Zufall oder Zeichen?

Wann ist ein Ereignis ein Zufall, wann ein Zeichen?

… eine Frage, die nicht nur Gläubige beschäftigt. Denn selbst Menschen, die nicht an einen Gott glauben, stellen sich Fragen wie diese. Die Meinungen und Ansichten dazu fallen sehr unterschiedlich aus.

Da es aber bei unserer Suche nach Antworten nicht um Meinungen, vermeintliche weltliche Weisheiten oder New Age-Philosophien geht, müssen wir uns einige Verse dazu genauer anschauen und dabei – wie immer – den Gesamtzusammenhang der Heiligen Schrift beachten.

Anfangen wollen wir mit einer Stelle aus dem 2. Buch Samuel, beginnend mit den letzten drei Versen des 5. Kapitels und dann mit den ersten elf des 6. Kapitels. Obwohl es dabei um zwei ganz unterschiedliche Situationen geht, stehen diese beiden Vorfälle – im wahrsten Sinne des Wortes – vielleicht nicht “zufällig” hintereinander.

2Sam 5,23-25 Und David befragte den HERRN; und er sprach: Du sollst nicht hinaufziehen; wende dich ihnen in den Rücken, dass du an sie herankommst, den Maulbeerbäumen gegenüber. Und sobald du das Geräusch eines Daherschreitens in den Wipfeln der Maulbeerbäume hörst, dann beeile dich; denn dann ist der HERR vor dir ausgezogen, um das Lager der Philister zu schlagen. Und David tat so, wie der HERR ihm geboten hatte; und er schlug die Philister von Geba, bis man nach Geser kommt.

2Sam 6,1-11 Und David versammelte wieder alle Auserlesenen in Israel, 30.000 Mann. Und David machte sich auf und zog hin und alles Volk, das bei ihm war, nach Baale-Juda, um von dort die Lade Gottes heraufzubringen, die nach dem Namen genannt wird, dem Namen des HERRN der Heerscharen, der zwischen den Cherubim thront. Und sie stellten die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und brachten sie aus dem Haus Abinadabs weg, das auf dem Hügel war; und Ussa und Achjo, die Söhne Abinadabs, führten den neuen Wagen. Und sie brachten sie aus dem Haus Abinadabs weg, das auf dem Hügel war – Ussa neben der Lade Gottes –, und Achjo ging vor der Lade her. Und David und das ganze Haus Israel spielten vor dem HERRN mit allerlei Instrumenten aus Zypressenholz und mit Lauten und mit Harfen und mit Tamburinen und mit Schellen und mit Zimbeln. Und als sie zur Tenne Nakons kamen, da griff Ussa nach der Lade Gottes und fasste sie an, denn die Rinder hatten sich losgerissen. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Ussa, und Gott schlug ihn dort wegen des Vergehens; und er starb dort bei der Lade Gottes. Und David entbrannte darüber, dass der HERR einen Bruch an Ussa gemacht hatte; und er nannte jenen Ort Perez-Ussa, bis auf diesen Tag. Und David fürchtete sich vor dem HERRN an jenem Tag und sprach: Wie soll die Lade des HERRN zu mir kommen? Und David wollte die Lade des HERRN nicht zu sich einkehren lassen in die Stadt Davids; und David ließ sie beiseite bringen in das Haus Obed-Edoms, des Gatiters. Und die Lade des HERRN blieb im Haus Obed-Edoms, des Gatiters, drei Monate. … 

Was kann man jetzt anhand dieser beiden Ereignisse zum Thema “Zufall oder Zeichen” sagen?

Das eine ist ganz offensichtlich: Die Geräusche in den Maulbeerbäumen, auf die David warten sollte, waren ein Zeichen von Gott. David betete und Gott antwortete ihm und sagte ihm vorher, auf was er zu achten hat.

Wichtig hierbei ist, dass David nicht die Interpretation irgendeines Ereignisses überlassen wurde, sondern Gott sagte ihm ganz genau, was passieren wird und nannte ihm ganz konkret das Zeichen.

