Hast du das mitbekommen?
Gleich geht es darum, dass wir uns ein paar Stellen aus den Ausschnitten etwas genauer ansehen. Ziel dabei ist es, die präsentierte Information nicht nur zu konsumieren, sondern zu prüfen und uns selbst dabei besser zu erkennen; sprich zu verstehen, wie wir derart überzeugende Informationen grundsätzlich verarbeiten.
Wir fangen mal zum Einstieg mit einem einfachen Beispiel an:
Direkt zu Beginn des Interviews redet Jonathan Cahn einleitend zu allem, was er noch erklären wird, von den neun Vorboten. Er sagt dazu:
Mit den neun Vorboten sind die Bäume, der große Stein, der Schwur aus Jes 9,9 und dergleichen gemeint. Alle diese werden als Warnungen, prophetische Zeichen bzw. eben als Vorboten des kommenden Gerichts bezeichnet – sowohl heute für Amerika als auch damals für Israel.
Fällt einem dabei etwas auf?
Wie sollten diese Vorboten Israel “vor dem Kommenden warnen”, wenn Israel damals selbst diese Worte ausgesprochen hat? Soll heißen: Es gibt ja keine Stelle in der Heiligen Schrift, die besagt, wenn ihr sprecht: “Maulbeerfeigenbäume sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle”, dann ist das ein Vorbote und dann kommt das Gericht über euch. Daher ist die Aussage so etwas wie ein Widerspruch in sich.
Ähnlich wie diese hier, die im selben Zusammenhang getroffen wird:
Das ist der erste Vorbote, also die erste Warnung. Damit ist gemeint, dass es ein göttliches Muster ist, dem Feind zu erlauben, Israel anzugreifen. Dadurch wird eine Parallele zu 9/11 gezogen, wo es dem Feind erlaubt wurde, Amerika anzugreifen.
Jedoch ist das biblische Muster für ein bevorstehendes Gericht nicht Ziegelsteine, Maulbeerfeigenbäume und all die anderen genannten Vorboten, sondern Propheten, die Gott sendet, um ganz konkret und unmissverständlich vor den kommenden Ereignissen des Gerichts zu warnen. Die Prophezeiung der bevorstehenden Ereignisse vorab ist deswegen so wichtig, damit das gesamte Volk, wenn die Warnung eintrifft, unmissverständlich weiß, dass es die Erfüllung der Worte Gottes durch den Propheten ist. Das ist ein Vorbote und eine Warnung gemäß der Bibel und nicht “im Geheimen” ablaufende Dinge, die Jahre später “entschlüsselt” werden.
Da wir hier direkt zu Beginn ein paar, nennen wir sie: “Ungereimtheiten” sehen, ist es wichtig zu verstehen, dass alles, was zu den Vorboten noch ausgelegt wird, auf dieser einen Behauptung des biblischen Musters aufbaut. Daher gilt es logischerweise, dieses Muster besonders zu beachten.
Eine wichtige Bemerkung an dieser Stelle:
Wir möchten betonen, dass es hier nicht darum geht, irgendwie Bruder Cahn schlechtzumachen oder dergleichen, sondern es geht um eine Veranschaulichung dessen, wie leicht wir Dinge übersehen. Wir möchten ebenfalls betonen, dass wir seinen immer wiederkehrenden Aufruf zur Buße in Amerika lobenswert finden. Völlig unabhängig davon, ob seine Interpretationen richtig sind oder nicht. Amerika und seinen Oberhäuptern zu sagen, dass man sich immer mehr von Gott entfernt und umkehren muss, kann nie verkehrt sein!
Aber um diese Dinge geht es hier eben nicht. Es geht auch null um die Person Jonathan Cahn, sondern einzig und allein um das aufmerksame, sachliche und nüchterne Prüfen von Informationen!
Daher nutzen wir diese Gelegenheit und zeigen euch anhand dem zuvor Gesehenen kurz und knapp zehn wichtige Punkte (die man auch Fallen, Gefahren oder dergleichen nennen könnte), die man bei der Prüfung von Endzeitprophetien beachten sollte. Die Liste zu beherzigen, wird einem dabei helfen, in der zunehmenden Verwirrung klarer zu sehen.
(Die Liste lässt sich bis auf einen der zehn Punkte auch eins zu eins auf das Prüfen von Verschwörungstheorien und anderen Informationen anwenden.)
…
- Der Auftakt ins Thema kann der erste Hinweis sein
Damit ist gemeint, dass, bevor man die ersten Worte zu einem Thema überhaupt gehört hat, unser Verstand durch den Titel, das Bild zum Video und dergleichen schon in eine Richtung gelenkt wird. Es werden damit schon die ersten Informationen und Emotionen transportiert. Daher ist es kein Zufall, dass z.B. die Titel der Youtube-Videos immer mehr in Superlativen formuliert werden und die Bilder dazu immer reißerischer werden. Beides soll dazu führen, dass der Nutzer quasi “geködert” wird.
Bei unseren Ausschnitten wurde das v .a. durch folgende Worte erreicht:
Das weckt natürlich Neugier. Genauso wie die einleitenden Worte des Moderators, der ansonsten immer gut schläft, aber diese eine besondere Nacht es nicht konnte und dann Jonathan Cahn im Fernsehen sah. Das erweckt bei dem einen oder anderen schnell den Eindruck von Zeichen, also von Gottes Fügung. Viele Menschen sind sehr, sehr anfällig für uralte Geheimnisse, konkrete Vorhersagen und Zeichen. Und dadurch werden direkt zu Beginn die Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt. Ob man das bewusst oder unbewusst macht, spielt erst einmal keine Rolle. Der Effekt ist da und bei manchen holt es sie eben sofort zu Beginn ab.
