Falsches Gottesbild

Zehn verzerrte Gottesbilder

So wie die Auswirkungen von Lügen und Irrlehren gravierend für unser ganzes Leben sein können, so können es auch die Auswirkungen eines falschen Gottesbildes sein.

Sie können unsere Gedanken, Gefühle, wichtige Entscheidungen,
unseren Glauben, wie wir Lehren aufnehmen
und vieles mehr negativ beeinflussen!

Die mit am häufigsten vorkommenden und im negativen Sinne kraftvollsten Gottesbilder sind:

  1. Der richtende und stets strafende Gott
  2. Der alles tolerierende Gott
  3. Der alles fordernde Gott
  4. Der alles erfüllende Wohlfühlgott
  5. Der alte, brutale und ungerechte Gott
  6. Der neue Jesus-Gott
  7. Der alles bewirkende Gott
  8. Der zu beschäftigte Gott
  9. Der Wenn-Dann-Gott
  10. Der Gebote-Gott

Wer sich die zehn etwas genauer ansieht, wird merken, dass die ersten acht quasi aus vier gegensätzlichen Paaren bestehen. Aber auch die letzten beiden hängen unmittelbar miteinander zusammen.

Wir fangen mal in umgekehrter Reihenfolge mit diesen beiden letzten an:

Der Wenn-Dann- und der Gebote-Gott

Mit dem Gebote-Gott ist gemeint, dass bei einigen Geschwistern die primäre Eigenschaft, die sie mit Gott in Verbindung bringen, diejenige ist, dass er seinen Kindern eine ellenlange Liste an Ge- und Verboten gibt. In diesen Ge- und Verboten wird dann auch nicht Gottes vollkommene Gerechtigkeit oder die Liebe und Fürsorge für seine Kinder gesehen, sondern eben eine Liste mit Dingen, die man tun muss und anderen, die man nicht tun darf.

Sehr oft ist mit dieser Sichtweise dann auch ein Wenn-Dann-Verständnis verknüpft. Soll heißen: Wenn man seine Gebote befolgt, dann gibt es eine Belohnung. Tut man sie nicht, dann wird man bestraft.

Zu einem Teil stimmt das auch. Genauso wie es stimmt, dass unser Gott uns Gebote gegeben hat. Nur die Verzerrung dieser Tatsachen ist das, was es ungesund macht. Denn es kommt leider immer wieder mal vor, dass diese Sichtweise bei einigen weit über die Gebote Gottes hinausgeht, indem z.B. ganz alltägliche Situationen – ohne direkten Zusammenhang zu einem Gebot – so bewertet werden, dass wenn die Entscheidung so oder so getroffen wird, dann Gott entsprechend dem auch so oder so handeln wird: “Gehe ich heute meinem Hobby nach, dann wird mich Gott dafür strafen.” oder eben als Gegenteil: “Verzichte ich heute aber darauf und lese stattdessen in der Bibel, dann wird mich Gott dafür belohnen.”, so auf die Art: “Ich tue das jetzt für dich, dafür musst du wiederum jenes für mich tun!”.

Auch hierzu wieder Selbstprüfungsfragen, die Aufschluss darüber geben können, ob oder warum man vielleicht eine derartige oder ähnliche Sichtweise auf Gott hat. Diese wären zum Beispiel:

  • Wenn ich anderen einen Gefallen tue, erwarte ich da bewusst oder insgeheim (in der Ecke meines Herzens), dass man mir im Gegenzug dafür auch einen Gefallen tut?
  • Hatte ich eine Kindheit, die ich eher damit verbinde, dass ich immer nur Regeln befolgen musste?
  • Wurde mir in einer ungesunden Weise generell ein Wenn-Dann-Verständnis beigebracht?
  • Liebt mich Gott nur, wenn ich keine Fehler mache?
  • Hinterfrage ich den Sinn jedes einzelnen Gebots und erkenne darin die Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe Gottes oder befolge ich sie einfach nur?
  • Anlehnend daran:
    Sind die Gebote Gottes für mich eher eine Liste, die ich dem Buchstaben nach abarbeite oder verstehe ich wirklich, dass sie mir alle zum Besten dienen? (5Mo 10,13)

Der alles bewirkende und der zu beschäftigte Gott

“Der Zug hat sich verspätet, Gott prüft meine Geduld.”, “Ich habe mich erkältet, Gott will mir dadurch etwas sagen.”, “Dieses und jenes ist schiefgegangen, das hat einen tieferen Sinn.” usw. sind Aussagen und Gedanken, die sehr anschaulich das erste der beiden Gottesbilder, um das es hier geht, beschreiben. Bei dieser Vorstellung gibt es mehr oder weniger keine Zufälle, sondern alle Geschicke und Geschehnisse des Alltags werden quasi von Gott gelenkt und gefügt.

