Unser großes Vorbild als unsere “Master-Vorlage”
Was wir mit dieser Überschrift meinen, lässt sich am besten so beschreiben: Vielleicht kennt der eine oder andere die “WWJD”-Armbänder. Dieses “WWJD” ist ein Akronym für: “What would Jesus do?”, also: “Was würde Jesus tun?”. Damit will man zum Ausdruck bringen, dass man stets Jesus und seine Handlungsweise vor Augen haben sollte, um dann im Alltag genauso zu handeln wie er. Das ist ein super Vorsatz, aber nur dann (!), wenn man keine verzerrten menschlichen Vorstellungen von dem hat, was Jeschua in der jeweiligen Situation auch wirklich getan hätte.
Damit wir diesen Fehler nicht begehen, müssen wir konkret in den Evangelien nach Stellen suchen und uns vom Text interpretationsfrei sagen lassen, wie und warum unser Meister so gehandelt hat, wie er gehandelt hat. Dabei wird der Fokus unserer Suche nicht querbeet alles Mögliche sein, was unser Herr erlebt hat, sondern wir werden uns ganz speziell auf Situationen konzentrieren, wo wir erkennen können, wie er mit Menschenlehre umgegangen ist. Die gefundenen Stellen werden uns dann …
- als Vorbild und gleichzeitig auch als Warnung dienen, nicht dieselben Fehler derer zu wiederholen, die der Herr ermahnt hat und
- werden uns die gefundenen Stellen ganz grundlegende Dinge in unserem Umgang mit der Torah lehren.
Das heißt, sie werden unser “1×1” und unseren “Werkzeugkoffer” entscheidend erweitern und uns dabei helfen, die Lehren unserer Zeit nach dem Vorbild unseres Meisters zu prüfen.
Das Schöne für unsere Suche ist, dass uns im Grunde eine einzige, ganz spezielle Situation völlig ausreichen wird. Das dabei Gelernte wird uns dann helfen, ein “bestimmtes Muster” bei Lehren zu entdecken, die der Torah hinzufügen oder aus ihr wegnehmen.
Aber damit wir das Vorbild unseres Meisters gleich besser einordnen können, müssen wir uns zuerst eine Stelle aus der Torah anschauen:
3Mo 11,32-34 Und alles, worauf eins von ihnen [Anm.: das Aas von unreinen Tieren] fällt, wenn sie tot sind, wird unrein sein: Jedes Holzgerät oder Kleid oder Fell oder jeder Sack, jedes Gerät, womit eine Arbeit verrichtet wird, es soll ins Wasser getan werden und wird unrein sein bis zum Abend; dann wird es rein sein. Und jedes irdene Gefäß, in das eins von ihnen hineinfällt: Alles, was darin ist, wird unrein sein, und es selbst sollt ihr zerbrechen. Alle Speise, die gegessen wird, auf die solches Wasser kommt, wird unrein sein; und alles Getränk, das getrunken wird, wird unrein sein in jedem solchen Gefäß.
Hier lesen wir von verschiedenen Szenarien, wodurch Gegenstände in den Zustand der Unreinheit gebracht werden können. Dazu gehören auch “Verkettungen”, d.h. wenn der eine Gegenstand unrein ist und dieser Gegenstand dann den nächsten berührt, wird dieser auch unrein. Berührt dieser wiederum den nächsten, wird auch dieser unrein usw. usf.
Dazu nun eine Frage: Da man diese “Kette von Verunreinigungen” so gut wie kaum kontrollieren kann (u.a. durch unsere Hände, die im Alltag alles Mögliche berühren), ist es da nicht sinnig, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen? Wie z.B. das Waschen von den in 3Mo 11 aufgeführten Gefäßen? Oder das Waschen der Hände, sodass viel weniger “Unreinheit übertragen” werden kann?
Was denkt ihr? Wäre das nicht eine sinnige Vorsichtsmaßnahme bzw. sogar vielmehr eine praktische Anwendung der Verse aus der Torah? Denkt mal kurz darüber nach und lest erst dann weiter.
…
Habt ihr’s? Gut, dann lesen wir dazu eine Stelle, wo wir sehen können, wie unser großes Vorbild das Ganze sieht (denn wir sind ja bei der Frage: “Was würde Jesus tun?” bzw. bei unserem vierten Schlüssel: “Wie Jeschua die Torah bewachen und seinem Vorbild folgen!”):
Mk 7,1-4 Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und etliche Schriftgelehrte, die von Jerusalem gekommen waren; und als sie einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen Brot essen sahen, tadelten sie es. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie sich nicht zuvor gründlich die Hände gewaschen haben, weil sie die Überlieferung der Alten halten. Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben. Und noch vieles andere haben sie zu halten angenommen, nämlich Waschungen von Bechern und Krügen und ehernem Geschirr und Polstern.
