Die Universal-Lösung
Genau genommen haben wir unsere zwei Fragen noch nicht vollständig beantwortet:
- Wann ist ein Ereignis ein Zufall, wann ein Zeichen? Wie kann man das eine vom anderen unterscheiden?
- Wo und wie lenkt Gott unser Leben, wenn wir ihm das Ruder überlassen? Durch Zufälle? Durch Zeichen? Oder durch etwas ganz anderes?
Eine einleitende Frage zu diesen Fragen:
Fällt einem in der Schrift etwas ein, was uns stets begleitet und leitet? Was uns in alle Wahrheit führt? Nicht nur in die Wahrheit der Heiligen Schrift, sondern eben in alle Wahrheit? Also dann auch in diejenige, ob ein Ereignis ein Zufall oder ein Zeichen Gottes ist? Gibt es so etwas?
Ja, und die Antwort ist so etwas wie eine Art Universal-Antwort auf alle zuvor gestellten Fragen. Sie lautet kurz und knapp:
Gottes heiliger Geist in uns.
Sein Geist leitet uns in unserem Leben, wenn wir unsere Wünsche und Vorstellungen Gott überlassen. Sein Geist ist Offenbarer der Wahrheit. Und sein Geist kann uns dann auch dazu befähigen, Zufälle von Zeichen zu unterscheiden.
Denn durch diese, nennen wir sie, Verbindung zu unserem Gott, kann er nahezu alles in unserem Leben bewirken: Er kann uns dadurch Dinge aufs Herz legen, zu uns sprechen, uns Trost, Hoffnung und die ersehnte Nähe zu ihm schenken, Wunder wirken, seine Geistesgaben in uns ausgießen und vieles mehr. Und uns eben auch Klarheit über offene Fragen, wie z.B. Zufälle oder Zeichen, geben.
Damit aber all das geschehen kann, muss diese Verbindung “offen” sein. Wenn diese Verbindung nicht offen bzw. “verstopft” ist, wie z.B. durch Sünde, Sturheit, Wut, Bitterkeit, Zorn, aber auch durch so etwas, wie eben die Wünsche und Sehnsüchte des eigenen Herzens, dann erschweren wir dem Geist Gottes zu wirken. Wir betrüben ihn. Dann wird es auch schwer, Zufälle von Zeichen zu unterscheiden.
Paulus schreibt zu dem Ganzen:
Eph 4,30-31 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung! Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.
Wie man den Geist betrübt, wie man ihn wirken lässt, wie man im Geiste wächst und vieles mehr, ist ein Thema, das, wie sich sicherlich jeder vorstellen kann, extrem umfangreich ist. Hier auf alles einzugehen, würde komplett den Rahmen sprengen. Daher konzentrieren wir uns nur auf die Dinge, die unser Thema hier besser verständlich machen. Es sind im Grunde nur diese vier:
- Gott kann durch Zeichen wirken.
- Gott kann zu einem sprechen.
- Gott kann Träume geben.
- Gott kann einem Dinge aufs Herz legen.
Wenn man sich diese vier genauer ansieht, wird man eine Gemeinsamkeit erkennen. Diese ist, dass alle Punkte so oder so verstanden werden können. Damit ist gemeint:
- Ein Ereignis kann ein Zeichen, aber auch nur ein Zufall sein.
- Eine gehörte Stimme kann Gottes Stimme, aber auch nur die eigene sein.
- Ein Traum kann von Gott, aber auch nur von einem selbst sein.
- Etwas auf dem Herzen zu haben, kann von Gott, aber auch nur von einem selbst sein.
Durch diese, nennen wir sie, “Doppeldeutigkeit” haben wir uns quasi im Kreis gedreht, denn erneut stehen wir vor demselben Dilemma, das eine von dem anderen unterscheiden zu müssen. Aber es gibt für alle vier Lösungen.
Wie man gegen das Dilemma beim 1. Punkt vorgehen kann, haben wir bereits gesehen: Damit die Unsicherheit zwischen Zufall oder Zeichen erst gar nicht aufkommt, bittet man um ganz konkrete Zeichen. So geht man der Gefahr der Fehlinterpretation von Zufällen komplett aus dem Weg.
