Wie prüfe ich Information? Wie schütze ich mich vor Sauerteig?
Es folgen nun ein paar grundlegende Aspekte, auf die wir alle Acht geben sollten, wenn wir Information jedweder Art aufnehmen (egal woher und egal von wem), denn wir wissen ja alle:
Gal 5,9 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.
Unser Suchen und Herausschaffen vom Sauerteig der Welt (also von menschlichen Irrlehren) setzt ein ehrliches und aufrichtiges Auseinandersetzen mit uns selbst voraus. Ferner, dass wir eventuell andere (am besten Brüder und Schwestern) brauchen, die uns auf Punkte aufmerksam machen, damit sie uns überhaupt erst auffallen (auf jeden einzelnen von diesen Punkten in der Fülle einzugehen, würde jeweils ein Artikel für sich beanspruchen; daher nur ein kurzer Abriss).
Zuerst: Unsere persönliche Brille
Jeder von uns hat, bevor er überhaupt die ersten Worte der Bibel liest, ein Verständnis der Bibel und dem was darin steht, entwickelt. Zumindest eine Haltung zum Wort Gottes finden wir bei jedem Menschen. Diese Tatsache lässt uns das Wort Gottes logischerweise auch nicht mehr unverfälscht aufnehmen. Denn wir sind bereits vorgeprägt. Da die allermeisten Prägungen aber nicht göttlich sind sondern von Menschen erdacht, stellt uns dies vor ein Problem. Wir können das Wort Gottes nicht mehr unvoreingenommen und unverfälscht lesen und verstehen. Werden wir uns der Tatsache bewusst und lesen in diesem Bewusstsein die Bibel, dann werden wir zwar von viel Irrlehre befreit, aber gleichzeitig besteht durch eine schier überwältigende Zahl von Predigten, Lehren usw. weiterhin die Gefahr, dass wir uns neue Verwirrungen einfangen. So kann man behaupten, dass eigentlich jeder von uns eine persönlich eingefärbte Brille trägt. Diese Brille müssen wir wieder klar kriegen.
Und wie können wir das machen?
Das Wichtigste ist, dass wir das erst einmal an uns erkennen, akzeptieren und uns dieser Gefahr bewusst werden – und zwar dauerhaft. Das gilt für einen jeden von uns!
Die Gefahr der eingefärbten Brille endet keinesfalls mit der Taufe oder dem Glaubensbekenntnis oder mit irgendeinem anderen einzelnen Zeitpunkt in der Vergangenheit, sondern diese Gefahr begleitet uns ein Leben lang. Unsere Aufgabe ist es – durch Gottes Hilfe –, uns sozusagen von Neuem zu programmieren. Biblisch gesprochen: Stück für Stück den “Sauerteig der Welt” aus uns herausschaffen:
1Kor 5,7 Reinigt euch also vom alten Sauerteig, fegt jeden Krümel davon aus, damit ihr wieder ein frischer, ungesäuerter Teig seid …
Zu diesem Reinigungsprozess gehört – wie zuvor erwähnt – auch, dass wir uns keinen neuen Sauerteig hereinholen. Damit das wiederum nicht geschieht, ist es wichtig, dass…
1Thes 5,21 Prüft alles, das Gute behaltet!
Und wie machen wir das alles?
Natürlich durch Gebet, Austausch, intensivem Lesen, stillem Sinnen über das Wort Gottes usw. Dennoch, trotz dieser und anderer Punkte, ist es natürlich weiterhin möglich, dass man uns in die Irre führt bzw. wir selbst in die Irre laufen. Damit das aber nicht geschieht, gibt es nebst den bereits genannten geistlichen Punkten (beten, lesen, sinnen usw.) auch ganz “natürliche Maßnahmen”.
