Prioritäten
Das Offensichtlichste zuerst:

Wir sind nicht gerettet und berufen worden,
um einen Partner fürs Leben zu finden,
sondern wir sind gerettet und berufen worden,
um den Willen Gottes zu tun.
Diesen “Willen Gottes” kann man im Grunde in zwei Bereiche aufteilen:
Einmal in den allgemeingültigen und übergeordneten Willen Gottes, der für uns alle gilt (wie z.B. nach seinen Geboten zu leben) und einmal in seinen Willen, der für dich, für mich, für einen jeden von uns ganz individuell gilt. Den Willen Gottes für uns alle lesen wir logischerweise in der Fülle der Heiligen Schrift. Seinen Willen für uns individuell müssen wir aber herausfinden, erfragen und uns danach ausstrecken:
Mt 7,7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden.
Nun ist es so, dass bei unserem Thema (v.a. dann, wenn der Wunsch nach einem Partner groß ist) man diesen Vers oft nicht (!) auf die Suche nach dem Willen Gottes für das eigene Leben anwendet, sondern viel eher auf die Suche nach einem Partner. Soll heißen, man bittet, sucht und klopft bei Gott eher für einen Partner an, aber nicht unbedingt mit derselben Hingabe darum, wie man ihm dienen kann. Das eine ist also ein: “Gib mir Vater!”, das andere ein: “Was kann ich dir geben, Vater?”
Dabei ist es so, dass man auf Gott wohlgefällige Weise beides miteinander verbinden kann. Wie? Dazu ein anderes göttliches Versprechen, das dem aus Mt 7,7 ähnelt und nicht einfach irgendwo steht, sondern nur ein paar Verse vorher:
Mt 6,33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.
Dieser Vers passt perfekt zu unserer Überschrift, denn hier wird durch das kleine Wörtchen “zuerst” uns eine göttliche Priorität klargemacht: Das Königreich Gottes und seine Gerechtigkeit zuerst, dann alles andere. Das heißt, trachtet man zuerst nach dem Willen Gottes, wird uns alles andere hinzugefügt werden. So auch ein Ehepartner, wenn das sein göttlicher Wille für uns ist.
Um aber seinen Willen wirklich in Erfahrungen bringen zu können, müssen wir nicht nur bereit dafür sein, unseren eigenen Willen hinten anzustellen, sondern wir müssen seinen Willen auch a) wirklich aufrichtig (und nicht selbstbetrügerisch!) suchen und b) Zeit und Geduld mitbringen.
Da aber Letzteres, die Geduld, für viele sehr herausfordernd ist, entsteht ein innerer Kampf. Vielen Geschwistern ist dieser Kampf zwischen Abwarten und der Sehnsucht nach einem Partner durchaus bewusst. Wir zitieren hierzu einige der Antworten aus der anonymen Umfrage, bei der es um die Gefahren bei der Partnersuche ging:
“Die Entscheidung ohne Gott zu treffen bzw. ihn nicht mit einzubeziehen.”
“Vorschnelle Entscheidungen.”
“Dass man sich aus einem Gefühl der Einsamkeit auf die Suche begibt.”
“Wichtig ist vor allem, dass man nicht voreilig handelt, sondern dass jeder Schritt wohl überlegt sein sollte und Zeit braucht!”
“Keine übereilten Entscheidungen treffen, weil man es beispielsweise eilig hat, zu heiraten.”
“Ungeduld. Nicht nach Gottes Willen fragen.”
… sind einige Beispiele, die von Single-Geschwistern genannt wurden. Da diese Antworten eben zu der Frage kamen, was die größten Gefahren bei der Suche nach einem Partner sind, ist den Geschwistern also nicht nur das Spannungsfeld zwischen Abwarten und der Sehnsucht bewusst, sondern auch die Gefahren, die dahinter schlummern. Wir werden auf weitere genannte Punkte der Singles in einem späteren Block noch genauer eingehen.
Hier genügt es uns erst einmal festzuhalten, dass jeder Single in sein Herz horchen und sich die Selbstprüfungsfrage anhand der Worte unseres Herrn stellen sollte:
Lk 22,42 Und Jesus sprach: Vater, wenn du willst, so nimm diesen Kelch von mir weg – doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
Sein Vorbild als Frage formuliert würde bedeuten:
Kann auch ich sagen?
“Vater, wenn du willst, so schenke mir einen Partner –
doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!”
…
Sollte an dieser Stelle der “Einwand” kommen: “Ja, aber ich will unbedingt heiraten!”, dann sollte derjenige wissen, dass dieser Wunsch in keiner Weise im Widerspruch zu dem eben Gesagten steht. Es ist völlig OK und legitim, heiraten zu wollen, denn wer heiratet, handelt recht, sagt Paulus.
Es geht hier also nicht darum, den heiligen Bund der Ehe irgendwie schlecht zu machen. Das sei ferne! Es geht einzig und allein um die Priorität, die man zwischen dem eigenen Wunsch nach einer Ehe und dem Willen Gottes setzt. Es geht eben um das Vorbild unseres Herrn: doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
