1. Schlüssel: Du bist besonders!
(Zur Klarstellung vorab zwei Punkte:
1. Wenn im Folgenden “wir” gesagt wird, sind diejenigen gemeint, die eingangs begrüßt wurden: Brüder und Schwestern, die unserem Herrn Jeschua nachfolgen und somit auch ganz selbstverständlich nach der Torah leben.
2. Die jeweiligen Überschriften zu den Schlüsseln sind nicht der Schlüssel selbst. Dieser folgt erst am Ende jedes Abschnitts.)
Wir beginnen diesen Schlüssel da, wo wir im letzten Block aufgehört haben: beim “Prozess der Wiederherstellung”.
Für diesen Prozess ist es wichtig, dass wir alle, die wir jetzt an Jeschua glauben und die Torah halten dürfen, bei dieser Wiederherstellung mit anpacken. Dabei dürfen wir es nicht so machen wie die anderen vor uns. Wir müssen es besser machen. Viel besser. Denn uns hat unser Vater für die Erfüllung seiner jahrhunderte und jahrtausende alten Versprechen und Prophezeiungen auserwählt. Das heißt, uns ist extrem viel geschenkt worden, daher sind wir aus Demut, Dankbarkeit und Liebe zu ihm auch verpflichtet, seine Torah zu bewachen und zu beschützen – vor jedem Angriff, der daraus etwas wegnehmen oder etwas hinzufügen will. In anderen Worten: Wir sollen das machen, was Jahrhunderte und Jahrtausende vor uns nicht gemacht wurde. Wir sollen unsere Aufgabe als Wächter seiner heiligen Gebote antreten!
Daher sagten wir zu Beginn dieses Blocks auch: Du bist etwas Besonderes. Wir – als von Gott zu seinem Sohn und seiner Torah Aufgeweckte – sind etwas Besonderes. Das heißt, unser Vater hat uns nicht nur ein heiliges Geschenk gegeben, sondern damit verbunden auch eine heilige Aufgabe.
Damit wir diese heilige Aufgabe ihm wohlgefällig erfüllen, dürfen wir aber nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Und damit das nicht passiert, müssen wir uns ganz nüchtern und aufrichtig selbst prüfen (im vierten Teil dieser neuen Reihe hier werden wir noch ganz genau auf diesen Punkt eingehen). Denn was uns bei der Wiederherstellung seiner Wahrheit auf keinen Fall passieren darf, ist das hier:
Mt 7,3 Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
Diese Warnung auf unser Thema angewandt bedeutet:
Wenn wir uns mit jüdischen und christlichen Geschwistern austauschen und darüber reden, wie von ihnen Gebote hinzugefügt oder weggenommen werden, dann …
… dürfen wir nicht dieselben Fehler machen indem auch wir nacheigener Erkenntnis
hinzufügen oder wegnehmen!
Stattdessen müssen wir eben unsere heilige Aufgabe erfüllen,
indem wir die Torah unseres Gottes tun und sie beschützen.
Daher hier direkt die Frage: Tun wir das? Fügen wir der Torah hinzu oder nehmen etwas aus ihr weg?
Die Beantwortung dieser Frage ist einfach und komplex zugleich. Unter anderem deswegen, weil es ja durch Lehrer und Prediger diverse, ja teilweise sogar gegensätzliche Ansichten gibt. Das heißt, dass es viele verschiedene Meinungen für viele verschiedene Dinge der Torah gibt. Erschwert wird das Ganze dann zusätzlich dadurch, dass unsere Emotionen unser Verständnis beeinflussen können.
Daher ist es bei unterschiedlichen Ansichten immer das Beste, dass man diese Dinge persönlich – von Angesicht zu Angesicht – bespricht. Da es aber äußerst unwahrscheinlich ist, dass wir uns alle mal persönlich treffen, muss uns irgendwie der Spagat gelingen, es übers Internet hinzubekommen. Und das ist eben, wie eingangs erwähnt, nicht ganz so einfach. Deswegen auch all die verschiedenen Anläufe und Versuche bis jetzt.
Darum haben wir eine große Bitte:
Habt Geduld und Nachsicht mit uns, liebe Geschwister. Wir alle ziehen an einem Strang und wir alle wollen die heiligen Gebote unseres Gottes immer besser verstehen und leben. Und eben auch beschützen. Daher gebt uns bitte die Möglichkeit, einen vielleicht anderen Blickwinkel auf das ganze Thema aufzuzeigen. Denn es geht um etwas, was für uns alle gleichermaßen wichtig ist. Sehr wichtig sogar. Denn, wie gesagt, unser himmlischer Vater weckt weltweit mehr und mehr seiner Kinder auf, weil wir uns in einer ganz besonderen Phase in seinem Heilsplan befinden.
