Die Zunge und die Pusteblume – Teil 2
So wie beim letzten Lehrblock, fangen wir auch diesen hier mit einem Psalm an. Auch er wird uns viel über das verraten, was in der heutigen Portion passiert ist. Denn vielleicht habt ihr euch wie bei der roten Kuh gefragt:
“Ich verstehe das nicht ganz mit der Situation bei dem Wasser aus’m Felsen.
Was war da Moses Fehler? Er hatte doch genau das getan, was Gott ihm befohlen hatte, oder nicht?”
Nein, er hatte tatsächlich nicht das getan, was Gott ihm gesagt hatte. Denn der Allmächtige befahl ihm, dass er zu dem Felsen reden solle, aber Mose schlug den Felsen zweimal mit seinem Stab. Aber das war nicht das einzige, was er falsch gemacht hatte.
“Und was war das andere?”
Für die Antwort schauen wir uns jetzt den zuvor erwähnten Psalm an. Er verrät uns, was der eigentliche Fehler von Mose war:
Psalm 106,32-33 Auch bei der Felsenquelle von Meriba forderten die Israeliten Gottes Zorn heraus und brachten Mose damit in Bedrängnis. Sie hatten ihn so sehr gereizt, dass er redete, ohne zu überlegen.
Hier lesen wir, dass Mose durch seine Geschwister sehr gereizt war und dass er unüberlegt redete.
Er sagte nämlich:
4. Mose 20,10-11 Gemeinsam mit Aaron versammelte Mose die Israeliten vor dem Felsen und rief: »Passt gut auf, ihr Widerspenstigen! Können wir für euch aus diesem Felsen Wasser hervorkommen lassen?« Er hob den Stab und schlug zweimal damit gegen den Felsen. Da strömte eine große Menge Wasser heraus. …
Hier können wir sehen, dass Mose sagte bzw. das Volk fragte, ob er und Aaron für sie Wasser aus dem Felsen hervorkommen lassen können. Er fragte aber nicht, ob Gott für sie Wasser aus dem Felsen hervorkommen lassen kann. Sie hatten also beim Volk den Anschein erweckt, dass sie das Wunder mit dem Wasser machen können.
Oder anders ausgedrückt: Sie hatten dem Volk nicht deutlich gemacht, dass es Gottes Wunder ist, dass Wasser aus dem Felsen hervorbringt. Die Worte des Allmächtigen bestätigen diese Tatsache direkt im nächsten Vers:
4. Mose 20,12 Der ALLMÄCHTIGE aber sagte zu Mose und Aaron: »Weil ihr mir nicht vertraut und den Israeliten nicht meine Heiligkeit deutlich gemacht habt, sollt ihr mein Volk nicht in das Land führen, das ich ihnen geben werde.«
Durch diesen Vers haben wir nun die Antwort auf die Frage:
“Warum war die Situation mit dem Wasser aus dem Felsen so schlimm für Gott? Mose hatte doch genau das getan, was Gott ihm befohlen hatte, oder nicht?”
Jetzt könnt ihr sicherlich besser verstehen, was da alles falsch gelaufen war. Und wenn ihr jetzt dazu noch den “Bibel-Film im Kopf”-Trick aus den letzten Folgen nutzt, dann werdet ihr alles noch, noch besser verstehen. Was genau wir damit meinen, wollen wir euch kurz zeigen:
Direkt zu Beginn des Kapitels lesen wir ja davon, wie das Volk mal wieder an Mose rummoserte.
Wie ihr wisst, war das nicht das erste Mal gewesen:
4. Mose 20,2-3 Als das Volk aber kein Wasser mehr hatte, rotteten sich die Leute gegen Mose und Aaron zusammen. Und das Volk machte Mose Vorwürfe …
Direkt danach erhielt Mose von Gott den Befehl, zu dem Felsen zu sprechen, damit Wasser aus ihm hervorkommt. Das wollte Mose dann auch machen, aber durch die Stelle aus den Psalmen wissen wir, dass das Rumgemecker seiner Geschwister Mose extrem gereizt hatte.
