Zufall oder Zeichen?

Zufall, Zeichen & unser Herz

Um die zuvor gestellte Frage, warum nur die wenigsten um ganz konkrete Zeichen bitten, bleiben wir beim Beispiel der Suche nach einer Ehefrau, wie es beim Knecht Abrahams der Fall war. Dieses Mal aber nicht für jemand anderen (denn das kommt nur selten vor), sondern man sucht für sich selbst einen Ehepartner (das wiederum kommt sehr häufig vor; vielleicht ist es sogar so etwas wie das Paradebeispiel für unser Thema hier).

Denn aus den Berichten von mittlerweile nicht wenigen Geschwistern, weiß man, dass der Wunsch nach einem Ehepartner immer wieder vor Gott gebracht wird. Uns ist in diesem Zusammenhang aber bisher noch kein Bruder und auch noch keine Schwester begegnet, die die Suche nach einem Partner wie der Knecht Abrahams mit ganz konkreten Zeichen erbeten hat. Viel eher ist es so, dass man nur den Wunsch äußert: “Vater, bitte schenke mir den richtigen Partner.”

Wichtige Anmerkung an dieser Stelle:
Es steht nirgends geschrieben, dass man Gott um Zeichen bei der Suche nach einem Ehepartner bitten muss. Auch steht nirgends geschrieben, dass er jede Ehe durch Zeichen und Wunder absegnen wird oder gar muss. Ebenfalls steht nirgends geschrieben, dass auf die Frage: “Vater, ist das der richtige Partner für mich? Wenn nicht, dann zeige mir das bitte auf!” zwingend von ihm eine Antwort erfolgen muss. All das heißt in der Summe: Es kann sein, dass man sich “ganz normal” selbst für einen Ehepartner entscheiden muss. Kann man dann dennoch sein Anliegen mit der Ehe vor Gott bringen? Aber selbstverständlich! Entscheidend ist nur, mit welcher Herzenshaltung ich das mache? Dazu kommen wir gleich.

Erst einmal zurück zu unserem Beispiel:
Jemand bringt also seinen Wunsch nach einem Ehepartner vor Gott und bittet ihn darum, dass er ihn irgendwie erfüllt. Da dieser jemand um keine konkreten Zeichen, wie die Vorbilder aus der Schrift, bittet, passiert es ganz automatisch, dass diese Person im Alltag nach Zeichen (also nach Antworten Gottes auf sein Gebet) Ausschau hält. Bewusst oder auch meist ganz unbewusst.

Dieses “nach Zeichen Ausschau halten” bringt uns dann wieder zu unserer Frage zurück: Wieso nicht um konkrete Zeichen bitten? Wieso sich der Gefahr einer Fehlinterpretation aussetzen, wenn doch, wie in der Bibel mehrfach demonstriert, man Gott um konkrete Zeichen bitten kann? Wieso dann noch so ein loses Gebet sprechen?

Die Antwort ist offensichtlich: Weil man entweder Angst davor hat, dass es dann passieren könnte, dass man keine Zeichen und somit keinen Partner bekommt oder man dann denjenigen bekommt, den man nicht haben wollte. Beides Optionen, die dem Fleisch nicht gefallen.

Daher spricht man – auch wieder bewusst oder unbewusst – ein “freieres Gebet” und interpretiert dann lieber selbst (!) aus dem Alltag heraus, was ein Zeichen und was ein Zufall ist. Das heißt dann:

  • Gefällt einem ein potentieller Partner, desto eher werden aus Zufällen Zeichen gemacht.
    (Da kann dann schnell mal derselbe Anfangsbuchstabe im Namen schon ein Zeichen Gottes sein.)
  • Erhält man aber tatsächliche Zeichen für den von Gott gezeigten Partner, dieser gefällt einem aber nicht, dann läuft es andersherum ab, denn dann werden schnell aus echten Zeichen Zufälle gemacht.

Warum kann das so widersprüchlich ablaufen? Weil … 

Jer 17,9-10 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, erforsche das Herz, prüfe die Nieren, um jedem zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Taten.

