Mt 5,19-Serie (4Mo 4,21-7,89) – Das Nasiräergelübde, Eifersucht, Kopfbedeckung, Bart & Co.

Eifersucht

Gal 5,19-20 Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; [SLT]

Wiederum steht geschrieben:

2Mo 34,14 Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR, dessen Name »Der Eifersüchtige« ist, ist ein eifersüchtiger Gott. [SLT]

Wie kann Eifersucht, wie im ersten Vers beschrieben, ein Werk des Fleisches sein und gleichzeitig der Name unseres Gottes?

Ehe wir diese Frage beantworten können, müssen wir erst einmal zwischen biblischer und menschlicher Eifersucht zu unterscheiden wissen und des Weiteren noch zusätzlich “Neid” und “Eifer” verstehen.

Im Hebräischen gibt es für diese drei Wörter (Eifersucht, Neid und Eifer) nur ein Wort (“kana”); wobei, je nach Zusammenhang, verstanden werden muss, was genau gemeint ist. Ferner gibt es ein weiteres verwandtes Wort (“kinah”), welches in den vorkommenden Stellen sich mehr auf “Eifer” bezieht (selbst hier in 4Mo 5 wäre die bessere Übersetzung “das Gesetz des Eifers”: 4Mo 5,29). Wenn aber der Allmächtige selbst “eifersüchtig” ist bzw. “eifert”, dann gibt es dafür ein ganz bestimmtes Wort (“kanna”), das ausschließlich auf ihn bezogen verwendet wird. Dazu gleich mehr.

In unserem heutigen Verständnis bzw. der Programmierung der Gesellschaft, sagt uns die Welt mehr und mehr, dass es nicht richtig und ein Zeichen von Unsicherheit und Schwäche sei, eifersüchtig zu sein. Das stimmt auch, v.a. dann, wenn die Eifersucht aus mangelnder (Selbst-)Sicherheit, Vertrauen, Verlustangst und dergleichen kommt. Wenn wir aber lesen, dass Gott selbst sich als einen eifernden Gott beschreibt (z.B. in den Zehn Geboten 2Mo 20,5) oder er einen Pinehas lobt, weil er eifert, kann es nicht nur einen negativen Zusammenhang haben – im Gegenteil: Es muss auch etwas sehr Positives beinhalten:

4Mo 25,11-13 Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat meinen Grimm von den Kindern Israel abgewandt, indem er in meinem Eifer in ihrer Mitte geeifert hat, so dass ich die Kinder Israel nicht in meinem Eifer vertilgt habe. Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens; und er wird ihm und seinen Nachkommen nach ihm ein Bund ewigen Priestertums sein, weil er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israel Sühnung getan hat. [CSV]

Man kann hier und in anderen Zusammenhängen erkennen, dass dieser “Eifer” nicht zwingend unsere “klassische Eifersucht” sein muss. Dennoch sind Aspekte daraus auch beim Eifer vertreten, wie z.B. starke Emotionen:

Joh 2,15-17 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um; und zu den Taubenverkäufern sprach er: Schafft das weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus! Seine Jünger dachten aber daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt«. [SLT]

Wichtig bei dem Unterschied zwischen der einen und der anderen Eifersucht (die einen verzehrt) ist, dass sie zielgerichtet und kontrolliert ist. Nicht die Emotionen kontrollieren uns, sondern wir kontrollieren die Emotionen. So wie bei unserem Vorbild hier. Ansonsten würde für uns gelten:

Jak 1,20 … der Zorn des Mannes vollbringt nicht Gottes Gerechtigkeit! [SLT]

Sehr wohl vollbringt aber – wie am Sohn Gottes und Pinehas gesehen – der Eifer bzw. die Eifersucht für unseren himmlischen Vater seine Gerechtigkeit.

Obwohl man an dieser Stelle sagen könnte: “Ja, dann gibt es eben einen klaren Unterschied zwischen Eifer und Eifersucht.”, kann man das dennoch irgendwie nicht sagen. Denn auch Aspekte der uns bekannten “klassischen Eifersucht” können wir im Zusammenhang mit unserem vollkommenen Gott lesen:

5Mo 32,16 Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter, durch Gräuel erbitterten sie ihn. [CSV]

Daher noch einmal – völlig unabhängig von der Unterscheidung zwischen Eifersucht und Eifer – die Frage: Wie kann Eifersucht auch positiv sein?
Dazu zurück zu seinem Namen: “Der Eifersüchtige” bzw. in anderen Übersetzungen: “Der Eiferer”. Noch einmal der Vers dazu:

2Mo 34,14 denn du sollst nicht einen anderen Gott anbeten; denn der HERR, dessen Name Eiferer ist, ist ein eifernder Gott; [CSV]

Warum sollte sich unser Gott diesen Namen geben? Und in diesem Zusammenhang uns befehlen, dass wir keine anderen Götter anbeten sollen? Sehr wahrscheinlich aus demselben Grund, warum Menschen überhaupt erst eifersüchtig werden: Weil ihnen die betreffende Person wichtig ist, sehr wichtig!

5Mo 32,9-10 Denn des HERRN Teil ist sein Volk, Jakob die Schnur seines Erbteils. Er fand ihn im Land der Wüste und in der Öde, dem Geheul der Wildnis; er umgab ihn, gab auf ihn Acht, er behütete ihn wie seinen Augapfel. [CSV]

Auf jemanden achtzugeben, sie oder ihn zu umgeben und wie einen Augapfel behüten zu wollen, sind sicherlich keine negativen Wesenszüge, sondern ein Ausdruck der Liebe. So logischerweise auch bei unserem Gott:

5Mo 7,7-8 Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat … [CSV]

Er ist nicht “eifersüchtig”, weil er ein mangelndes Selbstvertrauen hat (wie unsinnig wäre das nur zu denken), sondern er ist eifersüchtig, weil seine Liebe so groß ist, dass er keinen anderen Gott (vielmehr Götzen) neben sich duldet. Er beschützt sein Volk, wie ein Ehemann seine Ehefrau beschützen sollte.

Man sieht also, dass man einen Unterschied zwischen Eifersucht und Eifersucht machen muss. Man kann und darf sich nicht von der Welt einreden lassen, dass Eifersucht generell etwas Schlechtes ist. Der Zusammenhang und die Rahmenbedingungen sind entscheidend. Bin ich eifersüchtig aus negativen Motiven, wie z.B. Verlustangst, mangelndem Vertrauen, Herrschsucht und dergleichen, dann ist es schlecht. Bin ich aber eifersüchtig (besser wäre wohl “eifernd”), weil ich liebe und deswegen jemanden wie meinen Augapfel behüte, dann ist es etwas völlig anderes.

Sach 2,12 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: … wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an. [CSV]