Gegen diese Dinge ist erst einmal nicht grundsätzlich etwas einzuwenden, dennoch sollte man hellhörig werden und die weiteren Infos genau beachten, sprich wachsam sein.
Es ist im Grunde wie der erste Eindruck bei einem Menschen, der im übertragenen Sinne mit besonders auffälliger Kleidung, gekünstelten witzigen Sprüchen und spannenden Lebensgeschichten direkt beim Kennenlernen auf sich aufmerksam machen will. Da würde man vielleicht auch sofort skeptisch werden. Und genau das sollte man auch hier. Nicht, um direkt zu urteilen oder gar zu verurteilen, sondern einfach um wesentlich wachsamer hinzuhören.
- Dramatische Aufbereitung der Information
Dieser zweite Punkt geht mit dem ersten Hand in Hand, denn wie die Wahl des Titels, des Bildes, der einleitenden Worte spielt logischerweise auch die gesamte Art, wie man die Information transportiert, eine wichtige Rolle. Bei den Ausschnitten aus der DVD kann man klar die bewusst dramatische Aufbereitung erkennen. Aber auch beim TV-Interview fehlt es nicht an Dramatik. Diese fällt logischerweise durch die fehlenden Bilder, Musik usw. nicht im gleichen Maße auf wie bei der DVD, aber durch eine bestimmte Wortwahl kann man beim Zuschauer gleiche Effekte der Spannung und des Nervenkitzels aufbauen. Nur ein Beispiel dazu:
Verblüffende Geheimnisse, die in dem Sinne gar keine sind, uralte Mysterien, Unheimliches, die Zukunft Amerikas und dergleichen sind Formulierungen, die hier immer wieder bewusst gewählt werden. Allein das Wort Geheimnis kommt in dem Zusammenschnitt über 30 mal vor, anfangend mit:
So etwas kommt bei vielen gut an. Gleichzeitig muss man sich selbst dabei beobachten und prüfen, z.B. mit einer Frage wie dieser hier:
“Werde ich durch solche Aussagen sensibilisiert und prüfe deswegen die Infos umso mehr oder versetzt es mich eher in den Status des passiven Empfängers, der gleich Interessantes und Spannendes konsumieren wird?”
…
Abschließend zu diesem zweiten Punkt (bzw. der zweiten Gefahr!) kann man auch hier sagen:
Je dramatischer die Informationsaufbereitung ist,
desto hellhöriger sollte man werden.
Anmerkung, ehe wir weitermachen:
So wie hier der erste und der zweite Punkt miteinander zu tun haben und quasi aufeinander aufbauen, so haben wir es auch für die folgenden Punkte versucht. Soll heißen, dass sich manches auf den ersten Blick wie eine Dopplung anhören könnte, dabei ist aber der Fokus ein völlig anderer. Hilfreich ist es daher, die Überschrift zu dem jeweiligen Punkt stets vor Augen zu haben. Ihr werdet gleich sehen, was genau damit gemeint ist.
- Kaum auffallende, minimale Veränderungen
Dieser Punkt lässt sich am ehesten durch die allseits bekannte Metapher des Frosches im kochenden Wasser veranschaulichen. Sie besagt: Schmeißt man einen Frosch in kochendes Wasser, dann springt er sofort raus. Packt man ihn aber ins kalte Wasser und erhitzt es nach und nach, sieht das Ganze anders aus. Der Frosch erkennt durch die minimale Veränderung die Gefahr nicht.
So ähnlich ist es bei einigen Stellen in diesem Zusammenschnitt, wo eine Information, die wahr ist, nach und nach in eine Behauptung verwandelt wird, die mehr als fraglich ist.
Beispiel:
Wie man bei genauem Hinsehen erkennen kann, werden hier innerhalb einer Aufzählung mehrere Behauptungen aneinandergereiht, die richtig anfangen und dann durch minimale Veränderungen zu dem geformt werden, was man am Ende benötigt. Das heißt, da ja bei 9/11 ein Stein aus einem Berg genommen wurde, der massiv und rechteckig war, lenkt man die Aufzählung Stück für Stück vom bearbeiteten Bruchstein zum massiven rechteckigen Steinblock hin.
Der Effekt ist am Ende natürlich höchst beeindruckend, denn dadurch ist eine Parallele zwischen beiden Ereignissen gegeben, die augenscheinlich eins zu eins passt. Dass man aber davor aus einem einzigen hebräischen Wort eine Kette von Behauptungen aufgebaut hat, fällt dabei kaum auf. Erst recht nicht, wenn man quasi in einer Information konsumierenden und weniger in einer Information prüfenden Haltung an die Sache geht.
Daher könnte es sein, dass auch das hier im Zusammenhang mit dem Stein durchgerutscht ist:
Frage: Wo steht das alles? Also, dass sie damals einen Stein aus den Bergen Israels geholt, an den Ort der Zerstörung gebracht und einen Schwur über diesen Stein gesprochen haben? Also, dass sie dasselbe getan haben, wie diejenigen am Ground Zero.