Zum zweiten Ereignis mit der Lade gibt es einiges mehr zu beachten. Das Wichtigste, was unser Thema betrifft, ist aber, dass hier auch etwas passiert (in dem Fall der Tod Ussas), das David dazu bringt, sein Vorhaben (nämlich die Lade Gottes nach Jerusalem zu bringen) abzubrechen. Die Frage ist: War diese Entscheidung richtig?

Für die Beantwortung müssen wir uns v.a. die Konsequenzen seiner Entscheidung vor Augen führen und uns dabei erinnern, wie akribisch genau der Allmächtige seine Wohnung auf Erden, also das Zelt der Zusammenkunft, hat bauen lassen. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Alle Gegenstände hatten ihr bestimmtes Maß, Aussehen und Platz. Alles hatte seine genaue Ordnung.

Diese wurde nun für drei Monate quasi auseinandergerissen. Der Thron Gottes auf Erden war nicht da, wo er hingehört. Inwiefern der Dienst am Zelt dadurch ausgesetzt wurde oder nicht, wissen wir nicht. Was man aber wissen darf, ist, dass diese Entscheidung erst einmal problematisch ist.

Erst recht unter dem Gesichtspunkt, dass der Grund für den Transport folgender war:

2Sam 7,2 Da sprach König David zu Nathan, dem Propheten: Sieh doch, ich wohne in einem Haus aus Zedern, und die Lade Gottes wohnt unter Teppichen.

Zu dieser Aussage könnte man nun zwei Seiten beziehen: Die eine ist, dass es total löblich von David ist, die andere ist, dass es vielleicht zu überdenken wäre, so prunkvoll zu leben, plus, dass in diesem Zusammenhang der Allmächtige schon selbst entscheiden kann, wo und wie er wohnen will.

Vielleicht liest man nicht umsonst zwei Verse später das hier:

2Sam 7,4-7 Und es geschah in jener Nacht, da erging das Wort des HERRN an Nathan, indem er sprach: Geh hin und sprich zu meinem Knecht, zu David: So spricht der HERR: Solltest du mir ein Haus als meine Wohnung bauen? Denn ich habe nicht in einem Haus gewohnt von dem Tag an, als ich die Kinder Israel aus Ägypten heraufgeführt habe, bis auf diesen Tag; sondern ich wanderte umher in einem Zelt und in einer Wohnung. Wo immer ich wanderte unter allen Kindern Israel, habe ich je zu einem der Stämme Israels, dem ich gebot, mein Volk Israel zu weiden, ein Wort geredet und gesagt: Warum habt ihr mir nicht ein Haus aus Zedern gebaut?

Es war also nicht Gottes Wunsch, dennoch kam es dazu.

Ohne uns hier in Details zu verlieren, kann man festhalten, dass es ein Muster in der Vorgehensweise unseres Gottes mit seinem Volk gibt, das sich am ehesten so beschreiben lässt:
Unsere menschliche Denke ist begrenzt und unsere Ideen nicht immer die weisesten, aber dennoch lässt sie unser himmlischer Vater hier und da gewähren. Er macht sie manchmal sogar zu einem festen Bestandteil seines Erlösungsplans. So wie wir es hier bei der Idee Davids, ihm einen Tempel zu bauen, sehen können. Dieser Tempel wurde gebaut und es wird ein weiterer gebaut werden.

Genauso ist es auch mit dem König Israels. Denn auch dieser war so nie von Gott vorgesehen:

5Mo 17,14-15 Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es in Besitz nimmst und darin wohnst und dann sagst: »Ich will einen König über mich setzen, wie alle Heidenvölker, die um mich her sind!«, so sollst du nur den zum König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Aus der Mitte deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen; du kannst keinen Fremden über dich setzen, der nicht dein Bruder ist.

In anderen Worten: Wenn du die Sehnsucht hast, so zu leben wie die Heiden um  dich herum, indem du einen König über dich setzen willst, dann gewähre ich dir das. Und das obwohl – das muss man sich mal vorstellen – sie dadurch ihn als ihren König verwerfen:

1Sam 8,7 Da sprach der HERR zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll!

