Aufopfernde Fürbitte
In der letzten Portion hatten wir den Punkt, dass uns unsere Sünde von Gott trennt. Hier in dieser Lesung finden wir das physische Abbild dazu; d.h. wir sehen, wie sich Gott aus unserer Mitte entfernt, wenn wir wiederholt sündigen, …
2Mo 33,3 … Denn ich will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; … [SLT]
Also das, was sich Gott sehnlichst wünscht – nämlich in unserer Mitte zu sein – wird durch unser sündhaftes Verhalten verhindert. Genauso wie es im Garten zu Beginn war.
Und genau so wie im Garten verführt uns das geistliche Abbild vom Baum der Erkenntnis dazu, dass wir nun meinen – wie Gott – gut und böse genau unterscheiden zu können. Haben wir einmal – nach unserer persönlichen Meinung – gut von böse unterschieden, tut unsere Uneinsichtigkeit (sprich unsere Halsstarrigkeit und Herzenshärte) dann den Rest, sodass unser Stolz es uns regelrecht untersagt, uns unsere Fehler einzugestehen.
Diese und ähnliche Dinge, die mit unserer Herzenshärte und unserem Stolz verbunden sind, sind für unseren Gott ein Gräuel – ob das nun in unser Gottesbild passt oder nicht, aber sie machen unseren Schöpfer zornig:
2Mo 32,10 So lass mich nun, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie verzehre; dich aber will ich zu einem großen Volk machen! [SLT]
Moses Reaktion auf dieses besondere Angebot Gottes (“… dich aber will ich zu einem großen Volk machen!“) ist nicht etwa, dass er es sich kurz überlegt und dann einwilligt, sondern er beginnt direkt im nächsten Vers mit seiner bahnbrechenden Fürbitte. Bahnbrechend deswegen, weil er – als einzelner Mann – es schafft, dass seine aus tiefstem Herzen kommende Fürbitte, den Allmächtigen – den Schöpfer von Himmel und Erde – dazu bewegt, dass es ihn reut:
2Mo 32,14 Und es reute den HERRN das Übel, wovon er geredet hatte, dass er es seinem Volk tun werde. [CSV]
Wie hat Mose das geschafft? Wie hat er es geschafft, dass seine Fürbitte ein ganzes Volk rettete?
Vor allem durch drei Dinge. Eines von diesen dreien ist der Aspekt der völligen Selbstaufopferung. Ganz so wie es der Sohn Gottes später auch tat. Moses Hingabe ist sozusagen ein prophetischer Vorschatten auf das Werk Christi, welches noch kommen sollte.
Beide gehen bei ihrer Fürbitte so weit, dass sie nicht nur ihr Leben hingeben, sondern weitaus mehr. Wie unser Erlöser seine vom Vater gegebene Herrlichkeit verließ und sein ewiges Leben im Kampf gegen Sünde aufs Spiel setzte – und den Tod besiegte, so bietet auch hier Mose sein ewiges Leben als Austausch für die Vergebung der Sünde des Volkes auf:
2Mo 32,32 Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast! [SLT]
Aber warum tut das Mose? Der Vers könnte oberflächlich betrachtet darauf hindeuten, dass er es für’s Volk tut. Aber der Zusammenhang der Stelle gibt klaren Aufschluss darüber, was seine wahren Beweggründe sind:
2Mo 32,9-12 Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk; und nun lass mich, dass mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte; dich aber will ich zu einer großen Nation machen. Und Mose flehte zu dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Warum, HERR, sollte dein Zorn entbrennen gegen dein Volk, das du aus dem Land Ägypten herausgeführt hast mit großer Kraft und mit starker Hand? Warum sollten die Ägypter so sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten? … [CSV]
Seine Fürbitte konzentriert sich nicht auf das Volk und ihre Sünde, sondern viel mehr auf den Namen Gottes. Er ist besorgt, dass andere Menschen auf seinen Gott blicken und über ihn schlechte Worte, wie die eben gelesenen, reden könnten: “Warum sollten die Ägypter so sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt…“; sprich, er möchte nicht, dass sein Gott zum Gespött für seine Widersacher wird:
2Mo 32,25 Und Mose sah das Volk, dass es zügellos war; denn Aaron hatte es zügellos werden lassen, zum Gespött für ihre Widersacher. [CSV]
Wir werden gleich in einem praktischen Beispiel näher auf diesen Punkt eingehen. Davor noch die Frage: Gibt es noch weitere Aspekte in seiner Fürbitte, aus denen wir etwas lernen können? Ja, direkt im nächsten Vers:
2Mo 32,13 Gedenke an deine Knechte, Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und zu denen du gesagt hast: Ich will euren Samen mehren wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, das ich versprochen habe, eurem Samen zu geben, sollen sie ewiglich besitzen! [CSV]
Nicht dass der Allmächtige etwas vergessen könnte, aber die Erinnerung an seinen Schwur, ist das, was Mose hier tut. Der Punkt, den man hierbei nicht falsch verstehen sollte, ist, dass Gott seine Versprechen auch eingehalten hätte, wenn er aus Mose ein großes Volk gemacht hätte. Immer noch würden durch ihn und seine Kinder und Kindeskinder, die Nachfahren Israels wie die Sterne des Himmels werden. Aber Mose war das völlig egal. Seine Sorge galt nicht, sich einen großen Namen zu machen. Sein Fokus war der Name Gottes, und dass man diesen heiligt – genauso wie es bei unserem Erlöser war. Daher lehrte er uns:
Lk 11,2 Er (Jeschua) sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name … [SLT]
Dass wir unseren himmlischen Vater lieben und ehren mit allem, was uns ausmacht, ist das größte Gebot. Das zweite ist dem ähnlich. Aber eben zuerst Gott, der Allmächtige! Dann alles andere.
