Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 10:
Männer müssen dies, Frauen müssen jenes

Priester nach Melchizedek & Priester nach Aaron

Im Laufe dieser Serie hatten wir immer wieder den Punkt gehabt, dass wir alle wissen dürfen, dass … 

Röm 7,14 Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist …

Ebenfalls hatten wir im Laufe dieser Serie sehen können, dass es ganz spezielle und wiedererkennbare Auslegungsmethoden im Juden- und im Christentum gibt:

  • Beim Judentum ist es allen voran die von Angst getriebene Auslegung, ein Gebot zu übertreten und daher fügt man der Torah alles Mögliche an Menschengeboten hinzu.
  • Beim Christentum ist es allen voran die sog. Vergeistlichung, die es durch die Jahrhunderte geschafft hat, nahezu alle Gebote der Torah aus dem Leben der Gläubigen wegzunehmen.
  • Bei den Torah haltenden Nachfolgern Jeschuas kommt nun hier und da eine Mischung aus diesen beiden jahrhundertealten Auslegungsmethoden zum Vorschein.

Das heißt, man kann den jüdischen oder christlichen Sauerteig in der jeweiligen Menschenlehre wiedererkennen, sofern man wachsam ist. Denn mal ist es der eine, mal der andere Sauerteig.

Bei unserem Thema hier mit den zwei Priesterordnungen ist es sogar so, dass beides auf einmal vorkommt. Wie das?
Vor allem durch die im ersten Block erwähnte Vergeistlichung, die dann wieder “zurückverphysischt” wird.

Damit das nicht so rätselhaft klingt und man diese Art der Auslegung leicht “enttarnen” kann, schauen wir uns das immer wiederkehrende Denkmuster dahinter an und bringen dann auch direkt Beispiele dazu, sodass man es besser nachvollziehen kann.

Im Grunde besteht diese Auslegungsmethode immer aus zwei Schritten:

Der erste Schritt ist:
Irgendetwas Physisches wird in ein geistliches Verständnis “umgewandelt”.

Ein Beispiel aus dem Priestertum dazu, weil das der Fokus für unseren Block hier ist: Der Hohepriester soll auf seiner Brust 12 und auf seinen Schultern zwei Steine mit den Namen der 12 Stämme Israels tragen. Das ist das physische Gebot. Vergeistlicht kann man Folgendes daraus lernen: Da wir Priester nach der Ordnung Melchizedeks sind, sollen auch wir das Volk Israel, also alle unsere Geschwister, auf unserem Herzen tragen (Röm 9,1-4). Ebenfalls sollen wir, quasi auf unseren Schultern, ihre Lasten mittragen (Gal 6,2).

Bis hierhin ist alles gut. Die Torah auf diese Weise zu verstehen, ist äußerst kostbar, gesegnet und hilfreich für unser gesamtes Leben. Das Problem jetzt ist, dass es nicht bei dieser Form der Auslegung bleibt, sondern es geht einen Schritt weiter.

Dieser zweite Schritt ist:
Nachdem etwas Physisches korrekt vergeistlicht wurde, wird das Ganze wieder “zurückverphysischt”.

Auch hier direkt ein Beispiel (dazu gehen wir einfach wieder zu unserer überleitenden Frage aus dem letzten Block zurück; diese lautete): “Da wir ja jetzt durch Jeschua Priester sind, müssen wir deswegen eine Kopfbedeckung tragen? Weil es steht ja geschrieben:”
2Mo 39,27-28 Und sie machten auch die Leibröcke, aus weißem Leinen, in Weberarbeit, für Aaron und seine Söhne, und den Kopfbund aus Leinen und die hohen Kopfbedeckungen aus Leinen und die Unterkleider aus gezwirntem Leinen.

Das ist, wenn man dieser Auslegungsmethode folgt, eine absolut berechtigte Frage, denn man hat ja den physischen Priester vergeistlicht und quasi eine Gleichung zwischen beiden hergestellt. Daher geht man jetzt wieder zurück zu den physischen Geboten des Priesters und wendet sie auf sich an.

