Gott prüft
1Mo 22,1 Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte; und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! [CSV]
Ehe wir zu der Prüfung kommen, kurz im Überflug zwei Punkte am Rande:
- 1Mo 22,2 Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und zieh hin in das Land Morija und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde. [CSV]
Nebst dem, dass das ganze Szenario natürlich ein Vorschatten auf die Opferung des Sohnes Gottes durch unseren himmlischen Vater selbst ist, ist es mehr als auffällig, dass hier zum allerersten Mal – bei der Liebe zwischen Vater und Sohn – das Wort “Liebe” in der Bibel auftaucht. Sicherlich kein Zufall.
Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass das zweite Mal, wo das Wort “Liebe” auftaucht, bei dem hier bildlich gesprochen auferstandenen Sohn (also Isaak) und seiner Braut (also Rebekka) ist. Denn über diesen Sohn wird gesagt, dass er seine Braut lieb hatte.
- 1Mo 22,8 Und Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen! Und sie gingen beide miteinander. [SLT]
An dieser Stelle denkt und hofft man natürlich immer, dass unsere jüdischen Brüder bald diese prophetische Aussage und dadurch ihren Messias erkennen:
Jes 53,7 Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut. [SLT]
Auch hier ist die Parallele zwischen Isaak und unserem Erretter, nicht von der Hand zu weisen. Aber oft kommt es leider vor, dass man gewisse Punkte einfach nicht akzeptieren möchte.
So ähnlich ist es mit dem Punkt, dass Gott uns Menschen prüft – auch und v.a. seine gläubigen Kinder prüft er.
Oft wird in diesem Zusammenhang folgender Vers gebracht:
Jak 1,13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand; [SLT]
Selbstverständlich versucht Gott uns nicht in dem Sinne, dass sein Ziel unsere Verfehlung in die Sünde ist. Sondern er prüft uns, damit wir das Gute erwählen.
Als Beispiel dazu: Jeder halbwegs gerechte Lehrer schreibt die Prüfungen für seine Schüler nicht deshalb, damit sie eine “sechs” schreiben, sondern dass sie durch die Prüfung in dem jeweiligen Fach trainiert werden. Er “versucht” sie nicht durch eine überschwere Klausur, die sie nicht schaffen können:
1Kor 10,13 Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt. [SLT]
Warum sollen wir sie ertragen? Und noch einmal: Warum prüft uns Gott?
5Mo 8,16-18 [Gott] der dich in der Wüste mit Man speiste, das deine Väter nicht kannten, um dich zu demütigen und um dich zu prüfen, damit er dir Gutes tue an deinem Ende, und du in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der HERR, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen; damit er seinen Bund aufrechterhalte, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es an diesem Tag ist. [CSV]
Weil diese Passage so lehrreich für uns alle ist, noch einmal in einer anderen Übersetzung:
5Mo 8,16-18 und er [Gott] gab euch mitten in der Wüste Manna zu essen, von dem eure Vorfahren noch nichts wussten. Durch Gefahr und Mangel wollte er euch vor Augen führen, dass ihr ganz auf ihn angewiesen seid; er wollte euch auf die Probe stellen, um euch am Ende mit Wohltaten zu überhäufen. Vergesst das nicht und lasst euch nicht einfallen zu sagen: »Das alles haben wir uns selbst zu verdanken. Mit unserer Hände Arbeit haben wir uns diesen Wohlstand geschaffen.« Seid euch vielmehr bewusst, dass der HERR, euer Gott, euch die Kraft gab, mit der ihr dies alles erreicht habt. Und er hat es getan, weil er zu den Zusagen steht, die er euren Vorfahren gegeben hat, wie ihr das heute sehen könnt. [GNB]
In diesen paar Versen steckt so viel, aber hier erst einmal nur ein paar Punkte:
- Durch Prüfung demütigt Gott uns und…
- … in unserer Demütigung prüft er uns…
- … und zeigt uns, dass wir in allem von ihm abhängig sind.
- Warum? Damit es uns am Ende gut ergeht. Denn er will nur unser Bestes.
- Und warum das? Weil er es in seinem Bund geschworen hat.
Und dieser Bund ist eben nicht abgeschafft und nun gibt es einen neuen Bund, der diesen ersetzt, sondern dieser eine Bund mit Abraham wird (wie wir es in dieser Serie bereits aufgezeigt haben und sicherlich noch viele Male aufzeigen werden) immer und immer wieder erneuert. Warum?
“Weil er zu den Zusagen steht, die er euren Vorfahren gegeben hat, wie ihr das heute sehen könnt.” (5Mo 8,18)
Man könnte schnell einwenden: “Aber das sind doch nicht unsere Vorfahren, daher gilt das nicht für uns.”
