Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 7:
Abendmahl und Passah

Kein Passah feiern außerhalb Israels?

Es gibt Lehrmeinungen, die besagen, dass man das Passah im sog. “Exil” gar nicht halten darf. Diese Ansicht bezieht sich v.a. auf den folgenden Vers, den wir uns schon mal an einer anderen Stelle angesehen hatten:

5Mo 16,5-6 Ihr dürft das Passahopfer nicht an euren Wohnsitzen schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt; sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten …

Zu diesem ”Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen” gibt es unterschiedliche Ansichten, und das obwohl die biblischen Tatsachen dazu unmissverständlich und frei von Interpretation sind:

Dort wo sein Heiligtum ist,
dort wohnt auch sein Name.

Einen biblischen Beleg dazu lesen wir als Beispiel in Jeremia. Dort geht es darum, wo Gott nach dem Exodus zuerst seinen Namen wohnen ließ:

Jer 7,12 Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, …

Diese hier erwähnte Stätte bezieht sich auf das Heiligtum, also auf das Zelt der Zusammenkunft, das in der Zeit nach Josua in Silo war:

Jos 18,1 Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammelte sich nach Silo, und sie schlugen dort das Zelt der Zusammenkunft auf

Das heißt: Wo unser Gott sein Heiligtum aufstellen lässt, dort wohnt dann auch sein Name. In dem Fall zuerst in Silo und dann später irgendwann in Jerusalem.
Oder das Ganze anders ausgedrückt: Nach der Einnahme des Landes war der Ort, wo Gott seinen Namen wohnen ließ nicht sofort Jerusalem, sondern eben zuerst Silo. Dort musste man für das Passah hin. Warum? Weil (das ist sehr wichtig für die Betrachtung) sich dort Gottes Heiligtum befand.

Jetzt kommt das offensichtliche Dilemma: Da es aktuell weder ein Zelt noch einen Tempel gibt, gibt es im Grunde auch nur zwei Möglichkeiten für das Passah (und für alle anderen Feste Gottes): Man hält sie dennoch oder man hält sie gar nicht.

Jetzt könnte man einwenden: “Aber wir dürfen das Passah doch nicht irgendwo halten!”

Das ist richtig, wenn man den eben erwähnten Vers nicht zweigeteilt und zusammenhanglos liest. Was meinen wir damit? Dazu noch einmal die Stelle:

5Mo 16,5-6 Ihr dürft das Passahopfer nicht an euren Wohnsitzen schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt; sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten …

Man darf hier nicht das Verbot: “nicht an euren Wohnsitzen” isoliert betrachten, denn es steht nicht isoliert da, sondern der Allmächtige bringt zwei Dinge in einen direkten Zusammenhang: “nicht an euren Wohnsitzen schlachten … sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird”.

Man hat, bzw genauer, sie hatten (im Gegensatz zu uns heute) damals tatsächlich zwei Möglichkeiten für das Halten des Passahs: Daheim oder dort, wo das Heiligtum war. Da sie diese Auswahl hatten, sollten sie nicht faul daheim bleiben und dort das Passah feiern, sondern sie sollten es dort feiern, wo es auch alle anderen Kinder Gottes feiern.

Das ist der Zusammenhang, ja man muss sogar sagen, der historische Zusammenhang des Gebots, denn wie gesagt, damals gab es das Heiligtum unter ihnen.

Was ist aber, wenn das Heiligtum nicht da ist und man gar keine zwei Möglichkeiten hat?

Für die Antwort auf diese Frage müssen wir nicht wild herumspekulieren, sondern wir orientieren uns ganz einfach am Ursprung des Passahs; also dort, wo es zum allerersten Mal gehalten wurde. Und wo war das?

Genau, das war in den Häusern der Familien.
Im Exil in Ägypten.

So wurde es von Gott durch Mose geboten. Und das Besondere bei all dem ist, dass wir durch das “Zuhause-feiern” heute ganz nah am ursprünglichen Grundgedanken des Passahs sind. Denn in der Tat sind auch wir nicht zuhause im gelobten Land, sondern leider – wie sie damals – im Exil.

Daher kann man zusammenfassend sagen:
Da das Passah eine Verordnung für alle kommenden Generationen ist (siehe: 2Mo 12,24 Und ihr sollt dieses Wort als eine Satzung für dich und deine Kinder halten bis in Ewigkeit.), ist es klar, dass das Passah so oder so gehalten werden muss. Und da wir heute keine Wahl zwischen Heiligtum oder Zuhause haben, sind wir wieder da, wo die Geschichte des Passahs losging. Denn auch sie hatten damals nicht die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Daher war es auch unserem Gott wohlgefällig, dass sie das Passah zuhause hielten. Und das ist auch heute noch so.

2Mo 12,13-14 Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage. Und dieser Tag soll euch zum Gedenken sein, und ihr sollt ihn feiern als ein Fest des HERRN bei euren künftigen Geschlechtern; als ewige Ordnung sollt ihr ihn feiern. 

… 

Passend und abschließend für diesen Block möchten wir etwas wiederholen, was wir schon ein paar Mal im Laufe dieser Serie hatten. Es passt perfekt zum Thema und betrifft unsere innere Einstellung gegenüber den Geboten unseres Gottes, die wir nicht eins zu eins umsetzen können. Sie lautet:

Alles, was wir nach dem Willen unseres Vaters tun können, tun wir.
Und alles, was wir nicht in der Fülle tun können,
versuchen wir, so gut wir es können.

Das heißt:

Wir suchen keine Ausreden (!) für das Nicht-Tun seiner Gebote,
sondern im Gegenteil:
Wir suchen nach Möglichkeiten, sie alle zu halten,
sprich sie zu tun und zu bewachen!

Das ist eine innere Einstellung bzw. sogar eine ”heilige Sehnsucht” nach Gottes Geboten, die unserem himmlischen Vater sehr wohlgefällig ist. Schließlich haben durch die Jahrhunderte hindurch viele genau das Gegenteil dessen getan: Sie haben vermeintlich biblische Gründe dafür gefunden, warum das eine oder andere nicht mehr zu halten sei und man es daher wegnehmen darf.