Wächter des Wortes – Einleitung

Wir müssen an dieser Stelle eines erneut klarstellen und, wie zu Beginn, darauf aufmerksam machen:
Wenn du das Gesetz für ungültig erachtest, brauchst du dich mit dieser Serie nicht beschäftigen, denn ansonsten wirst du vielleicht denken: “Was ist denn mit den Typen los? Die haben ja gar nichts von der Bibel verstanden.”
Wir könnten bzw. können diesen Einwand nachvollziehen und erst recht können wir damit leben. Aber selbst für unsere Geschwister, die die Weisung Gottes (das Gesetz) halten, dürfte das eine oder andere seltsam klingen. Auch das ist uns bewusst, aber noch einmal:

Wir versuchen lediglich Verse wie die gleich folgenden, genau so zu akzeptieren, anzunehmen und in unserem Glaubensleben umzusetzen, wie sie geschrieben stehen. Natürlich wissen wir, dass es wiederum andere Verse gibt, die vermeintlich etwas Gegenteiliges aussagen. Aber genau darum geht es mitunter in dieser Serie: Aufzuzeigen, dass es so ähnlich wie mit der vermeintlichen Abschaffung des ganzen Gesetzes, sich das gleiche Denkmuster auch bei einzelnen Geboten des Gesetzes wiederholt. Auch hier (also bei einzelnen Geboten) geht man, ähnlich wie beim ganzen Gesetz, von einer Veränderung oder gar Abschaffung aus, da vermeintlich diese oder jene Stelle dieses Gebot oder gar das ganze Gesetz auflöst. Das heißt: Es gibt Parallelen in der Denkweise, auf die wir gleich näher eingehen werden.

Zuvor ein paar wichtige Verse, die wir uns alle in Demut und Dankbarkeit vor Augen führen sollten:

Gottes Gesetz ist vollkommen!
Ps 19,8 Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig und macht weise den Einfältigen. [CSV]

Das Gesetz ist ewig gültig und Wahrheit!
Ps 119,142 Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Gerechtigkeit, und dein Gesetz ist Wahrheit. [CSV]
Ps 119,152 Ich habe mich in dein Gesetz vertieft und dabei erkannt: Es gilt für alle Zeiten! [HFA]

Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut – genauso wie es ist!
Röm 7,12 So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut. [SLT]
Ps 119,172 Deine Zusagen will ich besingen, denn alle deine Gebote sind ganz und gar gerecht. [NGÜ]

Wir brauchen nichts aus dem Gesetz wegzunehmen oder hinzuzufügen!
5Mo 4,2 Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. [SLT]

Daher vergeht vom Gesetz nichts, auch nicht das kleinste, ehe Himmel und Erde vergehen!
Mt 5,17-19 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. [SLT]

Natürlich wollen wir uns nicht stur auf diese und ähnliche Verse versteifen – im Gegenteil. Wir wollen – so wie es uns der Herr gelehrt hat – das “wiederum steht geschrieben” berücksichtigen. Aber bevor wir das tun, nehmen wir diese Worte erst einmal als Grund- und Ausgangslage. Warum? Weil sie so klar und deutlich formuliert sind.

Mit dieser Ausgangslage gehen Fragen einher, wie z.B.:

Wollen wir es für möglich erachten, dass diese Verse genau so gemeint sind, wie sie geschrieben stehen? Wollen wir Worte wie “ewig, heilig, vollkommen” und dergleichen in Demut annehmen oder uns unbewusst über sein Wort erheben? Denn niemand von uns würde sich bewusst gegen ihn erheben, aber wenn wir “wegnehmen oder hinzufügen“, tun wir genau das. Wir sagen dann damit, dass wir es besser wissen und benutzen hierfür dann diesen oder jenen Vers.

Natürlich sollen wir, wie bereits erwähnt, die Bibel als Ganzes verstehen. Das ist das ganze Motto dieser Seite, aber dabei können wir nicht grundsätzliche Dinge außer Acht lassen, sondern sollten unser gesamtes Glaubenskonstrukt, das unser Leben lang sabotiert wurde, neu hinterfragen. Denn wenn man in einem so grundsätzlichen Punkt wie der Gültigkeit des Gesetzes angelogen wurde und mit der Verneinung des Gesetzes falsch lag, kann es dann sein, dass man auch in anderen Dingen noch falsch liegt. Du, so wie wir?