Innerhalb dieser Phase ist es zwingend erforderlich (!), dass wir unseren Umgang mit der Torah unseres Gottes überdenken und nicht einfach so weitermachen wie bisher. Wir müssen innehalten, einen Schritt zurückgehen und ganz sachlich und nüchtern die aktuelle Situation in der sog. “Torah-Bewegung” betrachten. Denn eines ist uns doch jetzt allen durch das Aufwachen zurück zur Torah klar:
Die Gebote unseres Gottes dienen uns zum Besten. Er hat sie uns aus seiner vollkommenen Liebe heraus zum Wohl seiner Kinder gegeben. Sie sind keine Last für uns, kein Joch, nichts, was man abschaffen oder dergleichen muss, sondern sie sind alle gut für uns. Deswegen können wir auch alle mit unseren Zungen bekennen:
Ps 119,172 Meine Zunge soll reden von deinem Wort, denn alle deine Gebote sind gerecht.
Wenn nun alle seine Gebote gerecht sind und unser allwissender Vater zu ihnen sagt, dass wir nichts davon wegnehmen und ihnen nichts hinzufügen sollen, wie kommt es dann zu all den verschiedenen und teilweise gegensätzlichen Lehrmeinungen?
Die Antwort ist ganz einfach: Weil Lehrer und Prediger ihre Gründe haben, d.h. weil ihre Interpretationen es ihnen erlauben.
Aber wenn dem so ist, ist es nicht gleichzeitig so, dass auch das Judentum seine Gründe dafür hat, neue Gebote hinzuzufügen, weil ihre Interpretationen es ihnen erlauben?! Und ist es nicht so, dass auch das Christentum seine Gründe dafür hat, nahezu alle Gebote der Torah wegzunehmen, weil ihre Interpretationen es ihnen erlauben?! Wo ist jetzt – ganz sachlich und nüchtern betrachtet – der Unterschied?
Es gibt keinen!
Sie und wir haben alle eines gemeinsam:
Durch unsere Interpretationen meinen wir, die Erkenntnis darüber zu haben, was man Gottes vollkommener Torah hinzufügen oder aus ihr wegnehmen darf.
Wie gesagt: Da ist kein Unterschied. Wir alle machen dasselbe.
Um diese Gemeinsamkeit zu verdeutlichen, lasst uns mal ein Gespräch vorstellen, dass sicherlich jeder von uns in irgendeiner Form schon mal erlebt hat:
Man tauscht sich mit christlichen Geschwistern über die Gültigkeit des Gesetzes aus und liest zusammen mit ihnen Mt 5,17-19 durch. Trotz dieser klaren Worte erfolgt in 99% der Fälle eine biblische Interpretation, die angeblich aufzeigen soll, warum die Warnung Jesu nicht so gemeint sei und das Gesetz doch abgeschafft wurde.
Wenn das passiert, ist es dann nicht so, dass wir uns Folgendes wünschen:
Dass die Person die demütige Haltung haben sollte, falsch liegen zu können? Dass sie sich Raum für Irrtum gibt? Dass sie erst einmal bei einer Stelle bleibt und nicht zu zig Versen hin- und herspringt, um am Ende doch nur den eigenen Standpunkt zu untermauern, ohne auf die Argumente des anderen einzugehen? Wünschen wir uns nicht, dass sie einfach nur das annehmen, was da geschrieben steht? Wünschen wir uns nicht, dass die Person anhand dieser klaren Verse nicht mehr meint, dass Jesus gekommen sei, das Gesetz aufzulösen?
Natürlich wünschen wir uns das alles. Wir beten sogar dafür. Innig.
Aber nach dem “Splitter-Balken”-Prinzip müssen wir dasselbe auch auf uns anwenden. Das heißt, auch wir müssen demütig sein und uns Raum geben, falsch liegen zu können. Auch wir müssen die Warnung annehmen, wie sie geschrieben steht. Auch wir dürfen nicht das Gegenteil dessen denken, was unser Herr gesagt hat. Ohne wenn und aber!
Aber tun wir das, wenn wir Lehren glauben, die meinen, dass dieses oder jenes nun verändert sei, obwohl doch auch wir dieselbe Warnung lesen:
Mt 5,17-19 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel …
Kann man diese Warnung irgendwie falsch verstehen? Kann man sie durch menschliche Interpretationen irgendwie wegdiskutieren und doch Gebote verändern? Nein, liebe Geschwister, das kann man nicht und darf man nicht!