Ein zweites und abschließendes Beispiel, dass unser Gott Dinge bei uns gewähren lässt, die er so gar nicht wollte, wäre der Scheidebrief:

Mal 2,16 Denn ich hasse die Ehescheidung, spricht der HERR, der Gott Israels … 

Dieses Muster, dass Gott quasi hier und da auf unsere Schwachheiten in dem Sinne eingeht, dass sie zu einem gewissen Maß gewährt werden, wird noch wichtig für unser Thema hier werden.

Daher ist es in diesem speziellen Zusammenhang wichtig zu verstehen, dass nur weil ein Tempel gebaut wird oder es einen irdischen König Israels gibt, diese Dinge nicht zwingend im Sinne Gottes waren und sind. Daher seine Worte durch den Propheten Hesekiel:

Hes 20,25 So habe ich ihnen Satzungen gegeben, die nicht gut waren … 

Das im Hinterkopf behaltend zurück zu der Stelle mit Ussa. War sein Tod ein Zeichen Gottes für David? Sollte das ihm zeigen, dass er die Lade nicht transportieren sollte? Was genau war geschehen?

Ussa streckte seine Hand nach der Lade aus (was er laut Gesetz nicht durfte) und Gott bestrafte diesen Ungehorsam.

Jetzt könnte man einwenden: Aber ist das nicht ungerecht? Ussa wollte doch nur die Lade vor dem Sturz retten.

Für Atheisten und leider auch für einige Christen sind solche Stellen gefundenes Fressen, um vermeintlich aufzuzeigen, wie brutal und ungerecht der sog. “Gott des Alten Testaments” sei.

Völlig unabhängig davon, dass es keinen Gott des ATs und einen anderen des NTs gibt, wissen aufrichtige Gläubige, dass jedes Handeln Gottes vollkommen gerecht ist. Wir können es vielleicht nicht immer verstehen, aber wir wissen eben, dass es gerecht ist.

In diesem Fall wissen wir zum Beispiel nicht, ob Ussa vielleicht diesen Anlass nutzen wollte, um endlich mal die Lade zu berühren. Denn der Text sagt nicht ausdrücklich, dass die Lade am Fallen oder so war. Vielleicht schlummerte dieser Wunsch schon die ganze Zeit in seinem Herzen und er nutzte diese Gelegenheit. Oder vielleicht war die Lade durchaus im Fallen, es war aber jemand da, der die Lade hätte berühren dürfen, aber er drängte sich vor und wollte den Held spielen.

Was es am Ende auch war, dürfen wir eines wissen, dass unser Gott sicherlich keinen ungerechten Fehler gemacht hat. Und wir dürfen wissen, dass dieser Vorfall von David als eine Art Zeichen interpretiert wurde, sodass er sein Vorhaben abbrach.

Die Frage hier ist nun: Wenn er kurz vorher noch den Allmächtigen bzgl. dem Kampf gegen die Philister um ein Zeichen gebeten hatte, wieso tat er hier nicht dasselbe? Wieso brachte er das mit Ussa mit dem Abbruch des Transports der Lade in einen Zusammenhang?

Weil David, wie viele von uns auch, den Hang danach hatte,
in diesen und ähnlichen Dingen Zeichen zu sehen.

Der Text sagt uns aber, was wirklich passiert war: … die Rinder hatten sich losgerissen.

Nicht mehr, nicht weniger.

Da steht nirgends, dass Gott dafür sorgte, dass die Rinder sich losreißen, dadurch Ussa nach der Lade greift, um dann wiederum auf diese verschlüsselte Weise David ein Zeichen zu geben, dass sein Vorhaben falsch ist. Unsinn.

Wenn er den Transport nicht gewollt hätte, hätte er es einfach durch Nathan David gesagt. Das hat er aber nicht.

Aber das ist nicht das einzige, was wir aus diesem Vorfall lernen können. Denn versetzen wir uns mal kurz (nur um etwas besser zu veranschaulichen) in die Familienangehörigen Ussas. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, wer das ist und ob er überhaupt welche hatte. Es geht darum, was sie vielleicht wegen dieses Vorfalls hätten denken können:
“Wieso hat Gott das zugelassen? Wieso konnten sich die Rinder losreißen, dass die Kette an Ereignissen überhaupt ins Rollen kam? Wieso musste das alles passieren?”

