Mt 5,19-Serie (3Mo 12,1-13,59) – Die Bestimmung der Frau

Die Weisung des Aussatzübels für uns heute

Die wohl am häufigsten wiederholte Frage zu diesem Kapitel ist: “Gibt es diesen Aussatz heute noch? Falls nicht, was bringt uns dieses Kapitel dann?”

Ehe wir zu der Beantwortung der Frage kommen, ein kurzer Vorausblick in das vierte Buch Mose. Dort lesen wir eine praktische Anwendung des 13. Kapitels, denn dort wird Mirjam, nachdem sie zusammen mit Aaron übel über Mose geredet hat, aussätzig und wird sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen:

4Mo 12,15 Und Mirjam wurde sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen; und das Volk brach nicht auf, bis Mirjam wieder aufgenommen war. [CSV]

Der Grund für ihren Aussatz war nicht, dass sie etwas Falsches gegessen oder ihre Hautcreme nicht aufgetragen hatte, sondern der Grund für den Aussatz war ihre zuvor begangene Sünde. Aaron bestätigt dies:

4Mo 12,10-11 Und die Wolke wich von dem Zelt, und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee; und Aaron wandte sich zu Mirjam, und siehe, sie war aussätzig. Da sprach Aaron zu Mose: Ach, mein Herr! Lege doch nicht die Sünde auf uns, durch die wir töricht gehandelt und uns versündigt haben! [CSV]

Auf diese Sünde hin wird Mirjam (die anscheinend diese Lästerung anführte) mit der Plage des Aussatzes geschlagen. Dass Sünde und Aussatz miteinander zusammenhängen, bestätigt mitunter auch diese Stelle:

5Mo 24,8-9 Hüte dich vor der Plage des Aussatzes, indem du eifrig alles befolgst und tust, was dich die Priester, die Leviten, lehren. Wie ich es ihnen geboten habe, so sollt ihr es befolgen und tun! Denke daran, was der HERR, dein Gott, mit Mirjam tat auf dem Weg, als ihr aus Ägypten gezogen seid! [SLT]

Ohne weiter ins Detail zu gehen, geht eines klar hervor: Der Aussatz kommt von Gott und ist mit “Sünde” verbunden; daher steht geschrieben: Befolgt und tut man eifrig, das Wort Gottes, welches die Priester und die Leviten lehren, dann bewahrt man sich vor der Plage des Aussatzes.

Nun ist es aber so, dass die Umstände, die eine Grundvoraussetzung des 13. Kapitels sind, nicht mehr vorhanden sind; sprich wir haben keine priesterliche Anlaufstelle mehr, wo wir die unverfälschte Wahrheit Gottes erfragen und diese dann eifrig befolgen und tun können; denn es gibt leider keinen Ort mehr, bei dem gilt: “Wie ich es ihnen geboten habe, so sollt ihr es befolgen und tun.

Ist deswegen alles hinfällig? Das sei ferne!

Auch wenn einige vielleicht denken: “Gott sei es gedankt, dass es diesen Aussatz nicht mehr gibt.”, denken andere vielleicht: “Schade, dass es diesen Aussatz nicht mehr gibt, denn er würde uns – durch den praktischen Umgang damit – aufzeigen, welche Formen der Sünde bei uns vorliegen. Denn wenn ein offensichtlicher Zusammenhang aus “Sünde und Aussatz” besteht, heißt das mitunter, dass all die Beschreibungen im 13. Kapitel uns Aufschluss über unsere möglichen Fehltritte geben könnten. Was ist damit gemeint?

Ohne ins Detail zu gehen, hier ein paar einfache Beispiele (die man, wenn man möchte, als Ausgangslage für das eigene Studium dieses Kapitels benutzen kann):

Der Aussatz (so auch die Sünde) hat mehrere Stadien als auch “Orte”, an dem der Aussatz ausbricht. Die ersten Beispiele, die uns der heilige Text nennt, sind am Körper, dann geht es weiter mit Kopf, Haar & Bart und endet in diesem Kapitel mit unserer Kleidung. Hierbei werden zwei Punkte klar:

1. Der Aussatz (so im übertragenen Sinne auch die Sünde) lässt sich immer weniger für Außenstehende verbergen; denn Aussatz am Körper, kann man noch mit der Kleidung verstecken; bei Kopf, Haar & Bart wird es schon viel schwieriger; und schlussendlich wird es an der Kleidung dann für alle sichtbar.
2. Gleichzeitig wird aber auch durch die verschiedenen Positionen des Aussatzes verdeutlicht, dass der Aussatz, also die Sünde, nicht so tief sitzend ist, wie wenn sie im Fleisch wäre.

Die Summe aus beiden Punkten zeigt gleichzeitig auch auf, dass meist die Sünde, die nicht so offensichtlich für andere ist, viel tiefer in uns sitzt als manch andere Sünde, die erkennbar für alle ist.

