Was ist die größte Gefahr im Glauben? Teil 1

Die listige Schlange und unser arglistiges Herz

Warum gibt es eigentlich in der Heiligen Schrift so viele, sich vermeintlich widersprechende Verse? Wie z.B.:

Einfaches Lippenbekenntnis?
Röm 10,9 Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
Oder wahre Nachfolge?
Mt 10,37-38 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.
Gottes Gesetz abgeschafft?
Röm 10,4 Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.
Oder doch noch gültig?
Lk 16,17 Doch das bedeutet nicht, dass das Gesetz seine Gültigkeit auch nur im geringsten verloren hätte. Es ist stärker und dauerhafter als Himmel und Erde.
Entrückung angenehm vor Drangsal?
Röm 5,9 Viel mehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn.
Oder danach?
Mt 24,9 Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen.
usw. usf.

Diese und ähnliche Gegenüberstellungen haben eine auffällige Gemeinsamkeit:
Die linke Seite ist angenehmer, leichter und mit wenig bis gar keinem Fleisch-Geist-Kampf verbunden. Die rechte Seite hingegen ist fordernd, schwer und ist definitiv mit Kämpfen verbunden.

Bleiben wir mal nur bei dem ersten Beispiel mit dem Lippenbekenntnis und der wahren Nachfolge: Warum steht so etwas vermeintlich Gegensätzliches in der Heiligen Schrift? Denn für das eine muss ich nur mit meinem Mund etwas sagen, für das andere muss ich mein ganzes Leben verändern.

Die Antwort auf das Warum ist vielschichtig. Es hat aber mitunter hiermit zu tun:

  • Gott prüfte Adam und Eva durch die Bäume.
  • Gott prüfte Abraham durch die Opferung seines Sohnes.
  • Gott prüfte sein Volk in der Wüste.
  • Gott prüfte seinen Sohn, indem er Satans Versuchungen gewähren ließ (ähnlich wie bei Hiob).

Das sind nur einige wenige, aber dafür umso deutlichere Beispiele aus der Heiligen Schrift, die eines klar aufzeigen: Die göttlich-väterliche Erziehung seiner Kinder ist unmittelbar mit Prüfungen verbunden. Dieses Thema ist sehr weitreichend, aber für uns hier genügt es, dass wir Folgendes wissen müssen: Die beste und gleichzeitig nahezu allumfassendste Prüfung unseres Gottes geschieht am ehesten hier durch:

Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz offenbar.

Die Heilige Schrift bietet – in ihrer göttlichen Genialität – unserem Herzen mehrere Möglichkeiten an. Bleiben wir beim Beispiel der Tabelle von zuvor: Es gibt sowohl Pro- als auch vermeintliche Contra-Verse zu ein- und demselben Thema. Durch dieses Wort Gottes werden unsere innersten Gedanken und Wünsche durchdrungen und dann, anhand dessen, wie wir uns entscheiden, wird dann offenbar gemacht, was in unseren Herzen ist.

Da Gott unsere Herzen auf unsere Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit prüft, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir direkt nach der Stelle mit unseren trügerischen Herzen Folgendes lesen:

Jer 17,9-10 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem Einzelnen zu vergelten entsprechend seinen Wegen, entsprechend der Frucht seiner Taten.

Unsere trügerischen Herzen werden also geprüft.
Bis ins Innerste.
Und das eben auch durch sein Wort.
Damit am Ende jeder das erhält, was er verdient hat.

Daher gilt für uns alle:

Gal 6,7 Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.

Das ist, wie zuvor erwähnt, mitunter der Grund, warum es in der Heiligen Schrift so viele Verse gibt, die das eine sagen und dann so viele andere, die vermeintlich das Gegenteil sagen. Dadurch wird schlicht und einfach auf geniale, genauer: göttliche Weise unser Herz geprüft.

Entscheidet man sich im Beispiel der Tabelle für die Verse links, die angenehmer, leichter und mit wenig bis gar keinem Fleisch-Geist-Kampf verbunden sind, dann tut man das in 99% der Fällen ja nicht bewusst, weil sie so angenehm fürs Fleisch sind, sondern man ist völlig überzeugt davon, dass man die Verse richtig interpretiert. Dadurch aber, dass unser Schöpfer seine Heilige Schrift (die man eben unterschiedlich interpretieren kann) als Prüfwerkzeug für unsere Herzen nutzt, kann es sein, dass wir meinen recht zu haben, aber am Ende nur uns selbst betrügen und den leichteren Weg wählen, ohne dass es uns auffällt. Denn … 

Spr 21,2 Der Mensch hält sein Handeln für richtig; aber der HERR prüft auch, was in seinem Herzen vorgeht.