Diese und ähnliche Fragen entspringen aus einem ganz bestimmten Gedanken und führen schlussendlich dann auch unweigerlich zu ein und demselben Gedanken zurück. Es ist wie eine Art Teufelskreis.

Dieser Gedanke steht im Widerspruch zu dem, was wir zuvor gesehen hatten. Er lautet:
Gott lässt die Dinge nicht laufen, sondern er lenkt alle Geschehnisse dieser Welt. Daher gibt es mehr oder weniger keine Zufälle, sondern alles geschieht aus einem bestimmten Grund.

Hat man diesen Gedanken, dann macht die Frage nach dem: “Wieso musste das passieren?” auch Sinn. In unserem Beispiel würde das bedeuten: Wieso konnten die Rinder sich losreißen? Wieso hat Gott das gemacht?

Wir hatten zum Beispiel erst letztens einen Bruder, der sich eine kleinere, aber schmerzhafte Krankheit zugezogen hatte. Als wir miteinander am Reden waren, sagte er: “Wieso muss das gerade jetzt passieren?”

Dies sagte er aber nicht, um nur seine Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen, sondern er fragte sich wirklich nach dem Grund, sprich nach dem Wirken bzw. Zulassen Gottes. Dass er aber keine fünf Minuten zuvor noch sagte, dass er mit seinen nun knapp 40 Jahren nicht mehr so “unkaputtbar” wäre wie früher, und dass schon die kleinsten Dinge ihm eine Erkältung bescheren, hatte er anscheinend nicht mehr auf dem Schirm; d.h. er hatte es völlig ausgeblendet, dass seine Krankheit, die erkältungsbedingt war, einen ganz natürlichen und normalen Grund haben könnte.

Ein anderes Beispiel: Wir hatten ein Gespräch, wo eine New Age-Anhängerin zu einem zugezogenen steifen Nacken meinte, dass das etwas Wichtiges zu bedeuten habe. Dass aber derjenige am Tag vorher durchgeschwitzt bei offenem Fenster Auto gefahren ist und schon während der Fahrt bemerkte, dass der Fahrtwind seinem Nacken nicht gut tut, spielte für die New Age-Anhängerin keine Rolle. Für sie hatte jede Krankheit eine psychische Ursache und das “Universum” wolle dadurch dieser Person etwas mitteilen. So ihr Glaube.

Obwohl das eine ein gläubiger Bruder und das andere eine New Age-Anhängerin war, ist der Grundgedanke bei beiden dennoch derselbe: Es (in dem Fall, dass man krank wird) geschieht nicht grundlos, sondern alles hat immer einen tieferen Sinn und Zweck. 

Paulus sah solche Dinge anders:

1Tim 5,23 Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens willen und wegen deines häufigen Unwohlseins.

Hier empfiehlt er Timotheus nicht, den Magen geistlich zu verstehen, um dadurch herauszufinden, was Gott durch das Zeichen des häufigen Unwohlseins ihm verschlüsselt sagen will, nein, sondern er empfahl ihm, auch mal ein wenig Wein zu trinken.

Sagen wir damit, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass Gott Krankheiten bewirken kann? Nein, natürlich nicht. Wie zuvor gesagt (und wie wir noch einige Male betonen werden), kann Gott in seiner Allmacht alles zu jederzeit. Die Frage ist nicht, ob Gott etwas kann oder nicht kann, sondern die Frage ist: Was ist der Regelfall und was eine seltene Ausnahme? Was sagt uns die Bibel dazu und nicht die Ansichten und Meinungen von uns Menschen?!

Die abschließende aufschlussreiche Frage für diesen Block lautet also:

Ist es der Regelfall, dass Gott alles lenkt,
oder dass Gott Dinge laufen lässt?

Da bei nicht wenigen Gläubigen der Gedanke, dass Gott alle Geschehnisse dieser Welt lenkt, fest verankert ist, müssen wir uns folgende Frage biblisch genauer anschauen: …