Ältestenschaft
Ehe wir mit diesem Block beginnen, ist es wichtig, vorab Folgendes zu erwähnen:
Es gibt sowohl im AT als auch im NT keine genaue Definition der Begriffe des “Ältesten” oder der “Ältestenschaft”. Man wird also keinen Vers finden, der besagt, dass genau diese oder jene, nennen wir sie, speziellen Aufgaben bzw. Ämter zur Ältestenschaft dazugehören und andere wiederum nicht. Stattdessen wird uns aber eine große Vielzahl von Stellen in einem erweiterten Kontext geboten, bei denen verschiedene Aufgaben in der Ordnung Gottes in einen direkten Zusammenhang gebracht werden, sich gegenseitig ergänzen, austauschbar angewandt werden und einiges mehr. Alle diese Stellen aber in ihrer Gänze hier aufzulisten, würde den Rahmen sprengen. Daher beschränkt sich unser Fokus weniger auf das theoretische Verständnis der einzelnen Ämter, sondern mehr auf den Oberbegriff der Ältestenschaft und die generelle praktische Anwendbarkeit der göttlichen Ordnung auf uns heute. Dabei wird uns natürlich die Torah, dann ein wenig die Zeit der Richter und dann die Evangelien und Briefe der Apostel helfen.
Im Laufe dieses Blocks werden wir uns dann nach und nach Verse ansehen, die dabei ineinander übergehend für uns folgende Fragen beantworten werden:
- Ältestenschaft im AT, im NT und wie heute?
- Ältester oder Älteste? Also Einzahl oder Mehrzahl?
- Können wir trotz fehlender exakter Definition der Begriffe “Ältester und Ältestenschaft” verstehen, was und wer damit gemeint ist?
- Die Ordnung in der Ordnung: Gibt es eine Ordnung innerhalb der Ältestenschaft?
Wir beginnen unsere Betrachtung natürlich zuerst mit der Torah. Wenn man dort nach dem Begriff “Ältestenschaft” sucht, wird man so erst einmal nicht fündig. Was man aber finden wird, sind Verse wie zum Beispiel diese hier:
2Mo 3,16 Geh hin und versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: …
2Mo 18,12 … Da kamen Aaron und alle Ältesten von Israel, um mit Moses Schwiegervater ein Mahl zu halten vor dem Angesicht Gottes.
2Mo 19,7 Und Mose kam und rief die Ältesten des Volkes zu sich und legte ihnen alle diese Worte vor, die der HERR ihm geboten hatte.
5Mo 25,8 Und die Ältesten seiner Stadt sollen ihn rufen und mit ihm reden …
Im Zusammenhang mit dem Begriff “die Ältesten” wird man in der Torah noch weitere Ämter und Aufgaben finden, die für die Ordnung innerhalb der Gemeinde, also innerhalb Israels, eine Rolle gespielt haben. Diese wollen wir im Zusammenhang von Ordnung und Ältestenschaft zumindest kurz mit auflisten:
4Mo 1,16 Das waren die Berufenen der Gemeinde, die Fürsten der Stämme ihrer Väter; sie waren die Häupter der Tausende Israels.
5Mo 16,18 Richter und Vorsteher sollst du dir einsetzen, nach deinen Stämmen, in allen deinen Toren …
5Mo 17,9 Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, kommen und zu dem Richter, der in jenen Tagen da sein wird, und dich erkundigen; und sie werden dir den Rechtsspruch verkünden.
5Mo 20,9 Und es soll geschehen, wenn die Vorsteher aufgehört haben, zum Volk zu reden, so sollen sie Heeroberste an die Spitze des Volkes stellen.
5Mo 31,9 Und Mose schrieb dieses Gesetz auf und gab es den Priestern, den Söhnen Levis, welche die Bundeslade des HERRN trugen, und allen Ältesten von Israel.