Dazu Jes 9,9 in seinem Kontext:
Jes 9,7-11 Der Herr hat ein Wort gesandt gegen Jakob, und es fällt herab in Israel. Und das ganze Volk wird es erfahren, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die in Hochmut und in Überhebung des Herzens sprechen: Die Ziegelsteine sind eingefallen, aber mit behauenen Steinen bauen wir auf; die Maulbeerfeigenbäume sind abgehauen, aber wir setzen Zedern an ihre Stelle. Denn der HERR wird die Bedränger Rezins über es erheben und seine Feinde aufreizen: die Syrer von Osten und die Philister von Westen; und sie werden Israel fressen mit vollem Maul. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt.
Wir wissen nicht, wie der Bruder auf all diese Dinge kommt, denn all das steht da nicht und auch sonst wo in der Bibel nicht! Selbst der vorhin genannte “massive Stein” steht da nicht. Da geht es erst einmal um behauene Steine. Aufmerksame Bibelleser wissen, dass heilige Gegenstände, wie z.B. ein Altar unbedingt aus unbehauenen Steinen gemacht werden soll. Dazu kurz dasselbe Wort wie in Jes 9,9 aus der Torah:
2Mo 20,25 Und wenn du mir einen steinernen Altar machen willst, sollst du ihn nicht aus behauenen Steinen (hebr. “Gasit”) bauen …
Da das Volk damals im Trotz und Hochmut handelte (das stimmt wirklich, weil es der Text klar sagt), nahmen sie eben statt unbehauenen Steinen, behauene. Von einer massiven Größe oder dergleichen steht da nichts. Da es aber bei Ground Zero ein massiver Stein war, der aus einem Berg geholt wurde und darüber eine Art Schwur gesprochen wurde, tendiert man dazu, diese Dinge in den Text oder sogar in einzelne Wörter hineinzuinterpretieren.
Selbst die Betonung bzw. das Hinstellen der gesamten Zeremonie in ein äußerst negatives Licht, ist mehr als fraglich. Denn offensichtlich hat man sich dort den Terroristen – und nicht Gott – zum Trotz versammelt, um den Menschen, die Familien und Freunde verloren haben, Mut zu machen und Hoffnung und Zuversicht zu spenden. Egal wie gottlos Amerika auch sein mag und auch sicherlich ist (so wie jede Nation der Welt), kann dennoch nicht im entferntesten von einem Trotz gegen Gott die Rede sein. Das ist ein gefährliches Verdrehen der Tatsachen.
…
Hat man die bisher genannten Dinge übersehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die nächste Falle bzw. Gefahr nicht wahrgenommen wurde, die dieser hier ähnelt.
- Viel Richtiges und Wichtiges, mit ein wenig Falschem
Wie wir zuvor angemerkt haben, finden wir die grundsätzliche Botschaft des Bruders stets gut. Er redet nämlich immer wieder vom Abfall vom wahren Glauben und mangelnder Ernsthaftigkeit. Er ruft Amerika und seine Obersten zur Buße und Umkehr von ihren gottlosen Wegen auf und all das baut er in seine prophetischen Auslegungen mit ein. Das Gute dabei ist: Er wird von einem breiten Publikum gehört. Unter anderem weil er nicht irgendein kleiner Niemand ist, sondern eben ein Autor von mehreren Bestseller-Büchern.
Mit dieser positiven Vorprägung gehen viele an seine Auslegungen ran. Ähnlich wie der am Sonntag in die Kirche Gehende, der seinem Pastor vertraut. Und sicherlich sagt der Pastor viele richtige und wichtige Dinge, aber sehr wahrscheinlich lehrt er auch viele typisch christliche Dinge, die alles andere als wahr sind und großen Schaden anrichten können und es auch tun.
In anderen Worten: Innerhalb vieler wichtiger und richtiger Aussagen können sich auch falsche verbergen, die man, wenn man nicht aufpasst, schnell überhört.
Auch hierzu ein Beispiel:
Alle Aussagen stimmen im Grunde: Gott wird bewusst oder unbewusst immer mehr aus dem Leben verdrängt, man gehorcht ihm nicht voll und ganz, man rennt dem Geld hinterher usw. Das stimmt wie gesagt alles und holt in dem Sinne jeden aufrichtigen Nachfolger Jesu ab, denn auch er kennt diese Missstände unter Gläubigen.
Dadurch kann es passieren, weil man so sehr auf einem Blatt mit dem Präsentator ist, dass man unachtsam wird. Diese Unachtsamkeit kann dann dazu führen, dass man spätere Aussagen, die ebenfalls mit der Schmittah in Verbindung gebracht werden, leicht übersieht, wie vielleicht diese hier:
Damit sind die Supermächte, also die großen Nationen in der Weltgeschichte, gemeint. Aber die Frage ist:
Inwiefern bringt die Schmittah den Fall und den Aufstieg von Nationen? Wo steht das?
Selbst wenn man das Exil zu Daniels Zeiten nimmt, fand dadurch kein Wechsel der Mächte statt. Es gab dadurch kein neues Weltreich oder dergleichen. Sie sind ins Exil und 70 Jahre später wieder zurück. Das wars.
Da man aber als Beleg für die Schmittah-Theorie historische Kriege und Machtwechsel mit einbezieht, ist diese Behauptung natürlich nötig. Einen biblischen Beleg dazu gibt es aber nicht.
Was uns zu unserer nächsten Gefahr bringt, denn auch die zuvor getroffene Aussage, dass die Schmittah ”speziell den finanziellen Bereich betrifft“, ist so nicht richtig.