Auf dieses verzerrte Gottesbild sind wir im vorletzten Teil: “Zufall und Zeichen” ausführlich eingegangen und haben uns die biblischen Tatsachen dazu angesehen. Wen dieses Gottesbild genauer interessiert, kann da mal reinschauen.

Das Bild vom zu beschäftigten Gott ist hingegen genau das Gegenteil. Er kümmert sich so gut wie gar nicht um unsere Belange und Gebete erhört er in dem Sinne auch nicht, weil zu viele Menschen etwas von ihm wollen und er daher viel zu beschäftigt ist. Oft wird diese Sichtweise auch begleitet von Gedanken wie: “Wieso sollte sich Gott um mich kümmern? Ich bin viel zu unwichtig!”; d.h. das ohnehin schon falsche Gottesbild wird durch den geringen Selbstwert noch weiter verzerrt.

Passende Selbstprüfungsfragen zu diesen beiden Gottesbildern könnten wie folgt aussehen:

  • Wurde ich in meiner Kindheit häufiger mal vertröstet oder habe ich sogar den Eindruck, dass man sich kaum um meine Bedürfnisse und Wünsche gekümmert hat?
  • Wurde mir als Kind immer wieder das Gefühl gegeben, dass ich störe?
  • Bin ich eventuell mit Lehren in Berührung gekommen, die behaupten, dass Gott jeden einzelnen Schritt lenkt und führt? Oder eben, dass es gar keine Zufälle gibt?
  • Habe ich die starke Tendenz dazu, in allem entweder Gott oder den Teufel zu sehen?
  • Suche ich in völlig alltäglichen Geschehnissen nach Wirkungen Gottes, d.h. dass mir Gott durch diese Dinge stets etwas mitteilen will?
  • Wie gehe ich damit um, wenn meine Gebete nicht erhört werden? Inwiefern beeinflusst das mein Bild von Gott?
  • Fühle ich mich von ihm vernachlässigt? Mache ich ihm vielleicht sogar Vorwürfe?
  • Wie stehe ich zu mir selbst? Wie hoch ist mein Selbstwertgefühl?

Wenn du dich in diesen Fragen wiedererkennst, rede mit einer Person deines Vertrauens darüber.

Die restlichen sechs verzerrten Gottesbilder …

… wollen wir zusammen behandeln, weil die Überschneidungen untereinander sehr groß sind. Das heißt, dass z.B. jemand, der denkt, dass Gott ungerecht und brutal ist, ihn meist auch als richtenden und strafenden Gott sieht; gleichzeitig auch als einen, der ständig (meist unerfüllbare) Forderungen an uns und unser Leben stellt.

Natürlich können die jeweiligen Gottesvorstellungen auch getrennt voneinander vorkommen, soll heißen, dass es durchaus Geschwister geben kann, die Gott als strengen Richter sehen, aber keineswegs als ungerecht und brutal.

Damit man die jeweiligen Vorstellungen besser zuordnen kann, kurz ein paar Stichpunkte zu jedem einzelnen von ihnen.

Der alte, brutale, ungerechte Gott:
Bedingt durch den immer stärker werdenden Zeitgeist in der Welt kann es passieren, dass man ganz unbewusst davon beeinflusst wird und so das Handeln Gottes oder seine Gebote nicht mehr als zeitgemäß, sondern als radikal und/oder ungerecht empfindet. Dieses falsche Gottesbild kann aber auch mit der weit verbreiteten christlichen Lehre zu tun haben, die behauptet, dass es quasi zwei Götter in der Bibel gab: einmal den im Alten Testament und einmal …

… den neuen Jesus-Gott im Neuen Testament:
Für viele mag diese Unterteilung total absurd klingen (Gott sei Dank!), aber es gibt immer mehr Menschen, die an so etwas glauben.
Zur besseren Unterscheidung hierbei, sei gesagt: Es geht bei diesem Gottesbild nicht darum, dass man der Lehre folgt, dass Jesus – entsprechend dem Dogma der Dreieinigkeit – Gott sei. Sondern hier geht es darum, dass sie Jesus als Gott bestimmte Eigenschaften geben, die nach ihrer Vorstellung der alte Gott des ATs nicht hat. Welche Eigenschaften das sind, die angeblich anders sein sollen, fällt je nach Denomination unterschiedlich aus.

Der richtende und stets strafende Gott:
Diese Vorstellung gibt es quasi in jeder Glaubensrichtung. Sie ist so etwas wie ein universelles Gottesbild. Selbst einige Atheisten haben, obwohl sie gar nicht an einen Gott glauben, eine derartige Vorstellung. Dieses Gottesbild beschreibt unseren gnädigen, barmherzigen, geduldigen und liebevollen Gott als einen, der quasi nur darauf wartet, dass wir eine falsche Bewegung machen. 