Abschließend noch der vielleicht beste Vers zur Veranschaulichung der Prüfung unserer Herzen:

1Kor 10,23 Es ist mir alles erlaubt — aber es ist nicht alles nützlich! Es ist mir alles erlaubt — aber es erbaut nicht alles!

Alles klar: Man kann tun und lassen, was man will. Es ist zwar logisch, dass dabei nicht alles nützlich und erbauend ist, aber z.B. das “Lieblingsthema” vieler: Sex vor der Ehe zu haben, finden schon einige erbauend. Und da eben alles erlaubt ist und viele sowieso glauben, dass sie ihr Heil ewiglich nicht verlieren können, ist das alles auch halb so wild. So sagt es zumindest das überaus böse und trügerische Herz.

Was hier für den einen oder anderen vielleicht völlig übertrieben erscheinen mag, kennen andere tatsächlich aus der Praxis. Das heißt, es gibt Gläubige, die wirklich etwas Derartiges oder zumindest Vergleichbares glauben. Und im Zeitalter der “billigen Gnade” und der “Unverlierbarkeit des Heils” gibt es immer mehr davon.

Erst neulich zu unserem Video mit dem Thema “Pornographie” schrieb jemand in den Kommentaren:

“Hallo, in der Septuaginta wird ausschließlich von porneia geschrieben was Prostitution bedeutet. Die Sexfilme heißen auf griechisch pronografia und davon wurde nie etwas im Originaltext erwähnt. Und Gott kannte schon damals die Zukunft von heute, somit kannte er damals auch schon “pornografia” aber er hat sie definitiv nicht verboten. 

Alles was jetzt über Sexfilme in Zusammenhang mit der Septuaginta gesagt und geschrieben wird das wurde von den modernen Pharisäern hinzugefügt bzw. der Urtext wurde daraufhin vom Menschen erweitert welche zu schwach im Glauben sind und alles verbieten nur um wirklich sicher zu gehen. 

Zudem besteht für diese Pharisäer die Gefahr in die Werksgerechtigkeit zu geraten, was mit dem Rückfall ins Gesetz einhergeht und des damit verbundenen Ausschluss aus der Gnade. Weil das Gesetz nachweislich nur ein einziger Mensch je erfüllen konnte und das war Jesus und der Rest ging in die Irre, sofern er nicht in die Gnade gelangt ist.”

Auf unsere Antwort, dass es bei dem Video nur am Rande um die griechischen Wörter ging, stattdessen aber vielmehr um die eindringliche Warnung unseres Herrn nicht einmal in Gedanken sexuelle Ausschweifungen zu haben, schrieb die Person dann Folgendes:

“Ich verstehe bei Mt 5,28 unter der Aussage “eine Frau zu begehren” das Begehren die Frau körperlich zu berühren so wie es David mit seiner Nachbarin getan hat. Es wird niemand, der sich einen Sexfilm ansieht, die Pornodarstellerin auch wirklich körperlich begehren wollen. Damit meine ich das “Begehren” das letztlich zum “Erkennen” einer Frau führt. 

Anders ausgedrückt, wenn ich mir im TV z.B. viel Geld ansehe ohne es zu begehren dann ist das keine Sünde und verletzt keines der Gebote. Aber sobald ich das viele Geld dann begehre und alles daran setze es zu stehlen oder durch Betrug an mich bringen dann fängt die Sünde an. 

Das bloße Ansehen einer nackten Frau ist keine Sünde denn Eva war bis zum Bruch mit Adam komplett nackt im Paradies und zudem in engster Nachbarschaft zu Gott. Die beiden waren auch nicht verheiratet und es gab anscheinend kein sexuelles Begehren im Paradies. …”

Man kann hier sehr klar und deutlich erkennen, wie das trügerische Herz arbeitet: Es konzentriert sich auf einzelne Wörter eines gesamten Vortrags, es nimmt die Heilige Schrift, um vermeintlich “Beweise” zu liefern und es stellt teilweise völlig absurde Verbindungen und Parallelen her, die mit dem Thema bei genauerer Betrachtung nichts zu tun haben, aber durch das trügerische Herz eben so wirken, als würden sie es. Alles nur, um am Ende das zu tun, was das Herz begehrt. In dem Fall: Pornos gucken.