Da aber unser Herr und Meister wusste, dass genau das geschehen wird und dass Menschen Meinungen haben werden, die das Gesetz seines Vaters verändern, musste er uns genau davor warnen!
Und das tat er.
Jetzt ist es uns überlassen, ob wir uns warnen lassen oder weiter biblischen “Lehrmeinungen” glauben, die die Torah verändern. Denn genau um diese Veränderungen und Meinungen geht es ja bei der Warnung unseres Herrn.
Er sagt klar und unmissverständlich:
Wir sollen nicht meinen, dass die Torah irgendwie durch ihn verändert wird, noch sonstwer sie verändern kann. Bis Himmel und Erde vergehen, bleiben alle Gebote gültig. Auch das kleinste!
Leider ist es nun aber so, dass dennoch irgendwie alle ”Meinungen” haben. Der Jude, der Christ und natürlich auch der Torah haltende Gläubige an Jeschua. Sie alle haben Meinungen, sie alle interpretieren und sie alle haben ihre biblischen Gründe an Gottes vollkommenen Geboten herumzudoktern. Allen voran natürlich Männer, die das Wort lehren.
Und diese Lehrer denken eben – auch wenn das total hart klingen mag – wie Gott die Erkenntnis über das Gute und das Böse zu haben. Die Erkenntnis darüber, was man der Torah hinzufügen und was man aus ihr wegnehmen darf.
Jetzt ist es so, dass wir noch keinen einzigen kennengelernt haben (ob nun Lehrer oder Nachfolger eines Lehrers), der diese oder ähnliche Ansichten vertritt und das irgendwie aus Ungehorsam oder Misstrauen oder Hochmut tut. Im Gegenteil. Die Geschwister wollen Gott gehorsam und ihm in allem wohlgefällig sein.
Und genau dieser vermeintliche Widerspruch aus “vom falschen Baum essen”, aber gleichzeitig “Gott von Herzen zu lieben” ist der Grund, warum dieser falsche Baum nicht Baum des Ungehorsams, des Misstrauens oder des Hochmuts heißt. Weil es eben Menschen gibt, deren Herzenshaltung nicht Ungehorsam, Misstrauen oder Hochmut ist. Dennoch ist es aber eben eine Tatsache, dass man meint – und das völlig unbewusst – die Erkenntnis darüber zu haben, was man aus der Torah wegnehmen und was man ihr hinzufügen darf. Und dadurch übersieht man dann die göttliche Warnung und wiederholt so – wie gesagt: völlig unbewusst und natürlich ohne böse Absicht – die erste Sünde aus dem Garten.
Eben ganz genau so wie Eva, die es auch nicht aus bewusster Rebellion oder böser Absicht getan hatte, sondern leichtsinnig mit der Warnung Gottes umging. Auf uns angewandt wäre das Ganze so, als würden auch wir leichtsinnig mit den Warnungen vor der Veränderung der Torah umgehen, indem wir im übertragenen Sinne folgenden Zweifel säenden Fragen Raum in uns geben:
“Hat Gott wirklich in 5Mo 4,2 gesagt,
dass man der Torah nichts hinzufügen bzw. nichts wegnehmen darf?
Hat Gott wirklich durch seinen Sohn
vor der Veränderung der Torah gewarnt?”
Es ist immer dieselbe Masche und Lüge der Schlange, die sich durch die Jahrtausende hindurch nicht verändert hat. Und wir Menschen fallen darauf rein. Vor allem eben deswegen, weil diese Dinge nicht aus Ungehorsam, Misstrauen oder Hochmut geschehen, sodass es entweder einem selbst oder anderen auffallen würde, sondern sie laufen völlig unbewusst ab.
Und wenn Dinge unbewusst ablaufen, dann ist das beste Mittel, um diese unbewusst ablaufenden Dinge zu enttarnen, dass wir es für möglich erachten, falsch zu liegen. Dass wir es für möglich erachten, dieselben Fehler wie die anderen zu machen. Alles andere wäre naiv, hochmütig und leichtsinnig.
Daher lautet der 1. Schlüssel im Umgang mit Gottes heiliger Torah:
Es für möglich erachten,
– dass gewisse Dinge bei uns unbewusst ablaufen,
– dass man dieselben Fehler wie die anderen macht,
– und dass man das eine oder andere hinsichtlich der Torah vielleicht falsch sieht!
Tut man das nicht, kann und wird es, gelinde gesagt, zu Problemen kommen. Egal, wie gut man es im Herzen meint. Daher gilt für uns alle:
Ps 139,23-24 Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; Zeige mir, wenn ich auf falschen Wegen gehe, und hol mich zurück auf den Weg, den du uns für immer gewiesen hast!