Falsches Gottesbild

Was sagt uns die Heilige Schrift über unseren Gott?

Offensichtlich können wir von jeder einzelnen Seite der Bibel etwas über unseren Gott lernen. Gleichzeitig ist es aber mindestens genauso offensichtlich, dass das schon viele gemacht haben und sie dennoch nicht alle auf dasselbe Gottesbild kommen.

Wir maßen uns daher nicht an, ein komplettes Bild von unserem Schöpfer zu haben, sondern wir wollen hier lediglich die wichtigsten, sich am häufigsten wiederholenden und vor allem interpretationsfreien Tatsachen über unseren Gott anhand von Versen zusammenstellen. Die gleich folgenden Eigenschaften sind also diejenigen, die in der Komplexität des Wesens unseres Gottes in der Heiligen Schrift am meisten betont und am klarsten in den Vordergrund gestellt werden.

Gott ist treu:
5Mo 7,9 So erkenne nun, dass der HERR, dein Gott, der wahre Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren, auf tausend Generationen.

Gott ist 100% glaubwürdig, vertrauensvoll und gerecht:
5Mo 32,4 Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er.

Gott ist gnädig und barmherzig:
Ps 69,17 Erhöre mich, HERR, denn deine Gnade ist freundlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit.

Gott ist hilfsbereit:
Jes 41,10 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!

Gott kümmert sich um uns und beschützt uns, wie ein Hirte seine Schafe:
Ps 23,1 Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.

Gott ist Tröster und Beschützer:
Jes 51,12 Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer bist aber du, dass du dich vor dem sterblichen Menschen fürchtest, vor dem Menschenkind, das wie Gras dahingegeben wird,

Gott liegen die Schwachen und innerlich Verletzten besonders am Herzen:
Wichtige Anmerkung hierzu, weil ein falsches Verständnis auch hier das Gottesbild verzerren kann: Der Heilungsprozess, den Gott mit ausnahmslos jedem (!) seiner Kinder beginnt, kann wie eine Wunderheilung in einem Augenblick geschehen, aber in den allermeisten Fällen ist es ein andauernder, stetiger Prozess, bei dem die betroffene Person wesentlich mehr über sich, das eigene Herz, seine Verletzungen, ihren Ursprung und dergleichen verstehen lernt. Diese Art der Heilung ist viel tiefgehender und auch anhaltender als eine Wunderheilung, die im Nu geschieht. Wann, wie und bei wem Gott das eine so oder das andere so macht, sollten und dürfen wir im vollsten Vertrauen ihm überlassen. Fakt ist: Er wird helfen! Jedem seiner kostbaren Kinder!
Jes 57,15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Name »Der Heilige« ist: In der Höhe und im Heiligtum wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist, damit ich den Geist der Gedemütigten belebe und das Herz der Zerschlagenen erquicke.

Gott ist eifersüchtig:
Diese Eifersucht hat keinen negativen Kontext der Herrschsucht. Sie ist auch nicht, wie es in manchen Beziehungen üblich ist, eine Eifersucht, die auf ein geringes Selbstwertgefühl zurückgeführt werden kann. Auch ist Gott nicht aus egoistischen Gründen eifersüchtig, wie es manche sind, sondern er ist eifersüchtig, weil ihm sein Volk wichtig ist. Er liebt es! Er möchte nicht, dass sie ihn durch einen “anderen Gott” ersetzen:
2Mo 34,14 Du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR, dessen Name »Der Eifersüchtige« ist, ist ein eifersüchtiger Gott.

Gott ist konsequent, v.a. gegen alles, was Böse ist, und da v.a. gegen den Stolz. All das macht ihn zornig:
Spr 11,21 Die Hand darauf! Der Böse bleibt nicht ungestraft …
Spr 16,5 Alle stolzen Herzen sind dem HERRN ein Gräuel, die Hand darauf — sie bleiben nicht ungestraft!

Und wenn Gott straft (also züchtigt), hat er stets ein Ziel vor Augen, nämlich dass derjenige das Böse erkennt und es zukünftig nicht mehr tut. Es geschieht aus Liebe, denn …
Spr 3,12 Denn wen der HERR liebt, den züchtigt er, wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat.

Diese Züchtigung aus Liebe hat absolut nichts mit einem einfach so Gebote verteilenden, uns in unserer Freiheit einschränken wollenden, streng richtenden und stets strafenden Gott zu tun.

Das ist eine Verzerrung der Wahrheit.blank
Und am Ende eine Lüge.
Eine Lüge über Gott.

… und diese und andere Lügen, die am Ende zu falschen Gottesbildern führen, entstehen eben am ehesten durch die zuvor genannten Punkte, wie z.B. ein ungesundes Vater-Sohn-Verhältnis, eine nicht richtig gelaufene Erziehung, Irrlehren und natürlich durch unsere falschen Gedanken und Emotionen. Diese führen wir dann auf Gott zurück, wenn wir z.B. Vorstellungen für unser Leben haben, aber es anders kommt, als erwartet, oder unsere Gebete und Wünsche nicht schneller erhört werden, oder Gott unsere Probleme nicht löst, oder wir Dinge des Alltags auf Gott zurückführen, obwohl er diese gar nicht bewirkt hat oder oder oder.

Bei diesem letzten Punkt der Züchtigung aus Liebe angekommen, möchten wir gezielt zu den Geschwistern schwenken, die die Torah befolgen. Denn zur göttlichen Züchtigung kann man stark vereinfacht (gleichzeitig aber auch sehr passend) sagen, dass sie die verschiedenen Gottesbilder, die unter Torah-Haltenden am meisten vorkommen, quasi in zwei Lager teilt. Die einen verstehen, dass es aus Liebe geschieht und zur Erziehung seiner Kinder dazu gehört, die anderen verstehen das zwar auch, aber verbinden hier und da diese Eigenschaft eher mit dem zuvor erwähnten Gebote-Gott, dem streng richtenden Gott, dem stets strafenden Gott und dergleichen. Fast genau so wie viele Kinder ihre Eltern wahrnehmen. Streng, strafend und Gebote gebend. Sind sie aber erwachsen und womöglich selbst Eltern geworden, sehen sie das Ganze aus einem anderen Blickwinkel. Sie verstehen die Liebe dahinter.

Und genauso müssen wir es mit unserem himmlischen Vater machen:
Wir müssen diese vermeintlichen Gegensätze in seinem Wesen (die eben keine Gegensätze sind!) nicht wie ein Kind, sondern wie ein zur Reife gekommener Erwachsener im Glauben verstehen.