Legen wir unseren Fokus nicht “nur” auf das Wohl unserer Geschwister, sondern vielmehr zuerst auf die Heiligung seines Namens, dann wird sich unsere ganze Denkweise und unser gesamtes Sein ändern und sich dem Wesen seines Sohnes angleichen – und so wird dann auch unsere Fürbitte ein neues Maß an Kraft erlangen.
…
Kurze Zusammenfassung der bisher genannten Punkte. Man kann den Kern der Fürbitte Mose in diese drei Aspekte aufteilen:
1. Erinnern an seine göttlichen Versprechen.
2. Die eigene allumfassende Selbstaufopferung
(“So tilge mich aus deinem Buch.“).
3. Der Name des Ewigen soll nicht durch andere verschmutzt werden; sprich andere sollen nicht über unseren Gott spotten und seinen Namen durch den Dreck ziehen können.
Diese drei Dinge drehen sich um nur einen einzigen Punkt:
Mose bittet um Gottes heiligen Namens willen; d.h. alles in seiner Fürbitte ist auf den Allmächtigen und seine Ehre gerichtet, denn
Jes 52,5 … der HERR spricht, und beständig, den ganzen Tag, wird mein Name gelästert. [CSV]
Da dieser untragbare Zustand überall auf der Welt herrscht, darf es nicht sein, dass wir durch unser Fehlverhalten noch dazu beitragen. Damit dies nicht geschieht, müssen wir a) an unsere eigene Nase packen und b) für andere Fürbitte tun.
In der praktischen Umsetzung könnte das dann z.B. so aussehen:
[Kurze Anmerkung vorab: Das gleich Folgende ist nur ein Beispiel und kann auf jedweden Umstand angewandt werden, bei dem jemand Fürbitte für jemand anderen tun will; d.h. man kann das Beispiel sicherlich auch auf seine eigene Situation bzw. Fürbitte für andere ummünzen. Nun das Beispiel…]
Sagen wir, dass jemand von uns, der durch Gottes Gnade zu seiner Weisung (dem Gesetz) aufgeweckt wurde, sein neues Verständnis über die Bibel anderen Gläubigen kundtut. Er tauscht sich also mit seinen Geschwistern über die Gültigkeit des Gesetzes aus. Sehr wahrscheinlich wird diejenige Person in den allermeisten Fällen auf leichte bis sehr starke Gegenwehr treffen. Das kennen sicherlich einige von uns.
Nun, völlig unabhängig davon, wie sehr man bei diesem Austausch im Fleisch oder im Geist agiert hat, gibt man dort ein Zeugnis für diese eine Wahrheit ab: Gottes Gesetz ist nicht abgeschafft, sondern gültig, solange wie Himmel und Erde bestehen (s. Mt 5,17–19).
Jetzt stellen wir uns vor, dass diese Person in schwere Sünden fällt und die anderen Gläubigen, mit denen sie sich ausgetauscht hatte, bekommen das mit. Das ist dann natürlich “gefundenes Fressen” für diejenigen, die von Anfang an gegen die Gültigkeit des Gesetzes waren. Schnell können dann in diesem Zusammenhang Worte wie z.B. diese fallen: “Siehste, wusst’ ich’s doch, dass da was nicht stimmt.” oder: “Erst macht man auf besonders heilig und wandelt nach dem Gesetz und dann begeht man solche Sünden. Sagte ich doch, dass da was nicht stimmt.” usw. usf.
Völlig unabhängig davon, dass uns allen klar ist, dass die Sünde für einen jeden von uns vor der Tür lauert und ebenso in uns steckt – völlig egal aus welcher Glaubensrichtung wir kommen – spielt das für diese Situation und die Kritiker keine Rolle. Denn wenn Sünden geschehen, werden sie allein auf diesen einen Punkt der Gesetzesfrage zurückgeführt. Sprich wir beschmutzen durch unser Handeln nicht nur Gottes Gnade, sondern auch Gottes Wahrheit in seinem Gesetz. Schnell kann es dann geschehen, dass man Spott erntet.