Jos 8,33 Und ganz Israel und seine Ältesten und Vorsteher und seine Richter standen an dieser und an jener Seite der Lade, den Priestern, den Leviten, gegenüber …
Wir sehen bei diesen Versen, dass also nebst den Ältesten auch Fürsten, Richter, Vorsteher, Häupter, Heeroberste, Priester und Leviten genannt werden. Die meisten dieser Ämter und die damit verbundenen Aufgaben dürften bekannt sein. Um aber an dieser Stelle den Fokus nicht auf die einzelnen Ämter zu legen, sondern nah an unserem Thema zu bleiben, wollen wir direkt auf einen wichtigen Punkt übergehen, der für uns heute praktisch die höchste Anwendbarkeit hat. Dieser Punkt hat damit zu tun, dass es in der Ausübung der göttlichen Ordnung zwischen damals und heute einen gravierenden Unterschied gibt:
Sie waren damals vereint im Land, lebten nach der Torah mit einem Heiligtum in ihrer Mitte und eben mit einer von Gott eingesetzten Ordnung, wo alle die gelesenen Ämter besetzt waren. Heute ist das offensichtlich nicht so.
Der Fokus bei diesem Unterschied liegt vor allem darauf, dass in der Zerstreuung (also ohne gesammelt im Land nach der Torah leben zu können) einige dieser Aufgaben (wie z.B. der Fürst über einen Stamm, der Heeroberste usw.) entweder komplett entfallen oder die verschiedenen Ämter und Aufgaben sich in einer Person vereinen können bzw. sogar müssen.
Was genau damit gemeint ist, sehen wir am anschaulichsten im Buch der Richter. Auch wenn Israel damals nicht in der Zerstreuung war, war der Zustand innerhalb des Volkes katastrophal und chaotisch – vor allem deswegen, weil es eben keine Ordnung gab. Daher haben zu jener Zeit einzelne Personen viele der oben aufgelisteten Aufgaben auf einmal übernommen. Sie waren u.a. Heeroberste, Vorsteher, Fürsten und eben Richter in einem. Teilweise erfüllten sie sogar die Aufgaben eines Propheten oder Priesters.
Wir sagten ja zu Beginn, dass uns die Torah, die Zeit der Richter und das NT beim Verständnis der Ältestenschaft und der praktischen Anwendung auf uns heute helfen werden. Und mit dem besonderen Umstand zur Zeit der Richter haben wir auch schon direkt unsere Überleitung zum NT. Denn vergleichbar mit den Richtern von damals waren die Apostel. Auch sie erfüllten mehrere Aufgaben auf einmal, indem sie zum Beispiel lehrten (wie ein Priester oder Levit), Urteile sprechen mussten (wie ein Richter), dem Volk vorstanden (also Vorsteher waren) und hier und da auch prophetisch zum Volk bzw. zur Gemeinde sprachen.
Vielleicht hat der eine oder andere zu diesen verschiedenen Aufgaben direkt diesen Vers im Sinn:
Eph 4,11-12 Und Er hat etliche als Apostel eingesetzt, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus.
Hier werden (ähnlich wie in der Torah, da aber verteilt an vielen Stellen) an einer einzigen Stelle die verschiedenen Aufgaben und Ämter auf einmal genannt. Paulus vereinfacht uns hier also die Suche, indem er die wichtigsten Aufgaben im Leib Christi für uns zusammenfasst.
An diesem Punkt angekommen, möchten wir die eingangs gemachte Aussage kurz wiederholen:
Es gibt sowohl im AT als auch im NT keine genaue Definition der Begriffe des “Ältesten” oder der “Ältestenschaft”. Man wird also keinen Vers finden, der besagt, dass genau diese oder jene, nennen wir sie, speziellen Aufgaben bzw. Ämter zur Ältestenschaft dazugehören. Stattdessen wird uns aber eine große Vielzahl von Stellen in einem erweiterten Kontext geboten, bei denen verschiedene Aufgaben in der Ordnung Gottes in einen direkten Zusammenhang gebracht werden, sich gegenseitig ergänzen, austauschbar angewandt werden und einiges mehr.