- Jüdischer oder christlicher Sauerteig bei der Interpretation von Prophetie
Die zuvor getroffene Aussage, dass die Schmittah als Zeichen des Gerichts auf das Volk zurückkommt und speziell den finanziellen Bereich betrifft, erscheint auf den ersten Blick total biblisch. Warum?
Das hat v.a. zwei Gründe:
1. Zu Zeiten Daniels ereilte das Volk das Gericht Gottes und sie mussten ins Exil gehen. Wie lange? So lange, wie das Land zur Schmittah nicht geruht hatte. Das ist die offensichtliche Verbindung zwischen Schmittah und Gericht.
2. Da man in der Schmittah nicht erntet und nicht sät und man dadurch – als zwingende logische Schlussfolgerung daraus – auch nicht mit den Früchten des Landes Handel treiben kann, erweckt das oberflächlich betrachtet den Anschein eines finanziellen Stillstands. Erst recht, wenn man behauptet, dass es ein Jahr der Ruhe für das Volk ist:
“Israel hat nicht nur einen Sabbat, jeder siebte Tag ist ein Ruhetag, sondern es gibt auch ein Sabbatjahr. Alle sieben Jahre ruhten sie.”
Das ist die Verbindung zwischen Schmittah und dem sog. “finanziellen Bereich”.
Jedoch gibt es mit der Verbindung zwischen “Schmittah, Gericht und Finanzen” gleich mehrere Probleme. Auf einige werden wir in den noch folgenden Punkten eingehen. Aber da es hier um das Thema “Sauerteig” geht, und wie dieser die Interpretation beeinflusst, ist der Fokus die Behauptung, dass sie in der Schmittah ruhen müssten.
Auch hier kann und muss man – im Gehorsam zu 5Mo 4,2 – sagen:
Von einem Gebot, dass man sich ausruhen muss, steht absolut nichts in der Heiligen Schrift geschrieben. Das Land soll ruhen. Darum geht es. Die Ruhe des Landes bringt dabei auch keinerlei Fluch in Form eines sog. wirtschaftlichen Stillstands. Ebenso ist der Schuldenerlass kein Fluch oder Gericht. Nichts dergleichen ist der Fall. Die Schmittah ist ein Segen. Durch und durch. Wenn man ihn befolgt und Gott gehorcht, wird es niemandem an irgendetwas fehlen.
Das ist aber nicht der einzige Denkfehler, denn die von Cahn erwähnte siebzigjährige Gefangenschaft in Babylon ist keine finanzielle Strafe gewesen. Das Volk erlitt dabei keine Hungersnot oder Armut, sondern sie wurden aus dem Land weggeführt. Warum? Eben damit das Land ruhen konnte. Also ist die Verbindung, dass die Schmittah und das damit verbundene Gericht sich auf den finanziellen Bereich konzentriert, eine falsche Schlussfolgerung, die aber auf den ersten Blick durchaus logisch erscheinen kann. Erst recht, wenn man die zwei Verbindungen (Schmittah und Gericht + Schmittah und Finanzen, die ja da sind) isoliert und verdreht betrachtet und dann am Ende noch miteinander vermischt.
Und diese Vermischung mit Gericht und Finanzen ist deswegen zwingend nötig, um nachher all die Parallelen zu den diversen Börsencrashs ziehen zu können. Ohne würde es nicht gehen.
…
Abschließend können wir zu der Gefahr hier festhalten:
Die Schmittah betrifft das Land, das ruhen soll und den Erlass der Schulden. Es gibt kein Gebot, dass man nicht arbeiten darf und auch keines, das irgendwie generell den Handel verbietet, wie es behauptet wird. Das sind alles keine göttlichen Gebote bzw. Verbote, sondern in dem Fall jüdischer Sauerteig.
- Falsche Verbindungen, falsche Grundannahmen
Hierzu vorab ein Beispiel, das wahrscheinlich viele aus Unterhaltungen mit unseren christlichen Geschwistern kennen: Man sagt, dass man das Gesetz hält, der Gegenüber versteht aber, dass man aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt werden will und deswegen das Gesetz hält. Da der Gegenüber an dieser falschen Verbindung festhält (Halten des Gesetzes = Rechtfertigung aus Gesetz, also ganz ohne Christus), erachtet er es für unmöglich, dass das Gesetz noch zu halten ist. Und da er oder sie es für unmöglich hält, wird man den Denkfehler dahinter und – besonders wichtig – alle daraus resultierenden Folgefehler nur schwer erkennen können.
So ähnlich war es zuvor mit der falschen Verbindung, die aus dem jüdischen Sauerteig kam: “Land ruhen lassen = finanzieller Stillstand”. Noch passender ist aber dieses Beispiel hier:
Falls man es nicht mehr auf dem Schirm hat: Mit ”Finanzkonten auf der ganzen Welt gelöscht” war der Börsencrash und der Verfall der Aktienwerte 2001 gemeint.
Auch bei dieser Aussage gibt es mehrere Probleme. Angefangen damit, dass natürlich nichts beim Börsencrash 2001, wie er sagt, “eery” (also “unheimlich, schaurig, furchterregend” oder dergleichen) war, sondern es war eine völlig nachvollziehbare und logische Konsequenz vom 11. September. Eben im Jahr 2001. Denn durch 9/11 entstand Unsicherheit und Panik, und je größer die Panik, desto größer die Auswirkung auf den Aktienmarkt. Ganz einfach.
