Mt 5,19-Serie (4Mo 22,2-25,9) – Gott besser verstehen – Gott prüft uns

Die nächste Auffälligkeit an Bileam (nämlich sein Name, zu dem wir gleich noch kommen werden) bringt uns zum Abschluss dieser Lesung direkt zu Pinehas, dem Priester, dem Gott einen Bund des Friedens gibt (zu lesen direkt zu Beginn der nächsten Portion) …

4Mo 25,12-13 Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens; und er wird ihm und seinen Nachkommen nach ihm ein Bund ewigen Priestertums sein, weil er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israel Sühnung getan hat. [CSV]

Das “Weil” in diesem Vers ist entscheidend für das besondere Versprechen, welches Pinehas vom Allmächtigen erhält: Er hat Sühnung getan und er hat für seinen Gott geeifert.

Und wie hat er das getan?

4Mo 25,6-8 Und siehe, ein Mann von den Kindern Israel kam und brachte eine Midianiterin zu seinen Brüdern, vor den Augen Moses und vor den Augen der ganzen Gemeinde der Kinder Israel, als diese am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft weinten. Und als Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, es sah, da stand er auf aus der Mitte der Gemeinde und nahm eine Lanze in seine Hand; und er ging dem israelitischen Mann nach in das Innere des Zeltes und durchstach sie beide, den israelitischen Mann und die Frau, durch ihren Unterleib. Da wurde die Plage von den Kindern Israel abgewehrt. [CSV]

So wie zuvor ein Mose durch seine Fürbitten, ist es hier die vielleicht für den einen oder anderen aufstoßende Tat des Pinehas, die das Volk vor dem Untergang rettet. Diese beiden Männer werfen durch ihr Handeln einen prophetischen Vorschatten auf unseren Erlöser und Messias Jeschua (Jesus Christus). Der eine einen Vorschatten auf den Aspekt der Fürbitte unseres Messias, der andere einen Vorschatten auf seinen Zorn und Eifer.

Offb 6,15-17 Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und in den Felsen der Berge, und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen? [SLT]

So ähnlich wie vielleicht das Vorgehen Gottes mit Bileam für den einen oder anderen seltsam war, ist vielleicht das Lob, das Pinehas für seine Tat vom Höchsten erhält, ebenfalls für den einen oder anderen seltsam. Aber so ist es nun einmal, ob das nun in unser Bild über Gott passt oder nicht.

Viel mehr sollten wir uns fragen, warum Pinehas so gelobt wird?! Warum erwirkt er durch seine Tat Sühnung für ein ganzes Volk? Warum gefällt diese Tat unserem Gott so sehr?

Die Antwort ist einfach. Aber zuerst der Umstand, aus welchem heraus Pinehas seinen Eifer für Gott zeigte:

4Mo 25,1-2 Und Israel blieb in Sittim. Und das Volk fing an zu huren mit den Töchtern Moabs; und diese luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter ein, und das Volk aß und beugte sich nieder vor ihren Göttern. [CSV]

Diese beiden Aspekte der Hurerei und des Götzendienstes lesen wir auch im NT:

Offb 2,14 Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Anstoß zur Sünde vor die Kinder Israels zu legen, sodass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. [SLT]

Innerhalb dieses Umfeldes, also das des Götzendienstes und der Hurerei (welches irgendwie durch Bileam und Balak eingeleitet wurde), zusammen mit dem Gericht, das zu jener Zeit ausgeführt wurde (s. 4Mo 25,5), kommt nun ein Mann in das Lager und hat seine neue “Schnecke” dabei. Nicht zu vergessen, dass er das vor den Augen der gesamten Gemeinde tut:

4Mo 25,6 Und siehe, ein Mann von den Kindern Israel kam und brachte eine Midianiterin zu seinen Brüdern, vor den Augen Moses und vor den Augen der ganzen Gemeinde der Kinder Israel, als diese am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft weinten. [CSV]

Als diese am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft weinten.“:
Dieses letzte, sehr wichtige Detail muss man sich mal vor Augen führen: Überall Hurerei, Menschen, die sich vor Götzen niederwerfen und ihnen Opfer bringen, Brüder, die Brüder deswegen richten müssen, andere, die deswegen vor Trauer zerfließen … und dann kommt einer daher, dem das alles absolut egal ist. Er ist dermaßen dreist, dass er vor den Augen aller seine neue Eroberung mit zu sich und seinen Brüdern bringt.
Diese über die Maßen große Sünde kann sich dann ein Mann Gottes, wie es Pinehas war, nicht mit ansehen. Er eifert. Nicht für sich, sondern für Gott und für sein Volk, welches heilig sein soll, wie Gott heilig ist.
Und das Ergebnis seines Eifers lesen wir: Er durchsticht beide durch ihren Unterleib und wendet so die Plage ab und tut Sühnung für das ganze Volk.