Vor allem die letzte Aussage, dass Begriffe austauschbar angewandt werden, hat uns Kopfzerbrechen bereitet. Nicht im Verständnis, sondern in der Erklärung. Das Hauptproblem dabei war, dass die synonymhafte Anwendung der verschiedenen Ämter das im Grunde einfache und klare Verständnis unnötig verkompliziert. Was damit gemeint ist, möchten wir euch anhand je eines Beispiels aus AT und NT zeigen:
4Mo 11,16 Da sprach der HERR zu Mose: Versammle mir 70 Männer aus den Ältesten Israels, von denen du weißt, dass sie die Ältesten des Volkes und seine Vorsteher sind, und führe sie vor das Zelt der Zusammenkunft, dass sie dort bei dir stehen.
1Petr 2,25 Denn ihr gingt in der Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.
Hier kann man sehen, dass bei dem einen Vers die Vorsteher mit den Ältesten gleichgesetzt werden, und beim anderen der Hirte mit dem Aufseher. Der Aufseher wiederum kann, so wie der Vorsteher auch, ebenfalls synonymhaft für verschiedene Aufgaben stehen, wie z.B.:
Apg 1,20 Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: … „Sein Aufseheramt empfange ein anderer.“
Hier spricht ein Apostel über einen anderen, also Petrus über den vom Herrn abgefallenen Judas. (Kurze Anm. für diejenigen, die Wörter nachschlagen: Manche Übersetzungen schreiben hier einfach nur “Amt” (wie z.B. die Schlachter 2000), was eine viel zu schwache Übersetzung ist, denn das Wort bedeutet im Kern “auf etwas sehen, auf etwas achthaben”.)
Zurück zu den Ältesten, Vorstehern, Hirten und Aufsehern, denn damit endet das “Kuddelmuddel” nicht; denn der Aufseher ist nicht die einzige Bezeichnung, die auf einen Apostel zutrifft:
1Petr 5,1 Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus …
Noch eine andere Stelle dazu:
Apg 16,4 Als sie aber die Städte durchzogen, teilten sie ihnen zur Beachtung die Beschlüsse mit, die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem festgesetzt worden waren.
Wir sehen also, dass Apostel nebst Aufsehern auch als Älteste bezeichnet werden. Bei Apg 16,4 könnte man aber meinen, dass “Apostel und Älteste” voneinander getrennte Ämter sind, aber durch Petrus’ Aussage wissen wir, dass dem nicht so ist und der Vers eher so zu verstehen ist, wie wir heute zum Beispiel sagen würden: “Alle Ehemänner und Männer der Gemeinschaft waren anwesend.”
Alle Ehemänner sind Männer, aber nicht jeder Mann ist ein Ehemann, ganz so wie jeder Apostel ein Ältester ist, aber nicht jeder Älteste ein Apostel; oder auch ganz so wie eben in Apg 1, dass ein Apostel auch ein Aufseher ist, aber sicherlich ist nicht jeder Aufseher ein Apostel.
Wie können wir das so sicher sagen?
1Tim 3,1 Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst (Anm.: exakt dasselbe Wort wie bei Apg 1,20) trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.
Hier geht es darum, dass Paulus Timotheus Anweisung dafür gibt, worauf er zu achten hat, wenn er einen Aufseher einsetzt. Diese Einsetzung ist keine Einsetzung eines Apostels, sondern, in dem Fall, die eines Hirten (wir werden im nächsten Block noch genauer darauf eingehen).
Abschließend zu dieser Betrachtung (ehe wir gleich zu der Frage nach der Ordnung innerhalb der Ältestenschaft kommen) noch zwei Stellen, die hilfreich sein können:
Jak 5,14 Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.
