Eure Fragen an uns – Zehnter

Unsere Antwort darauf möchten wir nicht viel, aber zumindest hier ein wenig ausführlicher geben.

Zuerst gilt es erst einmal festzuhalten, dass der Zehnte, wie er in der Torah geschrieben steht, so nicht eingehalten werden kann.

Warum?

Das hat mehrere Gründe. Man könnte dazu sagen, dass die Rahmenbedingungen des Gebots nicht gegeben sind. Das heißt ganz konkret:

  • Wir leben nicht im verheißenen Land mit einem ausgeteilten Erbe. Dieses “ausgeteilte Erbe” ist für den Zehnten deswegen wichtig, weil der Levit von diesem Erbe, sprich dem Land, nichts abbekommt, stattdessen aber den Zehnten vom Volk erhält.
  • Des Weiteren ist kein Heiligtum da, das unmittelbar mit dem Zehnten zusammenhängt; u.a. deswegen, weil ein Teil der Leviten (zusammen mit den Priestern) dort dem Volk dienen müsste. Das ist aktuell nicht gegeben.
  • Ebenfalls wichtig ist natürlich auch die physische Abstammung, d.h. der Mann, der den Zehnten erhält, muss ein Nachkomme Levis sein, sonst hat er keinen Anspruch darauf.

Das sind in Grob die Fakten, die offensichtlich alle nicht gegeben sind. Sie zu übergehen, wäre ein Wegnehmen aus der Torah.
Und den Zehnten auf Personen zu beziehen, die gar keine Leviten sind, wäre ein Hinzufügen zur Torah.

Der Punkt, den es bei dieser Betrachtung zu beachten gilt, ist, dass die Rahmenbedingungen vieler Gebote der Torah nicht gegeben sind!

Das vielleicht anschaulichste Beispiel zu diesem Problem wären die Feste, die z.B. mit einem “Hinaufziehen” zum Heiligtum verbunden sind. Dort dann mit Opfern, die man bringen muss, von denen welche wiederum aus dem Ertrag des verheißenen Landes stammen sollen. Also von dem Land, in dem wir aktuell gar nicht leben.

Aus diesen und anderen Gründen kommt man (wie in der “Feste Gottes – wie feiern?”-Serie erwähnt) nicht drumrum, sich mit einer generellen Grundsatzfrage zur Torah auseinanderzusetzen:

Wie gehe ich mit den Geboten um,
die man nicht eins zu eins erfüllen kann?

Diese Grundsatzfrage muss sich jeder nicht nur zu den Festen, sondern eben generell zu allen Geboten stellen. Denn die Fülle der Torah ist nur dann (!) haltbar, wenn folgende Rahmenbedingungen gegeben sind:

  • Das vereinte Volk Israel mit allen 12 Stämmen … 
  • lebt im verheißenen Land,
  • in ihrer Mitte ist das Heiligtum Gottes und …
  • die von Gott eingesetzten Männer sind am Dienen (also Priester, Leviten, Richter und Älteste).

Erst wenn diese Grundvoraussetzungen der Torah erfüllt sind, kann das Volk Gottes auch nach allen Geboten leben. Bis dahin muss jeder für sich selbst die zuvor gestellte Grundsatzfrage beantworten. 

Entweder:

“Weil ich einige Gebote nicht eins zu eins halten kann,
versuche ich es erst gar nicht.”,

oder:

“Alles, was ich machen kann, mache ich.
Und alles, was ich nicht in der Fülle machen kann,
versuche ich, so gut ich es kann.”

Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. 

Was bedeutet das Ganze im Zusammenhang mit dem Zehnten?

Da “Geld” leider oft ein “brisantes” und “heikles” Thema ist, schauen wir uns erst einmal ein paar Verse an, die uns bei der Beantwortung helfen werden:

1Kor 9,14 So hat auch der Herr angeordnet, dass die, welche das Evangelium verkündigen, vom Evangelium leben sollen.

1Tim 5,18 Denn die Schrift sagt: »Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt!«, und »Der Arbeiter ist seines Lohnes wert«.

Ein besseres Verständnis darüber, was das genau zu bedeuten hat, lesen wir hier:

1Kor 9,9-13 Im Gesetz Moses steht geschrieben: »Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt«. Kümmert sich Gott etwa um die Ochsen? Oder sagt er das nicht vielmehr um unsertwillen? Denn es ist ja um unsertwillen geschrieben worden: Der, welcher pflügt, soll auf Hoffnung hin pflügen, und der, welcher drischt, soll auf Hoffnung hin dreschen, dass er an seiner Hoffnung auch Anteil bekommt. Wenn wir euch die geistlichen Güter gesät haben, ist es etwas Großes, wenn wir von euch diejenigen für den Leib ernten? Wenn andere an diesem Recht über euch Anteil haben, sollten wir es nicht viel eher haben? Aber wir haben uns dieses Rechtes nicht bedient, sondern wir ertragen alles, damit wir dem Evangelium von Christus kein Hindernis bereiten. Wisst ihr nicht, dass die, welche die heiligen Dienste tun, auch vom Heiligtum essen, und dass die, welche am Altar dienen, vom Altar ihren Anteil erhalten?

Anhand dieser Verse, anhand der Fülle der gesamten Heiligen Schrift und anhand der Torah, der Weisung für unser Leben, haben wir für uns die Frage wie folgt beantwortet:

Natürlich geben wir von unserem Einkommen etwas an diejenigen ab, die, wie die Leviten damals, dem Volk Gottes dienen.

Wie viel?

Auch hierfür hat die “Weisung”, die Torah, eine richtungsweisende Zahl für uns. Sozusagen eine göttliche Empfehlung:

10%.

… 

Dienlich für die Betrachtung ist sicherlich auch die Tatsache, dass es diese “Weisung” auch schon lange vor den Leviten gab. Denn der Zehnte ist nicht nur so etwas wie ein physischer Lohn für geistliche Arbeit, sondern er ist gleichzeitig auch ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber unserem Schöpfer. Dies war Männern Gottes von Anfang an klar:

1Mo 14,20 Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! – Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.

1Mo 28,22 Und dieser Stein, den ich (Anm.: Jakob) als Denkmal aufgestellt habe, soll ein Haus Gottes sein; und von allem, was du mir geben wirst, werde ich dir gewiss den Zehnten geben.

… 

Abschließend kann man sagen:
Bei der Beantwortung dieser Frage hilft es, dass man sich ein wichtiges Prinzip der Torah vor Augen führt. Wobei das Wort “Prinzip” es nicht ganz trifft, denn im Grunde geht es um die eigentliche “Natur der Torah” an sich. Denn sie ist kein starrer, toter Buchstabe, sondern sie ist eine lebendige Weisung für unser ganzes Leben. Damals wie heute.

In Kurz:
Der Zehnte ist so nicht haltbar, wie es die Torah sagt, aber am Ende dann irgendwie doch.

Euch allen Gottes Gnade, Wahrheit und Liebe.

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