Parallelen: “Gesetz abgeschafft” und “ein Gebot abgeschafft”
Anhand von nur einer Passage möchten wir die bereits erwähnte “selbe Denkweise” zwischen dem Verständnis “das Gesetz ist abgeschafft” und dem Verständnis “ein oder mehrere Gebote sind nicht mehr gültig” aufzeigen. Dazu sehen wir uns erneut die Worte unseres Herrn in der Bergpredigt an:
Mt 5,17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! [SLT]
Wie wir wissen, werden diese klaren Worte im breiten Christentum am Ende dann doch so ausgelegt, dass er doch gekommen sei, das Gesetz aufzulösen. Obwohl unser Meister gerade zu Beginn klar sagt, dass wir das nicht meinen sollen, dass er gekommen sei, das Gesetz aufzulösen. Bizarr, aber so ist es. Warum? Weil gesagt wird, dass irgendwo später in der Bibel etwas Gegenteiliges steht. An und für sich eine gute Vorgehensweise, aber mit welchem Ergebnis? Das Ergebnis ist klar: Die klaren Worte werden verwischt, verdreht und als das Gegenteil hingestellt: Er ist doch gekommen, es aufzulösen.
Nächster Vers:
Mt 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. [SLT]
Auch hier wird die klare Feststellung, dass nicht einmal ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergeht, so verdreht, dass es doch vergeht. Und dann nicht nur ein Strichlein, sondern gleich das ganze Gesetz.
Nun kommen wir ins Spiel, die wir sagen, dass das Gesetz noch gültig ist. Verdrehen wir auch diese Aussage? Zwar nicht, indem wir das ganze Gesetz auflösen, aber das eine oder andere Gebot. Obwohl doch auch für uns gilt: Nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein!
Objektiv betrachtet tun wir im Prinzip genau dasselbe. Wir möchten das wiederholen, weil es vielen von uns anscheinend nicht ganz klar ist: Wir tun exakt dasselbe! Wir nehmen die Worte unseres Herrn nicht so an, wie er sie sagt. Warum? Weil vermeintlich später irgendwo etwas Gegenteiliges gelehrt wurde. Auch da: Exakt genauso wie bei unseren Geschwistern, die das Gesetz als abgeschafft lehren. Auch sie sagen: Später steht etwas geschrieben, was diese Aussage relativiert.
Nächster Vers:
Mt 5,19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. [SLT]
Lehren welche von uns, die das Gesetz halten, dass eines von den kleinen Geboten aufgelöst sei? Oder sogar ein großes Gebot aufgelöst sei? Haben die Apostel des Herrn diese Worte vielleicht nicht verstanden? Oder hat unser Herr diese Worte später aufgehoben? Mit “später” ist dann natürlich ein Zeitpunkt weit vor dem Vergehen von Himmel und Erde gemeint. Aber vielleicht hat unser Herr das gar nicht so gemeint, wie er es sagte.
Wir möchten nicht sarkastisch klingen, aber das ist das Ergebnis einer solchen Lehre, die einzelne Gebote Gottes auflöst: Lehrt man, dass etwas vom Gesetz vergangen und aufgehoben ist – sei es das kleinste Gebot oder ein Strichlein – hebt man nicht nur das Gebot auf, sondern auch die klaren Worte unseres Erlösers. Dies sollte uns allen klar sein!
Daher die Frage: Kann es sein, dass wirklich alles vom Gesetz noch gültig ist, so wie es unser Meister in der Bergpredigt sagt? Kann es sein, dass das Gesetz Gottes tatsächlich vollkommen ist und keine Veränderung nötig hat, wie es der Allmächtige sagt?
Darüber sollten wir genau nachdenken, ehe wir den Fehler der letzten zweitausend Jahre wiederholen und denken, dass auch nur das kleinste Gebot oder auch nur ein Strichlein vom Gesetz vergangen wäre.
Wie dann diese Fülle der Verse mit den Briefen der Apostel oder ihren Ratschlüssen in Einklang gebracht werden, ist eine andere Sache und u.a. der Inhalt dieser Serie. In dieser Einleitung geht es erst einmal nur darum, für sich selbst die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass wirklich alles, alles im Gesetz noch gültig ist – auch wenn wir selbstverständlich aktuell nicht einmal ansatzweise alles tun können. Aber “halten” können wir alles!
Was ist damit gemeint?