Wir lesen hier von ”Waschungen von Händen, Bechern, Krügen und ehernem Geschirr”, also von Gefäßen, wie wir es zuvor bei der Stelle aus der Torah gelesen hatten. Man könnte also wie zuvor meinen, dass die Lehre der Pharisäer und Schriftgelehrten die praktische Anwendung der Verse aus 3Mo 11 sei. Denn durchaus macht es ja Sinn, Gefäße und Geschirr zu waschen, damit man sich dadurch nicht verunreinigt. Auch das Waschen unserer Hände vor dem Essen ist mehr als sinnvoll. Nicht umsonst ist es quasi mit das erste, was wir unseren Kindern beibringen.
Dazu nun aber die Reaktion unseres Meisters, bei der wir interpretationsfrei erkennen können, was er von diesen sinnvollen und praktischen Anwendungen der Torah hält?
Mk 7,6-9 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: »Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist fern von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.« Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein, Waschungen von Krügen und Bechern; und viele andere ähnliche Dinge tut ihr. Und er sprach zu ihnen: Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten.
Man könnte sich fragen: “Was ist denn jetzt los? Wieso reagiert er auf so eine extreme Art und Weise?”
Das hat drei Gründe:
- Das, was die Pharisäer und Schriftgelehrten tun, tun sie nicht aus reinem Herzen, sondern aus einer heuchlerischen Herzenshaltung heraus. Das heißt, sie taten auf super fromm, aber in Wahrheit waren sie es nicht. Das drückt unser Herr durch diese Worte aus:
”Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist fern von mir.” - Die Lehren, die sie vorgetragen haben, verwerfen die Torah. Das dürfen wir hier lesen:
”Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein …”
Jetzt könnte und sollte man sich die Frage stellen:
Wieso verwerfen sie durch das Waschen dieser Dinge das Gebot Gottes? Sie wenden es doch nur an, d.h. aus der Torah wird doch absolut nichts von ihnen weggenommen! Im Gegenteil: Ist es sogar nicht so, dass sie es vorbildlich und übergenau halten?
Um diese Frage ganz genau zu beantworten, müssen wir die zwei gelesenen Gründe für das scharfe Ermahnen unseres Herrn “aufteilen”. Was ist damit gemeint?
Es ist ja durchaus so, dass es Gläubige geben kann, die dasselbe wie die Pharisäer tun, aber eben nicht aus heuchlerischen Gründen, sondern weil sie Gott übergenau gehorsam sein wollen und ihn lieben. Das ist natürlich eine total löbliche Einstellung, obwohl dieser Gehorsam meist noch von anderen “Dingen” begleitet wird. Was das ist, werden wir in den nächsten Teilen noch sehen.
Hier reicht es, erst einmal festzuhalten, dass egal wie rein das Herz auch sein mag, es biblische und unbiblische Lehren gibt. Logo, das ist uns allen klar. Was aber eben nicht allen klar ist, ist der Punkt, welche Lehre nun biblisch und welche unbiblisch ist. Und da die Pharisäer und Schriftgelehrten quasi das “Alleinrecht” auf die “wahre biblische Lehre” hatten, ergab sich daraus ein Problem. Und dieses Problem ist der dritte und eigentliche Grund, warum unser Meister so extrem heftig reagiert hat:
- “weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.”
Damit dieser dritte Grund nicht wie eine Wiederholung des zweiten Grundes wirkt und der entscheidende Unterschied zwischen den beiden klar wird, kurz eine andere Stelle, bei der unser Herr erneut über die Pharisäer und Schriftgelehrten redet. Durch diesen Vers werden wir den Unterschied und den eigentlichen Grund seiner scharfen Zurechtweisung gleich viel besser verstehen können:
Mt 23,4 Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern …
Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben also ihre Auslegungen anderen als Gottes Gebote weitergegeben; d.h., ihre Interpretation hatte denselben Stellenwert wie ein geschriebenes Gebot, obwohl ihre Gebote nirgends geschrieben stehen. Auf diese Weise haben sie den Menschen schwere und kaum erträgliche Bürden auf die Schultern gelegt und ihnen dadurch ein sündhaftes Gewissen aufgeladen, wenn ihre Interpretationen der Torah, also ihre Menschengebote nicht gehalten wurden.