Sollte man dies tun, also dieser Auslegung folgen, dann sollte man nicht nur eine Sache beachten, sondern logischerweise alles, d.h. die Leibröcke aus weißem Leinen, den Kopfbund aus Leinen, die hohe Kopfbedeckung aus Leinen und die Unterkleider aus gezwirntem Leinen. Ganz so wie es der heilige Text sagt.

Und das sind jetzt nur vier von vielen Geboten, die Aaron und seinen Söhnen gegeben wurden. Wenn man dieser Auslegungsmethode folgt, dann müsste man natürlich auch alle anderen Gebote halten, die ihnen gegeben wurden, d.h., nicht nur diese Kleidungsstücke tragen, sondern natürlich auch alle anderen; und sollte man sich am Hohepriester orientieren, dann natürlich auch seine Kleidung (also Stirnblatt, Brustschild, Granatäpfel usw.) tragen; auch den kompletten Dienst der Priester dürfte man nicht nur vergeistlicht anwenden, sondern müsste auch die zurückverphysischten Gebote im Alltag halten; heiraten dürfte man nur eine Jungfrau (aber nur eine aus dem eigenen Volk); die Taufe im Namen Jeschuas allein würde auch nicht genügen, sondern man müsste zusätzlich noch die komplette Priesterzeremonie aus 3Mo 8 und 9 durchführen, um ein Priester nach der Ordnung Melchizedeks zu werden usw. usf.

Das waren jetzt nur ein paar Beispiele, wenn man dieser Auslegung bis zu ihrem Schluss folgen will. Man könnte dazu auch sagen:

“Man muss das dann schon durchziehen,
was man angefangen hat!”

Und die bisher genannten Punkte sind noch nicht einmal das Brisanteste an dieser Auslegung. Ganz kurios wird es, wenn es um Gebote bzw. Verbote geht, bei denen es eine Todesstrafe gibt. Auch dazu direkt zwei Veranschaulichungen. Man könnte sie den “Lade des Bundes”- und den “Heiligtum”-Test nennen. Oder in kurz: die “Ussa- und Jeschua”-Priestertests.

Diese Tests prüfen nämlich diejenigen Personen, die sagen, dass eben alles, was den Priestern nach Aaron gilt, auch ihnen gilt, auf ihre Aufrichtigkeit. Genauer: Sie werden daraufhin geprüft, wie sicher sie sich ihrer Auslegung sind und ob sie ihr Leben darauf verwetten würden.
(Anmerkung vorab: Das gleich Folgende soll – auch wenn es vielleicht für den einen oder anderen so wirken mag – keineswegs belustigend sein. Es ist ein ernstes Thema. Eben ein todernstes. Denn wenn man dieser Auslegung Glauben schenkt, dann muss man sich auch mit diesen Fragen auseinandersetzen.)

Die erste Frage lautet:blank
“Nehmen wir an, die Lade des Bundes würde wieder gefunden werden. Würdest du dich als Priester, der das Physische der Priester nach Aaron auf sich anwendet, trauen, die Lade anzufassen?” (Das wäre der “Ussa-Test”, anlehnend an 2Sam 6.)

Die zweite Frage lautet:blank
“Nehmen wir an, dass der Tempel wieder stehen würde. Würdest du dann ins Heiligtum (zum Leuchter, dem Tisch und dem Räucheraltar) hineingehen, weil dir nach deinem Verständnis auch die Privilegien Aarons und seiner Söhnen gelten?” (Das wäre der “Jeschua-Test”, der quasi als klarstes Beispiel und fleischgewordener Hohepriester nach der Ordnung Melchizedeks nichts dergleichen getan hat).

Solltest du also der Auslegung glauben schenken, dass die aaronitischen Priestergebote physisch für dich gelten, dann denke diesen Gedanken zu Ende und setze dich in Ruhe mit diesen Fragen auseinander.

… 

Wie zuvor angemerkt: Wir möchten das Ganze keineswegs ins Lächerliche ziehen. Im Gegenteil. Wir möchten aufzeigen, wie wenig zu Ende gedacht derartige Lehren sind. Denn sie tun nichts anderes als Rosinenpicken: ausgewählte Gebote nimmt man an, andere übergeht man. Meist völlig unbewusst. Wenn man dann wenigstens auch wirklich alles befolgen würde, dann wäre es zumindest von Anfang bis Ende schlüssig.

