- Wunderkräfte und Heilungen, …
1Kor 12,28 Und Gott hat in der Gemeinde etliche eingesetzt, erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; sodann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, der Hilfeleistung, der Leitung, verschiedene Sprachen.
Bei dieser Aufzählung dürften die beiden Gnadengaben “Wunderkräfte und Heilungen” klar sein und nicht weitere Erklärungen benötigen. Aber was sind die letzten drei Gaben?
- Hilfeleistung
Dieses Wort kommt nur ein einziges Mal im NT vor und bedeutet wörtlich: “sich jemandem oder etwas annehmen”. Es gibt daher primär zwei Möglichkeiten, was Paulus damit meinte:
Geschwister, die sich anderen Geschwistern annehmen. Dies ist aber sehr unwahrscheinlich, da dies eher die Aufgabe des Hirten ist. Viel wahrscheinlicher ist es, dass damit Personen, wie z.B. Timotheus oder Titus gemeint sind, die einem Paulus zugearbeitet haben. Sie haben sich also seiner Sachen angenommen. Dass sie sich durch diese Aufgabe dann wiederum anderen Geschwistern angenommen haben, ist klar. Sie waren quasi das Bindeglied zwischen einem Paulus und den anderen Geschwistern. Ganz zufällig (was natürlich kein Zufall ist) genau das Abbild eines Leviten, der das Bindeglied zwischen Priestern und dem Volk ist.
- Leitung
Die nächste Gabe in 1Kor 12,28 ist die “Leitung”. Heutzutage würde man zu dieser Gabe vielleicht am ehesten “Organisationstalent” sagen. Hierbei geht es also nicht um die Leitung der Gemeinschaft (das wäre wieder die Aufgabe des Hirten), sondern um die Leitung der Dinge, die innerhalb einer Gemeinschaft anfallen, wie z.B.: Muss man für die Festtage einen Raum mieten? Wenn ja welchen? Was muss für den Ablauf der Versammlung alles vorbereitet und dann gemacht werden? Usw. usf.
- Sprachen, als auch Auslegung der Sprachen (s. 1Kor 12,10)
Oh je. 🙂 Wir wollen es kurz machen: Wie eingangs erwähnt, werden viele der Themen rund um die Geistesgaben sehr kontrovers, als auch vehement und emotional diskutiert. Da die Gnadengabe “der Sprachen” so dermaßen vorbelastet ist und man sich für die Klarstellung durch eine Vielzahl von Meinungen wühlen – vielmehr durchkämpfen – müsste und das wiederum vom Kern dieses Artikels ablenken würde, sagen wir dazu nur: Mit dieser Gabe wird unfassbar viel Unsinn angestellt. Aber das gilt leider auch für andere biblische Tatsachen. Daher ist das nichts, was sich einzig und allein nur auf diese eine Gabe bezieht, sondern auch mit Wundern und Heilungen wird sehr viel Schindluder getrieben. Oder eben auch mit falschen Lehren, dem ruhmsüchtigen Vorstehen der Gemeinde, dem sich profilierenden Evangelisieren, dem sich “einen Namen machen Wollenden” Apostelamt usw. usf. Alle Gaben werden pervertiert und daher ist diese traurige Tatsache keineswegs etwas, was sich einzig und allein nur auf die Zungenrede beschränkt.
So viel kurz und knapp dazu.
Als nächstes sehen wir uns eine weitere Stelle in 1Kor 12 an, die ebenfalls einige Gaben auflistet:
1Kor 12,8-10 Dem einen nämlich wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber ein Wort der Erkenntnis gemäß demselben Geist; einem anderen Glauben in demselben Geist; einem anderen Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist; einem anderen Wirkungen von Wunderkräften, einem anderen Weissagung, einem anderen Geister zu unterscheiden, einem anderen verschiedene Arten von Sprachen, einem anderen die Auslegung der Sprachen.
Auch hier gehen wir wieder der Reihe nach vor und lassen dabei die Dopplungen aus, die wir schon zuvor hatten. Die ersten Gaben in dieser Aufzählung sind …
- Weisheit und Erkenntnis (später noch Verstand)
Diese beiden Gaben beziehen sich nicht allein auf Weisheit und Erkenntnis über göttliche Wahrheiten, sondern sie können auch ganz physische Dinge des Alltags umfassen. Hier ein Beleg dazu:
2Mo 31,3-5 Ich habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, in Weisheit und in Erkenntnis und in Verstand und in jedem Werk, um Kunstwerke zu ersinnen und sie auszuführen in Gold und in Silber und in Erz, und um Edelsteine zum Besatz zu bearbeiten, und um Holz zu schnitzen, sodass er Kunstwerke aller Art ausführen kann.