Dieser gesamte dritte Grund seiner Ermahnung ist das sog. “Joch der Knechtschaft”, von dem wir im NT lesen. In einfachen Worten, bzw. als eine Art Gleichung formuliert, lässt sich dieses Joch wie folgt zusammenfassen:
Eine falsche Auslegung der Torah
+
es anderen als Gebot Gottes weitergeben
=
Joch der Knechtschaft
Wichtig zu verstehen ist, dass die Herzenshaltung desjenigen, der eine falsche Auslegung als Gebot Gottes weitergibt, keinerlei Rolle spielt. Es ist und bleibt ein Joch der Knechtschaft, in das der Bruder oder die Schwester gespannt wird, wenn er oder sie diesem oder jenem Menschengebot folgen muss. In anderen Worten: Selbst wenn die Pharisäer und Schriftgelehrten keine Heuchler und stattdessen vorbildliche Gläubige gewesen wären, gäbe es immer noch das Riesenproblem, dass sie Lehren vorgetragen hatten, die Menschengebote waren und so schwere und kaum erträgliche Bürden auf die Schultern der Menschen gelegt hatten.
Und genau das soll und darf nicht mehr sein! Dieses Joch der Menschengebote muss weg, denn u.a. ist unser Messias genau dafür gekommen:
Gal 5,1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!
Diese Freiheit von Menschengeboten war unserem Herrn sehr, sehr wichtig. Deswegen hat er für uns zum Vater gebetet:
Joh 17,17 Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.
Sein Wort ist Wahrheit. Pur und unverfälscht. Ohne hinzufügen, ohne wegnehmen. Einfach so lassen, wie es ist!
Das heißt in diesem Fall: Hätte Gott gewollt, dass wir uns vor dem Essen die Hände waschen, dann würde in seiner Torah stehen: Vor dem Essen Hände waschen.
Ist es Sünde, sich vor dem Essen die Hände zu waschen? Natürlich nicht. Aber es wird zur Sünde, wenn man andere lehrt, dass sie das unbedingt tun müssten, weil es nach der eigenen Auffassung angeblich ein Gebot Gottes sei. Und warum wird das Vortragen dieser Lehren zur Sünde? Na weil sie 5Mo 4,2 brechen und der Torah etwas hinzufügen. Und:
Weil durch diese Lehren das Joch der Knechtschaft
bei meinem Bruder oder meiner Schwester
das Gebot der Nächstenliebe bricht!
In anderen Worten: Unser allwissender Vater braucht unsere menschlichen Weisheiten und Auslegungsspielchen nicht. Wenn er gewollt hätte, dass seine Kinder das tun, was die Pharisäer gelehrt haben, dann würde es in seiner Torah Gebote dazu geben. Er braucht keine superweisen menschlichen Interpretationen, die seiner vollkommenen Torah etwas hinzufügen oder etwas aus ihr wegnehmen – weder damals noch heute! Und schon gar nicht braucht er welche, die diese Interpretationen dann anderen als “Gottes Gebote” lehren und sie (bewusst oder unbewusst) zu “Sündern abstempeln”, wenn sie ihren Interpretationen und Lehren nicht folgen. Von diesem Joch der Knechtschaft hat uns der Vater durch seinen Sohn ein für allemal befreit!
Zusammenfassend lässt sich also sagen:
Es gibt für unseren Meister drei Gründe, warum er die Pharisäer und Schriftgelehrten aufs Schärfste angegangen ist:
- Ihre Heuchelei
- Ihre falschen Lehren
- Aber vor allem, weil sie andere in das “Joch der Knechtschaft” gespannt haben.
Es gibt aber noch etwas Lehrreiches, was wir aus dieser Situation mitnehmen können: Wir können unseren 5Mo 4,2-Testkoffer und die vier Schlüssel anhand der Pharisäer auf seine praktische Anwendbarkeit hin prüfen. Was meinen wir damit?
- Hätten die Pharisäer und Schriftgelehrten es für möglich gehalten, falsch zu liegen (1. Schlüssel),
- hätten sie sich vor Augen geführt, dass Gott sie in ihrer “Machtstellung” prüft (2. Schlüssel),
- und hätten sie Gott gefürchtet, vor seinem Wort gezittert und es nicht gewagt, seine Torah zu verändern (3. Schlüssel),
- dann hätten sie auch ihren Messias erkennen und ihm anschließend folgen können (4. Schlüssel).
…
Wir werden im Laufe dieser Reihe noch häufiger auf die Situationen mit den Pharisäern zurückkommen und dabei auf unser Vorbild blicken und sein Handeln als Maßstab für das Prüfen diverser Lehren nutzen. Das heißt in anderen Worten:
Wir werden indirekt unseren Meister
für die bevorstehenden 5Mo 4,2-Tests in den kommenden Teilen
persönlich zu Rate ziehen.
Jetzt aber erst einmal der nächste Punkt des “Torah 1×1” …