Vater und Sohn eins? Oder gar dreieinig?
Joh 10,30 Ich und der Vater sind eins. [SLT]
Auch hier haben wir wieder ein einzelnes Wort (“eins”), dessen richtiges Verständnis (wie bei den Wörtern “Gott” oder “Vater” auch) eine enorme Tragweite hat. Viele gehen durch diese Aussage in Joh 10,30 davon aus, dass Vater und Sohn in einem zwei- bzw. dreieinigen Gott “eins” sind. Das ist durchaus möglich. Wichtig ist bei der Betrachtung dieser Aussage, dass das biblische Verständnis des Wortes “eins” nicht zwingend das ist, was wir uns darunter vorstellen. Als Beleg auch hier wieder eines von vielen Beispielen:
Joh 17,22 Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind; [SLT]
Wie man hier leicht erkennen kann, können Gläubige untereinander “eins sein“, ohne dass dabei mehrere Personen zu einer zusammengefasst werden. Jeder versteht das und jeder bejaht das: Hier ist die Rede von einzelnen Personen, die “eins sind“.
Beim Vater und Sohn existiert aber ein anderes Verständnis. Erneut die Frage, wie bei den anderen Missverständnissen auch: Warum versteht man das eine so und das andere so? Warum gehen wir beim “eins sein” zwischen Vater und Sohn von diesem komplexen Konstrukt aus, bei allen anderen Stellen hat man aber eine einfache und verständliche Interpretation? Für viele folgt dann an dieser Stelle der logischen Nachfrage: “Ja, Gott ist so groß, dass man das (meist ist die Dreieinigkeit gemeint) nicht verstehen kann.”
Möglich. Wir denken aber, dass der Herr es für uns klarstellt, wie es gemeint ist, indem er etwas ganz bestimmtes betont:
Joh 17,22-23 Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst. [SLT]
Wenn man die Worte unseres Herrn Jesus wörtlich nimmt (und das sollten wir), dann sagt er: Ja, unser “eins sein” soll das Gleiche “eins sein” werden, wie es zwischen ihm und dem Vater ist – eine vollendete Einheit. Daher seine Worte: “damit sie eins seien, wie wir eins sind … damit sie zu vollendeter Einheit gelangen“.
Sind wir deswegen irgendwie – wie in der Theorie der Dreieinigkeit – mehrere Personen in einer, weil wir ja eins sind wie es Vater und Sohn sind? Diese Frage, wie die anderen zuvor auch, muss jeder für sich selbst prüfen und beantworten.
Hilfreich bei dieser Prüfung können Stellen sein, bei denen uns die Heilige Schrift aufzeigt, wie das “eins sein” nicht verstanden werden sollte; z.B. indem wir einen Blick ins Himmlische erhaschen dürfen. Eine sehr anschauliche Stelle dafür wäre z.B. Stephanus, der unseren Herrn nach seiner Auferstehung im Himmel sieht:
Apg 7,55 Er aber, voll Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor und sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen. [SLT]
Könnte es sein, dass die Heilige Schrift das “eins sein” zwischen Vater und Sohn anders sieht als wir? Denn offenkundig ist unser (sagen wir mal) weltliches Verständnis, ähnlich wie bei den Wörtern “Vater” oder “Gott” auch, ein anderes, als das biblische; d.h. lesen wir durch unsere Prägung Aussagen, bei denen von einer Einheit zwischen Vater und Sohn gesprochen wird, neigen wir dazu diese sofort als eine Bestätigung für die Dreieinigkeit zu sehen. Gleichzeitig tendieren wir aber auch dazu, die Verse unbewusst auszublenden, bei denen z.B. auch wir “eins sind” oder sogar wir mit dem Sohn eins sind:
Joh 14,20 An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. [SLT]
Oder man blendet Verse wie zum Beispiel Apg 7,56 aus, der uns durch einen Blick in den Himmel eindeutig aufzeigt, dass eine klare Unterscheidung zwischen Vater und Sohn existiert:
Apg 7,56 und er sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen! [SLT]
Noch einmal die Frage: Was bedeutet das biblische “eins sein”?