Hier kann man sich zum besseren Verständnis des Themas vorstellen, dass der Kranke in einer Gemeinschaft mit einem Apostel, einem Propheten, einem Evangelisten, einem Hirten und einem Lehrer ist (= Auflistung aus Eph 4). Werden diese jetzt alle für den Kranken beten oder wird das eine separate Gruppe von “Ältesten” sein, die weder Apostel, noch Propheten, noch Hirten oder dergleichen sind? Natürlich nicht, denn sie alle zusammen sind (auch wenn es dazu eben keinen einzelnen Vers gibt) die Ältesten. Die Summe dieser Ältesten wird dann auch als Ältestenschaft bezeichnet. Auch dazu ein Vers:
1Tim 4,14 Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir verliehen wurde durch Weissagung unter Handauflegung der Ältestenschaft!
Zurück zu der Stelle von Paulus kommend, kann man mithilfe der soeben gelesenen Verse sagen, dass die Auflistung aus Eph 4,11-12 für unsere Betrachtung im Grunde völlig ausreichend ist. Denn da können wir sicher sein, dass
- der Hirte, der der Gemeinschaft vorsteht,
- der Lehrer, der das Wort Gottes auslegt und weitergibt,
- der Evangelist, der der Gemeinschaft neue Schafe hinzufügt,
- der Prophet, der das Sprachrohr Gottes ist,
- als auch der Apostel, der wie es der Name sagt, ein Gesandter Gottes ist,
alle zu einer biblischen Ältestenschaft gehören. Warum? Weil sie zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus eingesetzt worden sind.
Eph 4,11-12 Und Er hat etliche als Apostel eingesetzt, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus.
…
Wir sind damit bei der letzten Frage für diesen Abschnitt angekommen:
Gibt es eine Ordnung innerhalb der Ältestenschaft?
Ja, die gibt es. Eine offensichtliche und eine nicht so offensichtliche Ordnung. Die offensichtliche ist, dass die Apostel damals sicherlich nicht, sagen wir mal, “auf Augenhöhe” mit anderen Evangelisten, Hirten und Lehrern waren.
Die andere nicht so offensichtliche Ordnung geht einen Schritt weiter. Soll heißen, dass es innerhalb der verschiedenen Ämter ebenfalls eine Ordnung gab und weiterhin gibt. Damit ist gemeint, dass sich selbst unter den Aposteln der eine dem anderen unterordnete. Ein Beispiel dazu, bei dem es um Paulus geht:
Apg 21,18 Am folgenden Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle Ältesten fanden sich ein.
Danach lesen wir, wie die Apostel ihm Folgendes befehlen:
Apg 21,23-24 So tue nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben; diese nimm zu dir, lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie das Haupt scheren lassen; so können alle erkennen, dass nichts ist an dem, was über dich berichtet worden ist, sondern dass auch du ordentlich wandelst und das Gesetz hältst.
An dieser Stelle sei zumindest kurz erwähnt, dass manche denken, dass es keinen Unterschied innerhalb der Apostel in dem Sinne gab und Paulus sich hier das nur befehlen ließ, weil es quasi nicht sein “Aufgaben- bzw. Verantwortungsbereich” war. Damit ist gemeint, dass er der Apostel für die Heiden war, dieser Zwischenfall aber die Juden betraf und er sich nur deshalb unterordnete. Wäre es aber um Heiden gegangen, dann sähe das Ganze anders aus, weil ja Paulus der Apostel der Heiden war und das daher hätte selbst entscheiden können.
Wenn dem so gewesen wäre, stellt sich die Frage, wieso dann der Fall, ob die Heiden beschnitten sein müssen, um gerettet zu werden, nicht von ihm selbst geklärt wurde: Wieso nutzte er also seine Autorität hinsichtlich seines Aufgabenbereichs über die Heiden nicht, um das selbst zu bestimmen?
Ganz einfach: Weil das nicht in der Ordnung Gottes gewesen wäre. Denn es gibt durchaus innerhalb der Ordnung eine Ordnung. Ganz konkret heißt das: Es gab die Apostel, aber unter ihnen gab es eine weitere von Gott bzw. dem Sohn Gottes eingesetzte Ordnung. Der Beleg dazu:
Lk 9,28 Es geschah aber ungefähr acht Tage nach diesen Worten, dass er Petrus und Johannes und Jakobus zu sich nahm und auf den Berg stieg, um zu beten.