2020 war es nicht anders. Warum? Corona. Auch da entstand Unsicherheit und Panik. Das Ergebnis daraus: Einer der fünf größten Börsencrashs der Geschichte (was übrigens kein Schmittah-Jahr war).
Aber unser Fokus ist für diesen 6. Punkt die falsche Verbindung bzw. die falsche Grundannahme, dass 2001 “Gott Konten gelöscht hat”.
Denn es wurden keine “Konten gelöscht”, auch wurden durch die Börse keine Schulden erlassen, wie es die Schmittah besagt. Was wirklich passiert war, ist: Das Guthaben – in Form von Aktien – gelöscht wurden. Wobei genau genommen “gelöscht” auch alles andere als richtig ist, denn da wurde nichts gelöscht, sondern der Wert vieler Aktien war gefallen.
Kurz und knapp kann man diese falsche Verbindung auch wie folgt zusammenfassen:
Schmittah sagt: Schulden gelöscht,
seine Interpretation sagt: “Finanzkonten von Gott gelöscht”,
die Realität sagt aber einfach nur: Aktienwerte sind gefallen.
So offensichtlich falsch diese Verbindung auch sein mag (und es gibt noch viele mehr in diesen Zusammenschnitten), kann sie bei der Fülle der Informationen und bei der Vermischung mit vielen richtigen Aussagen leicht übersehen werden. Und das obwohl es sich hier um einen wirklich maßgeblichen Fehler handelt.
Man könnte und muss dazu sagen: Wenn diese falsche Verbindung, genauer, diese falsche Grundannahme nicht wäre (ähnlich wie das Beispiel des Sauerteigs beim 5. Punkt), müsste man alles, was mit dem Thema Börsencrashs zu tun hat, komplett ausklammern. Alles dazu wäre hinfällig.
Erst recht, wenn in diesem Zusammenhang einem der nächste Punkt aufgefallen wäre.
- Selektierte Informationen
Dazu eine Tabelle, die bei der DVD gezeigt wird:
Hier sollte eigentlich jedem das Offensichtliche auffallen:
1973 auf 1980 sind 7 Jahre.
1980 auf 1987 sind 7 Jahre.
2000 auf 2007 sind 7 Jahre.
Aber wo ist das Jahr 1994 geblieben?
Das ist natürlich auffällig und gelinde gesagt seltsam. Aber das noch “Seltsamere” ist, dass man danach auf der DVD dennoch explizit auf das Jahr 1994 eingeht, indem man den Zusammenbruch des Anleihenmarkts aufführt. Man übergeht es also nicht einfach, sondern erwähnt es unabhängig von dieser Tabelle dann separat.
Die Frage ist nun: Warum wird das nicht direkt in der Tabelle mit den Jahreszahlen der anderen Ereignisse angezeigt?
Antwort: Wäre es mit aufgeführt worden, wäre eines sofort aufgefallen:
1973, 1980, 1987, 1994, 2000, 2007. Das haut so nicht hin, denn es sind zunächst immer 7 Jahre, aber von 1994 auf 2000 sind es auf einmal 6 Jahre und dann auf 2007 wieder 7. Das heißt, genau bei 1994, also da, wo es auffallen würde, hat man sich dafür entschieden, sie bei der Auflistung wegzulassen.
Unabhängig von diesem (wir umschreiben es mal so positiv wie möglich) Leichtsinnsfehler gilt sowieso bei sowas immer:
Bei Zahlen und Daten
prüfe, ob sie stimmen!
In anderen Worten: Selbst wenn die Jahreszahlen durchgehend sieben Jahre Abstand gehabt hätten, müssten die Ereignisse zu diesen Angaben ja dennoch geprüft werden. Denn wer sagt, dass sie stimmen, nur weil sie so dastehen?
Prüft man also die Jahreszahlen 1973, 1980, 1987, 2000, 2007 wird man keine Liste finden, bei der diese fünf Jahreszahlen als die erwähnten “fünf großen Wendepunkte im Finanzbereich” aufgeführt werden. Wir haben wirklich versucht, diese Daten auf irgendeine Art und Weise zu verifizieren. Wir haben uns also nicht sofort mit den ersten Treffern zufrieden gegeben, die nicht mit seiner Liste übereingestimmt haben. Da im Video keinerlei Quellenangaben gemacht werden (dazu kommen wir gleich noch) haben wir die Suche auf die USA beschränkt, um andere Ergebnisse zu erhalten. Auch haben wir die Recherche erweitert, indem wir nach Abstürzen verschiedener Aktienindexe, wie z.B. den Dow Jones, S&P 500, NASDAQ usw., gesucht haben, aber ohne Erfolg. Stattdessen hat man ganz andere Daten immer und immer wieder zu Gesicht bekommen.
Nur als Beispiel hier eine chronologische Auflistung von “Finanzen.net” mit den größten Börsencrashs der Geschichte:
- Der Tulpencrash 1637
- Die Panik von 1907
- Der Schwarze Freitag 1929
- Der Schwarze Montag 1987
- Die Japanische Vermögenspreisblase 1992
- Asien-Krise 1997
- Russland-Krise 1998
- Die Dotcom-Blase 2000
- 11. September 2001
- Lehman Brothers 2008
- Flash Crash 2010
- Fukushima März 2011
- Schuldenkrise 2011
1980 fehlt. 1994 ebenso. Auch 2007, wobei man diesen Crash auch “erweitern” und sagen könnte, dass er 2007/08 war.
Und zu diesem “Erweitern von Zeitpunkten zu Zeiträumen” kommen wir jetzt.