Zu diesen “natürlichen Maßnahmen” kurz ein Ausschnitt von unserer anderen Webseite (Was wäre wenn …). Dort sprechen wir hauptsächlich Menschen an, die nicht an Gott glauben, aber offen dafür sind, dass “es da vielleicht mehr gibt”; d.h. auch dort treffen völlig unterschiedliche Ansichten aufeinander.
Die folgende Liste von dieser Webseite erwähnt gleich Punkte, die nahezu jeder Diskussion (egal welcher Art) zugrundeliegen und sozusagen Grundproblematiken bei Debatten beschreiben; somit sind sie natürlich auch auf Diskussionen rund um das Thema “Bibel” anwendbar. Wir haben den Artikel ein wenig auf unsere Betrachtung hier abgestimmt:
- Je weniger wir über ein spezielles Thema wissen, desto eher kann man uns an der Nase herumführen.
Das heißt: Ist ein Themengebiet wichtig für uns, sollten wir uns selbst zu Spezialisten in dem jeweiligen Bereich machen. Denn nur wenn man sich gründlich informiert und die Argumente UND Gegenargumente zu dem entsprechenden Thema kennt, erst dann (!) kann man auch eine vernünftige Entscheidung treffen. Wohingegen eine einseitige und oberflächliche Informationsbeschaffung (also das Betrachten von nur einer Seite) immer dazu führt, dass es nahezu unmöglich ist, eine qualifizierte und vernünftige Entscheidung zu treffen. Wie denn auch? Man kennt ja nicht alle Argumente und Gegenargumente, sondern eben nur das Pro oder nur das Contra. So kann man kein Thema prüfen, sondern so geht man in die Irre.
- Je emotionaler wir bei einem Thema sind, desto weniger sachlich, klar und nüchtern können wir denken.
Das liegt einfach in unserer Natur. Teilweise geht es so weit, dass durch unsere Emotionen das rationale Denken komplett aussetzt (wenn das geschieht, dann sagen wir bei uns dazu: Emotion frisst Hirn!). Diesem teilweise völlig irrational ablaufenden Vorgang liegt eine einfache Gleichung zugrunde:
Je weniger emotional wir sind, desto nüchterner und sachlicher können wir prüfen. Und je emotionaler wir sind, desto eher setzt unser Verstand aus. Wir nehmen dann kaum bis gar nicht die Gegenargumente anderer an. Teilweise geht es sogar soweit, dass wir Argumente nicht einmal richtig wahrnehmen können, denn an unseren Emotionen kommt quasi kein Argument vorbei. Es ist wie eine unüberwindbare Mauer. Das gilt – logischerweise – für uns alle. Für jeden, der in diesen emotionalen Modus kommt. Wenn es dann auch noch “persönlich” wird und wir uns in unserem “Ego” angegriffen fühlen, dann hat der Austausch einen Punkt erreicht, bei dem gar kein sachliches und nüchternes Prüfen mehr möglich ist.
Dieser Punkt sollte aber bei uns Kindern Gottes, die Frieden, Ruhe und Liebe vorleben sollten, nie erreicht werden! Sollte es dennoch zu dieser kritischen Phase in einem Austausch kommen, dann müssen wir innehalten, sofort zurückrudern und uns in Ruhe wieder einfangen:
Röm 14,19 So lasst uns nun nach dem streben, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient.
Wie kann man es schaffen, sodass es erst gar nicht zu dieser kritischen Phase kommt?
Man sollte sich klar vor Augen führen, dass mein Gegenüber mir nicht wehtun oder mich ärgern will (was unter Gläubigen eine Selbstverständlichkeit sein sollte). Man sollte offenherzig gemeinsam auf die Suche nach Wahrheit gehen. Mit der Liebe zum Wort, aber eben auch mit der Liebe zueinander, die alle diese Meinungsverschiedenheiten weit, weit übertrifft und unserem himmlischen Vater kostbar ist!
Daher sollten wir alle gemäß 1Kor 13,9 nicht vergessen:
- Wir alle erkennen Stück für Stück.
