Eins sein

Reife (+ Selbsterkenntnis)

Die zuvor genannte Selbsterkenntnis wird uns auch bei diesem Abschnitt helfen. Denn Selbsterkenntnis führt häufig dazu, dass man an sich etwas bewusst wahrnimmt, das Veränderung nötig hat. Da die wahre Selbsterkenntnis ein fortlaufender Prozess ist, wird man immer und immer wieder etwas an sich bemerken, was man angehen muss. Die Summe aller dieser Veränderungen trägt dann dazu bei, dass wir erwachsener und reifer werden – sowohl als Mensch, dessen Charakter reift, als auch als Mensch in Christus, der im Geiste wächst.

Beide Reife- und Wachstumsprozesse sind innerhalb einer Gemeinschaft quasi überlebenswichtig. Denn in einem kunterbunten, dynamischen und komplexen Miteinander, wie in einer Glaubensgemeinschaft, können die verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen zu den unterschiedlichsten Herausforderungen führen. Eine Eigenschaft, die dabei helfen kann und wird, ist eben ein reifes, erwachsenes Verhalten untereinander; v.a. in der Kommunikation.

Ist man aber eher unreif, dann sind Probleme leider vorprogrammiert. Es ist im Grunde wie eine Art Gleichung:

Unreife führt meist zu Unfrieden!

Paulus bringt diese Gleichung auf eine andere Weise zum Ausdruck, indem er schreibt:

2Tim 2,22 Die jugendlichen Begierden fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.

Frage dazu: Welche Eigenschaften fallen einem ein, wenn man an das Wort “unreif” denkt? Oder anders gefragt: Welche unreifen Eigenschaften fallen einem ein, wenn man an ein Kind denkt? Welche sind typisch für ein Kind?

Bei einer kleinen internen Umfrage mit ca. 30 Personen war die Top-Antwort auf die Frage, was einen unreifen Menschen ausmacht, die mangelnde Selbsterkenntnis. Der Punkt liegt im Grunde ja auch auf der Hand, denn in der Tat ist ein Kind aus vielen Gründen nur in einem begrenzten Maß zu einer gesunden Selbstreflexion und Selbsterkenntnis fähig.

Welche Eigenschaften noch typisch für ein Kind sind (nebst natürlich vielen positiven, die ein Kind haben kann, wie z.B.: Lernfähigkeit, Kreativität, kindhafter Glaube, Lebensfreude und vieles mehr), haben wir in zwölf Fragen formuliert, sodass man sich direkt selbst prüfen und gegebenenfalls selbst darin erkennen kann:

  • Mangelt es mir an Selbstbeherrschung? Habe ich Kontrolle über meine Gefühle oder haben meine Gefühle die Kontrolle über mich?
  • Habe ich eine geringe Frustrationsgrenze?
  • Handle ich hin und wieder unüberlegt? Rede ich, bevor ich nachdenke?
  • Meckere ich oft und bin häufig unzufrieden?
  • Mangelt es mir an der Fähigkeit bzw. dem Willen, mich in andere hineinzuversetzen (also mangelt es mir an Empathie)?
  • Bin ich verantwortungsbewusst und zuverlässig? Ist mein Ja stets ein Ja?
  • Kann ich nur schwer Konflikte lösen?
  • Bin ich in einem ungesunden Maß abhängig von anderen?
  • Bin ich schwer belehrbar?
  • Habe ich ein Problem mit Autoritäten?
  • Habe ich oft das immer wiederkehrende Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung?
  • Und abschließend die Gleichung von vorher (“Unreife führt meist zu Unfrieden”) als Frage für das “eins sein” formuliert:
    Kommt durch mich Frieden und Ruhe oder eher Unruhe und Unfrieden in die Gemeinschaft?

Diese letzte Frage ist deswegen besonders wichtig, weil das “eins sein”, wie es der Herr sich wünscht, logischerweise ohne Frieden nicht möglich ist. Es kann und wird zu Herausforderungen innerhalb einer Gemeinschaft kommen. Das ist unvermeidlich. Aber wie wir damit umgehen und wie wir dabei stets den Frieden suchen, ist das, was entscheidend ist. Denn wir sollen nicht Unruhestifter, sondern Friedensstifter sein:

Mt 5,9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.

Wir können aus eigener Erfahrung und aus den Berichten anderer sagen, dass Unfrieden und Trennung meist gar nicht zwingend wegen unterschiedlicher Ansichten vorkommen, sondern vielmehr deswegen, weil es schlicht und einfach an menschlicher Reife mangelt. Allen voran eben in der Kommunikation miteinander.

Will man aber “eins sein”, muss sich das ändern. Damit sich das ändert, müssen wir uns ändern. Damit wir uns ändern, müssen wir unsere Baustellen an uns erkennen. Damit wir uns wiederum selbst erkennen, müssen wir uns ständig selbst beobachten und prüfen, bis … 

Eph 4,13 bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus.