Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 2:
Das Torah 1×1

Was für unterschiedliche Gebote gibt es?

Bei einem “Torah 1×1” darf die Beantwortung dieser Frage natürlich nicht fehlen, denn obwohl es den Sammelbegriff “Gesetz” bzw. eben “Torah” gibt, setzt sich die Torah aus mehreren Teilen zusammen. So auch die Gebote, die man zu allererst in zwei Bereiche unterteilen muss:

  1. Spezielle Gebote für spezielle Personen oder Situationen, die nicht allgemein für jeden Gläubigen gültig sind (wie z.B. den Bau der Arche bei Noah, die Opferung des Sohnes bei Abraham, das Sammeln des Mannas in der Wüste usw. usf.) und
  2. Gebote, die für jeden Gläubigen gültig sind und (wie zuvor gelesen) als die Worte des Bundes beschrieben werden.

Dieser Bund wiederum besteht aus verschiedenen Arten von Geboten, die man grob in folgende untergeordnete Begriffe aufteilen kann:

  • Weisungen bzw. Gesetze (also in Mehrzahl),
  • Satzungen,
  • Rechtsbestimmungen,
  • Zeugnisse und
  • Vorschriften

(An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass zusammenfassende Oberbegriffe, wie z.B. “Zeremonialgesetze”, “moralische Gebote” oder dergleichen keine Definitionen nach der Torah sind (!), sondern menschliche Erfindungen, die am Ende verwirren und meist zum Hinzufügen oder eher zum Wegnehmen aus der Torah führen. In den bevorstehenden 5Mo 4,2-Tests werden wir noch näher darauf eingehen.)

Zurück zu den eben aufgeführten Arten von Geboten. Dazu zwei Stellen aus der Torah, bei denen diese sechs Begriffe quasi “gesammelt” genannt werden:

5Mo 4,44-45 Und dies ist das Gesetz, das Mose den Kindern Israels vorlegte; das sind die Zeugnisse, die Satzungen und Rechtsbestimmungen, die Mose den Kindern Israels verkündigte, als sie aus Ägypten zogen.

5Mo 11,1 So sollst du denn den HERRN, deinen Gott, lieben und seine Vorschriften halten und seine Satzungen und seine Rechtsbestimmungen und seine Gebote alle Tage.

Ehe wir gleich mit den einzelnen Punkten anfangen, müssen vorab die beiden Begriffe “Gesetz” und “Gebot” genauer geklärt werden, weil sie unterschiedlich angewandt werden können.
Zum Beispiel kann das Wort für “Gebot” sowohl für ein einzelnes Gebot als auch für die Summe aller Gebote stehen. Ein Beispiel dazu:

5Mo 30,10-11 wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst und seine Gebote und seine Satzungen befolgst, die in diesem Buch des Gesetzes geschrieben stehen; wenn du zu dem HERRN, deinem Gott, umkehrst von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und nicht zu fern.

In Vers 10 steht das Wort “Gebot” in Mehrzahl und beschreibt ganz klassisch mehrere Gebote. In Vers 11 steht es aber in Einzahl stellvertretend für den gesamten Inhalt des Bundes mit allen seinen Geboten, Satzungen, Rechtsbestimmungen usw. Das ist ein Verständnis, was wir natürlich auch im NT wiederfinden, wie z.B. hier:

Röm 7,12 So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.

Beim Wort für “Gesetz” ist es ähnlich wie beim “Gebot”. Auch hier kann es mehrere “Gesetze” bzw. “Weisungen” beschreiben oder auch als Sammelbegriff genutzt werden. Hier zuerst ein Beispiel für die Verwendung in Mehrzahl:

2Mo 16,28 Und der HERR sprach zu Mose: Bis wann weigert ihr euch, meine Gebote und meine Gesetze zu halten?

… oder wie es die Schlachter 2000 übersetzt:

2Mo 16,28 Da sprach der HERR zu Mose: Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und meine Anweisungen zu halten?

Hier beschreibt das hebräische Wort “Torah” also nicht die Torah an sich, sondern eben eine Mehrzahl von “Anweisungen”, die alles mögliche sein können: Satzungen, Rechtsbestimmungen, Vorschriften usw.

Jetzt noch ein paar Beispiele für die Verwendung der “Torah” in Einzahl:

3Mo 7,1 Und dies ist das Gesetz des Schuldopfers; es ist hochheilig.

Hier beschreibt das Wort “Torah” offensichtlich nicht die Torah als Ganzes, sondern ein ganz spezielles Gesetz, das einen direkten Bezug zu etwas hat, in dem Fall zum Schuldopfer.

Eine weitere Stelle zur Anwendung in der Einzahl:

5Mo 4,44 Und dies ist das Gesetz, das Mose den Kindern Israel vorlegte;

Legte hier Mose den Kindern Israel alle fünf Bücher Mose vor? Nein, er legte ihnen den Inhalt des Bundes mit Gott vor, damit das Volk – wie zuvor gelesen – “Ja und amen.” dazu sagen und mit Gott den Bund schließen konnte.

Beschreibt das Wort “Gesetz” auch die fünf Bücher Mose als Ganzes? Selbstverständlich. Im NT finden wir sogar eine Verwendung, die noch “darüber hinaus geht”:

Joh 10,34 Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«?

Obwohl unser Herr hier vom Gesetz redet, stammt das Zitat aus den Psalmen.