Dass man für die Erkenntnis, dass es unserem Gott nicht wohlgefällig sein kann, Pornos zu gucken, im Grunde gar keine Verse braucht (auch keine Septuaginta und schon gar nicht irgendwelche griechischen Wörter), fällt dann demjenigen meist überhaupt nicht auf. Das trügerische Herz betrügt einen einfach viel zu gut.

Es schafft im Grunde genau das, was die Schlange im Garten schaffte. Sie betrog Eva. Dadurch ging die Sünde im übertragenen Sinne auf unser Fleisch über. Und so ist auch die List im übertragenen Sinne auf unser Fleisch übergegangen. Wie genau? Eigentlich sehr offensichtlich: Indem wir, wie es Gott sagt, jetzt ein arg-”listiges” Herz haben. Dieses kann uns, wie die Schlange im Garten, auch heute noch durch Betrug dazu bewegen, etwas zu tun, was uns, aber nicht unserem Gott, gefällt.

Da diese Gefahr immens groß ist, ist es wichtig, dass wir unser Herz und seine listigen Tricks kennenlernen. Tun wir das nicht, kann es passieren, dass wir in alle möglichen Fallen tappen – und das eben, ohne es zu merken. Wodurch das Ganze logischerweise um ein Vielfaches gefährlicher wird.

Beim sich dieser Gefahren bewusst bzw. bewusster werden, wollen wir helfen. Hierzu müssen wir zum einen verstehen, warum es so schwer ist, seine eigenen trügerischen Tricks zu entlarven, und zum anderen müssen wir verstehen, was für ein Typ Mensch wir generell sind und welche Stärken und Schwächen wir haben.

Denn sollten wir uns unserer Schwächen nicht bewusst sein oder sie uns nicht eingestehen, dann ist die Gefahr groß, dass wir uns “im Selbstbetrug selbst betrügen”. Was damit gemeint ist, werden wir uns im nächsten Teil noch ganz genau anschauen. 

Dabei wird es vor allem darum gehen, herauszufinden, was genau uns das Entlarven unseres trügerischen Herzens erschwert oder gar verhindert. Dabei werden wir uns diejenigen Eigenschaften an und in uns genauer ansehen, die uns das Leben erschweren, uns selbst reflektieren und voll und ganz erkennen zu können. Denn die Frage in Jer 17,9, wer denn das trügerische, arglistige Herz ergründen kann, lautet ja, dass es selbstverständlich der Allmächtige kann. Daher, wenn wir ihn um Weisheit und Erkenntnis bzw. eben Selbsterkenntnis bitten, wird er uns dabei helfen, unser arglistiges und hinterhältiges Herz immer mehr zu enttarnen. Das wiederum wird uns dabei helfen, wie es Hebr 4,12 sagt, unsere innersten Gedanken und Wünsche aufzudecken, sodass unser Herz offenbar gemacht wird. Allen voran uns selbst.

Außerdem werden wir uns mit typisch menschlichen Schwächen auseinandersetzen, die v.a. bei uns Gläubigen verstärkt vorkommen. Diese Schwächen führen dann zu ganz bestimmten Verhaltensmustern, die Gefahren in sich bergen, die sowohl einem selbst als auch den Menschen im Umfeld schaden können. Dabei können wir natürlich unmöglich alle verschiedenen Typen behandeln, aber durch eine gezielte Auswahl wird man die Möglichkeit haben, sich in den genannten Punkten wiederzufinden. Natürlich nur, wenn man ehrlich zu sich selbst und seinen Schwächen ist.

Selbstverständlich wird es dann zu allem konkrete Lösungen und Hilfestellungen geben. Denn wie es grundsätzlich für alle Bereiche unseres Lebens zutrifft, so ist es auch hier: All das Wissen nützt nichts, wenn es am Ende nicht zu Taten führt – in dem Fall zu einer Gott wohlgefälligen Veränderung unserer Herzen. Dazu müssen wir aber eben erst einmal unsere Herzen ergründen.

Auf bald, liebe Geschwister,
eure Brüder in Christus

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