Glossar – Geistesgaben

Die nächste Stelle, bei der uns gezeigt wird, welche Geistesgaben es noch gibt, ist die, die wir schon zu Beginn hatten: Röm 12.

Röm 12,6-8 wir haben aber verschiedene Gnadengaben gemäß der uns verliehenen Gnade; wenn wir Weissagung haben, so sei sie in Übereinstimmung mit dem Glauben; wenn wir einen Dienst haben, so geschehe er im Dienen; wer lehrt, diene in der Lehre; wer ermahnt, diene in der Ermahnung; wer gibt, gebe in Einfalt; wer vorsteht, tue es mit Eifer; wer Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit!

Auch hier überspringen wir die Verdopplungen und machen mit der ersten noch nicht behandelten Gabe weiter:

  • Dienst

Hier ist nicht der Dienst im Allgemeinen gemeint, denn dazu sind ja alle in Christus berufen (siehe z.B. den Vers, den wir zu Beginn hatten: 1Petr 4,10), sondern hier ist ein “ganz normaler Vorgang” des Alltags gemeint. Dazu eine Stelle aus der Apostelgeschichte, die sehr anschaulich und ganz konkret auf diese Gabe eingeht:

Apg 6,1-5 In diesen Tagen aber, als die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden. Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger zu sich und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen. Seht euch nun um, Brüder, nach sieben Männern von euch, von gutem Zeugnis, voll Heiligen Geistes und Weisheit, die wir über diese Aufgabe bestellen wollen; wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren. Und die Rede gefiel der ganzen Menge; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien,

Mit der weit verbreiteten Prägung im Christentum und dem zu Beginn erwähnten charismatischen Sauerteig in uns (und dazu vielleicht noch eine Prise Hollywood und Youtube) klingt das Ganze äußerst seltsam für unsere Ohren: “Bedienung der Tische, mit Männern, dazu noch voll Heiligen Geistes und Weisheit“. Hört sich für viele sicherlich wie ein Widerspruch in sich an. Aber wie gesagt: Der Sauerteig muss aus uns raus. Das Wort Gottes muss uns umprogrammieren und frei von diesen in uns festgesetzten falschen Anschauungen und Lehren machen, von denen wir teilweise keinen Millimeter abrücken wollen. Aber Gott sei es gedankt, reinigt er sein Volk. Mehr und mehr.

Der nächste Punkt in der Aufzählung ist …

  • Ermahnung

Wenn es um diesen Punkt geht, ist es immer wieder wichtig zu betonen, dass ein Vers vor dem zweitgrößten Gebot Folgendes geschrieben steht:

3Mo 19,17-18 Du sollst im Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen; sondern du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, dass du nicht seinetwegen Schuld tragen musst! Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der HERR.

In beiden Versen werden uns Ge- und Verbote gegenübergestellt und in einen Bezug zueinander gebracht: Nicht rächen und nicht nachtragen, sondern Nächsten lieben. Und im Vers vorher: Nicht hassen, sondern Nächsten ernstlich zurechtweisen. Alle diese Punkte reden von der Nächstenliebe, so natürlich auch das Zurechtweisen bzw. eben Ermahnen. Es ist ein Ausdruck der Nächstenliebe. Warum? Weil wenn man liebt, warnt man seinen Nächsten vor Gefahren. Auch wenn es dem, der ermahnt wahrscheinlich unangenehm ist und Überwindung kostet, spricht er den Fehler seines Nächsten an, damit dieser seinen Fehler erkennt und dazu lernt. In kurz: Man gibt aufeinander in Liebe acht (wie wir das z.B. hier lesen können):

Hebr 10,24-25 Lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht!

  • Geben

Auch bei dieser Gabe ist es so, dass sie prinzipiell jeden Gläubigen betrifft, denn für uns alle gilt: “Geben ist seliger denn nehmen.”; aber wie z.B. bei der “Gabe des Glaubens” auch, ist hier eine besondere Ausprägung vorhanden. Diese soll der- oder diejenige mit Einfalt tun. Zum besseren Verständnis eine andere Übersetzung zu dieser Stelle in Röm 12,8:

Röm 12,8 Wer andere ermahnen und ermutigen kann, der nutze diese Gabe. Wer Bedürftige unterstützt, soll das gerecht und unparteiisch tun.

Und was natürlich beim Geben ebenfalls wichtig ist, ist die Prüfung unserer Herzenshaltung dabei:

2Kor 9,7 Jeder, wie er es sich im Herzen vornimmt; nicht widerwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!

Die nächste Gabe aus der Auflistung in Röm 12,8 ist …

  • Barmherzigkeit

Auch hierzu direkt eine andere Übersetzung, die den Kern gut wiedergibt:

Röm 12,8 … Und wenn du die Begabung hast, dich um andere, die es nötig haben, zu kümmern, sollst du es mit fröhlichem Herzen tun.

Ähnlich wie beim Geben auch, kann man bei dem “sich um andere Kümmern” es mit einem willigen und fröhlichen Herzen machen oder nicht. Gut ist es, wenn man es überhaupt tut, aber besser, wenn man es mit einem fröhlichen Herzen tut. Dazu eine kleine veranschaulichende Anekdote:

“Eine gläubige Dame berichtete einmal: »Als meine Mutter alt wurde, und jemanden brauchte, der für sie sorgte, haben mein Mann und ich sie eingeladen, zu uns zu kommen und bei uns zu leben. Ich habe alles getan, um es ihr bequem zu machen. Ich kochte und wusch für sie, ich fuhr sie mit dem Auto herum, und kümmerte mich um alle ihre Bedürfnisse. Doch während ich das äußerlich tat, war ich innerlich unglücklich. Unbewusst ärgerte ich mich über die Störung unseres Lebens. Dann sagte meine Mutter zu mir: ›Du lächelst nicht mehr. Warum nicht?‹ Ihre Antwort für uns als Zuhörer: Ich war meiner Mutter gegenüber zwar barmherzig, doch nicht mit Freudigkeit.”

Nun noch die vorletzte Gabe in unserer Auflistung (wir hatten die Stelle bereits zuvor):

  • Handwerk, Fingerfertigkeit

2Mo 31,3-5 Ich habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit Geschicklichkeit für jede Arbeit, um Kunstwerke zu ersinnen und sie auszuführen in Gold und in Silber und in Erz, und um Edelsteine zum Besatz zu bearbeiten, und um Holz zu schnitzen, sodass er Kunstwerke aller Art ausführen kann.

Durch die Erfüllung mit dem Geist Gottes erhielt hier ein Mensch die bereits zuvor behandelten Gaben (Weisheit, Verstand und Erkenntnis) und hier kommt die Geschicklichkeit dazu, “sodass er Kunstwerke aller Art ausführen konnte“. Sprich er erhielt etwas völlig Natürliches, obwohl die Begabung dafür übernatürlich, sprich göttlich war. Diese Tatsache ist erneut ein Beleg dafür, dass ganz “normale Dinge des Alltags” Gaben des Geistes sein können.

Nun der vorerst letzte Punkt, der in der Heiligen Schrift unmittelbar mit einer Gnadengabe in Verbindung gebracht wird (wie gesagt: falls ihr noch mehr entdeckt habt, bitte einfach melden):

  • Enthaltsamkeit

1Kor 7,7-9 Denn ich wollte, alle Menschen wären wie ich; aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten; denn heiraten ist besser als in Glut geraten.

Mit dieser Gnadengabe – sich selbst für den Dienst zu enthalten – sind wir grob am Ende angekommen.