Mehr als nur zwei Bäume
Wer die “Wächter des Wortes”-Serie kennt, weiß, dass sich hinter dem vorhin in 5Mo 4,2 gelesenen: ”halten” das hebräische Wort “schamar” verbirgt, was nicht nur allein das “Halten bzw. Tun” der Gebote beschreibt, sondern vielmehr das “Behüten, Beschützen und Bewachen”. Zu diesem “schamar” ein kleines Beispiel, was uns dann auch direkt zu den beiden Bäumen im Garten bringt:
1Mo 3,24 Und Gott trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen (hebr. “schamar”).
Hier lesen wir davon, dass die Cherubim von Gott einen “Wächterdienst” bekommen haben, nämlich den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.
Wir betonen das in dieser Form, weil wir damit auf etwas ganz Spezielles aufmerksam machen wollen, das eine Art immer wiederkehrendes “göttliches Prinzip” in der Heiligen Schrift ist:
Gottes Auftrag zum
Bewachen, Bewahren und Beschützen
heiliger Dinge.
Dieses göttliche Prinzip finden wir überall in der Bibel wieder. Von vorne bis hinten:
Hier beim Bewachen des Zugangs zum Baum des Lebens, beim Bewahren der Gegenstände im Heiligtum, beim Beschützen unserer Familien, beim Bewachen des heiligen Landes, beim Bewahren eines reinen Herzens und eben auch beim Bewachen und Beschützen seiner heiligen Torah. Eben überall.
Und so auch hier direkt zu Beginn der Heiligen Schrift im 3. Kapitel. Und das ist noch nicht einmal der erste “Wächterdienst”, den Gott erteilt. Denn davor können wir schon das hier lesen:
1Mo 2,15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewachen (hebr. “schamar”).
Hier sieht man, dass schon vor den Cherubim Gott einen Wächterdienst erteilte.
Damit dieses immer wiederkehrende göttliche Prinzip des “Bewachens” auch wirklich zur Geltung kommt, muss man sich noch einmal vor Augen führen, was bis dahin geschehen war:
Gott begann seine Schöpfung. Vom ersten bis zum sechsten Tag erschuf er alles und am siebten Tag ruhte er. Er nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden.
Jetzt an dieser Stelle könnten wir alles Mögliche lesen, aber das allererste, was unser Schöpfer tut, ist: Er gab dem Menschen die Aufgabe eines Wächters.
In Adams Fall bedeutete das, dass er etwas ganz Besonderes, was Gott geschaffen hatte, bewachen und beschützen sollte: den Garten Eden. Aber wir wissen alle, was dann passierte: Der Feind kam, griff Gottes Wort an (indem er Zweifel säte) und verleitete den Menschen, von dem falschen Baum zu essen. In kurz: Der Mensch hatte es nicht geschafft, seinen Wächterdienst zu erfüllen, und den Garten zu bewachen und vor Angriffen zu beschützen.
Aber was genau haben jetzt ein Garten,
Adam und die beiden Bäume
mit 5Mo 4,2 zu tun?
Sehr viel. Denn unser allwissender Gott hat nicht “einfach so” dem Menschen diese spezielle Aufgabe gegeben und er hat auch nicht “einfach so” zwei Bäume geschaffen. Auch sind die Namen der Bäume nicht “einfach so” gewählt, sondern alles hat einen genialen, tieferen Sinn. Klar.
