Weitere Stellen, die “eindeutig” ewige Höllenqualen aufzeigen! Wirklich?
Es folgen nun die “berühmtesten Verse”, die immer wieder zur Verteidigung der “ewigen Höllenqualen” genommen werden (den Vers aus Offb 20,10 und das Gleichnis aus Lk 16 mit dem reichen Mann und dem armen Lazarus in Abrahams Schoß hatten wir ja bereits).
Offb 14,11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und die das Tier und sein Bild anbeten, haben keine Ruhe Tag und Nacht, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt. [SLT]
Wenn man hier genau liest, wird man erkennen, dass der Rauch von Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigt. Man liest nichts von einer Qual, die ewig andauert. Ferner müsste es, wenn es wortwörtlich gemeint wäre, in der Hölle auch “Tag und Nacht” geben.
Da das für viele aber vielleicht ein wenig “zu genau” ausgelegt wirken mag (was wir nachvollziehen können), wollen wir die Stelle im Gesamtzusammenhang lesen – einmal des Kapitels und einmal im Zusammenhang der Offenbarung an sich. In den zwei Versen zuvor beachte man:
Offb 14,9-10 Und ein dritter Engel folgte ihnen, der sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen auf seine Stirn oder auf seine Hand annimmt, so wird auch er von dem Glutwein Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in dem Kelch seines Zornes, und er wird mit Feuer und Schwefel gepeinigt werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. [SLT]
Wir lesen hier,
- dass Menschen den Zornkelch Gottes trinken werden (natürlich Symbolsprache; sie werden keinen wortwörtlichen Kelch trinken).
- Sie werden mit Feuer und Schwefel gepeinigt werden (hier kann man nicht genau sagen, ob das symbolisch oder wörtlich zu verstehen ist).
- Ferner wissen wir hier nicht genau, ob das zu ihrer Lebzeit passieren wird oder nach dem Gericht.
Die Aufklärung dieser unklaren Punkte erfolgt aber zwei Kapitel später. Dort findet man die Erfüllung von den angekündigten (sieben) Zornschalen aus Offb 14,9-10:
Offb 16,8-9 Dann goss der vierte Engel seine Schale über die Sonne. Von nun an quälte sie die Menschen mit ihrem Feuer. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und sie taten nicht Buße, um ihm die Ehre zu geben. [SLT]
Hier wird aufgezeigt:
- Menschen werden durch Feuer zu Lebzeiten gequält.
- Sie lästern Gott.
- Sie kehren nicht von ihren gottlosen Wegen um.
Wenn das nun aber alles auf der Erde stattfindet, drängt sich die Frage auf: Wenn es nicht der “ewige Rauch aus der Hölle” ist (wie es vermeintlich Offb 14,11 mit der Formulierung “Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit;” meint), sondern ein Feuer auf Erden, wie kann das dann von Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigen?
Auch hier klärt die Bibel das selbst auf. Es ist Bildersprache. Ein Beispiel dazu:
Jud 1,7 Vergesst auch nicht die Städte Sodom und Gomorra und ihre Nachbarorte, in denen ebenfalls Unzucht und sexuelle Ausschweifung herrschten. Diese Städte wurden durch das ewige Feuer vernichtet und sind bis heute ein warnendes Beispiel. [NLB]
Brennt das Feuer von Sodom und Gomorra heute noch? Bis in alle Ewigkeit? Oder soll das Gericht als ein ewiges, warnendes Beispiel dienen?
Durch diese und andere Verse wird klar: Nur weil wir in irgendeinem Vers “Ewigkeit und Feuer” zusammen vorkommend lesen, heißt das nicht, dass uns dort ewige Höllenqualen aufgezeigt werden.
Nächsten Verse, Thema “Zähneknirschen”
(kommt an mehreren Stellen als nur bei Mt 13 vor)
Mt 13,41-42 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Ärgernisse und die Gesetzlosigkeit verüben aus seinem Reich sammeln und werden sie in den Feuerofen (Ofen = gr. kaminos) werfen; dort wird das Heulen und das Zähneknirschen sein. [SLT]
Hier liest man schnell (durch die Brille der ewigen Höllenqualen): “Feuer, Zähneknirschen, alles klar: Hölle, Menschen leben darin, ewige Qualen.” (so wie bei den eingangs gezeigten Bildern). Wenn dem so wäre, dass unser Herr hier von der Hölle spricht, wieso gibt er dann exakt die gleiche Eigenschaft auch einem ganz anderen Ort, welcher mit Feuer nichts zu tun hat?
Mt 22,13 Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, führt ihn weg und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Da wird das Heulen und Zähneknirschen sein. [SLT]
Also einmal “unten in der Hölle mit Feuer” (daher auch mit Licht), aber an einer anderen Stelle “ganz weit außen und Finsternis”.
