Mt 5,19-Serie (3Mo 19,1-20,27) – Nächstenliebe, Ermahnung und Vergebung

Vorab: Die zwei Parallelen zu den Zehn Geboten

In diesen beiden Kapiteln gibt es auffällige Ähnlichkeiten zu den “Zehn Geboten”, die, wie in der passenden Portion dazu erwähnt, eher aus acht bzw. neun Verboten und einem Gebot bestehen. Wir sagen “acht bzw. neun”, weil das Sabbat-Gebot eine Mischung aus Ge- und Verbot ist (“Gedenke des Sabbattages.” und “Du sollst keinerlei Werk tun.“). Das andere, besonders auffällige Gebot aus den zehn aber enthält gar keine Verbotsform und heißt: “Ehre deinen Vater und deine Mutter.

Auch in dieser Portion fallen diese beiden Gebote, innerhalb einer Liste von Aufzählungen, besonders auf. Ganz so wie bei den “Zehn Geboten”. Dieses Mal aber nicht dadurch, dass sie die einzigen sind, die nicht rein aus einem Verbot bestehen, sondern dadurch, dass sie die ersten Gebote sind, die nach dem Ausspruch kommen: “Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig.“:

3Mo 19,1-3 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig. Ihr sollt jeder seine Mutter und seinen Vater fürchten; und meine Sabbate sollt ihr halten. Ich bin der HERR, euer Gott. [CSV]

Man kann, ohne ins Detail zu gehen, sowohl anhand der “Zehn Gebote” als auch anhand der Stelle hier erkennen, dass das Sabbat-Gebot als auch das Gebot um das Ehren der Eltern und Ehrfurcht vor ihnen zu haben, die mit wichtigsten Weisungen für unser Leben sind. Letzteres sicherlich auch deswegen, weil die Beziehung zwischen Eltern und Kind ein Abbild der Beziehung zwischen Gott und uns, seinen Kindern ist. Genauso wie z.B. die Ehe auch ein Abbild ist:

Eph 5,25-27 Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei. [SLT]

Man erkennt schnell: Auch hier im Epheser-Brief kommt das Wort “heilig” wiederholte Male vor; denn wie wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen führen (wie z.B. Mann und Frau in der Ehe, Kinder und Eltern in der Familie, Chefs bzw. biblisch “Herren” und Angestellte auf der Arbeit usw.), sind ein Gradmesser unseres heiligen Wandels. Natürlich gibt es unzählige weitere Aspekte der Heiligung, wie eben das Halten seiner Sabbate, als auch alle anderen Punkte, die in diesen zwei, als auch in allen anderen Kapiteln der Heiligen Schrift genannt werden. In kurz: Unsere Heiligung umfasst unzählige Aspekte! Nachher ein wenig mehr dazu.

Die zweite Parallele zu den Zehn Geboten, nebst dem Wiederholen des vierten und fünften Gebots, ist die Gewichtung zwischen den Ge- und Verboten. Wie eingangs erwähnt, liegt der Fokus der “Zehn Gebote” stark auf den Verboten. So auch hier. Warum ist das so?

In der Portion zu den “Zehn Geboten” sind wir darauf eingegangen. Hier nur in ganz kurz:
Warum wählt der Allmächtige die “Negativ-Form”, also spricht Verbote aus?
Im sog. “Zeitgeist der Welt” wäre es doch viel sinniger, dass Gott uns die positiven Dinge gebietet, als die Negativen zu verbieten. Wäre das nicht eine viel “zeitgemäßere Erziehungsmaßnahme”?

Was der Zeitgeist ist, interessiert unseren Gott nicht. Und zwar gar nicht. Er weiß ganz genau, warum er das macht, was er macht und warum er das befiehlt, was er befiehlt. Daher noch einmal die Frage: Warum der Fokus auf Verbote?

Vielleicht weil unser Kampf, den wir für die Veränderung unseres Wesens führen müssen, viel damit zu tun hat, dass wir gewisse Dinge nicht mehr tun. Anders ausgedrückt: Damit unser Wesen von einem menschlichen, irdischen und egoistischen hin zu einem göttlichen, himmlischen und selbstlosen Wesen verwandelt wird, ist es enorm wichtig, dass wir gewisse Dinge in unserem Leben nicht mehr tun. Soll heißen: All das zu unterlassen, was nicht im Sinne Gottes ist, ist ein wichtiger Bestandteil unseres Reifeprozesses. Logisch.

Seine ewig gültigen Verbote helfen uns dabei, uns von unseren schlechten Gedanken, Gewohnheiten, Worten und Taten “zu reinigen und diese aus unserem Leben auszusondern“, um so immer heiliger zu werden. Auch seine Verheißungen helfen uns dabei, uns nach dieser Veränderung auszustrecken. Warum?

2Kor 6,17-7,1 Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der HERR, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der HERR, der Allmächtige. Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht! [SLT]

Eindeutige Worte! Wir lernen also: Durch das Unterlassen von Dingen, die unserem Gott nicht wohlgefällig sind, also der “Reinigung und Aussonderung” unserer schlechten Gedanken, Gewohnheiten, Worten und Taten (v.a. durch seine Verbote aus seinem Gesetz) wird unser Wandel immer wohlgefälliger. Und je mehr das passiert, desto mehr wird der Geist Gottes in uns Gestalt annehmen. Auch hier: Warum?

Röm 7,14-19 Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, billige ich nicht; denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das übe ich aus. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so stimme ich dem Gesetz zu, dass es gut ist. Jetzt aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. [SLT]

Diese “Sünde, die in uns wohnt“, dieses “nicht Gute in unserem Fleisch” oder das “ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse” ist sicherlich der Hauptgrund dafür, warum unser uns liebender himmlischer Vater in seiner Erziehung mit uns großen Wert auf Verbote legt.

Die Gewichtung zwischen den Ge- und Verboten – sowohl in den Zehn Worten, als auch in diesen beiden Kapiteln, als auch in seiner gesamten Weisung (dem Gesetz) – zielt also mitunter auf unseren in Röm 7 erwähnten inneren Kampf ab. Um diesen Kampf und den Sieg gegen unsere böse Natur – den man durch Gottes Geist erringen kann – zu veranschaulichen, kann sich ein jeder von uns Folgendes fragen:
“Was für ein Mensch in den Augen Gottes wäre ich, wenn ich all meine bösen Taten, Gedanken, Wesensarten und dergleichen nicht mehr hätte? Wenn sie alle weg wären? Wenn sie alle mit Gottes Hilfe bezwungen wären? Wie stark verwandelt wäre ich dann?”

Röm 12,2 Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. [CSV]

Mit dem “nicht dieser Welt gleichförmig sein” sind wir auch bei einem weiteren wichtigen Aspekt unserer Heiligung…