Fremder und Beisasse
1Mo 23,4 Ich bin ein Fremder und Beisasse bei euch… [CSV]
Man versetze sich in die Lage Abrahams: Der Allmächtige, der Schöpfer von Himmel und Erde, hatte ihm ein Land versprochen, indem er sich zu jener Zeit aufhielt; d.h. er war in seinem von Gott gegebenen Eigentum. Dennoch erweist Abraham den Einwohnern dort Ehrerbietung und zeigt seine Weisheit, indem er sagt, dass er Fremder und Beisasse ist.
Das NT greift diese Formulierung auf und hilft uns beim geistlichen Verständnis dieser Aussage:
Hebr 11,8-9 Durch Glauben gehorchte Abraham, als er berufen wurde, nach dem Ort auszuziehen, den er als Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er kommen werde. Durch Glauben hielt er sich in dem Land der Verheißung auf wie in einem fremden, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; [SLT]
Die Antwort, warum sie das taten, folgt in den nächsten Versen:
Hebr 11,13-16 Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; denn die solches sagen, geben damit zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen. Und hätten sie dabei jenes im Sinn gehabt, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie ja Gelegenheit gehabt, zurückzukehren; nun aber trachten sie nach einem besseren, nämlich einem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. [SLT]
Hier kurz am Rande zu dem “Himmlischen” und der “zubereiteten Stadt”, denn sicherlich fliegen schnell einem Verse wie folgende dazu durch den Kopf:
Joh 14,3 Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. [SLT]
Anhand dieses Verses gibt es zwei Möglichkeiten:
- Die Stadt bzw. die Stätte, die laut Hebr 11 und Joh 14 zubereitet wird, ist himmlisch und wir werden dann dort im Himmel sein, wo auch der Herr ist.
- Diese Stadt bzw. Stätte kommt vom Himmel herab und dann werden wir dort sein, wo der Herr ist. Auf Erden.
Also einmal ist das Himmlische im Himmel und das andere Mal kommt das Himmlische auf die Erde. Letzteres macht erst einmal vielleicht für den einen oder anderen nicht so viel Sinn.
Um das Thema hier nicht unnötig in die Länge zu ziehen, aber zumindest kurz zu behandeln, ein Vers, der alles klarstellt, sofern man ihn so annehmen möchte, wie er geschrieben steht. Auch wenn diese Tatsache das gängige Verständnis der “Ewigkeit im Himmel” auf den Kopf stellt:
Offb 21,1-2 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. [SLT]
Hier lesen wir klar und deutlich, dass diese Stadt
a) das neue Jerusalem ist und
b) sie aus dem Himmel herabsteigt.
Das heißt, wenn wir wie in Joh 14,3 dort sein werden, wo der Sohn Gottes ist, wird das hier auf Erden sein – im neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabsteigt.
Daher steht dann auch geschrieben, dass wir nicht bei Gott unserem Vater sein werden, sondern Gott wird bei uns sein und bei uns wohnen:
Offb 21,3 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. [SLT]
Das kurz und knapp, klar und einfach geklärt, können wir nun umso mehr und kraftvoller verstehen, was Abraham meinte, als er sich im Land der Verheißung aufhielt und dennoch sagte, dass er Fremdling und Beisasse war. Man bedenke dabei noch, dass er sehr, sehr reich war. Sprich: Er hatte alles, was man zum Leben benötigt und noch mehr: Reichtum, Ansehen, Gottes Segen usw.; aber, so ähnlich wie es Paulus sagte, erachtete er sein Leben als etwas Vergängliches:
Apg 20,24 Aber auf das alles nehme ich keine Rücksicht; mein Leben ist mir auch selbst nicht teuer, wenn es gilt, meinen Lauf mit Freuden zu vollenden und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, nämlich das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen. [SLT]
Und schon wieder sind wir beim Dienst für Gott angelangt. Warum? Weil sich alles in der Schrift darum dreht: Unser Leben als Knechte und Mägde für Gott und seinen Sohn!
Daher müssen wir uns stets und immer fragen: Erachten wir auch unser Leben als Dreck, damit wir Christus gewinnen?