Genau dasselbe gilt natürlich auch in Szenarien, wenn z.B. ein Frisch-Bekehrter unter seinen atheistischen oder andersgläubigen Freunden sein neu gefundenes Glück in Gott kundtut und dann wieder das Sündigen beginnt. Auf diese Weise fällt alles wieder auf unseren Gott zurück. In kurz: Sein Name steht durch unser Verhalten, durch unsere Worte & Taten auf dem Spiel! Ganz so wie es beim Auszug aus Ägypten war:
2Mo 32,25 Und Mose sah das Volk, dass es zügellos war; denn Aaron hatte es zügellos werden lassen, zum Gespött für ihre Widersacher. [CSV]
Und genauso wie ihre Zügellosigkeit, darf auch unsere Zügellosigkeit, Halsstarrigkeit, Selbstsucht, Stolz, Neid, Feindschaft, Eifersucht, mangelnde Selbstbeherrschung, Lieblosigkeit und einiges mehr, nicht dazu führen, dass wegen uns der Name Gottes gelästert wird, denn (noch einmal der Vers):
Jes 52,5 … der HERR spricht, und beständig, den ganzen Tag, wird mein Name gelästert. [CSV]
Im Beispiel des Exodus wollte Mose diese Art der Lästerung unterbinden und tat dafür beim Allmächtigen für den Allmächtigen und seinen Namen Fürbitte:
5Mo 9,27-28 Gedenke deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob; blicke nicht auf die Halsstarrigkeit dieses Volkes und auf seine Gottlosigkeit und auf seine Sünde, damit das Land, aus dem du uns herausgeführt hast, nicht sage: Weil der HERR nicht imstande war, sie in das Land zu bringen, … [CSV]
Diese Verheißung (“in das Land bringen“) steht prophetisch für das ewige Leben. Man könnte im übertragenen Sinne für unsere Beispiele sagen, dass Gott nicht imstande war, das Werk, das er mit der jeweiligen Person begonnen hat, zu Ende zu bringen. Dies soll niemand sagen dürfen – völlig unabhängig davon, dass wir, wie Paulus auch …
Phil 1,6 … davon überzeugt sind, dass der, welcher in uns ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi. [CSV]
Aber dennoch werfen unsere Fehltritte ein schlechtes Bild auf unseren Gott. Wir beschmutzen seinen Namen durch unsere Taten. Damit das nicht geschieht bzw. sofort aufhört, können, vielmehr müssen wir Fürbitte für die betroffene Person tun. Aber eben nicht mit dem Fokus, dass unser Bruder bzw. Schwester umkehrt und ihr es dadurch besser geht (das natürlich auch), sondern der Fokus unserer Fürbitte sollte sein:
“Himmlischer Vater, bitte hilf unserem Bruder/unserer Schwester, um deines Namens willen! Gedenke an das Werk, dass du begonnen hast und hilf deinem Kind, denn sie spotten über dich und deine Wahrheit. Hier bin ich und ich möchte an den Lasten meines Bruders/meiner Schwester mittragen; nimm von mir und gib ihm/ihr. Bitte erbarme dich und tritt dafür ein, dass deinem Namen Gerechtigkeit widerfährt!”
Dies wäre nur ein mögliches Beispiel einer derartigen Fürbitte, die die drei Punkte von Mose beinhaltet:
- Die Bitte um das Gedenken an eines der vielen Versprechen Gottes.
- Unsere Aufopferung.
- Und, dass niemand etwas Schlechtes über unseren Gott sagen kann, weil wir etwas falsch machen.
Wenn wir diese Art der Fürbitte tun, spricht die Heilige Schrift von “in den Riss treten”:
Ps 106,23 Da sprach er [Anm.: Gott], dass er sie vertilgen wollte, wenn nicht Mose, sein Auserwählter, vor ihm in den Riss getreten wäre, um seinen Grimm vom Verderben abzuwenden. [CSV]
Dieses “in den Riss treten” wie es Mose tat, ist das, was sich unser Gott auch von uns wünscht:
Hes 22,26-30 Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen meine heiligen Dinge; zwischen Heiligem und Unheiligem unterscheiden sie nicht, und den Unterschied zwischen Unreinem und Reinem tun sie nicht kund; und vor meinen Sabbaten verhüllen sie ihre Augen, und ich werde in ihrer Mitte entheiligt. Seine Fürsten in ihm sind wie Wölfe, die Beute reißen, da sie Blut vergießen, Seelen vertilgen, um unrechtmäßigen Gewinn zu erlangen. Und seine Propheten bestreichen ihnen alles mit Tünche, da sie Eitles schauen und ihnen Lügen wahrsagen und sprechen: „So spricht der Herr, HERR!“ – und doch hat der HERR nicht geredet. Das Volk des Landes verübt Erpressung und begeht Raub; und den Elenden und Armen bedrücken sie, und den Fremden übervorteilen sie widerrechtlich. Und ich suchte einen Mann unter ihnen, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riss treten würde für das Land, damit ich es nicht verderben würde; aber ich fand keinen! [CSV]
V1.0b