Zwei Sachen, die uns auf dem Herzen liegen
Zum besseren Verständnis des ersten Punktes nehmen wir das Beispiel aus 2. Mose und stellen uns dazu vor, dass Gott wirklich die Ungerechtigkeit der Väter an den Kindern und Kindeskindern heimsucht – völlig egal, ob diese Kinder ihm wohlgefällig leben oder nicht.
Der Gedanke, der dazu sofort aufkommen würde, wäre sicherlich, dass das unfair bzw. ungerecht wäre: Wieso bestraft Gott die Kinder dafür, was die Väter falsch gemacht haben?
Dazu der Punkt, um den es uns geht: Da wir für diese Veranschaulichung annehmen, dass Gott wirklich die Ungerechtigkeit der Väter an den Kindern und Kindeskindern heimsucht, dürfte unser Gedanke nicht bei dem Vorwurf der Ungerechtigkeit gegenüber unserem Gott enden, sondern unser zweiter, direkt darauf folgender Gedanke (genauer Gebet) müsste – quasi ganz natürlich, selbstverständlich und sofort – dieser hier sein:
“… da wir wissen, allmächtiger und allwissender Vater, dass deine Gerechtigkeit vollkommen und makellos ist, kann es nicht sein, dass es etwas Ungerechtes daran gibt, wenn du die Ungerechtigkeit der Väter an den Kindern und Kindeskindern heimsuchst: Bitte öffne uns die Augen, befreie uns vom Sauerteig der Welt und zeige uns auf, warum dein Handeln und deine Wege auch in diesem Punkt gerecht sind?”
Würden wir so mit allen Geboten Gottes umgehen, würde das Folgendes bedeuten:
- Wir haben das richtige Gottesbild. Für diesen Fall, dass er vollkommen gerecht ist. In allem.
- Wir haben die so oft in der Heiligen Schrift erwähnte Furcht vor unserem Gott und gehen nicht leichtfertig mit seinen Geboten um.
- Dieser Punkt passiert dann quasi von ganz allein:
Wir bitten ihn um das richtige Verständnis seiner Gebote, d.h. um Erkenntnis, Weisheit, Rat und Verstand, die er uns mit Freuden geben wird.
Die Summe dieser drei Punkte erfüllt sich in diesem einen Vers, der ungemein kostbar für das richtige Gottesbild ist:
Spr 9,10
Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit,
und Gott, den Heiligen, zu erkennen führt zur Einsicht.
Als ein Zeugnis können wir mit voller Freude sagen:
Nichts in unserem Glaubensleben hat uns so viel über unseren himmlischen Vater, sein Wesen, seine Wahrheit, seine Gerechtigkeit und den Segen in seinen Geboten erkennen lassen, wie diese eine Lebensweisheit aus diesem Spruch.
Geht man aber auf der anderen Seite leichtfertig und ohne Gottesfurcht an seine heiligen, gerechten, guten und perfekt auf uns und unsere Schwachheiten abgestimmten Gebote heran und sieht diese vielleicht hier und da als veraltet, zu hart, ungerecht oder gar als abgeschafft an, dann kann und wird es dazu kommen, dass das Gegenteil dessen passiert, was wir soeben aufgezählt haben, d.h. man wird sein Wesen, seine Wahrheit, seine Gerechtigkeit und den Segen in seinen Geboten nicht richtig erkennen können. Man wird, bewusst oder unbewusst, meinen, selbst die Erkenntnis über das Gute und das Böse zu haben, d.h. selbst entscheiden zu können, welche der Gebote Gottes veraltet, zu hart, ungerecht oder was auch immer sind und welche nicht.
Niemand würde aber, wenn man ihn oder sie direkt darauf ansprechen und fragen würde: “Meinst du jetzt, dass du es besser weißt als Gott? Dass deine Gerechtigkeit heiliger ist als seine?”
Niemand würde darauf mit einem “Ja” antworten. Jeder würde sagen, dass Gottes Gerechtigkeit natürlich vollkommener ist als die eigene. Dennoch – und das ist das Paradoxe daran (!) – meint man am Ende, es doch besser zu wissen, indem man eben dieses oder jenes Gebot als veraltet, zu hart, ungerecht oder was auch immer betrachtet.
Dieser Widerspruch ist allen voran im christlichen Sauerteig, einfach so Gebote oder gar das ganze Gesetz Gottes durch theologische Auslegungsspielereien aufheben zu können, perfekt versteckt. Deswegen fällt dieser offensichtliche Widerspruch auch den allermeisten überhaupt nicht auf.
Wir haben diesen Gedanken schon oft bei Geschwistern sehen können. Kein einziger davon war hochmütig oder stolz oder dachte wirklich, es besser als Gott zu wissen. Natürlich nicht. Aber der blinde Fleck war dennoch da. Leider bei nicht wenigen. Weil eben ein wenig Sauerteig im Leib Christi droht, den ganzen Teig zu durchsäuern.
Und das geschieht alles, obwohl wir alle explizit davor gewarnt werden. Hier die zwei eindeutigsten Stellen, die wir schon oft und immer wieder wiederholend in diversen Serien hatten:
5Mo 4,2 Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.
Mt 5,17-19 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel …
Klarer, warnender und unmissverständlicher kann man es uns nicht sagen!
