Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 5:
Beschneidung

Wie alles mit der Beschneidung begann …

1Mo 17,9-14 Und Gott sprach zu Abraham: Und du sollst meinen Bund halten, du und deine Nachkommen nach dir, nach ihren Generationen. Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir: Alles Männliche werde bei euch beschnitten. Und ihr sollt am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden. Und das soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. Und acht Tage alt, soll alles Männliche bei euch beschnitten werden nach euren Generationen, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte, von allen Fremden, die nicht von deinen Nachkommen sind. Beschnitten werden muss dein Hausgeborener und der für dein Geld Erkaufte. Und mein Bund soll an eurem Fleisch sein als ein ewiger Bund. Und der unbeschnittene Männliche, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten wird, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihrem Volk. Meinen Bund hat er gebrochen!

Hier lesen wir von mehreren Dingen, die es bei der Beschneidung zu beachten gilt:

  1. Die Beschneidung ist ein Bund, genauer ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und Abrahams Nachkommen.
  2. Am achten Tag nach der Geburt soll alles Männliche beschnitten werden.
  3. Aber auch der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte von allen Fremden, die nicht von den Nachkommen Abrahams sind, sollen beschnitten werden.
  4. Dieser Bund ist ein ewiger Bund.
  5. Wer ihn bricht, muss sterben.

Direkt an dieser Stelle könnten sich dem einen oder anderen schon die ersten Fragen aufdrängen, wie z.B.:
“Kann das Gebot überhaupt noch gültig sein, wenn wir doch im NT von so vielen Unbeschnittenen lesen, die gewiss nicht sterben mussten?”, oder allgemeiner gefragt:
“Wird jetzt für uns das Gebot nicht dadurch erfüllt, dass wir durch den Heiligen Geist im Herzen beschnitten sind?”, oder anlehnend an Paulus:
“Hat Paulus nicht klar gelehrt, dass wenn man als Unbeschnittener zum Glauben gekommen ist, man dann auch so bleiben soll?” und viele Fragen mehr.

Vielleicht ist jemandem bei diesen Beispielfragen etwas aufgefallen, denn sie alle haben etwas gemeinsam:

blankEhe man über die Stellen in der Torah nachdenkt und sie erst einmal so annimmt, wie sie geschrieben stehen, springen bei den allermeisten die Gedanken direkt ins NT. Ganz automatisch.

Dies ist eine Art die Heilige Schrift zu verstehen, die unweigerlich zu Missverständnissen führen wird. Denn wie wir alle wissen: Man liest kein Buch der Welt – erst recht nicht die Heilige Schrift – von hinten nach vorne; sondern man baut eine gesunde Verständnisgrundlage anhand der Torah auf und macht von dort aus Stück für Stück weiter.

Springen aber eben unsere Gedanken, wie in diesem Fall und wie bei unseren christlichen Geschwistern meist auch, direkt ins NT, dann gilt (wie wir es in den Teilen zuvor schon mehrfach hatten):
Wir können nicht den Splitter bei anderen suchen und selbst einen Balken im Auge haben.

Wollen wir damit irgendwie indirekt sagen, dass die Beschneidung noch gültig ist? Nein, wir wollen lediglich darauf aufmerksam machen, wie die meisten von uns bei diesem Thema ticken.

Da wir aber diese Fehler der Vergangenheit auf keinen Fall wiederholen wollen, machen wir also erst einmal in der Torah weiter und schauen nach, was wir noch Wichtiges zur Beschneidung lernen dürfen, ehe wir dann gleich zum NT kommen:

2Mo 12,43-44 Und der HERR redete zu Mose und Aaron: Dies ist die Satzung des Passahs: Kein Fremder soll davon essen; der Knecht jedes Mannes aber, ein für Geld Erkaufter – wenn du ihn beschneidest, dann darf er davon essen.