Jetzt stellt euch vor, wie er in diesem gereizten und genervten Zustand an den Felsen ging und laut 4. Mose 20,10 Folgendes rief:
“Passt gut auf, ihr Widerspenstigen! Können wir für euch aus diesem Felsen Wasser hervorkommen lassen?”
So auf die Art: Ich habe genug von eurem Rumgemecker an mir. Passt jetzt gut auf, was ICH machen werde. Dann …
Er hob den Stab und schlug zweimal damit gegen den Felsen …
Auch hier stellt euch das alles wieder bildlich vor: Wie zum Beispiel jemanden Gereizten und Wütenden, der genug von etwas hat, ausholt und zuschlägt. Und so seiner Wut freien Lauf lässt.
Durch diesen “Bibel-Film im Kopf”-Trick versteht ihr vielleicht jetzt noch besser, was damals alles passiert ist und könnt so noch besser eure Frage selbst beantworten:
“Warum war die Situation mit dem Wasser aus dem Felsen so schlimm für Gott? Mose hatte doch genau das getan, was Gott ihm befohlen hatte, oder nicht?”
…
So, nachdem wir euch eure Frage beantwortet haben, dürfen wir nun auch eine Frage an euch stellen. Es ist dieselbe Frage, die ihr uns im Lehrblock zuvor gestellt habt: Was könnt ihr aus all dem gerade Gelernten praktisch für euer Leben umsetzen?
Denkt mal darüber nach. Tauscht euch dazu auch mit euren Eltern aus (Aufgaben-Karte), ehe wir uns gleich zu der Frage ein paar Weisheiten aus der Heiligen Schrift ansehen.
…
So, seid ihr soweit? Dann schauen wir uns mal an, was zum Beispiel Salomos gottgegebene Weisheit zu unserem Thema zu sagen hat. Zuerst ein Vers, der darauf eingeht, dass wenn man im Zorn Dinge sagt und tut, man auch die Folgen dafür tragen muss:
Sprüche 19,19 Wer jähzornig ist, muss die Strafe dafür bezahlen …
Falls ihr nicht genau wisst, was “Jähzorn” bedeutet, wollen wir es für euch ein wenig umschreiben. Es bedeutet so viel wie: schnell aggressiv, leicht reizbar, hitzköpfig, sofort auf 180, unkontrolliert wütend usw.
Obwohl all das Mose eigentlich überhaupt nicht war, brachten ihn seine Geschwister dennoch dazu, dass er in diesem Moment so reagierte. Dabei hätte er – auch wenn das leichter gesagt, als getan ist – weiterhin ruhig bleiben müssen.
Auch dazu ein biblischer Spruch:
Sprüche 14,29 Ein Mensch, der ruhig bleibt, zeigt, dass er Verstand hat. Wer aber jähzornig ist, begeht große Dummheiten.
Wenn wir hier wieder die Umschreibungen für “jähzornig” einsetzen, dann sagt der Vers:
Wer schnell aggressiv, wer leicht reizbar, wer hitzköpfig, wer sofort auf 180 usw. ist, begeht große Dummheiten.
Eine dieser großen Dummheiten könnte etwas sein, das man gereizt und unüberlegt zu jemandem sagt und dadurch ihn oder sie verletzt.
Ihr erinnert euch dazu bestimmt noch an die letzte Folge mit “der Zunge und der Pusteblume”. Da sagten wir euch:
“Es gibt Dinge, die man nicht ganz wiedergutmachen kann. Vor allem Schäden und Verletzungen, die wir mit unserer Zunge verursachen.”