Sollte sich unabhängig von einem konkreten Anliegen diese Frage aus dem Alltag heraus stellen (d.h. etwas passiert und man fragt sich, ob es ein Zeichen war), kann man auch hier mit einem Gebet die Unsicherheit lösen, indem man um eine Bestätigung bittet; z.B. indem man sagt, dass Gott exakt dasselbe Ereignis noch ein oder zweimal bewirken soll, damit man Klarheit bekommt. Quasi ein zweiter und dritter Zeuge. Hier gilt es nur zu beachten, dass es ein unwahrscheinliches Ereignis sein sollte und nicht so etwas wie: “Wenn mir heute die Zahl 7 über den Weg läuft, dann ist das ein Zeichen hierfür oder dafür.”
Auch hierzu wieder eine Selbstschutz-Merkregel:
Je unwahrscheinlicher das Zeichen ist,
um das ich bitte, desto sicherer ist es!
Zum zweiten bis vierten Punkt kann man eigentlich, wenn man es kurz und knapp auf den Punkt bringen will, nur Folgendes sagen:
Hat man Gottes Stimme schon einmal gehört, hat man schon einmal einen Traum von Gott gehabt oder hat man von Gott schon einmal etwas aufs Herz gelegt bekommen, dann weiß man, wann das eine das eine und das andere das andere ist.
Oder anders formuliert: Ist man sich nicht ganz sicher, ob es Gottes Stimme war, ob der Traum von Gott war, ob das, was man auf dem Herzen hat, von ihm gekommen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nicht von Gott war.
Kann man das zu 100% immer so anwenden? Das heißt, kann man es direkt ausschließen, dass etwas von Gott kommt, wenn man sich nicht sicher ist. Nein, das ist nicht komplett auszuschließen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering.
Auch hier wieder Belege dazu aus der Heiligen Schrift. Zuerst ein paar Stellen aus der Apostelgeschichte, wo der Geist Gottes unmissverständlich agiert:
Apg 8,29 Da sprach der Geist zu Philippus: Tritt hinzu und halte dich zu diesem Wagen!
Apg 10,19 Während nun Petrus über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich!
Apg 11,28 Und einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius.
Apg 15,28 Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen,
Apg 16,6 Als sie aber Phrygien und das Gebiet Galatiens durchzogen, wurde ihnen vom Heiligen Geist gewehrt, das Wort in [der Provinz] Asia zu verkündigen.
Apg 16,7 Als sie nach Mysien kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es ihnen nicht zu.
Apg 18,5 Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien ankamen, wurde Paulus durch den Geist gedrängt, den Juden zu bezeugen, dass Jesus der Christus ist.
Wenn man sich das so nacheinander durchliest, bekommt man da den Eindruck, dass diese Brüder irgendetwas interpretieren mussten? Dass sie irgendwie unsicher waren, wann der Geist gewirkt hatte und wann nicht? Dass sie unsicher waren, ob es ihre eigene Stimme war oder die vom Geist, wenn da steht, dass ”der Geist zu ihm sprach”? Oder wenn da steht, dass sie ”vom Heiligen Geist gewehrt” wurden oder “der Geist es nicht zuließ”, dass sie da irgendwelche Zufälle aus ihrem Alltag gedeutet hatten und dann auf das entsprechende Ergebnis kamen?
Ganz offensichtlich nicht!
…
Wir haben noch den dritten Punkt mit den Träumen offen. Auch dazu eine hilfreiche Stelle: Daniels Deutung von Nebukadnezars Traum.
Was war hier besonders?
Nebukadnezar hatte, wie jeder andere Mensch auch, viele Träume. Zu diesen Träumen befragte er anscheinend immer wieder seine Wahrsagepriester, Sterndeuter und Magier. Aber bei diesem Traum hier machte er es anders:
Dan 2,4-6 Die Chaldäer sprachen zum König auf Aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen. Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen werden, und eure Häuser sollen zu Kotstätten gemacht werden; wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an.
