Mt 5,19-Serie (5Mo 1,1-3,22) – Wer bin ich? Im 4. Buch Mose? (Der Rückblick des Mose)

“Lange genug seid ihr an diesem Berg geblieben.”

5Mo 1,5 Diesseits des Jordan, im Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz auszulegen, indem er sprach: … [CSV]

Damit man die ersten Worte nach diesem fünften Vers besser zuordnen kann, ist es hilfreich, die Inhalte zwischen 2. und 5. Mose in ihrer zeitlichen Abfolge zu verstehen. Ganz grob und in wenigen Worten lässt es sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Befreiung des Volkes aus der Sklaverei Ägyptens.
  • Die Vergabe der Zehn Worte bzw. Zehn Gebote am Berg Sinai.
  • Der Rest des 2. Buches beschäftigt sich dann in großen Teilen mit dem Aufbau des Zeltes der Zusammenkunft und endet mit der Erfüllung der Wohnung durch die Herrlichkeit des Höchsten.
  • Das 3. Buch Mose besteht hauptsächlich aus der weiterführenden Vergabe von Geboten, Satzungen, Rechten und Ordnungen und endet mit der Aussage im letzten Vers (3Mo 27,34): “Das sind die Gebote, die der HERR Mose auf dem Berg Sinai an die Kinder Israel aufgetragen hat.
  • Der Beginn des 4. Buches startet mit der Musterung des Heeres und der Vorbereitung für den Aufbruch in das verheißene Land. Denn noch sind sie ja, wie zuvor gelesen, am Berg Sinai.

An dieser Stelle, also zu Beginn des 4. Buches, setzt Mose mit seinem Resümee an. In anderen Worten: Sein Rückblick klammert das gesamte 2. und 3. Buch Mose aus und fokussiert sich einzig und allein auf Ereignisse aus dem 4. Buch. Diesen Rückblick startet er mit dem Zeitpunkt, als das Volk vom Berg Sinai bzw. Horeb losziehen muss:

5Mo 1,6 Der HERR, unser Gott, redete zu uns am Horeb und sprach: Lange genug seid ihr an diesem Berg geblieben; [CSV]

Direkt mit seinen ersten Worten können wir eine grundlegende Lehre für unser Leben ziehen, denn wir durften ja durch die vergangenen Lesungen lernen, dass die gesamte Wüstenwanderung ein Abbild auf unser aller Glaubensleben ist; d.h., so wie sie durch das Blut des Lammes aus der Sklaverei der Weltmacht befreit wurden, sind wir es durch das kostbare Blut unseres Messias Jeschua. So wie sie, befinden nun auch wir uns auf einer Reise durch die Wüste, mit dem Ziel die Verheißung zu empfangen. Dafür müssen wir, wie sie auch, im Glauben das Blut des Lammes in Anspruch nehmen und uns durch unseren allmächtigen Gott den Weg durch die Wüste zeigen lassen.

Das erste, was uns bei unserer Reise beigebracht wird, ist die Einhaltung des Sabbats: Sechs Tage sammeln, siebter Tag Sabbat, sechs Tage sammeln, siebter Tag Sabbat und immer so weiter, bis wir am Berg Sinai ankommen. Dort erhalten wir dann die Zehn Worte und den Rest seiner Gebote (wie im Rückblick kurz erwähnt). Man könnte sagen: Wir werden dort am Berg weiter in den Wegen Gottes ausgebildet; d.h. wir lernen seine Wahrheit erst einmal fast nur theoretisch, aber später wird es dazu kommen, dass wir sie in unserem Leben ganz praktisch anwenden sollen und werden – sofern wir es wollen.

Dieses Lernen am Berg – bzw. für uns heute unser Lernen aus seinem Wort – ist bereits ein wichtiger Bestandteil der Wüstenwanderung, denn der Berg Sinai liegt in der Wüste Sinai. Warum ist das wichtig? Unter anderem darum, weil wir verstehen sollten, dass das Annehmen des kostbaren Blutes unseres Messias Jeschua uns direkt in die Wüste führt. Ganz so wie das Volk damals.
In dieser Wüste lernen wir die Wege Gottes, die, in diesem Fall, vom 2. Buch Mose bis zum Ende des 3. Buches andauern. Dann kommen im 4. Buch die ersten Glaubensprüfungen. Und an dieser Stelle sagt Mose: “Lange genug seid ihr an diesem Berg geblieben.”

Man könnte es in den Worten unserer Zeit auch so ausdrücken: “So Leute, lange genug habt ihr pure Theorie gelernt, jetzt geht es ans Eingemachte. Jetzt geht es an die praktische Anwendung des Gelernten. Jetzt geht es darum, zu sehen, wer das, was er weiß, auch Gott wohlgefällig einsetzen wird.” Denn es steht geschrieben …

Jak 1,23-25 Denn wer nur Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war. Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser Mensch, der kein vergesslicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun. [SLT]

Tun wir aber nicht das, was wir von Gott empfangen haben, marschieren wir also nicht wie jene los, sondern bleiben stets nur am Berg stehen und empfangen Theorie über Theorie über Theorie und meinen, dass wir so Gott dienen und für ihn kämpfen, dann betrügen wir uns selbst:

Jak 1,22 Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. [SLT]

Wichtige Anmerkung an dieser Stelle:
Alles hat seine Zeit (Pred 3,1). Das heißt, es ist gut, ehe man blind in den Kampf marschiert oder sich selbst irgendeinen Dienst zuschreibt, der gar nicht für einen selbst vorgesehen ist, sich von Gott, seinem Geist und seinem Wort ausbilden zu lassen!
Ansonsten kann es schnell passieren, dass wir in die weite Welt hinauslaufen und meinen, die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben und deswegen nun jeden bekehren können. So funktioniert das aber nicht. Es ist gut, eine Zeit am Berg stehen zu bleiben und von Gott zu empfangen. Ganz ohne Kampf. Der kommt – sofern man sich auf den Weg macht – so oder so. Ganz so wie es damals war: Erst empfangen, dann Heerlager vereinen, dann losziehen.
Das heißt gleichzeitig aber auch, dass man deswegen nicht ewig an diesem Berg bleiben sollte, denn wenn man sich nicht mit auf den Weg macht und sich immer nur weiterbildet und weiterbildet und weiterbildet, anstatt sich nach Arbeit auszustrecken, dann kann es sein, dass der Herr am Ende sagt:

Mt 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. [SLT]

Die Betonung liegt auf dem “Tun“. Der Herr sagt nicht: die den Willen meines Vaters im Himmel kennen oder auswendig können!

Abschließend:
Wie zur letzten Portion aufgezeigt, gibt es zwei Dinge in unserem Glaubensleben, zu denen wir berufen sind – und zwar alle:
Einmal, dass wir Knechte und Mägde, also Arbeiter für unseren Herrn sind und einmal, dass wir Israel, also Gotteskämpfer sind – auch hier wieder: Wir alle!

Eph 6,10-12 Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen. [SLT]

Dieser Abschnitt in kurz:
Es ist gut, sich ausbilden zu lassen und diese Ausbildung geht ein leben lang. Aber immer nur in der Ausbildung zu bleiben und nicht irgendwann die Arbeit anzutreten (die Gott einem geben wird, sofern wir uns danach sehnen) ist nicht nach seinem Willen. Weil es irgendwann heißt:

“Lange genug seid ihr an diesem Berg geblieben.”