Der alles tolerierende Gott:
Zu diesem Gottesbild könnte man auch sagen: “Gott liebt mich, so wie ich bin. ‘Aus der Gnade fallen’ kann ich ja sowieso nicht, daher kann ich im Grunde auch alles machen, worauf ich Lust habe.”
Natürlich gibt es auch hier Abstufungen. Diese unterschiedlichen Ansichten führen dann dazu, dass jeder seinen individuellen “Gebote und Verbote”-Katalog hat, was Gott durchgehen lässt und was nicht.

Der alles fordernde Gott:
Hier geht es darum, dass eine Art ungesunder Dauerdruck von Gott gespürt wird. Man müsse so etwas wie perfekt sein. Ist man das nicht, erfüllt man nicht seine Vorstellungen. Meist geht diese Vorstellung Hand in Hand damit, dass man Gottes überreiches und völlig unverdientes Gnadengeschenk nicht annehmen kann. Es ist dann so, als müsse man dann doch etwas dafür tun, um es sich zu verdienen.

Der alles erfüllende Wohlfühlgott:
Ein Gottesbild, das logischerweise dem aktuellen Zeitgeist der Welt entsprechend immer mehr Anhänger findet, denn dieser Gott will jedes seiner Kinder reich und wohlhabend machen. Er ist eine Art “Wünsch dir was”-Gott, der einem alles erfüllt. Da ein derart falsches Gottesbild schnell enttarnt werden würde, braucht es den Zusatz: Macht Gott einen nicht reich, dann macht man etwas falsch. So die Irrlehre.

… 

Das war stichpunktartig der Kern der sechs falschen Gottesbilder. Da auch hier unser Fokus wieder die Selbstprüfungsfragen sind und diese sich für die zusammenhängenden Gottesvorstellungen kaum unterscheiden, haben wir sie hier in zwei Dreiergruppen aufgeteilt.

Die Selbstprüfungsfragen zu den drei zusammenhängenden Vorstellungen eines ungerechten, stets strafenden und fordernden Gottes wären zum Beispiel diese hier (Wir fangen zum Einstieg wieder mit Fragen zur Kindheit an, die sich, wie die anderen Fragen aus dem letzten Block auch, überschneiden können):

  • Habe ich mich als Kind oft ungerecht behandelt gefühlt? Oder gar zu Unrecht bestraft?
  • Hatte ich generell das Gefühl, weniger geliebt, aber dafür umso mehr mit elterlichen Geboten gemaßregelt zu werden?
  • Haben meine Eltern stets Anforderungen an mich gestellt? Egal ob in der Schule, im Hobby oder auch fürs Berufsleben?
  • Wurde ich mit anderen Kindern verglichen? Wurde von mir erwartet, dass ich genau so bin und das kann, was die anderen können?
  • Waren meine Eltern selten zufrieden mit dem, was ich geleistet habe?
  • Gehe ich streng mit mir selbst ins Gericht? Habe ich hohe Anforderungen, die ich an mich stelle?
  • Bin ich ein ängstlicher Mensch? Habe ich Angst vor Strafe?
  • Denke ich, dass mir keine Gnade zusteht und ich stattdessen streng und hart bestraft werden müsse?
  • Abschließend auch hier die passende letzte Frage: Habe ich ein geringes Selbstwertgefühl, sodass ich bewusst-unbewusst denke, dass ich Leistung erbringen muss, um geliebt und angenommen zu werden?

… 

Nun noch die Selbstprüfungsfragen zu den drei zusammenhängenden Vorstellungen eines neuen, alles tolerierenden und alles erfüllenden Gottes:

  • Wurde mir als Kind jeder Wunsch von den Lippen abgelesen?
  • Wurde ich “liberal” erzogen? Durfte ich mehr oder weniger machen, was ich will?
  • Wurde mir eine Teilung eines AT- und NT-Gottes vermittelt?
  • Und die sicherlich aufschlussreichste aller Fragen ist eine nur schwer zu beantwortende, denn sie hat etwas mit dem trügerischen Herzen (Jer 17,9) zu tun:
    Kann es sein, dass ich mir Gott auf diese neue, tolerierende Weise vorstelle, um in vielen Bereichen meines Lebens nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen leben zu können?

Diese und ähnliche Fragen können Aufschluss über die hier aufgelisteten verzerrten Gottesbilder geben. Prüfe dich anhand dieser Fragen und wenn du dir unsicher bist, frage bei Vertrauenspersonen nach, damit sie dir bei deiner Selbstreflektion helfen können.