Anhand dieser wenigen Beispiele (es gibt viel, viel mehr) kann man schnell erkennen, dass das Wort “Gesetz” bzw. das hebräische “Torah” kein Exklusivtitel für die fünf Bücher Mose ist, sondern vielseitig genutzt wird und verschiedene Dinge beschreiben kann. Der Zusammenhang der Stelle gibt uns Aufschluss darüber, was mit dem Wort genau gemeint ist. Natürlich darf auch diese Info bei einem Torah 1×1 nicht fehlen.

Das geklärt, jetzt kurz etwas zu den restlichen Begriffen. Damit man sie leichter voneinander unterscheiden kann, ist es hilfreich, sich das Verb anzuschauen, von dem das Wort abstammt. Was damit gemeint ist, werdet ihr gleich sehen (Anm.: damit ihr eine komplette Liste aller Wörter habt, werden wir auch die Begriffe “Gebot” und “Gesetz” der Vollständigkeit halber mit auflisten).

Satzungen:
Abstammung: vom Verb “etwas festsetzen, bestimmen” und dergleichen
Häufigste Anwendung: Wenn von Gott etwas festgesetzt wird, was mit einer anderen bestimmten Sache zu tun hat, wie z.B. ein Gebot, das unmittelbar mit dem Zelt oder den Priestern verbunden ist, oder auch ein Gebot, das ein festgesetzter Bestandteil eines Festes ist.
Beispiel:
2Mo 12,43 Und der HERR redete zu Mose und Aaron: Dies ist die Satzung des Passahs: Kein Fremder soll davon essen.
Natürlich kann das Wort für “Satzung” ebenfalls in der Mehrzahl verwendet werden und eine Fülle von Geboten beschreiben, die z.B. mit dem Passah verbunden sind:
4Mo 9,12 Sie sollen nichts davon übrig lassen bis zum Morgen und sollen kein Bein an ihm zerbrechen; nach allen Satzungen des Passahs sollen sie es feiern.

Rechte (bzw. Rechtsbestimmungen):
Abstammung: vom Verb “richten, entscheiden, etwas regeln”
Häufigste Anwendung: Wenn Gott Gebote für verschiedene Situationen zwischen Mensch und Mensch gibt.
Beispiel:
2Mo 21,1 Und dies sind die Rechte, die du ihnen vorlegen sollst: …
Dann folgen die zuvor erwähnten drei Kapitel voller Gebote, die eben Rechte bzw. Rechtsbestimmungen für verschiedene Szenarien sind, die zwischen Mensch und Mensch entstehen können.

Vorschriften bzw. Dienst:
Abstammung: vom Verb “bewachen, bewahren, beschützen”
Häufigste Anwendung: Wird seltener als die anderen Begriffe für die verschiedenen Arten der Gebote benutzt, aber wenn, dann meist zusammen mit dem Verb “schamar”; soll heißen, dass es sich wie eine Dopplung im Text liest und daher das “Bewachen und Beschützen” besonders betont wird.
Beispiel:
5Mo 11,1 So sollst du denn den HERRN, deinen Gott, lieben und seine Vorschriften bewahren und seine Satzungen und seine Rechte und seine Gebote alle Tage.
Im Zusammenhang mit dem Zelt Gottes wird das Wort in deutschen Bibeln nahezu ausschließlich mit “Dienst” übersetzt. Auch hierzu ein Beispiel:
4Mo 1,53 Die Leviten aber sollen rings um die Wohnung des Zeugnisses lagern, dass nicht ein Zorn über die Gemeinde der Kinder Israel komme; und die Leviten sollen den Dienst der Wohnung des Zeugnisses versehen.
Wenn man sich alle Stellen ansieht, wo sich die Übersetzer für das Wort “Dienst” entschieden haben, wird eines total schnell aus dem Zusammenhang klar: Das Hebräische beschreibt ein besonderes Gebot hinsichtlich des Zeltes. Es ist nicht irgendein allgemeiner “Dienst”, sondern es ist ein göttlicher Auftrag: das Bewachen seiner heiligen Wohnung! Ganz so wie beim göttlichen Auftrag zum Bewachen seiner heiligen Torah!

Zeugnisse:
Abstammung: vom Verb “etwas zu bezeugen”
Häufigste Anwendung: Hier gibt es zwei hebräische Wörter. Das eine kommt fast ausschließlich nur im Zusammenhang mit dem Zelt vor, wie z.B. bei die “Lade des Zeugnisses” oder die “Tafeln des Zeugnisses”. Das zweite Wort kommt viel seltener vor und beschreibt am ehesten alles, was wir dank der Torah bezeugen können, wie z.B. die Wunder und Zeichen, die Gott getan hat, oder auch die Fehler, die in der Wüste gemacht wurden.
Beispiel:
5Mo 6,20-21 Wenn dein Sohn dich künftig fragt und spricht: Was bedeuten die Zeugnisse und die Satzungen und die Rechte, die der HERR, unser Gott, euch geboten hat?, so sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren Knechte des Pharaos in Ägypten, und der HERR hat uns mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt.

Gebote:
Abstammung: vom Verb “befehlen, gebieten”
Häufigste Anwendung: Natürlich für einzelne, aber, wie zuvor gesehen, auch als Sammelbegriff für alle Gebote stehend. Kommt mit Abstand am meisten im 5. Buch Mose vor. Das erste Vorkommen darin ist bei …
Beispiel:
5Mo 4,2 Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.

Gesetz(e):
Abstammung: vom Verb “lehren, unterweisen”
Häufigste Anwendung: Wie zuvor gesehen, kann es generell “Gesetze” bzw. genauer “Lehren oder Weisungen” meinen, es kann aber auch als Sammelbegriff für alle fünf Bücher Mose stehen bzw. eben auch für den Inhalt des Bundes.

Zu dem wir jetzt kommen …