So ist es aber nichts anderes als Verwirrung.blankblank
So entstehen Menschengebote.
So fügt man der Torah hinzu!
Und so sündigt man gegen 5Mo 4,2!

Dazu noch einmal, weil es so wichtig ist und schnell falsch verstanden werden kann: Aus den physischen Dingen rund um das Priestertum nach Aaron können wir Geistliches und extrem Wichtiges für unser Leben lernen. Das steht völlig außer Frage. Jahr für Jahr kommt durch das Lesen der Torah mehr dazu. Was aber eben auch Jahr für Jahr immer mehr dazu kommt, sind Menschengebote, die aus diesem geistlichen Zusammenhang zwischen der Priesterordnung Aarons und der Priesterordnung Melchizedeks falsch abgeleitet werden.

Daher möchten wir eine ganz einfache Merkformel mitgeben, die uns alle vor diesen Missverständnissen und Menschenlehren schützt:
Physisches auf die richtige Weise zu vergeistlichen, ist heilig, gerecht und gut. So können wir (um bei dem Hohepriester-Beispiel von zuvor zu bleiben) lernen, dass alles an Aaron eine geistliche Bedeutung hat: Wie er dienen muss, worauf er achten soll, was er tragen soll usw. usf. Alles dient uns zum Besten. Was uns nicht zum Besten dient, ist, wenn wir z.B. die 12 Steine auf seiner Brust als das Tragen des Volkes Gottes in unseren Herzen verstehen und diese Vergeistlichung wieder zurück ins Physische bringen und behaupten, dass dieses Gebot für Aaron auch uns gilt, weil wir ja auch Priester sind. Auf so einen Unsinn kommt keiner (zumindest kennen wir keinen). Was aber hier für das Beispiel mit dem Brustschild offensichtlich falsch ist, tarnt sich bei anderen Vergeistlichungen, die wieder “zurückverphysischt” werden, so dermaßen gut und vermeintlich weise, dass Geschwister diesen Lehren Glauben schenken.

Wir kennen keinen Bruder und keine Schwester, die so etwas absichtlich tun. Es ist eben ein ganz bestimmter Sauerteig, der unter Torah-Haltenden mehr und mehr ganz bestimmte Formen, sprich ganz bestimmte Lehren und Arten der Interpretation, annimmt. Daher kann man mittlerweile schon von einem eigenständigen, speziellen und neu angepassten Sauerteig sprechen, der sich unter denjenigen verbreitet, die an Jeschua glauben und die Torah halten. Man könnte ihn Sauerteig der “hebräischen Wurzeln” oder “Haus Israel”-Sauerteig nennen.

Denn es gibt, wie im Laufe dieser Serie immer wieder erkennbar, bereits sich wiederholende Denkmuster und daraus resultierende Lehrmeinungen, die sich bei einigen bereits fest etabliert haben und quasi in aller Munde sind. Einige davon sind mehr oder weniger eins zu eins aus dem Juden- oder Christentum übernommen, andere abgewandelt und wiederum andere quasi “ganz neu entwickelt” worden.

Und wenn dieser Sauerteig nicht erkannt und aus unserem “Haus Israel” gefegt wird, und zwar bis auf den letzten Krümel, werden wir – wie das Juden- und Christentum vor uns auch – schön langsam und kaum merkbar eine neue Religion voller neuer Menschengebote gründen. Sprich wir werden wieder das tun, was wir ganz am Anfang gemacht haben:

Wir werden vom Baum der Erkenntnis essen und
– wie es die Schlange sagte –
wie Gott werden,
erkennend bzw. eben bestimmend,
welches Menschengebot man hinzufügen
und welches Gebot Gottes man wegnehmen darf.

Daher gilt es – mehr denn je – aufzuwachen und aufzuwecken:

Ps 119,126 Es ist Zeit für den HERRN, zu handeln, denn sie brechen dein Gesetz!

Gnade, Wahrheit und Liebe sei mit euch

Eure Brüder in Christus

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