Heißt das jetzt, dass auch wir Menschen mit Lanzen durchbohren sollen? Oder handgreiflich werden sollten, wenn jemand etwas Falsches tut?
Wir wüssten nicht, welch ein realistisches Szenario in unserer Zeit gegeben wäre, dass man etwas Derartiges auch nur in Erwägung ziehen könnte. Dennoch können wir aus dieser Situation lernen – und zwar sehr viel.

Denn unser Gott erwartet zwar von uns, dass wir in Frieden mit jedermann umgehen, aber dieser Frieden hat auch seine Grenzen. Wie zum Beispiel hier:

Joh 2,14-15 Und er [Anm.: Jeschua / Jesus] fand im Tempel die Verkäufer von Rindern und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um; [SLT]

Es gibt zahlreiche Beispiele in der Heiligen Schrift, bei denen wir mit der Gesinnung und Programmierung der heutigen Zeit sagen würden: “Das geht ja mal gar nicht. Kann man das nicht friedlicher lösen?”
Viele würden das sicherlich auch zu unserem Herrn, seinen Worten und Taten sagen, wenn er heute leben und unter uns wandeln würde. Daher können die Ansichten, Weltanschauung und Philosophien dieser Weltzeit nicht maßgeblich für uns und unser Verständnis für einen unveränderlichen Gott sein.

Genauso wenig darf es aber sein, dass wir die Taten unseres Messias oder die Taten eines Pinehas als Ausrede für unseren menschlichen Zorn nehmen, denn (wie schon häufiger in dieser Serie zitiert) …

Jak 1,20 Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit. [CSV]

Sehr wohl vollbringt aber – wie am Sohn Gottes und Pinehas gesehen – der Eifer  für unseren himmlischen Vater seine Gerechtigkeit. Die Schrift bezeichnet diesen Eifer nicht als Zorn des Mannes, sondern als “in Gottes Eifer geeifert”:

4Mo 25,11-12 Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat meinen Grimm von den Kindern Israel abgewandt, indem er in meinem Eifer in ihrer Mitte geeifert hat, so dass ich die Kinder Israel nicht in meinem Eifer vertilgt habe. Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens; [CSV]

In diesem Eifer Gottes ist, nebst vielen Dingen, v.a. eines wichtig:
Nicht unsere Emotionen kontrollieren uns, sondern wir kontrollieren unsere Emotionen. Dieser kontrollierte und zeitlich begrenzte Eifer in seinem Namen hat

  • einen göttlichen Ursprung,
  • ein göttliches Motiv,
  • eine göttliche Auswirkung,
  • einen göttlichen Fokus
  • und ein göttliches Ziel.

Wohingegen unser unkontrollierte und oft andauernde Zorn meist

  • einen fleischlichen Ursprung,
  • ein fleischliches Motiv,
  • eine fleischliche Auswirkung
  • und einen fleischlichen Fokus hat.
  • Und das Ziel? Das Ziel hat man im Zorn meist sowieso nicht mehr vor Augen, weil man oft nur noch “rot” sieht.

Selbst wenn nicht alle diese Punkte bei unserem Zorn auf einmal erfüllt werden, genügt es, wenn es einige wenige tun. Wohingegen der Eifer in Gottes Namen immer alle oben genannten Punkte und mehr erfüllt.

Schafft man irgendwann, durch die von Gott gegebene Weisheit u.v.a. Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (s. Gal 5,22) diesen Eifer Gottes richtig auszuleben, dann wird unser Zorn bzw. Eifer auch Gott wohlgefällig sein. Aber bis dahin ist es zumindest bei uns noch ein langer Weg. Ein sehr langer. Aber, wir dürfen, sollen und müssen uns danach ausstrecken, denn …

Phil 2,5 Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war; [CSV]