Trennung

“Aber was ist mit der Liebe bei dem Ganzen?”

Das ist mit Abstand der am häufigsten vorkommende Einwand im Zusammenhang der Gemeindezucht. Wir hatten ihn zu Beginn kurz, als es ganz allgemein um die Züchtigung Gottes ging und dass diese aus Liebe geschieht.

Jedoch ist der Zusammenhang bei der Stelle aus Hebräer eher allgemein gehalten und nicht speziell auf ein “vors Lager bringen” bezogen. Daher möchten wir uns jetzt andere Stellen ansehen, die ganz konkret auf den Punkt der Gemeindezucht eingehen:

Röm 16,17 Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab.

Mt 18,17 … Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner.

1Tim 1,20 Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern.

Zu diesen Versen könnte man jetzt eben die berechtigte Frage stellen:
“Aber was ist mit der Liebe bei dem Ganzen? Wo ist die Liebe, wenn man sich von seinem Nächsten abwendet oder ihn wie einen Heiden behandelt? Oder noch viel schlimmer: Wo ist die Liebe, wenn man ihn dem Satan übergibt?”

Die Einwände sind wie gesagt völlig nachvollziehbar. Es ist also verständlich, wenn diese Worte irgendwie unbarmherzig, extrem hart und lieblos für unsere Ohren klingen. Jedoch wissen wir ja, dass sie das nicht sind.

Daher wäre die Frage: Wieso ist dem so? Wieso klingen sie so lieblos?

Paulus und allen voran unser Herr wussten ja schließlich, was göttliche Liebe ist und was alles dazugehört. Und genau deswegen, so seltsam das auch klingen mag, lesen wir Verse wie diese. Das heißt, da sie die Tragweite der Sünde und die Gefahr für alle Beteiligten kannten, wählten sie diese extremen Worte als Warnung. Zum Schutz aller. Aus Liebe.

Wenn wir jedoch diese Liebe darin nicht erkennen können, dürfen wir uns nicht dazu verleiten lassen, diese Verse zu übergehen, sondern wir müssen an uns selbst erkennen und uns eingestehen, dass nicht am Text etwas nicht stimmt, sondern an uns. 

Dieses Eingeständnis für so einen massiven Punkt, wie das richtige Verständnis der Liebe, benötigt sowohl Zeit und Gebet als auch Situationen, aus denen wir lernen können, wie göttliche Liebe praktisch anzuwenden ist.

Denn es ist leider so, dass wir sowohl durch die Welt als auch durch falsche christliche Lehren völlig “weich programmiert” worden sind.

Aber diese Programmierung bzw. der Sauerteig der zuvor erwähnten
blankVerharmlosung der Sünde + das verzerrte Verständnis von Liebe
muss aus uns allen ausgefegt werden.
Ansonsten werden wir in Situationen (wie eben der Gemeindezucht)
nicht Gott wohlgefällig handeln, denken und fühlen können.

Damit wir das alles aber unserem Vater wohlgefällig tun können, müssen wir uns strikt an seine göttlichen Vorgaben halten. Für unseren Fall hier (also für die Gemeindezucht) bedeutet das vor allem:

  • Die Gebote, die den Ausschluss betreffen, genau einhalten.
  • Der eingesetzten Ordnung vertrauen.
  • Den Kommunikationsstopp zum Schutze aller bewahren.
  • Für die Person beten.

Was ebenfalls im Zusammenhang des falschen Verständnisses, ja fast schon der Pervertierung des Begriffs “Liebe” nicht vergessen werden darf, ist, dass bei der Liebe nicht die Gefühle im Vordergrund stehen (sie sind ein Teil davon), sondern bei der göttlichen Liebe sind unsere Taten der Gerechtigkeit, Wahrheit und des Gehorsams das, was unserem himmlischen Vater vordergründig wichtig ist:

1Kor 13,6 Die Liebe freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit.

2Joh 1,6 Und darin besteht die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln.

Verstehen wir also die Liebe falsch und denken, dass eine Gemeindezucht irgendwie lieblos ist, dann könnte es passieren, dass wir die Gesamtsituation … 

  • nicht der Wahrheit entsprechend beurteilen,
  • den Ungehorsam der Person verharmlosen
  • und/oder ungerecht Partei ergreifen,

… aber dennoch meinen, gemäß der Liebe zu handeln.

In anderen Worten: Man würde aus eigener Sicht der Liebe nach handeln, aber am Ende würde man ganz unbewusst genau das Gegenteil tun! 

Möge auch hier uns der Vater Weisheit, Einsicht, Demut, Sanftmut, Langmut und das richtige Verständnis seiner Liebe schenken. 

Amen.