie oder wir), sondern mehr darum, dass unsere Geschwister, die sowieso schon Kämpfe genug in ihrem Leben haben, sich nicht durch die falsche bzw. verzerrte Anwendung des Textes auf ihr eigenes Leben entmutigen lassen und sich selbst anklagen sollten. Denn eines ist gewiss:
Jes 57,15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen. [CSV]
So lasst uns Hoffnung in Gott haben, liebe Kinder Israels, und stark und mutig sein:
5Mo 31,6 Seid stark und mutig, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht …! Denn der HERR, dein Gott, er ist es, der mit dir geht; er wird dich nicht versäumen und dich nicht verlassen. [CSV]