Hier lesen wir davon, dass das Passah eine Bedingung hat: Egal, ob Israelit oder Fremder, jedermann muss beschnitten sein, um davon zu essen. Dann geht es weiter mit den folgenden Versen, die mehr oder weniger das bereits Gesagte wiederholen, jedoch einen Bezug zum verheißenen Land herstellen:

2Mo 12,47-49 Die ganze Gemeinde Israel soll es feiern. Und wenn sich ein Fremder bei dir aufhält und dem HERRN das Passah feiern will, so werde alles Männliche bei ihm beschnitten, und dann komme er herzu, es zu feiern; und er soll sein wie ein Einheimischer des Landes. Aber kein Unbeschnittener soll davon essen. Ein Gesetz soll sein für den Einheimischen und für den Fremden, der in eurer Mitte weilt.

Der Bezug zum verheißenen Land wird also mehrfach betont: sich ein Fremder bei dir aufhält, Einheimischer des Landes und für den Fremden, der in eurer Mitte weilt.

Man könnte sich dazu nun die Frage stellen:

blankblank“Bedeutet das jetzt, dass wenn man nicht im verheißenen Land ist,
die Beschneidung nicht gilt?”

Das ist eine berechtigte Frage. Im 3. Teil, im Abschnitt: “Erst wenn wir im Land sind, gelten diese und jene Gebote!”, hatten wir gesehen, dass diese Denkweise am Ende immer dazu führt, dass alle Gebote des Bundes nur dann gültig sind, wenn man im Land ist. Warum? Weil in der Torah immer wieder Gebote, Satzungen, Rechte und dergleichen mit dem Land in Verbindung gebracht werden:

2Mo 12,25 Und nun, wenn ihr in das Land kommt, das euch der HERR geben wird, wie er geredet hat, so bewahrt diesen Dienst.

5Mo 4,5 Siehe, ich habe euch Satzungen und Rechte gelehrt, so wie der HERR, mein Gott, mir geboten hat, damit ihr so tut inmitten des Landes, wohin ihr kommt, um es in Besitz zu nehmen. 

Das sind nur zwei Beispiele, die klarmachen sollen, wenn jemand auf diese Weise (also: “Erst wenn wir im Land sind, gelten diese und jene Gebote!”) die Torah und so eben auch das Gebot der Beschneidung versteht, dann müsste er nicht nur das Gebot der Beschneidung “aussetzen” bis er im Land ist, sondern eben auch alle anderen Gebote. Alles andere wäre “Rosinenpicken” bzw. frei nach eigener Erkenntnis entscheiden, was noch gültig ist und was nicht. Dass diese “Art der Erkenntnis” am Ende zu Ungehorsam führt, wissen wir seit dem Garten.

blank

Die unserem himmlischen Vater aber viel wohlgefälligere “Erkenntnis” bzw. viel mehr ”innere Einstellung” für seine Kinder ist aber:

Alles, was wir nach dem Willen unseres Vaters tun können, tun wir.
Und alles, was wir nicht in der Fülle tun können,
versuchen wir, so gut wir es können.

Das heißt:

Wir suchen keine Ausreden (!) für das Nicht-Tun seiner Gebote,
sondern im Gegenteil:
Wir suchen nach Möglichkeiten, sie alle zu halten,
sprich sie zu tun und zu bewachen!

Im Zusammenhang dieser Gott wohlgefälligen Einstellung könnte man sich z.B. zu diversen Geboten aus der Torah Fragen, wie diese hier stellen:
Hindert mich etwas daran, den Sabbat zu halten, obwohl ich nicht im Land bin?
Hindert mich etwas daran, meinen Vater und meine Mutter zu ehren, obwohl ich nicht im Land bin?
Hindert mich etwas daran, meinen Nächsten zu lieben, obwohl ich nicht im Land bin?
Natürlich nicht!

Und die sich nun aufdrängende Frage hinsichtlich der Beschneidung wäre jetzt:
Hindert mich etwas daran, mich beschneiden zu lassen, obwohl ich nicht im Land bin?

Offensichtlich nicht. Was einen aber daran hindern könnte, ist, wenn die Beschneidung nicht mehr gültig wäre. Ob dem so ist, schauen wir uns jetzt an, wenn wir nach und nach durch die Verse im NT gehen, die im direkten Zusammenhang mit der Beschneidung stehen.