- Wir alle machen Fehler.
- Wir alle können uns irren.
- Wir alle können – selbst mit den Worten der Bibel – irregeführt werden.
- Je einseitiger wir in unserer Informationsbeschaffung sind, desto eher nehmen wir Überzeugungen anderer an.
Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass wir uns einseitig informieren? Zum Beispiel durch eine Art der Trägheit und Faulheit. Denn eine bestimmte Ansicht annehmen, das geht schnell. Dazu braucht man noch nicht einmal viele Argumente. Ein paar reichen den allermeisten schon und dann sei “Alles klar!” für einen. Sich jedoch aufrichtig und intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, ist mühselig und bedeutet Arbeit. Die meisten haben unzählige Ausreden für diese Form der Arbeit. Ob diese Ausreden sinnig oder unsinnig sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist: Mit diesen Ausreden können wir andere und vor allem uns selbst betrügen, aber unseren Gott sicherlich nicht. Wir werden für alles – wenn die Bücher mit all unseren Taten geöffnet werden – Rechenschaft ablegen müssen; u.a. auch dafür, wenn wir uns, aus welchen Gründen auch immer, nicht aufrichtig und ehrlich mit Gegenargumenten unserer Geschwister auseinandergesetzt haben. Wie gesagt: Wir können uns betrügen, aber unseren Gott sicherlich nicht!
- Wie kann man eine einseitige Darstellung von Informationen erkennen?
Hier folgen nun stichpunktartig ein paar Hinweise, die hilfreich dabei sein können, Predigten, Lehren, Videos & Co. besser einzuordnen. Wichtig dabei ist, dass nicht allein ein einzelner der gleich folgenden Punkte ein “K.O.-Kriterium” ist, sondern die Summe der Punkte soll uns dabei helfen, die uns zugetragene Information besser einzuordnen (im Folgenden wird diejenige Person, die uns die Information liefert, neutral “Präsentator” genannt):
- Werden beide Seiten vom Präsentator dargestellt?
Übergeht er wichtige Gegenargumente? Erkennt man – wie der Volksmund sagt –, dass von ihm “Rosinen gepickt” werden? Oder geht er ganz konkret auf Gegenargumente ein? Falls nicht, warum nicht? Und was sagt das aus? - Ist der Präsentator (unabhängig vom 1. Punkt) objektiv?
Wie kann man das erkennen? Unter anderem durch diese und ähnliche Fragen: Ist er nüchtern und sachlich oder eher emotional? Ist er laut und aufgewühlt? Werden vielleicht sogar verbale Angriffe oder gar Beleidigungen ausgesprochen? Sind einige der Feststellungen von Emotionen getrieben? Wird er persönlich? Und so weiter. - Ist der Präsentator voreingenommen?
Wie kann man das erkennen? Vor allem durch unausgereifte Argumente oder falsche bzw. nicht ausreichend begründete Annahmen, auf die die Auslegung aufgebaut wird. Verwendet er z.B. das sog. “Strohmann-Argument“? - Arbeitet der Präsentator mit Emotionen beim Zuhörer? Droht er vielleicht indirekt oder baut sogar Angst auf?
Beispiel hierzu wären, v.a. in christlichen Kreisen, aus dem Zusammenhang gerissene Verse und Aussagen, wie z.B. folgende: “Wenn du das Gesetz hältst, fällst du aus der Gnade!” oder “Glaubst du nicht an die Dreieinigkeit, landest du in der Hölle!” und dergleichen. Im Zusammenhang mit der Debatte um den Tagesbeginn muss hier zumindest kurz erwähnt werden, dass einige (und das ist nun mittlerweile schon seit Jahren unverändert so) mit aus dem Kontext gerissenen Versen, wie z.B. Jak 2,10 und Jes 5,20 Geschwistern Angst schüren. Auch sie müssen natürlich – wie zuvor erwähnt und wie wir alle – irgendwann (sofern man nicht Buße dafür tut) Rechenschaft dafür ablegen müssen. - Wird die Information nüchtern oder sensationslüstern präsentiert?
