Zufall oder Zeichen?

Seltsame Vorgänge in der geistlichen Welt

1Mo 11,5 Und der HERR fuhr herab, um die Stadt und den Turm zu sehen, die die Menschenkinder bauten.

1Mo 18,20 Und der HERR sprach: Weil das Geschrei von Sodom und Gomorra groß und weil ihre Sünde sehr schwer ist, so will ich hinabgehen und sehen, ob sie nach ihrem Geschrei, das vor mich gekommen ist, völlig getan haben; und wenn nicht, so will ich es wissen.

Wieso fährt der Allmächtige aus dem Himmlischen herab, um diese Dinge, wie es der Text sagt, vor Ort zu sehen?

Eine andere seltsame Stelle:

Hiob 1,6-8 Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen; und auch der Satan kam in ihrer Mitte. Und der HERR sprach zum Satan: Woher kommst du? Und der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr. Und der HERR sprach zum Satan: Hast du Acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn seinesgleichen ist kein Mann auf der Erde, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend.

Nicht, dass dieses ganze Szenario und die Unterhaltung schon seltsam genug wären, geht es wie folgt weiter:

Hiob 1,9-12 Und der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ist es umsonst, dass Hiob Gott fürchtet? Hast nicht du selbst ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingezäunt? Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich im Land ausgebreitet. Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird. Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, ist in deiner Hand; nur nach ihm strecke deine Hand nicht aus. Und der Satan ging vom Angesicht des HERRN weg.

Einen vergleichbaren Einblick ins Himmlische bekommen wir beim Propheten Micha und dem König Ahab:

1Kö 22,19-22 Und Micha sprach: Darum höre das Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen und alles Heer des Himmels bei ihm stehen, zu seiner Rechten und zu seiner Linken. Und der HERR sprach: Wer will Ahab bereden, dass er hinaufziehe und in Ramot-Gilead falle? Und der eine sprach so, und der andere sprach so. Da trat ein Geist hervor und stellte sich vor den HERRN und sprach: Ich will ihn bereden. Und der HERR sprach zu ihm: Wodurch? Und er sprach: Ich will ausgehen und will ein Lügengeist sein im Mund aller seiner Propheten. Und er sprach: Du wirst ihn bereden und wirst es auch ausrichten; geh aus und tu so!

Da uns der Text einen derartigen Einblick im Detail gewährt, dürfen und sollten wir uns das Ganze auch vor unserem geistigen Auge bildlich vorstellen. So auch die nächste und vorerst letzte Stelle, die wir uns zu den “seltsamen Vorgängen im Himmlischen” anschauen werden:

Dan 10,5-6 Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Lenden waren umgürtet mit Gold von Uphas; und sein Leib war wie ein Chrysolith und sein Angesicht wie das Aussehen des Blitzes und seine Augen wie Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße wie der Anblick von leuchtendem Kupfer; und die Stimme seiner Worte war wie die Stimme einer Menge. … 11-13 Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann! Höre auf die Worte, die ich zu dir rede, und steh an deiner Stelle; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dieses Wort zu mir redete, stand ich zitternd auf. Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug dort den Sieg davon bei den Königen von Persien.

Das waren jetzt einige Interesse und vielleicht auch Fragezeichen weckende Stellen. Denn wieso fährt zum Beispiel Gott vom Himmel herab, um etwas zu sehen? Kann er das nicht auch so? Oder wieso musste Daniel 21 Tage lang warten, wenn doch vom ersten Tag an, als er sich vor Gott demütigte, seine Worte erhört wurden? Oder wieso musste der Engel Michael diesem einen Mann, dessen Leib wie ein Chrysolith und sein Angesicht wie das Aussehen eines Blitzes war, helfen? Hätte Gott in diesen Situationen nicht alles selbst erledigen können?

Natürlich, er ist allmächtig. Natürlich hätte er erst gar nicht vom Himmel herabsteigen müssen, um die Geschehnisse in Babel oder Sodom & Gomorrha zu sehen. Natürlich hätte er die Ereignisse mit Hiob und Ahab auch selbst erledigen können. Natürlich hätte das Gebet Daniels ohne 21 Tage Wartezeit erhört werden können. Schließlich hat er lediglich nur gesprochen und alles, wirklich alles, ist geworden. Was sind da solche Kleinigkeiten für unseren allmächtigen Gott?!

Die Frage, die sich nun stellt, ist:

Wenn er allmächtig ist,
wieso handelt er dennoch auf diese spezielle Weise?
Als würde er seine Macht in einem gewissen Maß zurückhalten?!

Ehe wir dazu nach Antworten aus der Heiligen Schrift suchen, vorab eine wichtige Anmerkung:
Egal, was für Antworten wir finden werden, unser himmlischer Vater ist im Umgang mit seiner Schöpfung an nichts gebunden. Damit ist nicht gemeint, dass er z.B. einfach einen Bund auflösen kann. Natürlich könnte er auch das, aber er wird es nicht, weil er treu, gerecht und wahrhaftig ist. Wir meinen mit der Aussage, dass er an nichts gebunden ist, dass er, weil er in einer speziellen Situation auf eine ganz bestimmte Art und Weise gehandelt hat, er es in einer neuen Situation nicht ebenso tun muss.

Damit man diese Aussage bei einem ewiglich unveränderlichen Gott nicht falsch versteht, ein Beispiel dazu:

Wir haben ja soeben gelesen, dass er beim Turmbau zu Babel und bei Sodom und Gomorra herabgefahren ist, um diese Dinge zu sehen. Muss jetzt Gott jedes Mal von seinem Thron hinabsteigen, um etwas zu sehen? Offensichtlich nicht. Das heißt, weil er es diese beiden Male getan hat, muss er es nicht immer wieder so tun.

Wir betonen das im Speziellen,
weil der Umgang Gottes mit seinen Kindern sehr individuell ist.
Was bei dem einen auf die eine Art und Weise abläuft,
kann bei einem anderen ganz anders ablaufen.

Dem einen Kind gibt er diese Gabe, dem nächsten jene. Das eine bekommt Träume, das nächste nicht usw. usf. Er ist an nichts gebunden. Daher dürfen wir uns nicht anmaßen, unseren Gott in seinem individuellen Umgang mit uns irgendwie “einzuschränken”, denn … 

Jes 55,8-9 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

Sollten wir also etwas als seltsam, ungerecht, unfair oder als was auch immer beurteilen, sollten wir eines nicht vergessen:

Röm 9,20 Ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht?

Das vorab geklärt, nun zu den Antworten.