Mt 5,19-Serie (3Mo 14,1-15,33) – Mann und Frau sollen eins werden

Der Unterschied zwischen Unreinheit und Sünde

Da es bei diesem Thema oft zu Missverständnissen kommt, kurz ein paar Verse, die jeder für sich selbst prüfen kann, um den genauen Unterschied zwischen Unreinheit und Sünde zu erkennen.

Zuerst, als gutes und anschauliches Beispiel, die sog. “Unreinheit” der Frau während ihrer monatlichen Blutung (welche uns in 3Mo 15,19-24 aufgezeigt wird). Wichtig, wie in der letzten Portion kurz erwähnt, ist, dass die Übersetzung “Unreinheit” unpassend ist. Wir möchten das dieses Mal ein wenig näher erläutern:

1. Im Hebräischen steht bei “unrein” nicht das Gegenteil von “rein”, wie es bei uns das Deutsche vermuten lässt.
2. Die Unreinheit der Frau während ihrer Periode ist ein völlig anderes Wort (hebr. “niddah”) wie die generelle Unreinheit (hebr. “tame bzw. tumah”); d.h. obwohl es einen gravierenden Unterschied zwischen den beiden gibt, übersetzen die meisten deutschen Bibeln mit ein- und demselben Wort: Unreinheit.
Das ist irreführend, u.a. deswegen, weil das “niddah” nichts mit einem “Unrein- oder Dreckigsein” der Frau zu tun hat, sondern das Wort stellt klar, dass ihr etwas “entflieht bzw. sich verflüchtigt”; in dem Fall das Blut mit der toten, unbefruchteten Eizelle aus ihrem Körper.

Um den Unterschied zwischen den beiden besser zu verstehen, kurz ein Abschnitt zum Ende des 15. Kapitels, wo alle wichtigen Worte in einem Zusammenhang vorkommen und so der Unterschied zwischen der einen und der anderen “Unreinheit” deutlich wird:

3Mo 15,31-33 Und ihr sollt die Kinder Israel absondern von ihrer Unreinheit (hebr. “tumah”), dass sie nicht in ihrer Unreinheit (hebr. “tumah”) sterben, indem sie meine Wohnung verunreinigen (hebr. “tame”), die in ihrer Mitte ist. Das ist das Gesetz für den Flüssigen und für den, dem der Samenerguss entgeht, so dass er dadurch unrein (hebr. “tame”) wird, und für die, die krank ist in ihrer Unreinheit (hebr. “niddah”), und für den, der seinen Fluss hat, es sei Mann oder Frau, und für den Mann, der neben einer Unreinen (hebr. “tame”) liegt. [CSV]

Obwohl die Frau durch die eine Unreinheit (hebr. “niddah”) auch unrein (hebr. “tame”) wird, ist der Grund für diese “Unreinheit” ein natürlicher Vorgang, nämlich ihre monatliche Blutung, für die sie nichts kann.
Durch diesen kleinen, aber feinen Unterschied lässt sich auch einiges anderes im Text besser verstehen, u.a. auch der Grund, warum bei der einen “Unreinheit” (“tame bzw. tumah”) meist eine Sühnung nötig ist und bei der anderen Unreinheit (in dem Fall “niddah”) aber nicht.

Um das besser zu verstehen, kurz zwei Punkte:
Wie in der letzten Portion aufgezeigt, besteht ein Zusammenhang zwischen der Sünde und dem Aussatz. In anderen Worten: Der Aussatz, der in der letzten und dieser Portion erklärt wird, ist nicht ein “normaler, natürlicher” Aussatz. Hier ein weiterer Beleg dazu aus dieser Lesung:

3Mo 14,34 Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, das ich euch zum Eigentum gebe, und ich ein Aussatzübel an ein Haus setze im Land eures Eigentums; [CSV]

Hier steht geschrieben, dass der Allmächtige selbst diesen Aussatz an das Haus setzt. Der Grund, warum er das tut, wird klar, wenn man den Text im Zusammenhang liest:

3Mo 14,49 Und er soll zur Entsündigung des Hauses … 52 und er entsündige das Haus … 53 … Und so tue er Sühnung für das Haus; und es wird rein sein. [CSV]

Dass das Haus selber keine Sünden begehen kann, ist klar. Aber sehr wohl können welche in der Familie sündigen, sodass der Allmächtige, wie in Vers 34 beschrieben, einen Aussatzübel an das Haus setzt. Der heilige Text macht also klar, dass dieser Aussatz mit Sünde zu tun hat und daher muss das Haus gereinigt, sprich entsündigt werden.

