Mt 5,19-Serie (1Mo 18,1-22,24) – Da prüfte Gott den Abraham

Austauschbarkeit

1Mo 19,24 Und der HERR ließ auf Sodom und auf Gomorra Schwefel und Feuer regnen von dem HERRN aus dem Himmel. [CSV]

Hier sieht es oberflächlich betrachtet so aus, als gäbe es zwei HERRN: der eine auf der Erde, der andere im Himmel.

In unserem Artikel “Eure Fragen an uns – Ist Jesus nicht der allmächtige Gott?” sind wir auf diese und ähnliche Punkte ausgiebig eingegangen und möchten den Abschnitt der so häufig missverstandenen “biblischen Austauschbarkeit zwischen zwei Personen” hier noch einmal wiederholen.

Um diese biblische Austauschbarkeit zu verstehen, benötigt es keinerlei Interpretation deiner- oder unsererseits, sondern lediglich das gezielte Stellen von Fragen und das genaue Lesen des biblischen Textes.

Auch wenn das Ergebnis dann vielleicht ein wenig “seltsam und fremd” für uns klingen mag, liegt das nicht an der Komplexität der Stellen, sondern vielmehr daran, dass sich unsere Denkweise im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende stark verändert und so keinen Bezug mehr zu dieser Art des Denkens hat.

Zur Veranschaulichung dieses Problems eine einfache Frage: Wer hat Israel aus Ägypten befreit?

1Kor 10,1-4 Ich will aber nicht, meine Brüder, dass ihr außer Acht lasst, dass unsere Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durch das Meer hindurchgegangen sind. Sie wurden auch alle auf Mose getauft in der Wolke und im Meer, und sie haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und alle denselben geistlichen Trank getrunken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. [SLT]

Wiederum steht geschrieben:

2Mo 6,7 Und ich will euch annehmen mir zum Volk und will euer Gott sein; und ihr sollt erkennen, dass ich der  HERR, euer Gott, bin, der euch herausführt unter den Lastarbeiten der Ägypter weg. [CSV]

War es der Fels Christus? Oder war es HERR (יהוה), der sie befreit hat? Für viele ist das ein- und dasselbe (bzw. ein- und derselbe). Man beachte aber: Wer hat mit Mose auf dem Berg geredet?

2Mo 3,1-4 Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian. Und er trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und als er hinsah, siehe, da brannte der Dornbusch im Feuer, und der Dornbusch wurde doch nicht verzehrt. Da sprach Mose: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung ansehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt! Als aber der  HERR sah, dass er hinzutrat, um zu schauen, rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch zu und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich! [SLT]

Oder auch:

Apg 7,38 Das ist der [Anm.: Mose], welcher in der Gemeinde in der Wüste war zwischen dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und unseren Vätern; der lebendige Worte empfing, um sie uns zu geben; [SLT]

Stephanus hätte jederzeit, aber v.a. an dieser Stelle sagen können, dass dieser eine Engel der Christus war. Er tat es aber nicht.

Daher die Frage: Wer war nun in 2Mo 3 mitten in dem Dornbusch:

  • HERR (יהוה),
  • Gott,
  • Christus,
  • oder ein Engel?

Oder sind alle diese vier eins?

Wir möchten durch diese Frage nicht verwirren, aber sie ist notwendig, wenn man ein biblisches Prinzip verstehen will. Bitte habe daher ein wenig Geduld, wir werden gleich zu dem Ergebnis kommen, das es natürlich wie immer, von dir zu prüfen gilt.

Also zurück zur Frage: Wer war nun mitten in dem Dornbusch: HERR (יהוה), Gott, Christus oder ein Engel? Oder sind alle diese vier, also HERR (יהוה), Gott, Christus und ein Engel eins?

Selbstverständlich sind sie das nicht – obwohl es welche gibt, die das lehren.

Man könnte nun viel dazu sagen, denn wie gesagt, es ist einfach und komplex zugleich. Die Herausforderung bei der Erklärung und in unserem Verständnis sind die vorgeprägten Bilder in unseren Köpfen. Wir wollen uns auch nicht anmaßen, diese Verwirrung einfach durch eine kurze Erklärung zu lösen, hoffen aber, dass es sich v.a. durch den gleich folgenden Vers erfassen lässt, wenn die Bibel uns diese “Austauschbarkeit” lehrt. Wir möchten dieses Wort noch einmal betonen: “Austauschbarkeit”.