- Künstliche Genauigkeit
Wir steigen dieses Mal direkt mit einem Zitat ein:
Diese Worte erwecken natürlich den Eindruck höchster Präzision und durch den Schlusssatz, dass keine menschliche Hand so etwas hätte machen können, wird Gottes Fügung mehr als nur suggeriert. Sie wird als zwingende Schlussfolgerung festgehalten.
Zu dieser hohen Präzision ein zweites Zitat:
Wie man anhand dieses Beispiels sehen kann, wird nicht das Startdatum des Crashs genommen (das wäre im Fall der Großen Depression 1929), sondern man nimmt ”ihre kritischste und schlimmste Phase von 1930 bis 1931”.
Wenn man die Daten genauer prüft und sich mit dem Thema Börsencrashs auseinandersetzt, wird man schnell verstehen, dass ein Crash keine Momentaufnahme ist. Die soeben genannte “Große Depression” war eine Weltwirtschaftskrise, die von 1929 bis 1932 ging. Der Dow Jones fiel dabei vom Sep. 1929 bis Juli 1932 um 89%. Andere Beispiele wären die Hypothekenkrise, bei der der Dow Jones vom Okt. 2007 bis März 2009 um 54% fiel oder die Dot.com Blase, die von Jan. 2000 bis Okt. 2002 ging, usw. usf.
Durch diese Zeitfenster hat man natürlich bei jedem Crash mehrere Möglichkeiten für Jahreszahlen, aus denen man selbst wählen kann. Das heißt am Beispiel der sog. “Großen Depression”:
Der Crash ging von 1929 bis 1932. Wenn man jedes Jahr einzeln nimmt (also 1929, 1930, 1931 und 1932), dann deckt man damit schon mal vier Jahre eines siebenjährigen Schmittah-Zykluses ab. In anderen Worten: Ist das Schmittahjahr 1932, dann nimmt man das Ende des Crashes, ist das Schmittahjahr 1929, sagt man, dass man den Anfang nimmt. Und ist das Schmittahjahr dazwischen, dann nimmt man, wie zuvor zitiert: ”ihre kritischste und schlimmste Phase”. Man sucht sich also das Passende aus.
Ähnlich ist es mit den erwähnten Siebenen, die als Zeichen der Schmittah beschrieben werden, nur dass es da noch “ungenauer und undurchsichtiger” wird, da es um ein Vielfaches schwieriger ist, die Stelle mit den Siebenen, also den Wertverlust um 7% im Jahre 2001 und 2008 oder den Fall um 777 Punkte oder dann auch um 7.000 Punkte zu prüfen. Da der Zeitpunkt beliebig gewählt werden kann, ist auch hier ein Prüfen im Grunde unmöglich.
Da wir dem Bruder keinesfalls bewusstes Handeln unterstellen wollen, denken wir, dass man, wie schon beim letzten Punkt auch, unbewusst Rosinen gepickt hat. Das Problem dabei ist, dass durch all das ein Gefühl höchster Präzision vermittelt wird. Und dadurch werden dann aus diesen ausgesuchten Daten keine Zufälle, sondern von Gottes Hand gefügte Zeichen. Wenn man dann aber genauer hinsieht, erkennt man am Ende dann doch nur des Menschen Hand in dem Ganzen.
…
Das gilt übrigens für sehr, sehr Vieles, wo in irgendeiner Art und Weise Zahlen involviert sind. Was hat man da nicht schon alles für höchst beeindruckende Interpretationen gesehen, die am Ende alle – im übertragenen, aber dennoch passenden Sinne – gegen Null liefen.
Ein kleines Beispiel dazu, welches unmittelbar mit unserem Thema zu tun hat, ebenfalls aus der Finanzwelt stammt, ebenfalls auf seine Weise spannend ist und viele der bisher erwähnten Punkte mit veranschaulicht.
Es geht dabei um eine Person namens Martin Armstrong.
Ein kontrovers diskutierter Finanzexperte (für viele sogar ein Finanzgenie), der vom Tellerwäscher zum Multimillionär wurde. Er machte Geschäfte mit den größten Unternehmen der Welt und führende Kräfte aus Wirtschaft und Politik holten sich Rat bei ihm. Sein Erfolgsrezept war: Das Voraussagen von Börsenschwankungen. Wie? Nicht anhand der 7 der Schmittah, sondern bei ihm war es die Kreiszahl Pi. Ja, genau. Das, was man aus der Schule kennt, die 3,141 usw.
Dazu nun zwei ein- bis zweiminütige Ausschnitte. Einmal aus der Einleitung einer Doku, die einen guten Überblick über das Thema gibt und einmal aus einem Interview mit ihm.
Arte: “Bald krachts”.
Das ist der Satz mit dem Martin Armstrong zur Legende wurde. Seine erste Million hatte er mit 14. Studiert hatte er nie, dafür managte er in den 80iger und 90iger Jahren Milliarden Dollar für seine Kunden. Er war Ökonom des Jahrzehnts, und sein Pi-Code war für viele eine Art Weltformel. Denn dank ihr hatte er mehrere große Krisen in der Finanzwelt fast auf den Tag genau vorhergesagt:
Den Wallstreet Crash 1987, die Russland Krise 1989, die Dotcom Blase 2000, die Eurokrise 2009.
Seine These: Es geschieht genau alle 8,6 Jahre oder genauer alle 3141 Tage. Denn das ist das 1000fache der Zahl Pi.