Aber nicht nur das Haus, denn das gesamte 14. Kapitel macht klar (auch im Rückblick auf das 13.), dass Sühnung für den vom Aussatz Betroffenen nötig ist:

3Mo 14
1-2 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Dieses Gesetz gilt für den Aussätzigen am Tag seiner Reinigung: …
18 Den Rest des Öls aber in seiner Hand soll der Priester auf das Haupt dessen gießen, der gereinigt werden soll, und für ihn Sühnung erwirken vor dem HERRN. …
54-57 Dies ist das Gesetz über alle Arten der Aussatz-Plage und über den Schorf, auch über den Aussatz der Kleidungsstücke und der Häuser und über das Hautmal, den Ausschlag und die hellen Flecken, um Belehrung zu geben, wann sie für rein und wann für unrein zu erklären sind. Es ist das Gesetz vom Aussatz. [SLT]

Aber wie sieht es mit der monatlich wiederkehrenden Blutung im 15. Kapitel aus? Muss da auch eine Entsündigung stattfinden, weil die Periode unserer Schwestern aufgrund von ihrer ganz individuell verschuldeten Sünde kommt? Nein, natürlich nicht.
Wann aber eine Entsündigung bei der Frau nötig ist, ist wenn…

3Mo 15,25 Und wenn eine Frau ihren Blutfluss viele Tage hat außer der Zeit ihrer Unreinheit, oder wenn sie den Fluss hat über ihre Unreinheit hinaus, so soll sie alle Tage des Flusses ihrer Verunreinigung sein wie in den Tagen ihrer Unreinheit: Sie ist unrein. [CSV]

Hier wird beschrieben, dass sie “außer der Zeit” und “über ihre Periode hinaus” Blutfluss hat. Ist das der Fall, dann ändert sich etwas. Nämlich etwas natürlich Wiederkehrendes (wie die Periode) verändert sich in etwas nicht Natürliches, nicht monatlich Wiederholendes. Für so einen Fall (also für den Blutfluss über ihre Periode hinaus) wird dann – im Gegensatz zur monatlichen Blutung – eine Entsündigung gemäß 3Mo 15 erforderlich:

3Mo 15,30 und der Priester soll die eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer opfern. Und so tue der Priester Sühnung für sie vor dem HERRN wegen des Flusses ihrer Unreinheit. [CSV]

Ein vergleichbares und anschauliches Beispiel für das Zusammenspiel zwischen “natürlichen und unnatürlichen” Ursachen wäre der Haarausfall beim Mann, der in 3Mo 13 beschrieben wird. Ist dieser natürlichen Ursprungs, passiert nichts. Wenn aber der Haarausfall von einem Aussatz begleitet wird, ändert sich auch hier die Vorgehensweise und eine Entsündigung wird erforderlich. Ganz so wie bei der Frau und ihrer Regel auch: Läuft alles natürlich ab, ist keine Sühnung erforderlich, geht die Blutung über die Tage hinaus, dann schon.

Man kann also in kurz und knapp festhalten:
Ob eine Unreinheit mit Sünde zu tun hat oder nicht, wird uns im Text dadurch klargemacht, dass eine Sühnung erforderlich wird. Ist das nicht der Fall, dann hat die Unreinheit auch nichts mit Sünde zu tun.

Oder anders formuliert:
Natürliche Vorgänge, wie z.B. die monatliche Blutung der Frau oder der Haarausfall beim Mann und dergleichen, haben nichts mit individuellen Sünden zu tun, die jemand verschuldet hat. Daher benötigen diese und ähnliche sog. “Unreinheiten” auch keine Sündopfer.

Wie sieht das mit “Berührungen” bei Unreinheit aus?

Generell ist das Berühren einer Person, die “unrein” ist (egal aus welchem Grund man “unrein” geworden ist) nicht gleichbedeutend mit Sünde. Auch das Berühren von Toten oder Aas ist keine Sünde. Auch das Berühren von reinen oder unreinen Tieren ist keine Sünde. Wann es in diesem Zusammenhang zur Sünde kommt, ist z.B. wenn ein Mann Beischlaf mit einer Frau hat, während sie ihre Tage hat. Oder wenn man unreine Tiere isst. Oder andere Gründe, die uns Gott in seinem Wort mitteilt. Aber das bloße “in Kontakt-kommen” mit einer Person, die in dem Zustand der “Unreinheit” ist, ist nie Sünde.

Lediglich in dieser biblischen “Unreinheit” zum Heiligtum hinzuzutreten, darf man nicht. Tut man das dennoch, sündigt man – und zwar schwer. Aber ohne dieses “Hinzutreten zum Heiligtum”, haben lediglich die verschiedenen Arten des Aussatzes aus 3Mo 13 und 14 und die hier in 3Mo 15 erwähnten “unnatürlichen” Ausflüsse aus dem Körper mit Sünde zu tun. Aber wie gesagt: Nicht das Berühren dieser Personen.

Ein weiterer Beleg für dieses “Berühren ist keine Sünde” ist, dass unser Herr und Erlöser auch einen Aussätzigen berührte und dennoch ohne Sünde starb und auferweckt wurde:

Mt 8,2-3 Und siehe, ein Aussätziger kam, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen! Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein. [SLT]