Gott spricht zu Mose:

2Mo 23,20-21 Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, dass er dich auf dem Weg bewahre und dich an den Ort bringe, den ich bereitet habe. Hüte dich vor ihm und höre auf seine Stimme und reize ihn nicht; denn er wird eure Übertretung nicht vergeben, … [CSV]

Hier liest man, wie ein Engel vor ihm/ihnen hergesandt wird. An einer anderen Stelle lesen wir:

5Mo 9,3 So erkenne heute, dass der  HERR, dein Gott, es ist, der vor dir her hinübergeht, ein verzehrendes Feuer;… [CSV]

Hier soll man erkennen, dass es HERR (יהוה), unser Gott es ist, der vor ihnen hinübergeht und nicht ein Engel, wie bei den anderen Stellen. Aber wie kann man all das verstehen? Wie lässt sich dieser vermeintliche Widerspruch auflösen?
Der Schlüssel zum korrekten Verständnis liegt im darauf folgenden Vers und in der Feststellung des Allmächtigen:

2Mo 23,20-22 Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, dass er dich auf dem Weg bewahre und dich an den Ort bringe, den ich bereitet habe. Hüte dich vor ihm und höre auf seine Stimme und reize ihn nicht; denn er wird eure Übertretung nicht vergeben, denn mein Name ist in ihm. Doch wenn du fleißig auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sagen werde, so werde ich der Feind deiner Feinde und der Bedränger deiner Bedränger sein. [CSV]

So ähnlich wie wir bei der Stelle am Dornbusch (2Mo 3,1-4) gelesen haben, dass sowohl Gott, als auch HERR (יהוה), als auch ein Engel zu Mose spricht, lesen wir hier, dass sowohl Gott, der HERR (יהוה), als auch ein Engel vor ihnen herzieht; aber in diesem Boten/Engel ist der Name des Allmächtigen (“denn mein Name ist in ihm“). Das bedeutet in ganz kurz formuliert, dass dieser Engel die volle Autorität von Gott erhält; daher auch Formulierungen wie:

  • höre auf seine Stimme und reize ihn nicht…
  • wenn du fleißig auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sagen werde…
    und dergleichen…

Dieser letzte Punkt “wenn du fleißig auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sagen werde” zeigt die zuvor erwähnte “Austauschbarkeit” auf; d.h. wenn man auf die Stimme des Engels hört, wird man das tun, was er, also Gott, durch ihn zu uns sagt. Diese “Austauschbarkeit” geht sogar so weit, dass Gott sagt, dass “er eure Übertretung nicht vergeben wird“; d.h. Gott gibt dem Engel Vollmacht darüber, Menschen zu vergeben oder nicht.

Dieses Verständnis und diese Art zu denken, ist uns fremd, weil es “hebräisch” ist. Dennoch gibt es auch in unserer heutigen Zeit und in unserem Sprachgebrauch etwas Vergleichbares. Ein kurzes Beispiel dazu:

Wenn der Chef eines Konzerns einem speziellen Angestellten die Vollmacht über Entscheidungen gibt, könnte der Chef zu seinen übrigen Angestellten sagen: “Hört und befolgt das, was er sagt. Macht ihr das, werdet ihr tun, was mein Wille (also der Wille des Chefs) ist.”

Diese Austauschbarkeit durch die Übergabe der Macht und Autorität lässt sich auf alle anderen Stellen anwenden – nicht nur in Bezug auf den Sohn, sondern auf alle Stellen, bei denen der Allmächtige seine Autorität anderen gibt. Dieses Verständnis ist auch der Grund dafür, warum menschliche Richter, Engel, Mose und dergleichen “Götter” genannt werden (2Mo 4,16, 2Mo 7,1, Ps 8,6, Ps 82,1 usw.). Gott führt also seinen Willen durch diese Engel bzw. Menschen aus und wirkt durch sie. Er gibt ihnen also – immer in einem gewissen Maß – seine göttliche Macht und Autorität.

Wie ein Chef seine Autorität dem geben kann, wem er will, so parallel dazu auch der Allmächtige. Und ihm war es wohlgefällig, schlussendlich alles seinem Sohn zu geben:

Joh 3,35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. [SLT]

Gott wirkt auf diese Weise durch seinen Sohn – durch ihn mehr als durch jeden anderen. Denn durch ihn hat er sogar die Welten gemacht:

Hebr 1,2 Doch jetzt, in dieser letzten Zeit, sprach Gott durch seinen Sohn zu uns. Durch ihn schuf Gott Himmel und Erde, und ihn hat er auch zum Erben über alles eingesetzt. [HFA]

Wegen dieser Austauschbarkeit (durch die Vollmacht, die Gott geben kann, wem er will) kommen leider viele Missverständnisse auf. Und man denkt schnell an Dinge wie Dreieinigkeit oder Jesus sei ein Engel usw. usf.

Versteht man aber die biblische Austauschbarkeit, verpuffen all diese Missverständnisse und man versteht:

1Kor 8,5-6 Denn wenn es auch solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf Erden — wie es ja wirklich viele »Götter« und viele »Herren« gibt —, so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn. [SLT]