Glossar – Buße & Taufe

Mk 1,4 So begann Johannes in der Wüste, taufte und verkündigte eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. [SLT]

Was bedeutet göttliche Vergebung? Wie erlange ich sie?

Zum leichteren Verständnis erneut das Gleichnis der Eltern-Kind-Beziehung. Wir stellen uns vor, dass wir großen, wirklich großen Mist gebaut haben und es unseren Eltern verheimlichen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Der Mist, den wir verzapft haben, ist uns eigentlich egal; wir bemühen uns vielmehr darum, dass es nie rauskommt. Denn wo kein Ankläger, da kein Richter (könnte man meinen).
2. Es lastet schwer auf uns, weil wir verstehen, was wir wirklich getan haben. Wir haben Angst vor der Reaktion und vor der Strafe, dennoch sagen wir es ihnen.

Passend dazu eine Frage: Vielleicht hat der eine oder andere diese Worte von seinen Eltern gehört?
“Kind, egal was du gemacht hast, egal wie schlimm es auch sein mag, das Wichtigste ist, dass du es nicht verheimlichst und es uns sagst. Wenn du das tust, wirst du sehen, dass es nicht einmal im Ansatz so schlimm sein wird, wie wenn du uns etwas verheimlichst.”; obwohl wir sicherlich diese Worte glaubten, hatte man sich dennoch oft nicht getraut und war eher ein Anhänger von Option Nr. 1: Hoffen, dass es nie rauskommt, oder?

Hat man aber mal ausnahmsweise Option Nr. 2 gewählt, war es tatsächlich gar nicht so schlimm. Aber dennoch, warum auch immer, war die Verheimlichung eher die Wahl Nr. 1. Vielleicht kommt das einem bekannt vor.

Anwendung auf unsere Beziehung mit Gott, unserem Vater:

Der Punkt bei einem allwissenden Gott ist, dass man ihm nichts verheimlichen kann und er uns besser kennt als wir uns selbst. Er kennt also auch die Gründe warum und weshalb man etwas getan hat und hat so viel, viel mehr Verständnis für uns. Aber das alles ist nicht das Entscheidende. Das Wichtigste und zugleich Schönste ist: Im Glauben wissen wir, dass er mit offenen Armen auf uns wartet und nur hören will, dass wir mit aufrichtigem Herzen zu unseren Fehlern stehen und ihn um Vergebung bitten. Wir brauchen vor nichts, wirklich gar nichts Angst haben. Er hat uns ja bereits vergeben. Wir müssen lediglich unseren Stolz, unsere Bedenken, unser Warten, unsere Scheu, unsere Angst (oder was auch immer es ist) ablegen und ihn bitten.

Die Frage für uns ist also: Sehen wir es denn so, dass wir Mist gebaut haben und Vergebung brauchen? Oder denken wir: “Bei all dem Schlechten, habe ich ja auch viel Gutes getan. Das wiegt es doch sicherlich auf!”

Brauch ich denn überhaupt Vergebung? – Das Gerichts-Gleichnis

Anmerkung: Dieser und der nächste Abschnitt mögen vielen klar sein, aber v.a. für unsere Freunde aus anderen Glaubensrichtungen ist vielleicht etwas Hilfreiches dabei, was wir ihnen weiterreichen können.

Wir waren zu Beginn bei dem “alles offenbarenden Film über uns”. Nehmen wir nun an, dass man sich eingesteht, dass in der Tat ein solcher Film voller unangenehmer Wahrheiten ist und man ihn auf keinen Fall anderen zeigen möchte. Dennoch trägt man aber eine Art “Rechtfertigungsgedanken” in sich, der sagt: “Bei all dem Schlechten, was in dem Film gezeigt wurde, habe ich ja auch viel Gutes getan. Das wiegt es sicherlich vor Gott auf!” (das z.B. ist bei vielen Religionen ein weit verbreitetes Denken!).

Nun das Beispiel dazu:

Nehmen wir an, dass jemand in einem Laden mehrere CDs und DVDs gestohlen hätte. Beim Verlassen des Ladens wird dieser jemand geschnappt und er muss sich anschließend vor einem Richter verantworten. Dieser Richter bist du. Gleichzeitig kennst du den Dieb, denn er ist ein guter Freund von dir.
Da er sich aus seiner Tat herauswinden will und auf deine Barmherzigkeit appelliert, sagt er zu dir:
“Herr Richter, ja ich gestehe, dass ich die Musik und die Filme unrechtmäßig entwendet habe, aber diese Unternehmen haben doch Unsummen an Vermögen und ich so wenig, dass es sie doch gar nicht stört, wenn mal einer etwas nicht in vollem Umfang bezahlt.”
Das beeindruckt dich als Richter nicht. Er fährt fort:
“Aber das ist wirklich das erste und letzte Mal. Bitte verschonen sie mich, ich hab das noch nie getan.”
Auch das funktioniert nicht, denn die Rechtsprechung fordert Gerechtigkeit, d.h.: Jemand ist ein Schaden entstanden, der ausgeglichen werden muss.
Der Dieb fährt erneut fort:
“Ja, aber da draußen gibt es so viele Schwerverbrecher, so viele Menschen, die viel Schlimmeres tun, da ist doch meine Straftat nichts dagegen.”
Kein Wunder, auch das zieht nicht. Er zückt seinen letzten Joker: Eine Spendenquittung. Er sagt dazu:
“Die CDs und DVDs hatten einen Wert von 200 Euro. Ich habe hier eine Quittung, die belegt, dass ich kranken Kindern in Afrika mit 2.000 Euro geholfen habe.” (in seinen Gedanken hofft er, dass die Spende seine Schuld “aufwiegt”; und oben drauf bist du ja noch sein Freund).
Aber wen wundert es: Auch das zieht nicht bei dir, denn du als Richter musst deine Arbeit tun und diese ist, für Gerechtigkeit zu sorgen. Du sagst zu ihm:
“Was interessiert es diejenigen, die du beraubt hast, wem du was gespendet hast. Was für eine Gerechtigkeit wäre es gegenüber jenen, wenn du ungestraft davonkommen würdest?”.

Wenn diese Art des “gegenseitigen Aufwiegens von Gutem und Bösem” schon in einem weltlichen Gericht nicht funktioniert, wie viel weniger bei einem vollkommen gerechten Gericht Gottes über unser aller Leben?

Man kann ohne weiteres festhalten, dass es ein sehr gefährlicher Trugschluss ist, zu glauben, dass man irgendwie Böses mit Gutem aufwiegen kann. Man kann es nicht – nicht bei einem weltlichen Gericht und erst recht nicht bei einem vollkommen gerechten göttlichen Gericht.

Zurück zu unserem “alles offenbarenden Film”: Was passiert nun mit uns, wenn wir die schlechten Dinge, die wir denken, sagen, fühlen und tun nicht mit den guten aufwiegen können? Was passiert dann mit unserer Schuld?

Dafür gibt es aus göttlicher Sicht nur eine Lösung und die lautet: unverdiente Vergebung – schuldig, aber dennoch schuldlos. Wie?‎