Die Bitte unseres Herrn
Joh 17,20-23 Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.
Man stelle sich diese Situation mal bildlich vor. Es ist die Nacht vor der Kreuzigung. Unser Herr weiß, dass die Zeit gekommen ist. Wie wir aus den anderen Evangelien wissen, ringt er diese Nacht im Gebet. Hier lesen wir nun, wie er seine Augen zum Himmel emporhebt und über die Vollmacht spricht, die ihm der Vater gegeben hat.
In dieser Vollmacht bittet er nun unseren Vater um vor allem eine Sache für uns. Er hätte um so vieles bitten können, z.B. um Segen, Frieden, Hoffnung, Sanftmut, Langmut, Demut, Kraft zum Ausharren, Glauben und um viele andere Dinge, die wir zwingend brauchen, aber er hat um dieses gebeten:
Auf dass wir eins seien, wie er und der Vater eins sind.
Wie zuvor erwähnt, braucht es für dieses “eins sein” wesentlich mehr als nur Predigten und Lobpreis. Es braucht den zuvor genannten Willen und das bewusste Ausstrecken danach.
Oder in anderen Worten: Ist das Gebet und der Herzenswunsch unseres Erretters auch unser Herzenswunsch, dann kann das mit dem “eins sein” in der Gemeinschaft auch klappen. Denn so wie aus der Fülle des Herzens der Mund redet (Lk 6,45), so werden auch Worte und Taten aus unseren Herzen kommen, die dem Wunsch “eins sein” entsprechen.
Aber was ist, wenn man diesen Wunsch nicht
bzw. noch nicht in seinem Herzen trägt?
Dann ist es sicherlich hilfreich, sich vor Augen zu führen, wie wichtig dieser Punkt der Einheit dem Vater und dem Sohn ist. Begleitend dazu sollte man auch in sich hineinhorchen, um herauszufinden, woran das genau liegt, dass dieser Wunsch nicht so präsent ist.
Das Spektrum, was das alles sein kann, ist groß. Es kann z.B. sein, dass man im Glauben Enttäuschungen erlebt hat; es kann sein, dass man innerlich verletzt ist, dass man eine Art Angst vor Nähe hat; es kann aber auch sein, dass man “einfach” keine Lust dazu hat. Es kann wie gesagt viele Gründe geben und daher ist es wichtig, dass man in sich hineinhorcht, mit Vertrauenspersonen darüber redet und es natürlich ins Gebet nimmt – nicht nur ins Gebet, um herauszufinden, was genau der Grund für das Fehlen dieses Wunsches ist, sondern dass man es auch ins Gebet nimmt und um Hilfe bittet, dass das “eins sein” mehr und mehr vom Geist Gottes aufs Herz geschrieben wird.
Denn wie gesagt: Es ist sowohl der Wunsch unseres himmlischen Vaters als auch der Wunsch unseres Herrn. Daher können und dürfen wir diesen Punkt nicht einfach übergehen und uns so etwas sagen, wie z.B: “Ja, bei mir ist das ein wenig anders. Ich bin ‘so und so’ und daher ist das mit dem ‘eins sein’ nichts für mich.”
Solche und ähnliche Gedanken wären nicht nur leichtsinnig, sondern grob fahrlässig, gefährlich und allen voran undankbar!
Warum?
Weil unser Herr so viel für uns getan hat, uns aber im Grunde nur um eine Sache gebeten hat. Wenn wir diese Bitte nun übergehen, was sind wir dann? Dankbar? Treu? In Liebe handelnd? Oder anders gefragt:
Wenn unser Herr und Erlöser doch so viel für uns getan hat,
sollten wir dann nicht alles daran setzen,
seine Bitte – “eins sein” – zu erfüllen?