Aber ehe wir gleich zu diesen Punkten kommen, kurz davor wofür die beiden Bäume im Kern stehen (wir hatten es schon einmal ausführlicher in unserer Serie “Die Bibel: Von Anfang bis Ende” erwähnt):
Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen steht vor allem für … | Der Baum des Lebens hingegen steht für … |
Ungehorsam. | Gehorsam. |
Er steht für Misstrauen gegenüber Gott und seinen Geboten. | Er steht für das bedingungslose Vertrauen gegenüber Gott und seinen Geboten. |
Er steht für den Tod und die Trennung von unserem Schöpfer. | Er steht für das ewige Leben und die Gemeinschaft mit unserem Schöpfer. |
Und er steht auch für den Leichtsinn und den Hochmut, selbst zu entscheiden, was gut und was böse ist, anstatt die Definition davon Gott zu überlassen (und für vieles mehr). | Und er steht auch für die Ehrfurcht und Demut, die Definition von gut und böse voll und ganz Gott, dem Allwissenden zu überlassen (und für vieles mehr). |
Das heißt: Ungehorsam, Misstrauen und Hochmut trennen uns von unserem Schöpfer, wohingegen Gehorsam, Vertrauen, Demut und Ehrfurcht die Grundlage für das ewige Leben in Gemeinschaft mit unserem Schöpfer sind.
Beachtet man diese fundamentale Lehre und gleichzeitige Warnung der zwei Bäume nicht, dann bringt das, wie wir alle wissen, den Tod. Nicht sofort, wie es auch bei Adam nicht sofort der Fall war, sondern irgendwann später. Ganz schleichend.
Daher ist es logischerweise entscheidend wichtig für uns alle, dass wir die Lehren und Warnungen aus dem Garten nicht als “nette Geschichten” abhandeln, sondern uns tiefergehende Gedanken darüber machen, was da genau geschehen ist:
Warum unser Gott diese beiden Bäume eigentlich überhaupt gemacht hat?
Warum er den Menschen anhand dieser Bäume geprüft hat?
Warum er ihnen einen Wächterdienst gegeben hat? Und viele wichtige Fragen mehr.
Ehe wir gleich nach und nach auf diese Fragen eingehen, wollen wir hier für diesen Block erst einmal die zwei wichtigsten Punkte bezüglich unseres Themas noch einmal zusammenfassen, sodass wir später darauf zurückgreifen können:
- Es ist ein wichtiges biblisches Prinzip, dass Gott heilige Dinge bewachen und beschützen lässt.
- Die beiden Bäume aus dem Garten lehren uns die mit wichtigsten Dinge in unserem Glauben (Gehorsam, Vertrauen, Ehrfurcht und Demut) und warnen uns gleichzeitig vor unseren mit schlimmsten Fehlern (Ungehorsam, Misstrauen, Leichtsinn und Hochmut).
Eigentlich gibt es noch einen weiteren Punkt, der enorm viel Aufschluss über unser Thema bringt. Aber dieser Punkt ist kein weiterer Aufzählungspunkt, sondern mehr eine Frage. Sie lautet:
Wieso hat unser allwissender Gott – im Gegensatz zum Baum des Lebens – den falschen Baum eigentlich nicht Baum des Todes genannt?
Oder Baum des Hochmuts? Oder Baum des Misstrauens?
Oder Baum des Ungehorsams?
Wieso gerade dieser Name?
Wieso Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen?
Die Antwort darauf schauen wir uns jetzt im nächsten und übernächsten Block an.
Aber schon mal vorab: All die anderen Namen beschreiben nicht das Kernproblem der Menschheit, obwohl Hochmut und Ungehorsam dem schon sehr nahekommen. Aber es gibt Situationen und menschliche Handlungsmotive, die nichts mit Ungehorsam oder Hochmut zu tun haben, aber dennoch unmittelbar und ganz konkret mit diesem Baum zu tun haben. Was wir damit meinen, werden wir uns, wie gesagt, gleich noch anschauen.
Abschließend für diesen Block kann man auf jeden Fall festhalten:
Unser allmächtiger Gott nutzt die Ereignisse im Garten, um uns auf unfassbar geniale Art und Weise das größte Problem der Menschheit zu lehren und uns vor einer ganz bestimmten Sache zu warnen.
Wohin uns die Missachtung der Warnung dieser einen ganz bestimmten Sache geführt hat, schauen wir uns jetzt an …