Wir lesen hier von Gaben durch den Geist Gottes, die eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnen, wie unser Schöpfer uns Dinge geben kann, die wir für den Dienst einsetzen können. In anderen Worten: Wenn der Geist Gottes sein Volk dazu befähigt, geschickt in handwerklichen Dingen zu sein, was kann noch alles eine Gabe des Geistes sein, die wir vielleicht gar nicht als solche erkennen? Oder vielleicht schon ausüben, ohne es zu wissen? Oder Geschwister bereits durch diese Gabe gesegnet werden und es noch mehr Segen für noch mehr Geschwister geben könnte, aber wir wissen es nicht?
Daher ist es wichtig, dass wir alle Ausschau danach halten, ob unter unseren Geschwistern Gaben verteilt sind, die völlig unbeachtet vor sich hinschlummern! Paulus gibt uns diesbezüglich einen Ratschlag, viel mehr eine Aufforderung. Interessant bei dieser Aufforderung ist, dass das darin vorkommende Wort “erkennen” im Kern “wissen und sehen” bedeutet; d.h. wir sollen die Gaben in unseren Geschwistern sehen und wissen, dass sie diese Gabe haben. Das bedeutet in seinem gleich folgenden Beispiel konkret, dass man denjenigen, der der Gemeinde vorsteht und denjenigen, der ermahnt bzw. zurechtweist (zu dieser Gabe werden wir noch kommen) von sich aus erkennen soll:
1Thes 5,12-13 Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen. Seid in Frieden untereinander.
Man könnte anhand dieser Stelle auch ganz allgemein sagen: Die gesamte Gemeinschaft sollte beim Finden der jeweiligen Gaben helfen, sodass durch die Gaben wiederum der Gemeinschaft geholfen werden kann. Wir finden diesen Zusammenhang der gegenseitigen Hilfe und Erbauung im höchsten Maße faszinierend und wundervoll göttlich inszeniert. Denn werden diese Gaben zum Wohle aller ausgeübt und alle erkennen und anerkennen diese, dann gibt es kein Stoppen für den Segen Gottes.
Und, wie wir soeben gesehen haben, ist es beim Finden dieser Gaben wichtig, dass wir unseren Blick nicht einschränken, sondern dafür öffnen, dass viele der Gaben auch ganz natürliche Dinge beinhalten können.
- Glaube
Auch mit dieser Gabe ist etwas Faszinierendes verknüpft: Die Art und Weise, wie die Heilige Schrift uns durch kleine Dinge Aufschluss über größere Dinge gibt. Wie hier in dem Beispiel des Glaubens: denn es ist ja offensichtlich, dass jeder Gläubige Glauben benötigt. Klar. Genauso klar ist es, dass am Ende alles Gute von Gott kommt. So natürlich auch unser Glaube. Gleichzeitig zeigt aber die Tatsache, dass Paulus den “Glauben” explizit als Gabe erwähnt, klar und deutlich auf, dass so etwas Grundsätzliches, wie der “Glaube”, bei bestimmten Personen besonders stark ausgeprägt sein kann; d.h. alle haben Glauben, aber manche eben einen ganz besonders großen. Ganz so wie er in 1Kor 8,1 schreibt, dass “wir alle Erkenntnis haben“, gibt es aber dennoch Geschwister unter uns, die explizit die Gabe der “Erkenntnis” haben.
All das soll aber am Ende nicht heißen, dass wir für unsere Prüfungen nicht genug Glauben geschenkt bekommen haben oder uns nicht nach mehr Glauben ausstrecken dürfen, denn es steht ja geschrieben:
1Kor 12,31 Eifert nach den größeren Gnadengaben …
Zum Abschluss für die Aufzählung aus 1Kor 12 noch die letzte offene Gabe:
- Unterscheidung der Geister
Auch diese Gabe ist ein heiß diskutierter und vielfach falsch angewandter Punkt. Daher hierzu auch gleich ein paar Verse, zu denen sich jeder selbst Gedanken machen kann:
Apg 8,20-23 Petrus aber sprach zu ihm [Simon]: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben zu können! Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit!
Apg 5,3 Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, sodass du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast?
1Joh 4,1 Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.