Wir können uns also bei diesem ganzen Thema “Zufall oder Zeichen?” selbst betrügen. Und mit dem 10. Vers wird es ganz spannend bzw. genauer ausgedrückt: ganz gefährlich!

Denn es kann nun Folgendes passieren:
Jemand bittet Gott um Zeichen (wohlgemerkt wieder um keine konkreten!) und Gott gibt dieser Person Zeichen, aber nicht um irgendetwas zu bestätigen, sondern um zu prüfen, ob derjenige es wirklich ernst meint, die Wahl Gott zu überlassen.

Wie kann so etwas konkret aussehen?

Bleiben wir beim Beispiel des Knechts Abrahams:
Sagen wir mal, alles aus seinem Gebet wäre erfüllt worden, aber Rebekka hätte nicht die Kamele getränkt, weil das zu viel Arbeit für sie gewesen wäre. Zusätzlich hätte sie dem Knecht optisch gefallen. Wenn der Knecht dann entscheiden würde, dass das alles schon irgendwie reichen wird, obwohl ein wichtiger Punkt noch fehlt, dann hätte er zwar um Gottes Partnerwahl gebetet, aber es ihm am Ende dennoch nicht voll und ganz überlassen. Oder anders ausgedrückt: Trotz Gebet, trotz Bitte um konkrete Zeichen hätte er schlussendlich nur das gemacht, was er auch völlig ohne Gebet und Bitte um Zeichen hätte tun können, nämlich: Ganz ohne Gott, selbst entscheiden, welche die richtige Frau für Isaak ist.

Es gibt ein noch besseres biblisches Beispiel zum Thema “Zeichen und das trügerische Herz”, das perfekt unser Problem hier veranschaulicht: Bileam.

Ohne in Details der Geschichte zu gehen, kurz in Stichpunkten: Bileams Herz trachtete stark nach Reichtum. Diesen würde er bekommen, wenn er Israel verfluchen würde. Er fragte Gott, ob er das tun dürfe und wie sollte es anders sein: 

4Mo 22,12 Gott sprach zu Bileam: Geh nicht mit ihnen! Verfluche das Volk nicht, denn es ist gesegnet!

Dieses Zeichen bzw. die konkrete Antwort Gottes hinderte Bileam nicht, den Gideon zu machen und Gott erneut zu fragen. Aber nicht wie bei Gideon aus Angst und Zweifel (sonst hätte Gott anders reagiert), sondern eben wegen Bileams Liebe zum Geld.

Was war Gottes zweite Antwort?

Genau das, was er in Jer 17,9-10 sagt: Gott gab Bileam das, was dem entsprach, was in seinem trügerischen Herzen war. Er durfte gehen und das bekommen, wonach er trachtete.

Etwas Vergleichbares kann Gott auch bei uns machen, wenn wir trügerisch unsere Anliegen vor ihn bringen. Nicht, um uns ins offene Messer laufen zu lassen, sondern um uns wachzurütteln! So wie er es ja dann auch bei Bileam gemacht hatte. Auch wenn das bei ihm schlussendlich nichts gebracht hat. Die Geldliebe war zu groß, sodass selbst das Zeichen eines sprechenden Esels ihn nicht zur Umkehr bringen konnte.

Etwas Vergleichbares wird Gott mit uns aber eben nur dann machen (und dieser Punkt ist enorm wichtig zu verstehen!), wenn wir

  1. in unseren Herzen unsere Anliegen ihm nicht voll und ganz übergeben,
  2. versteckte Motive haben, die wir vermeintlich vor ihm verheimlichen können oder
  3. wir uns selbst betrügen (ohne dass es uns auffällt).