…
Das zweite, das uns auf dem Herzen liegt, sind die Geschwister, die unter einer Art ungesundem Leistungsdruck leben. Ein gesunder ist gut, ein ungesunder kann verheerende Wirkungen haben, da er so gut wie nie allein und isoliert vorkommt, sondern meist begleitet wird von Gedanken wie z.B.: Versagensängsten, einem Glauben nicht gut genug für Gott zu sein, einem ständigen Zweifeln und Dauerängsten oder (der schlimmste und selbstzerstörerischste Begleiter dieses ungesunden Leistungsdrucks!): sich die Gnade und Liebe Gottes erarbeiten zu müssen.
Durch diese Denkweise werden dann einige der zuvor erwähnten falschen Gottesbilder bedient und verstärkt. Aber bei dieser zweiten und letzten Sache, die uns zu unserem Thema hier auf dem Herzen liegt, ist das falsche oder verzerrte Gottesbild nicht der eigentliche Fokus, sondern der Bruder oder die Schwester ist es, die in der Knechtschaft dieser Lüge lebt!
Vor allem unter Torah haltenden Geschwistern scheint dies ein viel weiter verbreitetes Phänomen als im gängigen Christentum zu sein. Was ja auch logisch ist, weil a) in christlichen Kreisen eben die Ansicht immer mehr verbreitet wird, dass Gott ein “Alles ist schon OK so, ich liebe dich wie du bist und daher brauchst du dich nicht verändern”-Gott ist und b) sich Torah haltende Geschwister mit der Fülle der Heiligen Schrift beschäftigen. Dadurch kann es dann passieren, dass die Vorgehensweisen Gottes im AT dazu führen, ein verzerrtes Gottesbild zu bekommen. Allen voran dadurch, wie Gott mit seinem Volk, mit Israel, umgeht.
Nur ein Beispiel zur Veranschaulichung dazu:
Wenn Gott immer wieder zornig auf sein Volk wird, übersehen viele Geschwister dabei das “Warum” Gott zornig ist. Stattdessen wird nur das Zornigsein an sich abgespeichert und dann in alltäglichen Situationen auf sich selbst angewandt, indem man denkt, dass Gott ständig zornig und enttäuscht von einem ist.
Um Gott nicht mehr zu enttäuschen, muss man dann, so die Denkweise, ständig Leistung erbringen. In allen Lebensbereichen. Und wenn nicht, wird Gott zornig. Die Angst davor steigt, die Zweifel werden größer, der Glaube immer kleiner.
Schnell verfestigt sich dann dadurch ein sowieso schon verzerrtes oder gar falsches Gottesbild. Es entsteht eine Art ungesunder, zerstörerischer Dauerleistungsdruck:
Man lebt unter einer Knechtschaft, die man sich selbst einredet, weil man nicht versteht, wer und wie Gott wirklich ist.
Schnell übersieht man dabei dann auch, um nur einen Punkt aus unserem Beispiel zu nennen, dass Gott zornig über sein Volk wurde, weil es nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal, sondern zehnmal gemurrt, gemeckert und gemosert hatte. Warum taten sie das? Weil sie es angeblich nicht mehr so gut hatten wie in Ägypten. In dem Ägypten, wo sie Sklaven ohne Freiheit waren, wo sie zu ihrem Gott um Befreiung gebettelt und gefleht hatten; aus dem sie Gott, vor ihren Augen, mit mächtigen Wundern und Zeichen befreit hatte; sie dann durch das geteilte Meer gingen ließ, um sie vor den Feinden zu schützen, die nach ihrem Leben trachteten. Vom Brot des Himmels, Wasser aus Felsen, der Gegenwart Gottes durch die Wolken- und Feuersäule, reden wir erst gar nicht.
Dennoch (!) murrten, meckerten und moserten sie. Ständig. Erst wenn man etwas derart Rebellisches und Undankbares macht, erst dann darf man auch Gottes Vorgehensweise von damals auf sich heute beziehen.
Natürlich dürfen und sollen wir aus allen Ereignissen von damals etwas lernen. Unbedingt sogar, aber es darf uns eben nicht in eine Knechtschaft aus selbst anklagendem Leistungsdruck und zu einem damit verbundenen falschen Gottesbild bringen.
…
Lieber Bruder, liebe Schwester, wenn du aus deiner Schwachheit und nicht aus Rebellion oder unermesslicher Undankbarkeit heraus etwas falsch machst, heißt das noch lange nicht, dass das von damals auf dich heute zu beziehen ist. Das eine ist Schwachheit, das andere Rebellion. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Das ist eine völlig verzerrte Wahrnehmung der Ereignisse. Man ist meilenweit davon entfernt, das zu tun, was das Volk damals getan hat – weder wie jene in der Wüste, noch wie jene in den Jahrhunderten danach.
Dennoch (und das ist im positivsten Sinne “erschreckend”!!) ist seine Barmherzigkeit und Gnade weiterhin unermesslich groß, sodass er zum Beispiel so etwas wie das hier sagt:
Hos 11, 8 Oh, wie könnte ich dich aufgeben, Ephraim? Wie könnte ich dich, Israel, im Stich lassen? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adama und zerstören wie Zeboim? Schon bei dem Gedanken daran bricht mir das Herz, und ich empfinde tiefstes Mitleid für dich.
Daher bitten wir dich abschließend, lieber Bruder, liebe Schwester, solltest du ähnliche Gedanken haben, wie die hier beschriebenen, bitte Gott darum, dass er dir die Wahrheit über sein Wesen offenbart, damit du frei von Lügen, v.a. von Lügen über unseren Gott wirst. Wir hatten diesen wichtigen Vers bereits:
Joh 8,32 Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!
Amen, so sei es!
Uns allen Gottes Gnade, Wahrheit und Liebe.
Eure Brüder in Christus
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