Das allein ist natürlich kein Beweis, aber zusammen mit diesem Vers von Paulus schon:
Gal 2,9 Und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, reichten Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, …
Dass diese drei Apostel unter allen Aposteln besonders waren, lesen wir immer wieder in den Evangelien und Briefen. Das ist aber noch nicht alles, denn unter diesen Dreien gab es wiederum eine Ordnung, denn Petrus war der führende Apostel, u.a. weil der Herr zu ihm Folgendes gesagt hatte:
Mt 16,18-19 Und Jesus sprach zu ihm: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Er gab den Schlüssel nicht den anderen Aposteln, auch nicht den drei Säulen, sondern eben Petrus allein. Er ist dann auch derjenige, zu dem der Herr kurz vor seiner Himmelfahrt im Speziellen sagte, dass er ihm nachfolgen und dass er seine Lämmer und Schafe weiden und hüten solle (Joh 21,15-22). Petrus hatte also eine ganz besondere Stellung und Aufgabe – nicht durch Menschen bestimmt, nicht durch ihn selbst, sondern durch unseren Herrn Jeschua.
Man kann also sagen, dass es eine Art “Ordnung in der Ordnung der Ordnung” gibt. Soll heißen, dass alle Brüder unter Christus sowieso gleich sind (!), es aber dennoch eine von Gott eingesetzte Ordnung der Ältestenschaft gibt; unter dieser Ältestenschaft gibt es wiederum eine Ordnung mit den verschiedenen Ämtern (Aposteln, Propheten, Hirten usw.); unter diesen Ämtern dann wiederum eine weitere Ordnung, so wie wir sie eben anhand der Stellen erkennen konnten.
Dieses göttliche Prinzip der “Ordnung in der Ordnung” finden wir übrigens überall in der Heiligen Schrift wieder. Sie ist also nicht allein unter den Aposteln so, sondern sie ist überall so.
Dazu ein paar Beispiele, angefangen mit einem, sagen wir mal, eher unwichtigen, in Form der 30 Helden Davids, unter denen es eine besondere Dreiergruppe gab (in dem Fall sogar zwei besondere Dreiergruppen):
1Chr 11,20-21 Und Abisai, der Bruder Joabs, war der Vornehmste unter den dreien. Der erhob auch seinen Speer und erschlug dreihundert. Und er war berühmt unter den dreien. Unter diesen dreien der zweiten Ordnung war er der Geehrteste und war ihr Oberster. Aber an jene ersten drei reichte er nicht heran.
Unter den sog. “ersten drei” gab es ebenfalls eine Ordnung, also ein Haupt:
1Chr 11,11 Und dies ist die Zahl der Helden, die David hatte: Jaschobam, der Sohn Hakmonis, das Haupt der Anführer …
Dasselbe Prinzip “der Ordnung mit einem Haupt” sehen wir dann auch beim (man würde heute sagen) “Lobpreis-Team” wieder:
1Chr 16,5 Asaph, das Haupt, und Sekarja, den zweiten nach ihm, Jeghiel und Schemiramot und Jechiel und Mattitja und Eliab und Benaja und Obed-Edom und Jeghiel, mit Harfeninstrumenten und mit Lauten; und Asaph ließ die Zimbeln erklingen.
Auch innerhalb von Familien galt dasselbe göttliche Prinzip des Hauptes:
1Chr 23,10-11 Und die Söhne Simeis waren: Jahat, Sina, Jeusch und Berija; diese vier waren Söhne Simeis. Jahat war das Haupt, Sina der zweite. …
Eine weitere wichtige Stelle wäre diese hier:
2Chr 24,5-6 … sammelt Geld ein von ganz Israel, um das Haus eures Gottes auszubessern Jahr für Jahr; und ihr sollt euch mit der Sache beeilen! Aber die Leviten beeilten sich nicht. Da rief der König Jojada, das Haupt, und sprach zu ihm: Warum hast du die Leviten nicht aufgefordert, aus Juda und Jerusalem die Steuer einzubringen, …
Man sieht, dass es immer einen gibt, der das Haupt ist und dadurch auch die ”Hauptverantwortung” trägt. Das ist wichtig, notwendig und auch gut so; denn so war es in der Wüste durch Mose, während des Einzugs durch Josua, wie eben gesehen im Kriegsherr, beim Lobpreis, bei den Priestern und eben auch bei den Aposteln so.