Im Beispiel mit der Suche nach einer Ehefrau würde das bedeuten: Man übergibt die Sache mit der Ehe Gott, aber irgendwie auch nicht, denn eines ist ja klar: Man will heiraten. Unbedingt. Daher will man von Gott nicht hören, dass er will, dass man nicht heiratet oder einen Partner heiratet, der einem nicht zusagt. Sollte etwas Derartiges im Herzen sein, hat man sein Anliegen eben nicht voll und ganz Gott abgegeben, sondern man hat ihn trügerisch um Hilfe gebeten.

Wie zuvor erwähnt: Niemand zwingt einen dazu, diese Entscheidung vor Gott zu bringen. Es gibt kein Gebot, dass man das tun muss. Auch gibt es keinen einzigen Vers in der Bibel, der besagt, dass Gott jede Ehe oder generell jede Entscheidung in unserem Leben durch Zeichen absegnen muss.

Ist es dennoch löblich, Entscheidungen Gott zu übergeben? Aber selbstverständlich.

Prinzipiell können wir jede Entscheidung, sei sie noch so klein, Gott überlassen. Nur sollten wir uns dann nicht wundern, wenn wir nicht jedes Mal eine Antwort von ihm bekommen. Denn das ist nicht in seinem Sinne.

Wie kann man das behaupten, wenn doch das A und O unseres Glaubens ist, dass nicht unser, sondern sein Wille geschehe?

Dazu ein kleines Gleichnis:
Ein liebevoller, fürsorglicher und weiser Vater ist das Haupt einer Großfamilie, sprich er hat viele Kinder und Enkelkinder. Eines dieser Kinder kommt wegen jeder Kleinigkeit zu ihm und fragt, was er tun soll. Denn er will unbedingt nur den Willen des Vaters tun.
Das findet der Vater natürlich vorbildlich und es erfreut sein Herz im Innersten. Dennoch hat er als Vater eine Aufgabe, nämlich sein Kind “großzuziehen”! Das heißt, er muss ihn für das Leben vorbereiten, ihn stärken (emotional, wie geistig und geistlich), er muss dafür sorgen, dass sein Kind an Weisheit zunimmt, damit es in der Welt da draußen zurechtkommt. Keinesfalls will er, dass sein Kind in kindlicher Unreife verharrt und ständig zu Papa rennt, weil es in jeder Lebenslage nicht genau weiß, was es tun soll.
Wie gesagt, der Papa findet es toll, dass sein Kind alles in seinem Leben ihm wohlgefällig tun will. Das will er auch weiter fördern, gleichzeitig will er aber auch sein Kind zur Mannesreife bringen. Und dazu gehört eben auch, dass es ohne Zutun vom Papa die dem Papa wohlgefälligen Entscheidungen trifft. Aus freien Stücken und ganzem Herzen.
Sollte es besondere Herausforderungen im Leben des Kindes geben, ist er natürlich stets für sein Kind da. Wie er immer für alle seine Kinder da ist. Dennoch müssen sie alle erwachsen werden und lernen, selbst Entscheidungen zu treffen.

… 

Wichtige Anmerkung zu diesem Beispiel, weil schnell Missverständnisse aufkommen könnten:
Wollen wir damit sagen, dass man seine Anliegen nicht vor Gott bringen sollte?

DAS SEI FERNE! ABSOLUT FERNE!

Man kann alle seine Anliegen vor Gott bringen und ihn um Hilfe bitten. Wir wollen lediglich damit sagen, dass man sich nicht wundern sollte, wenn zwar alle Gebete gehört, aber nicht alle erhört werden, sondern eben nur eine göttliche Auswahl davon. Das ist die nüchterne Tatsache, die uns die Heilige Schrift und sicherlich auch die Erfahrungen aller Gläubigen weltweit zeigen, indem von unzähligen Ereignissen berichtet wird, wo Gebete nicht erhört wurden, aber, Gott sei Dank, ebenso von Ereignissen, wo sie erhört wurden. Daher gilt:

Es ist ein Teil, ein wichtiger Teil,
unserer völligen Aufopferung und Hingabe,
unserem himmlischen Vater voll und ganz zu vertrauen
und es ihm zu überlassen, ob, wann und wie
er unsere Gebete erhört.