Wie ist die Art der Informationsdarbietung? Geht es um den Inhalt oder mehr um das “Drumherum”? Geht man gesund auf den Kern ein oder bauscht man alles unnötig auf? - Wenn ich den Präsentator kontaktieren kann, erweckt er den Eindruck, dass er offen für eine andere Sichtweise ist?
Oder verharrt er vehement auf seinem Standpunkt? Gibt er sich selbst Raum für Fehler? Geht er auf deine Argumente aufrichtig ein? - Wie geht der Präsentator mit anderen um, die ebenfalls zu diesem Thema Informationen darbieten, aber gegenteiliger Meinung sind?
Geht er sachlich mit ihnen um oder ist er ausfallend, sarkastisch und angreifend?
Die Liste lässt sich natürlich beliebig fortsetzen und ist daher keinesfalls vollständig. Sie soll lediglich eine Art Starthilfe zur Prüfung sein. Außerdem möchten wir noch betonen:
Nur weil ein oder vielleicht sogar mehrere Punkte beim Prüfen auf den Präsentator zutreffen, heißt das nicht automatisch, dass die zugetragene Information falsch ist. Man kann lediglich durch diese und andere Fragen die Motive und die Genauigkeit der Recherche des Präsentators schneller durchleuchten. Tauchen beim Prüfen aber mehrfach Mängel auf, dann ist die gesamte Information mehr und mehr zu hinterfragen.
Zum Abschluss dieses Abschnitts:
Wir möchten dazu ermutigen, sich bewusst und ohne Scheu und Angst mit anderen Sichtweisen zu beschäftigen. Dies wird so oder so hilfreich für uns alle sein; v.a. dann, wenn sich für uns eine Tendenz in eine Richtung aufzeigt. Denn dann können wir durch die Argumente der sog. “Gegenseite” unsere aktuelle Ansicht daran abgleichen. Sollte nach der Prüfung der Gegenargumente sich die eigene Meinung mehr und mehr festigen, dann ist das gut. Aber ohne dieses Abgleichen, ohne das aufrichtige Überprüfen von Gegenargumenten, ohne eine nüchterne Herangehensweise u.v.a. ohne das Selbsteingeständnis, dass man falsch liegen könnte, könnte das Ganze in einer gefährlichen Sackgasse enden.
Daher: Die Argumente der Gegenseite sind wichtig. Man sollte keinerlei Angst, Scheu oder “ich werde verletzt”-Gefühle dabei haben. Denn das Hinterfragen der eigenen Ansicht durch Gegenargumente ist eine große Hilfe – entweder helfen sie dabei, die eigene Überzeugung zu festigen oder sie helfen einem dabei, sich von einem falschen Verständnis loszulösen. Beides ist gut und wichtig für uns.
Es zeichnet einen Menschen aus, wenn er die Größe besitzt, sein eigenes biblisches Verständnis, seine eigenen Überzeugungen und sein eigenes Wissen und Handeln, jederzeit in Frage zu stellen. Das ist kein Zeichen der Schwäche, sondern Stärke. Sturheit und Engstirnigkeit hingegen führen zu geistiger und geistlicher Trägheit und lähmen unser Wachstum in Christus. Wir sollten uns also stets objektiv und aufrichtig fragen, ob die eigene Meinung genug hinterfragt und geprüft worden ist. Bei all dem sollten wir offen dafür sein, unsere eigenen Überzeugungen in gewissen Punkten loszulassen, wenn eine nüchterne und sachliche Prüfung ergeben hat, dass sie falsch sind.
Daher lasst uns bitte diesen wichtigen Punkt verinnerlichen, denn er wird viel Segen für uns bringen und uns vor großen, großen Gefahren schützen!