Der König hatte wohl a) dazugelernt, weil er ihnen nicht mehr, wie sonst immer, den Traum erzählte und dann irgendeine wilde Deutung von ihnen bekam und b) hatte er wohl – und das ist wichtig für diesen 3. Punkt – die starke Vermutung, genauer Überzeugung, dass dieser Traum besonders war.
Und das war auch so. Denn dieser war von Gott.
Er, als Heide, verstand also, dass an diesem Traum etwas anders war als bei seinen anderen Träumen.
Erneut die Frage dazu, die wir jetzt schon einige Male hatten: Kann Gott dennoch einen Traum geben, bei dem man nicht sofort und klar weiß, dass er von ihm ist?
Auch dazu die Antwort, die wir jetzt schon einige Male hatten: Klar kann er das. Er kann alles. Die Frage ist nur:
Macht er es so?
Bei der Antwort sind nicht die Meinungen anderer
oder unsere Meinung der Maßstab,
sondern offensichtlich die Heilige Schrift!
Und was sie sagt und uns lehrt, ist klar und deutlich. Wenn Gott wirkt, weiß man es. Muss das immer so sein? Nein, das muss es nicht. Wenn wir aber stets davon ausgehen, dass dieser Regelfall für uns gebrochen wird und wir immer der sog. Ausnahmefall sind (weil wir irgendwie vermuten, dass diese oder jene innere Stimme, dieser oder jener Traum oder eben auch dieser oder jener Zufall ein Zeichen von Gott sei, ohne es 100% zu wissen), dann laufen wir Gefahr, in die Irre zu gehen!
Wir müssen bei alldem verstehen, dass Gott seine Kinder nicht zu “Interpretierern” von irgendwelchen Zeichen erziehen will, sondern er will uns zur Reife bringen, damit wir die richtigen, ihm wohlgefälligen Entscheidungen treffen.
Während dieser Erziehung soll dann auch unsere Beziehung zu ihm reifen, indem unsere Sehnsucht nach seiner Nähe nicht durch vermeintliche Zeichen erfüllt wird, sondern durch unsere Liebe und unseren Lebenswandel, der seinen Willen über unseren eigenen stellt.
Wir möchten das noch einmal wiederholen:
Unsere Sehnsucht nach der Nähe Gottes wird nicht durch Zeichen erfüllt, sondern dadurch, dass wir in Demut, Wahrheit und Liebe zu Gott und unserem Nächsten wandeln.
Hierzu müssen wir immer mehr die Motive unserer Herzen erkennen und dann unser Herz mit seiner Hilfe verändern. Dann erfolgt auch die ersehnte Nähe zu ihm:
Jak 4,8 Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid!
Die hier von Jakobus erwähnten geteilten Herzen sind genau diejenigen, die zwar ihre Anliegen vor Gott bringen, aber sie ihm nicht voll und ganz überlassen. Dieses geteilte Herz ist dann nur einen Schritt davon entfernt, sich selbst zu betrügen, damit es am Ende das tun kann, wonach es trachtet – unter anderem eben auch durch vermeintliche Zeichen. Da sogar ganz besonders!
1Mo 8,21 … und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich will künftig den Erdboden nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, obwohl das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an. …
Daher muss sich dieses böse, gefallene Herz verändern! Wir wollen ja unseren himmlischen Vater erfreuen und nicht weiter in der Bosheit, im Egoismus, im Eigenwillen und im Selbstbetrug unserer Herzen wandeln. Dafür müssen wir uns aber, nebst vielen Dingen, auch im Punkt “Zufall und Zeichen” bis aufs Innerste prüfen!
…
Uns allen Gottes Gnade, Wahrheit und Schutz – auch vor uns selbst! Möge er uns durch seinen Geist in uns rechtleiten, unsere Liebe und unser Vertrauen mehren und uns Erkenntnis über unser Herz und unsere innersten Wünsche und Sehnsüchte geben.
Ps 139,23-24 Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, und wenn ja: Hol mich zurück auf den Weg, den du uns für immer gewiesen hast!
V1.0