Für uns ist nebst vielen anderen Versen dieser besonders leicht verständlich und deckt einige Aspekte des “Eins“-seins ab:
Phil 2,2 so macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und auf das eine bedacht seid. [SLT]
Der Vers beschreibt auf einfache Weise einige Eckpunkte dessen, was das Heilige Wort unter “eins sein” versteht: Man hat gemeinschaftlich ein- und dasselbe Ziel vor Augen, d.h. man ist eines Sinnes und ist einmütig auf das eine bedacht, nämlich den Willen Gottes:
1Petr 4,2 um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes. [SLT]
Um das “eins sein” aber wirklich im Kern zu verstehen, müssen wir, wie so häufig, auf unser Vorbild blicken:
- Denn unser Herr Jesus war sowohl in seinem Handeln als auch in seinem Wesen zu 100% dem Wesen und dem Willen Gottes gleich (Phil 2,5-6).
- Er war (und ist) wie sein Abdruck (Hebr 1,3),
- wie ein Ebenbild Gottes (Kol 1,15),
- denn in ihm wohnt(e) die ganze Fülle des Vaters (Kol 2,9).
- Hatte man ihn gesehen, hatte man den Vater gesehen (Joh 14,9).
Kurzum: Unser Herr hat auf vollkommene Weise den Willen seines Vaters getan (und tut ihn weiterhin) – ohne auch nur eine Haaresbreite davon abzuweichen:
Joh 17,4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden; ich habe das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tun soll. [SLT]
… das bedeutet “eins sein”!
Ob nun dennoch eine Lehre wie die Dreieinigkeit biblisch haltbar ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Falls dich Verse für diese Frage interessieren, kannst du in diesem Artikeln das Thema für dich selbst prüfen.
Kurz noch zu der “Gestalt” des Sohnes, die Gott “gleich” war:
Phil 2,5-6 Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; [SLT]
Wir lesen hier etwas von “Gott gleich sein“. Bedeutet das, dass der Sohn = Vater ist; dass beide gleichgestellt sind? Sollen wir das aus diesem Vers lernen oder will die Heilige Schrift, dass wir etwas anderes verstehen sollen?
1Kor 11,3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt jedes Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus. [SLT]
Dieser Vers stellt klar: So wie wir Christus (laut Röm 8,29) “gleichgestaltet” und zu dem “Ebenbild seines Sohnes” werden sollen, er aber dennoch für immer unser Haupt bleiben wird, so ist auch der Vater für immer das Haupt des Sohnes, obwohl dieser “Gott gleich” ist.
Abschließend noch eine Passage zur Klarheit der “Kette” aus 1Kor 11,3: So wie der eine Christus unser Haupt für alle Ewigkeit sein wird, so wird es auch der Vater für den Sohn sein:
1Kor 15,23-28 Es gibt aber eine Reihenfolge: Christus zuerst, und wenn er wiederkommt, dann die, die zu ihm gehören. Danach wird das Ende kommen, wenn er Gott, seinem Vater, das Reich übergeben wird, nachdem er alle seine Feinde vernichtet hat. Denn Christus muss herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße erniedrigt hat. Als letzter Feind wird der Tod vernichtet werden. Denn in der Schrift heißt es: »Gott hat ihm Vollmacht über alles gegeben.« Wenn es heißt: »Christus hat Vollmacht über alles«, so ist Gott natürlich davon ausgenommen, der ihm diese Vollmacht gab. Und wenn er Herr über alles ist, wird der Sohn sich selbst Gott unterstellen. Und Gott, der seinem Sohn alles unterworfen hat, wird über alles und in allem der Höchste sein. [NLB]
Dieser Abschnitt in kurz:
Erneut ist das richtige Verständnis eines einzelnen Wortes von großer Bedeutung. Das biblische “eins sein” verstehen wir am besten, wenn wir uns den Sohn Gottes, seine Lehren und sein Leben ansehen. Daher möchten wir unsere Worte von zuvor wiederholen: Unser Herr Jesus war sowohl in seinem Handeln als auch in seinem Wesen zu 100% dem Wesen und dem Willen Gottes gleich (Phil 2,5-6). Er war (und ist) wie sein Abdruck (Hebr 1,3), wie ein Ebenbild Gottes (Kol 1,15), denn in ihm wohnt(e) die ganze Fülle des Vaters (Kol 2,9). Hatte man ihn gesehen, hatte man den Vater gesehen (Joh 14,9); Kurz: Unser Herr hat auf vollkommene Weise den Willen seines Vaters getan (und tut ihn weiterhin) – ohne auch nur eine Haaresbreite davon abzuweichen. Das bedeutet “eins sein”.
Und so sollen auch wir “eins sein” und die Bitte unseres Herrn für uns erfüllen:
Joh 17,20-23 Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst. [SLT]