Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 2:
Das Torah 1×1

Unbiblische Werksgerechtigkeit oder Eidverpflichtungen des Bundes?

Vielleicht klingt die Überschrift ein wenig seltsam, aber da das Thema “Werksgerechtigkeit” so häufig falsch verstanden wird, kann es sein, dass man deswegen auch die Verpflichtungen des Bundes falsch verstehen könnte.

Was ist damit gemeint?

Wir hatten ja zuvor z.B. Stellen wie diese hier gelesen:

5Mo 29,13-14 Denn ich schließe diesen Bund und diese Eidverpflichtung nicht mit euch allein, sondern sowohl mit dem, der heute hier mit uns steht vor dem HERRN, unserem Gott, als auch mit dem, der heute nicht hier bei uns ist.

Oder diese hier:

2Mo 19,5 Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.

Der Bund mit unserem Gott hat also – wie wir hier völlig frei von Interpretation erkennen können – Bedingungen bzw. Verpflichtungen. Daher könnte man schnell aus dieser hier erwähnten Wenn-Dann-Verkettung eine Art unbiblische Werksgerechtigkeit herauslesen. Aber hier geht es null um eine Werksgerechtigkeit, sondern um eines der wichtigsten göttlichen Prinzipien der Torah. Deswegen darf natürlich auch dieser Punkt in unserem “Torah 1×1” nicht fehlen.

Damit man die vermeintlich “werksgerecht” klingenden Aussagen besser verstehen kann, ein kleines Gleichnis dazu:

Ein wohlhabender Vater hat eine große Familie mit vielen Kindern. Er führt ein millionenschweres Unternehmen, in dem noch keines seiner Kinder bisher gearbeitet hat. Eines Tages sagt er, dass er sich aus dem Geschäft zurückziehen und das Unternehmen abgeben will. Jedes seiner Kinder kann das Unternehmen mit anderen zusammen übernehmen, sofern es nicht verkauft wird. Hierfür müssen die Kinder vorab absolut gar nichts dafür tun. Sie müssen sich nur dafür entscheiden und sagen: Danke, lieber Vater.
Es ist also ihre Entscheidung. Trifft das Kind aber die Entscheidung, dann geht es natürlich automatisch Verpflichtungen ein. Es muss für das Unternehmen arbeiten, für Mitarbeiter da sein, Unternehmensregeln befolgen. In kurz: Es muss die Verpflichtungen eines Unternehmens annehmen.

Das heißt: Das Unternehmen gibt es als Geschenk. Für dieses Geschenk hat man absolut nichts getan. Auch muss man, um das Geschenk zu bekommen, absolut nichts tun. Man muss sich nur dafür entscheiden. Aber wenn man das macht und das Geschenk annimmt, dann – nur dann – gibt es auch Verpflichtungen, die man erfüllen muss. Ganz klar, logisch und selbstverständlich. Und eben genau diese Selbstverständlichkeit ist eins zu eins die zuvor gelesene Wenn-Dann-Verkettung aus der Torah.

Diese “Verkettung” bzw. eben dieses göttliche Prinzip finden wir nicht nur in der Torah, sondern überall in der Heiligen Schrift wieder. Von Anfang bis Ende. So natürlich auch beim Erlösungswerk unseres Messias Jeschua. Denn die Errettung ist, wie wir alle wissen, zu 100% ein Geschenk aus Gnade. Wir haben absolut nichts dafür getan. Der Sohn Gottes hat alles vollbracht. Zu 100%! Wenn wir aber dieses Gnadengeschenk annehmen, dann haben wir auch Verpflichtungen. Hier der Beleg dafür durch seine klaren und äußerst scharfen Worte:

Lk 9,23-24 Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, dann verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten.

In kurz kann man dieses Prinzip wie folgt zusammenfassen:

100% göttliches Geschenk, 0% menschliches Zutun,
aber
wenn das Geschenk angenommen wird,
dann müssen wir etwas tun,
denn dann gibt es Verpflichtungen.

Dieses Prinzip galt natürlich auch für die erste Generation in Ägypten. Hier hatte Abraham den Grundstein für das Geschenk des Bundes gelegt. Seine Nachkommen, also Israel hatte dafür absolut nichts gemacht. Ähnlich wie bei dem Gleichnis vorher dürfen sie aber das Geschenk annehmen, d.h. in den Bund eintreten. Tun sie das, dann gibt es auch hier Verpflichtungen für sie.

Haben wir dieses göttliche Prinzip plus die anderen “Torah 1×1”-Punkte von zuvor verstanden, dann haben wir auch die notwendige Grundlage dafür gelegt, um unsere nächste zentral wichtige Frage für einen jeden von uns zu beantworten …