Kann es vielleicht sein, dass uns der Herr etwas anderes aufzeigen will? Dass sein Fokus nicht irgendwelche Örtlichkeiten sind (ob nun außen oder unten, mit oder ohne Feuer), sondern wir diese Aussagen durch unsere Brille nur so verstehen und dadurch an dem eigentlich Sinn vorbeischrammen?
Die Hörer jener Zeit hatten nicht die gleiche Brille auf, die wir heute aufhaben (aber sicherlich eine andere). Sie verstanden, was er damit meinte. So ähnlich wie mit “gehenna”. Sie wussten, dass damit “ge-hinnom”, das “Tal, in dem ständig die Leichen mit Feuer verbrannt wurden” gemeint war und nicht irgendeine Hölle.
Kann es also sein, dass auch hier mit dem Zähneknirschen etwas gemeint war, was wir heute nicht richtig verstehen?
Das sog. “Alte Testament” (das mal wieder beweist, dass es nicht als “alt” angesehen werden sollte) gibt uns Aufschluss über diese immer wiederkehrende Aussage unseres Herrn. Hier ein Beispiel:
Ps 112,10 Der Gottlose wird es sehen und sich ärgern; mit seinen Zähnen wird er knirschen und vergehen; das Begehren der Gottlosen wird untergehen. [CSV]
Kann es sein, dass sich dieses Zähneknirschen auf den Ärger der Gottlosen bezieht? Zum Beispiel wie es eben auch in der Stelle in der Offenbarung ist. Noch einmal der Vers:
Offb 16,8-9 Dann goss der vierte Engel seine Schale über die Sonne. Von nun an quälte sie die Menschen mit ihrem Feuer. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und sie taten nicht Buße, um ihm die Ehre zu geben. [SLT]
Die gleiche Sprache: Gottlose, Qual, Ärger, Lästerung usw.; und all das geschieht nicht in einer Hölle, sondern auf Erden. Als Beleg müssen wir nur weiterlesen:
Offb 16,10-11 Der fünfte Engel schüttete seine Schale über dem Thron des Tieres aus. Da versank das Reich des Tieres in tiefste Finsternis. Die Menschen zerbissen sich vor Schmerzen die Zunge. Aber auch jetzt bereuten sie nichts und kehrten nicht um, sondern verfluchten den Gott des Himmels, weil sie solche Schmerzen und qualvollen Geschwüre ertragen mussten. [HFA]
Noch einmal: Man hört nur “Schmerzen, Feuer, Qualen” und denkt sofort an die Hölle, wobei dies alles auf Erden stattfindet – zu Lebzeiten.
Zwischenfrage: Werden gar keine Menschen sterben und alle nur gequält werden? Ja und nein.
Offb 9,6 Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen. [CSV]
Natürlich werden aber auch Menschen beim Gericht Gottes sterben. Leider. Weil sie nicht umkehren wollen. Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit, so wie deckungsgleich auch an einer anderen Stelle geschrieben steht:
Jes 66,24 Und man wird hinausgehen und die Leichname der Leute anschauen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen; und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch. [SLT]
Wenn man nun alle diese Verse liest, wie beantwortet man dann folgende Fragen:
Sind “lebende Seelen” voller Qualen in der sog. “Hölle” oder laut Jes 66,24 tote Menschen (also die Leichname der Leute), an einem Ort dessen Feuer nicht erlöschen wird? Anders gefragt: Hölle und Menschen leben ewig oder Menschen sterben und Feuer ewig?
Werden ihre sog. “Seelen” oder “ihr Wurm nicht sterben“? Wie kann ein Wurm nicht sterben, der im ewigen Feuer brennt? Oder ist das alles nur eine hebräische Redewendung?
Wird das Feuer wirklich nicht erlöschen? Ist es also wirklich ein ewig brennendes Höllenfeuer? Oder brennt jenes Feuer, wie das von Sodom und Gomorra – also ewig, aber doch nicht ewig, weil es bildhaft gemeint ist?
Jud 1,7 Vergesst auch nicht die Städte Sodom und Gomorra und ihre Nachbarorte, in denen ebenfalls Unzucht und sexuelle Ausschweifung herrschten. Diese Städte wurden durch das ewige Feuer vernichtet und sind bis heute ein warnendes Beispiel. [NLB]
Man kann, darf und sollte sich also bei diesen und ähnlichen Versen immer die Frage stellen: Soll man “unten an die ewigen Höllenqualen” denken oder erkennen, dass Verse über Ereignisse auf Erden sprechen? Soll man alles wortwörtlich nehmen und so den Sinn verfehlen oder verstehen, dass es auch Bildersprache sein kann?