Ein weiterer hilfreicher Punkt für das eigene Studium ist die benutzte Wortwahl bei den jeweiligen Formen des Aussatzes. Hierzu hilfreich sind z.B. Formulierungen wie “um sich gegriffen“, “tiefer im Fleisch“, “schlafender Aussatz” usw. Setzt man auch bei diesen Beschreibungen den Aussatz wieder mit der Sünde gleich, werden die lehrreichen Bilder schnell klar:
Denn “tief in uns” sitzende oder noch “in uns schlafende” aber noch nicht ausgebrochene ungöttliche Dinge, könnten “um sich greifen” und so bei anderen Geschwistern um uns herum Schaden anrichten; sprich sie sind eine Gefahr für die Gemeinschaft und natürlich auch für uns. Der Schutz vor diesen Dingen ist der Fokus dieses gesamten Kapitels.

Auch könnten einige der im Text erwähnten Formen des Aussatzes auf Verletzungen in der Vergangenheit deuten und im übertragenen Sinne negative Auswirkungen auf unser Glaubensleben heute haben. Ein Beispiel dazu: Mangelnde Zuneigung, fehlende Annahme und Liebe oder gar Verachtung in unserer Vergangenheit könnten und werden sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf unser Leben heute haben. Das muss beobachtet werden. Oft können außenstehende Personen (wie in diesem Kapitel die Priester) hilfreich sein, damit diese, nennen wir sie, “Formen des Aussatzes” nicht ausbrechen, sondern heilen.

Des Weiteren kann man in diesem Zusammenhang der verschiedenen Formen des Aussatzes (also der Sünde) anhand des heiligen Textes lernen, dass einige Sünden für eine gewisse Zeit kontrolliert werden können, sodass der Aussatz sich nicht weiterbildet. Dennoch darf der Priester noch kein positives Urteil sprechen, sondern muss den Aussatz nach einer zweiten Zeitspanne (nach weiteren sieben Tagen) erneut betrachten, um zu erkennen, ob das Problem für die betroffene Person gelöst ist oder noch weiterhin besteht.

Die Liste der Beispiele lässt sich auf diese Weise innerhalb dieses Kapitels beliebig fortsetzen, denn alle diese und andere Punkte tragen mehrere gemeinsame und sehr wichtige Lehren in sich, die wir unter anderem auch auf unser Leben heute anwenden können, wie z.B.:

  • Die Vorschriften beschreiben ein Leben in Gemeinschaft.
  • Die Gebote dienen zum Schutz der Gemeinschaft, aber auch zum Schutz und zur Züchtigung des einzelnen.
  • Der jeweilige Aussatz soll durch den temporären Ausschluss daran gehindert werden, sich auf andere oder in einem selbst auszubreiten.
  • Der Betroffene muss mit jemandem darüber reden, am besten mit einem Ältesten; im übertragenen Sinne sich ihm gegenüber öffnen und gemeinsam das Problem angehen.
  • Der Priester muss sich mit den verschiedenen Formen, Ausprägungen, Veränderungen des Aussatzes – sprich den verschiedenen Formen der Sünde – auskennen und diese genau zuordnen, sodass er die bestmögliche Hilfe leisten kann.
  • Wenn es nötig ist, muss die betroffene Person leider der Gemeinschaft für eine bestimmte Zeit fernbleiben. Wie zuvor erwähnt, ist das Ziel dabei aber: Der Schutz der Gemeinschaft und das Besinnen und Umkehren der jeweiligen Person.

Dieses Prinzip des “Schutzes der Gemeinschaft” und der Züchtigung der betroffenen Person lesen wir auch im sog. “Neuen Testament”; dort sogar um einiges “heftiger” als hier im Gesetz:

1Tim 1,20 Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern. [SLT]

Es ist immer schmerzhaft, wenn solche Dinge in einer Gemeinschaft geschehen und ein Ausschluss erfolgt. Aber wie wir wissen, dient das alles zum Besten aller Beteiligten. Wie können wir uns als Gläubige da so sicher sein? Weil wir wissen, dass unser Gott keine Fehler macht und vollkommen ist. Wer nicht vollkommen ist, sind wir. Und da wir wissen, dass wir Fehler machen, müssen wir mit der Anwendung dieser Weisung im 13. Kapitel sehr, sehr vorsichtig umgehen; u.a. deswegen, weil wir alle Lernende sind und sehr viele von uns aus der tiefsten Finsternis kommen, d.h. nicht viel von Gottes Wegen wissen. Wir müssen seine Wege erst lernen und das benötigt Zeit als auch Unterstützung von unseren Brüdern und Schwestern.