Selbst in der Ordnung der Familie zeigt sich exakt dasselbe göttliche Prinzip. Denn auch dort gibt es eine Ordnung in der Ordnung. Soll heißen, es gibt die Ordnung der Eltern zu den Kindern, dann unter den Eltern eine Ordnung mit verschiedenen Aufgabenbereichen und dann schlussendlich die Ordnung, dass der Mann das Haupt der Frau ist und somit auch die Hauptverantwortung trägt.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Aufgabe des sog. Haupts bzw. des Hauptverantwortlichen nicht diejenige ist, über die anderen zu herrschen, sondern im Gegenteil: den anderen zu dienen! Anders, als eine generelle Tatsache, ausgedrückt:

Die göttliche Ordnung dient nicht zur Herrschsucht, sie ist aber auch keine weltliche Demokratie! Gott hat sowohl in der kleinsten Gemeinschaft (der Ehe) als auch in der größten (dem Volk) eine Ordnung gegeben und innerhalb dieser Ordnungen eine weitere Ordnung.
Bei diesen Ordnungen geht es wie gesagt nicht um Herrschaft,
sondern um Dienst und um das Tragen der Verantwortung vor Gott.
Wir möchten in diesem Zusammenhang (weil es für einige ein sensibles Thema ist) erneut betonen: Obwohl es immer diesen einen Hauptverantwortlichen gibt, gilt dennoch, dass wir vor unserem Gott alle gleich sind. Auch das sehen wir im AT wie im NT:
1Chr 24,31 Und auch sie warfen Lose wie ihre Brüder, die Söhne Aarons, in Gegenwart des Königs David und Zadoks und Ahimelechs und der Häupter der Väter der Priester und der Leviten – das Haupt der Väter wie sein geringster Bruder.
Man kann hier erkennen, dass kein Unterschied zwischen einem Oberhaupt und dem sog. “geringsten Bruder” gemacht wurde.
Ein weiterer wichtiger Vers:
Gal 3,28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.
Wichtig zu verstehen ist nun, dass diese beiden Stellen das zuvor Gelesene (die Ordnung und die Ordnung in der Ordnung) nicht aufheben, sondern die beiden ergänzen sich gegenseitig. Das einfachste und anschaulichste Beispiel dazu wäre erneut die Ehe:
Obwohl es, laut Gal 3,28, in Christus weder Mann noch Frau gibt, und beide in der Ehe ein Team, eine Einheit, also “eins sein” sollen, gibt es dennoch die Ordnung in der Ehe, in der der Mann das Haupt der Frau ist:
1Kor 11,3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.
Das Schöne an diesem Vers ist, dass wir erkennen können, dass es sogar in der Beziehung zwischen Gott und Christus dieses immer wiederkehrende göttliche Prinzip gibt. Denn auch sie beide sind eins:
Joh 10,30 Ich und der Vater sind eins.
… aber dennoch gilt:
Joh 14,28 … der Vater ist größer als ich.
Man könnte also abschließend und zusammenfassend sagen: Egal wo man in der Heiligen Schrift liest, sieht man immer wieder dasselbe göttliche Prinzip:
Der Fokus auf das “eins sein” 
(in der Ehe, in der Gemeinschaft, im Volk, ja, sogar zwischen Vater und Sohn), aber immer in einer göttlichen Ordnung mit einem Hauptverantwortlichen.
Und genau deswegen lautet die Überschrift:
Keine Ordnung, kein “eins sein”!