Phil 3,8 Ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne. [SLT]
Wer von uns kann das in unserem Wohlstand und Komfort der westlichen Welt schon von sich behaupten? Sicherlich nicht viele. Gleichzeitig ist das aber genau das, was der Herr von uns fordert:
2Kor 5,15 und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. [SLT]
Wie leben wir? Für wen leben wir? Kreisen unsere Gedanken um lukrative Jobs, teure Kleidung, schnelle Autos und große Wohnungen? Dass das nicht der Fall sein sollte, ist sowieso klar. Aber wie sieht es mit all diesen Punkten in einer abgeschwächten Form aus? Also um einen normalen Job, um Kleidung und Obdach? Also um ganz natürliche Dinge und menschliche Grundbedürfnisse, zu denen jeder von uns sagen würde, dass das “normal” ist?
Dazu ein kurzer Ausschnitt aus dem Artikel “Bergpredigt” mit passenden Ergänzungen zu dieser Portion:
Mt 6,19-Ende
Dieser Abschnitt ist ein weiterer Beleg dafür, wie Zwischenüberschriften den gesamten Zusammenhang einer einzelnen Aussage regelrecht zerstören können. Denn oft meint man, dass die Aussage in Vers 24 (“Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“) sich irgendwie darauf bezieht, dass der Gläubige nicht “geldgierig” sein soll, sonst könne er seinen gottgewollten Dienst nicht ausführen. Natürlich ist das auch so. Aber unserem Herrn geht es um viel mehr, daher sagt er direkt nach Vers 24 folgendes zu uns:
Mt 6,25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? [SLT]
Allein schon das Wort “darum” in Vers 25 macht eindeutig klar, dass nicht ein neuer Gedanke beginnt, sondern dass dieser Vers sich direkt auf Aussagen, die vorher getroffen wurden, bezieht. Verpasst man diesen Zusammenhang und denkt, dass er von “Geldliebe und Schätzen” spricht, versteht man gar nicht, worum es unserem Herrn im Kern geht, denn es geht ihm mit dem Mammon nicht um Geldliebe, sondern um:
Unsere Sorgen um die alltäglichen Dinge, wie Essen, Trinken und Kleidung, die ein Bestandteil unseres Denkens sind. Noch einmal der Vers:
Mt 6,25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt… [SLT]
Man könnte dazu sagen: “Das ist doch völlig menschlich.”; das ist es selbstverständlich auch. Aber genau diese menschliche Sichtweise, die ein Beleg unseres Kleinglaubens ist, muss sich ändern. Denn wenn unsere Gedanken sich um diesen Schatz drehen (der eben nicht der Reichtum ist, sondern die “Sorgen um die alltäglichen Dinge“), dann wird da unser Herz sein.
Mt 6,21 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. [SLT]
Unser Herr macht uns klar: Diese Art zu denken (also sich Sorgen um die alltäglichen Dinge zu machen) ist irdisch und soll vergehen.
Denn dieser eine Gott, der gleichzeitig auch unser liebender Vater ist, ist (wie wir alle wissen) allmächtig. Und wenn er schon die Vögel des Himmels mit allem versorgt, was nötig ist (Vers 26), wie sollten dann wir, die wir sagen: “Vater, wir glauben an dich.”, noch Sorgen um diese alltäglichen Dinge haben?
Mt 6,31-32 Darum sollt ihr euch nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt. [SLT]
Erneut ein ziemlich hoher Anspruch, der an uns gestellt wird. Die Aussagen teilen uns mit:
Richte dein Herz – ganz ohne menschliche Sorgen – auf den Willen Gottes, dann wirst du all das erhalten, was du hier auf Erden benötigst (Vers 32); und obendrein sammelst du dir sogar noch unvergängliche Schätze für die Ewigkeit (Vers 20).
Ganz so wie es Abraham hier als Vorbild für uns tut und vorlebt. Er richtet seinen Fokus auf das Himmlische und nicht das Irdische. Auf Erden betrachtet er sich (noch einmal: obwohl er sich mit großem Reichtum im Land der Verheißung aufhält) als Fremde und Beisasse. Seine Gesinnung ist himmlisch und geistlich und nicht irdisch und menschlich. Ist das auch unsere Gesinnung und Ausrichtung in Christus?