Und wie ihr vielleicht schon in euren jungen Jahren erkannt habt, verletzen wir Menschen andere Menschen am ehesten, wenn wir gereizt, aggro, wütend oder dergleichen sind. Und wie? Indem wir eben unüberlegt Dinge sagen, die bei anderen Wunden hinterlassen. Darum …
Jakobus 1,19-20 … darum sei jeder Mensch schnell bereit, zuzuhören, aber lasse sich Zeit, ehe er redet oder zornig wird. Denn der Zorn des Mannes tut nicht Gottes Gerechtigkeit!
Und was denkt ihr: Bei was geschehen die allermeisten Ungerechtigkeiten und bei was begeht man am schnellsten Dummheiten? Genau, bei einem Streit. Wenn wir uns streiten, stellen wir die mit größten Dummheiten an!
Daher steht auch dazu geschrieben:
Sprüche 20,3 Ein Ehrenmann vermeidet Streit. Aber ein Dummkopf streitet sofort los.
Wenn man jetzt diesen Spruch und den aus 14,29 miteinander verbindet, kann man sagen:
Im Streit neigen wir – wenn wir aggressiv, gereizt, genervt oder wütend sind – am ehesten dazu, Dummheiten und verletzende Sachen zu sagen. Auch wenn wir uns dann entschuldigen, kann es sein, dass diese böse Zunge Wunden hinterlassen hat, die man nicht einfach so durch eine Entschuldigung wiedergutmachen kann. Denkt dabei wieder an unsere Geschichte mit der Pusteblume.
…
Wir können es nicht beweisen, aber wir behaupten einfach mal, dass die meisten Verletzungen, die Menschen anderen Menschen zufügen, durch die Zunge verursacht werden. Da wir unsere Nächsten aber nicht verletzen, sondern lieben sollen, ist dieses ganze Thema extrem wichtig für uns alle. Daher sagten wir auch beim letzten Mal, dass die Gemeinschaftskarte eigentlich eine total wichtige Aufgaben-, Lehre für’s Herz-, Warn-, Gott mag nicht- und Gemeinschaftskarte in einem ist. Denn:
- Das Kontrollieren eurer Zunge müsst ihr als heilige Aufgabe ansehen. Von klein auf.
- Es muss euch von klein auf in euer Herz übergehen, dass …
- Gott uns vor unserer bösen Zunge warnt …
- und es überhaupt nicht mag, ja sogar hasst, wenn wir damit böse Dinge tun.
- Und als Zusatz in dieser Folge kommt eben noch hinzu: Dass wir diese bösen, unüberlegten und verletzenden Worte am ehesten aussprechen, wenn wir gereizt, genervt, wütend oder dergleichen sind.
Daher solltet ihr über diesen wichtigen Zusatz zu eurer Gemeinschaftskarte vom letzten Mal mit euren Eltern reden. Schaut, ob und wer sich leicht reizen lässt und dann unüberlegt redet.
Und wenn in der Vergangenheit schon irgendwie jemand jemanden durch Worte verletzt hat, dann nehmt noch eure Gemeinschaftskarte zum Thema “Wiedergutmachung” dazu.
Helft euch gegenseitig in eurem Alltag und Familienleben, dass ihr alle ruhiger, gelassener und kontrollierter werdet. Achtet von klein auf darauf und bittet eure Eltern um Hilfe. Und wenn es sein muss, helft auch ihr ihnen, wenn sie gereizt sind. Sprecht ihnen gut zu und sagt ihnen in Demut, dass unser Gott das nicht mag. (Gemeinschaftskarte)
Zum Abschluss der heutigen Folge geben wir euch noch einen Vers mit auf den Weg und wünschen euch Gottes Segen bei euren Familiengesprächen. Bitte nehmt diesen Punkt sehr ernst, denn wie gesagt: Unüberlegt ausgesprochene Worte können fürchterlichen Schaden anrichten, der lange, lange zum Heilen braucht.
Möge unser himmlischer Vater uns allen bei diesem schwierigen Punkt helfen und von innen heraus verändern, sodass diese Worte auf uns zutreffen mögen:
Kolosser 3,12 Ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder, die zu ihm gehören. Darum seid voll Mitleid und Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftheit und Geduld.