Feste Gottes: wie feiern?
Das Passah & die Ungesäuerten Brote

Wo soll man das Passah halten?

Dazu noch einmal die Stelle, die wir zuletzt gelesen hatten:

5Mo 16,5-6 Ihr dürft das Passahopfer nicht an euren Wohnsitzen schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt; sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten …

Zu diesem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen gibt es unterschiedliche Ansichten. Ein zentral wichtiger Punkt, um dabei Klarheit zu bekommen, ist, dass wir verstehen müssen, was Gott mit seinen Namen irgendwo wohnen lassen wirklich meint. Die biblische Antwort darauf ist sehr klar: Dort wo sein Heiligtum ist, dort wohnt auch sein Name. Einen biblischen Beleg dazu lesen wir in Jeremia, wo es darum geht, wo Gott zuerst seinen Namen wohnen ließ, nämlich in Silo. Wieso dort? Na ja, weil nach dem Auszug (in der Zeit nach Josua) das Zelt Gottes knapp 400 Jahre lang in Silo war. Daher steht geschrieben:

Jer 7,12 Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, …

Gott ließ also anhand seines Heiligtums (in dem Fall durch das Zelt der Zusammenkunft), seinen Namen zuerst in Silo wohnen. Da nun 5Mo 16 sagt, dass man das Passah dort essen soll, wo der Allmächtige seinen Namen wohnen lässt, war das damals also zuerst Silo, ehe es dann später Jerusalem wurde. Oder anders ausgedrückt: Nach der Einnahme des Landes war der Ort, wo Gott seinen Namen wohnen ließ nicht irgendwie fix Jerusalem, sondern eben Silo. Dort musste man für das Passah hin. Warum? Weil – und das ist sehr wichtig für die Betrachtung – sich dort Gottes Heiligtum auf Erden befand. Es ging und geht also nie um einen fixen Ort, den Gott bestimmt hat, sondern um das Heiligtum Gottes. Dort, wo das Heiligtum ist, dort muss man für das Passah hin.

Jetzt kommt das Dilemma: Da es aktuell weder ein Zelt noch einen Tempel gibt, gibt es stark vereinfacht nur zwei Möglichkeiten: Man hält das Passah oder man hält es nicht.

Jetzt könnte man einwenden: “Aber wir dürfen es doch nicht irgendwo halten!”

Das ist richtig, wenn man den Vers nicht zweiteilt. Was meinen wir damit? Dazu noch einmal die Stelle:

5Mo 16,5-6 Ihr dürft das Passahopfer nicht an euren Wohnsitzen schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt; sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten …

Man darf hier nicht das Verbot: nicht an euren Wohnsitzen, isoliert betrachten. Denn es steht nicht isoliert da, sondern der Allmächtige bringt hier zwei Dinge in einen wichtigen Zusammenhang: nicht an euren Wohnsitzen schlachten … sondern an dem Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird”.

Man hat hier also zwei Möglichkeiten: Daheim das Passah halten oder dort, wo das Heiligtum ist. Was ist aber, wenn das Heiligtum nicht da ist und man gar keine zwei Möglichkeiten hat?

Ganz einfach: Dann orientieren wir uns an dem Ursprung des Passahs, welches nicht beim Heiligtum, sondern bei den Familien zuhause war.

Sweet Publishing / FreeBibleimages.org – CC BY SA

Und das war unserem Gott wohlgefällig. Und das Schöne an dem Ganzen ist, dass wir durch das “Zuhause-feiern” viel näher am ursprünglichen Passah sind. Denn in der Tat sind wir ja nicht zuhause im gelobten Land, sondern leider immer noch im Exil, oder wie wir es häufig in der Schrift lesen können, in der Zerstreuung.

Man kann also zusammenfassend sagen:
Da das Passah eine Verordnung für alle kommenden Generationen ist (wie wir es zuvor in 2Mo 12,24 gelesen hatten), ist es klar, dass das Passah so oder so gehalten werden muss. Und da wir heute keine Wahl zwischen Heiligtum oder Zuhause haben, sind wir wieder da, wo die Geschichte des Passahs losging. Auch sie hatten damals nicht die Wahl zwischen zwei Optionen. Daher war es auch gar kein Problem für unseren Gott, dass sie das Passah zuhause hielten.

Ihr seht, dass wir eigentlich wieder von den Grundlagen weggekommen sind und eine ziemlich spezielle Betrachtung einer einzelnen Sache machen mussten. Leider ist das ganze Thema “Feste” – und da vor allem das Passah – voll mit dieser Art von Missverständnissen. Daher gehen wir direkt zum nächsten, teilweise hoch brisanten Thema über …