Vielleicht helfen die folgenden Verse bei diesem Einwand auf die Sprünge:
Gal 3,29 Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Nachkommen und nach Verheißung Erben. [CSV]
Jak 1,1 Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, grüßt die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind! [SLT]
Röm 4,1 Was sollen wir nun sagen, dass Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? [CSV]
Hebr 2,16 Denn er [Jesus] nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. [CSV]
Nimm es an oder stoße dich dran. Denn es ist, wie alles andere auch, uns selbst überlassen, ob wir das glauben, was hier steht oder nicht. Gott braucht uns nicht, um seinen unumstößlichen Treueschwur an Abraham, Isaak, Jakob und Israel aufrecht zu erhalten. Den einzigen, den er für das Einhalten seines Treueschwurs gebraucht hat, war sein Sohn. Und der sagt:
Mt 15,24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. [SLT]
Und dieser gute Hirte bringt die verlorenen Schafe, die seine Stimme hören, wieder zurück in die Herde. Daher war und ist dieser eine Bund schon immer offen für die noch folgenden Generationen gewesen:
5Mo 29,13-14 Und nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen Eidschwur, sondern mit dem, der heute hier ist, der mit uns vor dem HERRN, unserem Gott, steht, und mit dem, der heute nicht mit uns hier ist. [CSV]
Sagen wir hiermit, dass Gott keine Heiden beruft? Das sei ferne! Natürlich tut er das. Aber der Fokus des Vaters ist sein Bund mit Israel. Und das ist dann automatisch und selbstverständlich auch der Fokus seines Sohnes:
Hebr 2,16 Denn er [Jesus] nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. [CSV]
Da wir hier mit Gal 3,29, Jak 1,1, Röm 4,1, Mt 15,24 usw. lediglich aus dem NT zitieren, können wir auch kühn sagen: Nimm es an oder stoße dich dran – nicht an unserer Meinung, sondern an dem Wort Gottes.
Zwei weitere Stellen zum Thema “Gott prüft uns”:
5Mo 8,2 Und du sollst dich an den ganzen Weg erinnern, den der HERR, dein Gott, dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. [CSV]
2Mo 16,4 Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen; und das Volk soll hinausgehen und den täglichen Bedarf an jedem Tag sammeln, damit ich es prüfe, ob es in meinem Gesetz wandeln wird oder nicht. [CSV]
Diese Prüfung (“ob es in meinem Gesetz wandeln wird oder nicht“) hat – wenn es auch vielleicht überraschen mag – nie aufgehört. Gott prüft immer noch durch sein gutes, gerechtes und heiliges Gesetz (Röm 7,12), was wirklich in unseren Herzen ist. Er prüft, ob wir uns nun demütigen und sagen:
“Abba, Vater, du allein weißt, was heilig, gerecht und gut ist. Und nicht wir. Wir möchten und werden gehorchen.” … oder eben nicht.
Und: Wenn auch das überraschen mag – aber da wir durch Christus Abrahams Nachkommen sind – gelten selbstverständlich alle diese Dinge noch für uns und sind nicht aufgelöst worden. Ganz so wie es Christus selbst uns allen gelehrt hat:
Mt 5,17-18 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. [SLT]
Einfacher kann er es uns nicht sagen. Obwohl sein Apostel Paulus es vielleicht doch noch einfacher und klarer formuliert. Denn er beantwortet uns direkt die Frage, ob das Gesetz nun durch den Glauben abgeschafft sei oder nicht:
Röm 3,31 Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr bestätigen wir das Gesetz. [SLT]
Wir möchten es nicht überstrapazieren, aber erneut gilt, auch wenn man verständlicherweise dazu noch andere Verse im Kopf hat: Nimm es an oder stoße dich dran.
Denn andere Verse werden die Klarheit dieser Aussagen niemals überschatten können. Das einzige was es überschatten kann, ist, wenn wir uns über diesen Schatten erheben und uns nicht demütigen lassen. Sollte das der Fall sein, werden wir diesen Teil der Prüfung Gottes nicht zu seinem Wohlgefallen bestehen können.
Abschließend zu dieser Portion:
Wegen all diesen und unzähligen anderen Punkten, die wir alle nach und nach aus der Weisung Gottes (dem Gesetz) lernen dürfen, gilt:
2Tim 3,16-17 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. [SLT]
Alles, was wir nun tun müssen, ist, alle Schrift zu lesen, uns durch sie belehren, überführen, zurechtweisen und erziehen zu lassen. Oder eben nicht.
Auch hier liegt es bei uns selbst, ob wir das tun oder nicht.
Denn Gott braucht keinen von uns, aber er will jeden von uns – und wenn, dann ganz!
Das durften wir sicherlich aus dieser Portion klar und deutlich lernen.
Friede sei mit dir.
V1.1c