Oder ist unser Kopf und unser Herz voll mit weltlichen Sorgen? Falls ja, so sollen wir wissen:
Mt 6,21 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. [SLT]
Ist unser Herz also bei diesen Sorgen verankert, dann können wir nicht voll und ganz unseren Dienst hier auf Erden ausüben, denn…
Mt 6,24 Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon! [SLT]
Noch einmal, weil dieser Punkt für uns alle so enorm wichtig ist:
Sorgen wir uns um Weltliches (und damit ist eben nicht der Reichtum gemeint), sondern ganz nachvollziehbare Dinge wie Nahrung und Kleidung, werden wir Gott nicht dienen können. Und unser Dienst ist ein weiterer Baustein vom Kern des Gesetzes. Er ist nicht neu in Christus, sondern war schon immer da:
5Mo 10,12 Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, den HERRN, deinen Gott, zu fürchten, auf allen seinen Wegen zu wandeln und ihn zu lieben und dem HERRN, deinem Gott, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele; [CSV]
Dienen wir vom ganzen Herzen? Das sollten wir – unbedingt sogar, denn:
Unsere Selbstaufgabe in Liebe zu Gott und unserem Nächsten, führt uns ganz automatisch dazu, dass wir Gott und unserem Nächsten – und eben nicht uns selbst – dienen.
Noch einmal anders formuliert, da dieser Punkt eines der wichtigsten biblischen Wahrheiten für uns ist:
Lieben wir Gott, dienen wir ihm und unserem Nächsten – d.h. der Glaube und die Liebe zwingen uns regelrecht zu Taten, die diesem Glauben und dieser Liebe in uns entsprechen. Das war schon von Anfang an so:
2Joh 1,6 Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot, wie ihr von Anfang an gehört habt, dass ihr darin wandeln sollt. [SLT]
Im Umkehrschluss bedeutet das:
Tun wir keine Gott wohlgefälligen Werke und üben keinen Dienst für ihn aus, haben wir auch keinen Glauben. Jakobus beschreibt diese Tatsache sehr drastisch und wachrüttelnd für uns. Wir hatten das bereits in der letzten Portion:
Jak 2,20 Willst du aber erkennen, du nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne die Werke tot ist? [SLT]
Dienen wir also nicht – d.h. wenn sich unser Glaube und die Liebe in uns sich nicht in Gehorsam und Taten auswirkt, die Gott und unserem Nächsten dienen – dann haben wir, einfach ausgedrückt, ein Problem.
Haben wir aber den in Vers 24 erwähnten Dienst (wie groß oder wie klein dieser auch sein mag) als absolute “Nummer 1” in unserem Leben, können wir ihm voll und ganz vertrauen, dass er uns all das schenken wird, was uns fehlt, um diesen Dienst auszuüben; selbstverständlich damit einhergehend auch unsere alltäglichen Bedürfnisse, wie Nahrung und Kleidung:
Mt 6,33 Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden! [SLT]
Wichtig ist nur, dass wir danach trachten! Trachten wir nicht “vielmehr zuerst” nach dem Königreich und tragen stattdessen die Sorgen des Alltags in unseren Köpfen und Herzen, ist das ein Warnsignal für uns, dass wir nicht genug Glauben und Vertrauen haben. Da dies sehr wahrscheinlich uns alle betrifft, brauchen wir alle – mal wieder – auch in diesem Punkt Hilfe und Veränderung. In kurz:
Menschliche Sorgen sollen durch göttliches Vertrauen ausgetauscht werden – ansonsten können wir Gott nicht dienen.
Und ohne Glauben und ohne Dienst können wir das Verheißene nicht empfangen. Das wusste Abraham und so ähnlich wie die Glaubenshelden aus Hebräer 11 das Verheißene von ferne sahen, so sah Abraham die Verheißung in und durch Christus:
Hebr 11,13 Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; [SLT]
Joh 8,56 Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn und freute sich. [SLT]
Abraham war bereit, all den irdischen Segen für den himmlischen auszutauschen. Er war bereit, alles für Gott aufzugeben. Und er tat es. Das wird uns v.a. bei der Opferung seines Sohnes gezeigt und verdeutlicht. Und natürlich auch in der Aussage, dass er Fremdling und Beisasse hier auf Erden ist:
Zum Abschluss ein Vers, der unsere zuletzt behandelten Themen und Artikel in einem zusammenfasst:
1Petr 1,17 Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach dem Werk jedes Einzelnen, so führt euren Wandel in Furcht, solange ihr euch hier als Fremdlinge aufhaltet. [SLT]