Dies wird mitunter im Beschluss des Jerusalemer Konzils klar, bei dem es explizit um sog. “Neubekehrte aus den Heiden” geht, die vom Gesetz Gottes so gut wie gar nichts wissen. Also ziemlich genau die Situation, die wir auch heute haben. Daher hat ihr Entschluss auch für uns heute eine enorme Bedeutung:

Apg 15,19-20 Darum urteile ich, dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten. [SLT]

Dann im Anschluss folgt die oft überlesene, aber sehr wichtige Aussage, die mit einem sehr wichtigen Bindewort, dem “denn“, eingeleitet wird:

Apg 15,21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird. [SLT]

Und genau an diesen Beschluss sollten wir uns alle halten. Auch unsere Ältesten. Denn er zeigt klar auf, wie Gott das in seiner Gemeinde gehandhabt haben möchte, nämlich: Dass wenn jetzt neu Menschen hinzukommen, die wenig bis gar nichts über seine heilige Weisung (dem Gesetz) wissen, man ihnen helfen und sie auf ihrem Weg unterstützen soll. Sie sollen nach und nach dazu lernen, wobei die vier genannten Punkte unverzüglich einzuhalten sind. Bei diesen vier Punkten gibt es keinen Raum für Diskussion oder dergleichen: Das “Enthalten von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut” ist ohne Wenn und Aber einzuhalten. Alles andere folgt dann Woche für Woche – oder gerne auch schneller; denn heutzutage muss man nicht eine Woche warten bis man am Sabbat wieder etwas aus seinem heiligen Gesetz hören kann, sondern man kann – wenn man will – täglich darin lesen und lernen.

Ein Appell zum Abschluss dieses Kapitels:

Krankheit ist nicht gleich Aussatz. Nicht jede Krankheit ist eine Züchtigungsmaßnahme von Gott. Wir können an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, möchten aber zumindest ein immer wiederkehrendes Muster erwähnen: Oft sind es diejenigen Geschwister, die sich selbst nicht vergeben können, die am Ende denken, dass eventuelle Krankheiten Strafen Gottes sind. Auch wenn Gott durch Krankheiten wirken kann, sind viele, viele unserer Krankheiten ein Ergebnis unserer gefallen Natur, der Umwelt, des Zeitalters, in dem wir uns befinden, unsere Ernährung, unsere Lebensweise u.v.m.

Der zweite Punkt, der für uns alle wichtig ist:
Für all diejenigen, die dieses Kapitel praktisch in ihrer Gemeinschaft anwenden: Bitte vorsichtig, nachsichtig und verständnisvoll sein! Wir sollten bei einem Ausschluss stets bedenken, dass solche Fälle normalerweise im höchsten Maße beschämend für unsere Geschwister sind:

4Mo 12,14 Und der HERR sprach zu Mose: Hätte ihr Vater ihr etwa ins Angesicht gespien, sollte sie sich nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen werden, und danach darf sie wieder aufgenommen werden. [CSV]

Dieses “Schämen” soll natürlich zu einem positiven Ergebnis führen: nämlich zur Einsicht und Umkehr. Die Bedingung hierfür ist aber, dass das Urteil, das ausgesprochen wurde, biblisch korrekt war.

Bei jeder Phase, in der sich Älteste für eine Entscheidung beraten, sollte man bedenken, berücksichtigen und sich immer wieder vor Augen führen, dass jeder von uns ein Paket zu tragen hat und wir uns bei diesem Tragen der Lasten gegenseitig helfen sollen. Daher steht geschrieben:

Gal 6,1-2 Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wirst! Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen! [SLT]

Die Verse passen wie die “Faust auf’s Auge” zu unserem Kapitel:
Wir sollen durchaus etwas unternehmen, wenn Übertretungen geschehen, gleichzeitig sollen wir aber auch auf uns selbst acht geben, dass nicht auch wir durch die Versuchung mit angesteckt werden (d.h. der Aussatz sich auch auf uns überträgt).

blankAm Ende müssen wir aber immer einen Punkt fest vor Augen haben:
Uns gegenseitig zu helfen und beim Tragen der Lasten zu unterstützen.

Ziel ist es immer, den- oder diejenige wieder aufzunehmen, denn er oder sie fehlt der Gemeinschaft:

4Mo 12,15 Und Mirjam wurde sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen; und das Volk brach nicht auf, bis Mirjam wieder aufgenommen war. [CSV]

Überspannen wir aber den Bogen dieses Kapitels über den Aussatz und schließen vorschnell, unbedacht und unweise einen nach dem anderen aus, dann kann es sein, dass wir nicht viel von der Ganzheit der Heiligen Schrift verstanden haben. Dann kann es sein, dass unmittelbar die Aussage nach den passenden Versen aus Gal 6,1-2 auch sehr genau passt:

Gal 6,3-4 Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Jeder aber prüfe sein eigenes Werk… [SLT]

Zum Abschluss noch ein Aufruf des Paulus, der perfekt zu unserem Thema passt:

2Kor 2,6-8 Für den Betreffenden sei die Bestrafung vonseiten der Mehrheit genug, sodass ihr ihm nun im Gegenteil besser Vergebung und Trost gewährt, damit der Betreffende nicht in übermäßiger Traurigkeit versinkt. Darum ermahne ich euch, Liebe gegen ihn walten zu lassen. [SLT]