Diese Fragen sind Grundsatz-Fragen und haben erst einmal mit einem großen Bibelwissen nicht viel zu tun. Denn man kann völlig losgelöst von jedweder Bibelkenntnis sich v.a. zwei Dinge für sich selbst beantworten:

1. Ist es möglich, dass Gott weiß, warum er ein Ge- bzw. Verbot gibt – und dann sagt, dass das ewig gültig ist?

2. Kann es sein, dass wenn man an sich selbst erkannt hat, dass man in gravierenden und grundsätzlichen Dingen bzgl. des Wortes Gottes falsch lag, dass man dann in anderen, kleineren Punkten auch noch falsch liegen könnte? Oder ist man jetzt, weil Gott einem die Augen bzgl. seines Gesetzes geöffnet hat, komplett von allem Sauerteig befreit und daher unfehlbar?

1Kor 5,6-7 Euer Selbstruhm ist wirklich unangebracht! Wisst ihr denn nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Reinigt euch also vom alten Sauerteig, fegt jeden Krümel davon aus, damit ihr wieder ein frischer, ungesäuerter Teig seid, denn auch unser Passah ist geschlachtet worden: Christus. [NEÜ]

Es ist doch mehr als offensichtlich, dass uns unser himmlischer Vater auf unserem Glaubensweg mehr und mehr reinigt und heiligt – sofern wir uns danach ausstrecken und sein Wirken zulassen. Denn wir wissen, dass wir voller Sauerteig sind und diesen Sauerteig gilt es auszufegen, anstatt uns in unserer Überheblichkeit zu baden und es nicht zuzulassen, dass wir falsch liegen könnten. Ganz so wie es diese Verse sagen.

Wir persönlich lagen in unzähligen Dingen falsch, aber durch Gottes Gnade befreit er uns mehr und mehr – sowohl von unseren eigenen Fesseln, als auch von den Fesseln der Lüge, des Betrugs und der Vermischung und Verwirrung. Gott sei Dank!

Noch einmal die eben erwähnten Fragen: Denken wir, dass der Allmächtige weiß, was er tut? Und: Haben wir noch Baustellen oder sind wir jetzt unfehlbar im Wort Gottes?

Diese und ähnliche Fragen sind, wie bereits erwähnt, Grundsatz-Fragen, die sich ein jeder von uns stellen muss. Denn oft wissen wir es vermeintlich besser als Gott, ohne es zu merken. Das heißt, wir forschen zwar aufrichtig in der Heiligen Schrift, aber verändern dabei meist unbewusst ewig gültige Weisungen – v.a. durch die Interpretation der Worte des Paulus. Vergessen dabei aber, dass schon Petrus uns vor der “leichten Missverständlichkeit eines Paulus” warnte:

2Petr 3,15-16 Und seht die Langmut unseres Herrn als Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. [SLT]

Keiner von uns will zu den “Unwissenden und Ungefestigten” gehören. Auch brauchen wir nicht denken, dass diese Verse nur auf diejenigen zutreffen, die das Gesetz verneinen. Leider ist es aber meist so, dass wir uns selbst so sehen, als wären wir von Kind auf im Gesetz gelehrt worden und würden es bereits ein leben lang tun. Anders ausgedrückt: Wir sehen uns bewusst oder unbewusst als “Wissende und Gefestigte” an, nur weil wir seit einer kleinen Zeit das Gesetz als gültig erkennen durften. Dadurch denken wir dann, dass nun alles für uns einfach zu verstehen ist. Damit widersprechen wir aber den Worten des Petrus – und übersehen dabei, dass wir immer noch Baustellen in uns haben und weiterhin massiv dazu lernen müssen.

1Kor 10,12 Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle! [SLT]

Wie wissen wir Dinge vermeintlich besser? Indem wir, wie gesagt, in Gottes Wort rumpfuschen und zum Beispiel die Worte unseres Meisters (“wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen“) dann schlussendlich doch so hinbiegen, dass doch etwas vom Gesetz vergeht. Und dann ist sogar nicht nur ein Strichlein vergangen, sondern gleich so Dinge wie ewig gültige Bundeszeichen, weil man meint in irgendeinem Brief würde ein Apostel etwas anderes schreiben und so die Worte unseres Herrn und dann am Ende sogar die Wortes unseres himmlischen Vaters aufheben. Klingt vielleicht hart, aber so ist es, denn das ist genau die gleiche Denk- und Vorgehensweise, die uns in den letzten zweitausend Jahren dazu gebracht hat, dass das Gesetz Gottes nicht nur im Kleinen, sondern sogar im Ganzen abgeschafft wurde.