Weil die Menschheit einfach blind ihre Fehler wiederhole, unterliege auch die Wirtschaft einem unausweichlichen Auf und Ab. Am Ende landete der Krisen-Prophet im Gefängnis, weil Bankenlobby und Regierung die Formel haben wollten, die berechnet, wie die Weltwirtschaft tickt.
So seine Version der Geschichte.
Martin Armstrong: Spinner oder Genie?
Entscheiden sie selbst.
Nach dem Film von Markus Vetter und Karin Steinberger.
I: Unglaublich.
Das Modell ist als Pi-Modell bekannt. Kannst du uns sagen, warum das so ist? Was ist der Zusammenhang zwischen Pi und den Zyklen?
M: Der Zyklus, den ich ausgearbeitet habe. Ursprünglich hatte ich eine Liste von internationalen Paniken aus dem Wall Street Journal, veröffentlich im Jahr 1907. Und sie umfasste 224 Jahre. Es gab 26 Vorfälle.
Also habe ich das einfach geteilt und bin auf 8,6 gekommen. Ich dacht, das ist ja interessant.
Die meisten Menschen gehen davon aus, dass jeder “Business-Zyklus” etwa 8 Jahre beträgt.
Und so habe ich es vorhergesagt und es geschah an jenen Tagen.
Ich dachte nur: Dies ist nur ein Durchschnittswert, es sollte so nicht funktionieren. Aber dieses Modell hat den exakten Tag des ’87 Crash vorhergesagt. Den Höchststand im Jahr 2007.
I: Hast du nicht auch den Kollaps des Long-term capital vorhergesagt?
M: Ja.
Wann der Kommunismus fallen würde, den japanischen Zusammenbruch Ende ’89, und das sind feste Daten.
Man kann sie nicht manipulieren und sagen, die Daten sind verfälscht oder ähnliches. Es sind Vorhersagen für ein Jahrhundert.
Und so habe ich versucht, herauszufinden warum es genau war, denn für mich hat es keinen Sinn ergeben.
Es stellte sich heraus, dass die 8,6 Jahre, 3145 Tage sind. Es stellt sich heraus, dass es Pi mal 1000 ist.
Und dann, je mehr ich mich damit beschäftigte …
Dem aufmerksamen Zuhörer ist wahrscheinlich direkt im ersten Ausschnitt aufgefallen, dass die genannten Daten zu der These: “Es geschieht alle 8,6 Jahre, genauer alle 3141 Tage (bei ihm sind es, wie im Interview gesagt: 3145 Tage), denn das ist das tausendfache der Zahl Pi.” nicht ganz passen:
- Wall Street Crash 1987
- Russlandkrise 1998
- Dotcom-Blase 2000
- Euro-Krise 2009
Offensichtlich liegen diese Daten nicht jeweils 8,6 Jahre voneinander entfernt (auch nicht sieben Jahre).
Im Interview wird es dann aber noch kurioser, denn dort werden nicht nur Bewegungen an der Börse erwähnt, sondern z.B. auch der Fall des Kommunismus. Ähnlich wie bei Jonathan Cahn wird das sog. (Interpretations-) “Modell” auf alles Mögliche erweitert. Der große Vorteil dabei ist (ebenfalls wie bei Cahn zuvor), dass man auf diese Weise viel mehr Jahreszahlen, also viel mehr Ereignisse zur Verfügung hat, die man für seine Auslegung nutzen kann: Börsencrashs, aber eben auch Kriege, getroffene politische Entscheidungen, auch Terroranschläge wie 9/11 tauchen bei Martin Armstrong auf.
Dann ist seine Aussage, dass das ja alles fixe, nicht zu manipulierende Daten seien, nur auf der Oberfläche ein sehr starker Beleg für die eigene Theorie. Beim genaueren Hinsehen merkt man aber auch hier die künstliche Genauigkeit durch das Rosinenpicken aus unzähligen Ereignissen.
Am Ende gilt auch für dieses kleine Beispiel:
Selbst wenn man vielleicht nicht schlau genug ist und den sog. “Pi-Code” gar nicht richtig versteht, kann man eines auf jeden Fall sagen:
Auch hier wurden Vorhersagen getroffen,
die nicht eingetroffen sind.
Und das waren nicht irgendwelche “kleinen Vorhersagen”, sondern es wurde z.B. für den 1. Oktober 2015 ein wirtschaftlicher “Big Bang” von Armstrong prophezeit. Übrigens ein Zeitpunkt, der sich mit Jonathan Cahns Auslegung überschneidet. Hier kamen also zwei spektakuläre Modelle an einem Punkt zusammen. Der eine mit den 7 Jahren der Schmittah, der andere mit den 8,6 Jahren der Kreiszahl Pi. Aber wie gesagt: Der Crash und alles andere blieb aus.
Dennoch sind unzählige Menschen auf diesen “Pi-Code”-Zug aufgesprungen. Und viele sind immer noch drauf. Siehe das Interview, das im September 2023 aufgenommen wurde, also acht Jahre nach der nicht eingetroffenen “Prophezeiung”.
Das Interessante dabei ist: Der Interviewende war nicht irgendwer, sondern Marc Friedrich, Finanzexperte und Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor mit sechs SPIEGEL-Bestsellern. In Folge. Da drängt sich dann einem vielleicht doch erneut die Frage auf: “Verstehe ich vielleicht den Code nicht? Wenn solche Größen darüber reden, dann muss doch was dran sein.”
Natürlich ist da was dran. So wie auch bei Jonathan Cahns Auslegung was dran ist. Daher ja all die zuvor erwähnten Fallen und Gefahren, mitunter der Punkt: “Viel Richtiges und Wichtiges, mit ein wenig Falschem”.
Überall ist also etwas dran. Das macht es ja so trügerisch – und schwer, Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden. Erst recht, wenn man kein Experte auf dem Gebiet ist. Daher ist es umso wichtiger, sich auf die Vorhersagen zu berufen, die eben, in beiden Fällen, nicht eintrafen. Da kann alles, was zuvor gesagt wurde, noch so sensationell, reißerisch, kreativ und bahnbrechend sein. Spielt am Ende alles (!) keine Rolle, denn das vorhergesagte Ereignis ist nicht eingetreten und somit hat sich das Modell selbst entkräftet.
- Mangelnde Quellenangaben
Diese Gefahr ist im Grunde selbsterklärend. Sie ist ungefähr so, wie wenn bei einer biblischen Auslegung die Versangaben fehlen. Einer redet und redet, aber zitiert am Ende keinerlei biblische Quellenangaben, also Verse, für seine Behauptung.
So ähnlich war es z.B. für die letzten beiden Gefahren bzw. Fallen (mit der künstlichen Genauigkeit und der selektierten Information): keinerlei Quellenangaben.
Da man aber im Zeitalter der Massenverwirrung, wo im Internet jeder jedwede Information verbreiten kann, alles prüfen muss, sind für solche und ähnliche Dinge Quellenangaben unabdingbar. Fehlen sie, sollten die Alarmglocken angehen. Was uns zu unserem letzten Punkt bringt.
- Konsumieren statt prüfen
Dieser letzte Punkt betrifft weniger den “Sender”, also weniger diejenige Person, die die Information präsentiert, sondern vielmehr den “Empfänger” der Information. Also in dem Fall uns, die wir uns die Interviews und Videos angesehen haben.
Dennoch, zu einem gewissen Grad, hat auch der Präsentator dasselbe Problem.
Inwiefern?
Würde man z.B. eine Auslegung machen, bei der man weiß, dass es nicht einfach nur ein Youtube-Video sein wird, was querbeet alle möglichen Leute anschauen werden, sondern eine Auslegung, die vielleicht explizit an aufmerksame, alles hinterfragende und prüfende Gläubige geht, würde man sicherlich anders an die Sache gehen. Man würde (nur um das anschaulichste Beispiel aus den zuvor genannten Punkten zu nennen) nicht auf die Idee kommen, keine Quellenangaben zu seinen Behauptungen zu machen. Man wüsste: “So brauche ich gar nicht an die Sache gehen. Die würden mir meine Auslegung in der Luft zerreißen, wenn ich da mit haltlosen Behauptungen ohne Versangaben um die Ecke komme.”
Da wir aber in einer Konsumgesellschaft leben (sowohl für materielle Güter als auch für immaterielle Dinge, wie eben Information), sinkt der Anspruch mehr und mehr – sowohl beim Sender als auch beim Empfänger von Information. Alles wird sich mehr oder weniger nur noch “reingezogen”.
Wenn mit dieser “Konsumenten-Einstellung” dann noch …
- kaum auffallende, minimale Veränderungen gemacht werden (3.),
- viel Richtiges und Wichtiges, mit ein wenig Falschem vermischt wird (4.),
- jüdischer oder christlicher Sauerteig mit einfließt (5.),
- falsche Verbindungen gemacht werden (6.),
- Informationen nach eigenem Ermessen selektiert, also vorab Rosinen gepickt werden (7.),
- eine künstliche Genauigkeit kreiert wird, sodass der Empfänger geblendet wird (8.),
- das Ganze dann noch dramatisch aufbereitet wird (2.),
- und am Ende kaum bis keine Vers- bzw. Quellenangaben gemacht werden (9.),
… dann darf man sich nicht wundern, dass, wie in diesem Fall, die Infos auf den ersten Blick nicht nur faszinierend, sondern eben auch überzeugend sind, am Ende aber dann doch nichts passiert ist.
…
Zusammenfassend kann man all die zuvor genannten Punkte auch in einer Art Merkspruch bzw. Eselsbrücke vereinen. Sie lautet:
Was nicht passt, wird
– meist völlig unbewusst –
passend gemacht.
Ob nun durch falsche Verbindungen, minimale Veränderungen, Sauerteig, Rosinenpicken oder was auch immer. Am Ende kann dann so etwas rauskommen, wie bei den Ausschnitten. Und das waren bei weitem nicht alle Fehler, die darin vorkamen, sondern nur eine Auswahl. Dennoch sind, zumindest in Amerika, viele auf diesen Zug aufgesprungen.
Nicht nur aus diesem Grund kann und sollte man die zuvor genannte Eselsbrücke nicht allein auf den Sender der Information begrenzen, sondern den Empfänger mit einschließen. Zum Beispiel so:
Der eine macht unbewusste Fehler
und der andere merkt es nicht.
Sender: unbewusste Fehler
Empfänger: unbemerkte Fehler
Dadurch verbreitet sich das Gift des Halbwissens und das Virus der unbemerkten Halbwahrheiten wie ein Lauffeuer. Nicht durch die Luft, sondern durchs Internet. Dies führt dann dazu, dass sich der Machtbereich Babels bzw. Babylons (übersetzt bedeutet das: “Verwirrung”) immer mehr vergrößert. Und das schneller und heftiger denn je.