Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 5:
Beschneidung

Was sagt das NT zur Beschneidung?

Viel. Denn wie zuvor erwähnt, kamen in der Zeit der Apostel vermehrt Fragen auf, die die Beschneidung betrafen. Die mit Abstand wichtigste Frage in diesem Zusammenhang lesen wir im sog. ersten Apostelkonzil Jerusalems:

Apg 15,1-2 Und einige kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, dann könnt ihr nicht errettet werden. Da nun Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten, bestimmten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen sollten.

Ehe wir gleich zu der hier erwähnten “Wenn-dann”-Lehre kommen, kurz noch der Beschluss der Apostel zu dieser ganzen “Streitfrage”:

Apg 15,19-21 Darum urteile ich, dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten. Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.

Wie wir alle wissen, wird dieser Beschluss leider oft so aufgefasst, dass dadurch vermeintlich das Gesetz abgeschafft sei. Durch diese falsche Denkweise können wir etwas für uns lernen.

Dazu ein Beispiel:
Würde man einer Person, die so denkt, zeigen wollen, dass das nicht stimmen kann, würde man ungefähr wie folgt argumentieren:

  1. “Wenn wirklich nur noch diese vier Gebote gelten, würde das ja bedeuten, dass die Gebote: ‘nicht stehlen, nicht morden, nicht die Ehe brechen’ und dergleichen abgeschafft wären, weil diese hier ja nicht aufgezählt werden?”
  2. “Lass uns doch mal zusammen nur einen Vers weiter lesen. Denn da steht, dass wir Sabbat für Sabbat aus dem Gesetz lesen werden. Warum ist das wichtig? Eigentlich ganz einfach, weil wir dann nebst diesen vier Geboten alle anderen Gebote aus dem Gesetz nach und nach lernen werden.”
  3. “Wenn die Apostel tatsächlich beschlossen hätten, dass für diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, das Gesetz nicht gilt, sondern nur den Nachkommen Abrahams, hätten sie das dann nicht unmissverständlich gesagt? So in etwa: ‘Darum urteilen wir, dass diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, das Gesetz nicht halten müssen.’ Das haben sie aber nicht gesagt, stattdessen aber eben, dass die Heiden Sabbat für Sabbat das Gesetz lesen werden. Ergibt das Sinn, wenn das Gesetz abgeschafft wäre?”

Diese und ähnliche Argumente wird der eine oder andere von uns schon mal in irgendeiner Form in einer Unterhaltung gebracht haben.

Jetzt – ganz nach dem “Splitter-Balken-Prinzip” – nehmen wir diese Argumente und wenden sie eins zu eins auf uns und das Thema der Beschneidung an. Die Argumente lauten dann wie folgt:

  1. “Sagt die Aufzählung dieser vier Gebote irgendetwas über die Gültigkeit der Beschneidung aus? Wurde sie dadurch irgendwie abgeschafft?”
  2. “Lass uns doch mal zusammen einen Vers weiter lesen. Da steht, dass man Sabbat für Sabbat aus dem Gesetz lesen wird und so werden wir dann alle anderen Gebote – natürlich auch das Gebot der Beschneidung – nach und nach lernen, oder?”
  3. “Wenn die Apostel tatsächlich beschlossen hätten, dass für diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, die Beschneidung nicht gilt, sondern nur den Nachkommen Abrahams, hätten sie dann nicht unmissverständlich gesagt: ‘Darum urteilen wir, dass diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, sich nicht beschneiden lassen müssen.’? Hätten sie nicht so etwas in dieser Art gesagt, wenn der Aufhänger dieses Konzils doch die Beschneidung an sich war?”

Natürlich hätten sie das gesagt und ein für allemal klargestellt. Aber da es weder um die Abschaffung des Gesetzes noch um die Abschaffung der Beschneidung ging, haben sie es nicht. Denn ihnen ging es bei ihrem Beschluss einzig und allein um die zuvor erwähnte “Wenn-dann”-Lehre, genauer um die zuvor erwähnte “Wenn-dann”-Irrlehre:

Apg 15,1 Und einige kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, dann könnt ihr nicht errettet werden. 

Diese Lehre ist – wie wir alle wissen dürfen – eine (man muss es so klar sagen!) antichristliche Lehre. Sie verwirft das kostbare Blut Christi und behauptet, dass für die Errettung sein Werk am Kreuz nicht ausreicht. Man müsse sich “obendrein” noch unbedingt beschneiden lassen, denn sonst könne man nicht errettet werden.

Eine Irrlehre, gegen die Paulus so dermaßen radikal vorging, dass man damals (und auch heute noch) dachte bzw. denkt, dass er vermeintlich gegen das Gesetz und auch gegen die Beschneidung lehrte. Dazu lesen wir:

Apg 21,21-24 Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, du würdest alle Juden, die unter den Heiden sind, den Abfall von Mose lehren und sagen, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach den Gebräuchen wandeln. Was ist nun zu tun? Auf jeden Fall muss die Menge zusammenkommen; denn sie werden hören, dass du gekommen bist. So tue nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben; diese nimm zu dir, lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie das Haupt scheren lassen; so können alle erkennen, dass nichts ist an dem, was über dich berichtet worden ist, sondern dass auch du ordentlich wandelst und das Gesetz hältst.

Es war und ist also nichts an dem Gerücht dran, dass Paulus gegen das Gesetz oder gegen die Beschneidung lehrte.

Jetzt wird der eine oder andere aber vielleicht völlig nachvollziehbar einwenden:
“Aber was ist dann z.B. mit den Versen, wo Paulus doch klar gegen die Beschneidung lehrt?”

1Kor 7,18 Ist jemand nach erfolgter Beschneidung berufen worden, so suche er sie nicht rückgängig zu machen; ist jemand in unbeschnittenem Zustand berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden.

Ende der Debatte! Oder? Denn klarer kann es doch nicht geschrieben stehen?!

Auch dazu direkt wieder ganz nach dem “Splitter-Balken-Prinzip”:

Röm 7,4-6 Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit ihr einem anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen. Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen. Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, sodass wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens.

”Dem Gesetz getötet” und “jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden”. Auch hier könnte man also wie zuvor bei der Aussage zur Beschneidung sagen:
Ende der Debatte. Das Gesetz ist abgeschafft. Denn klarer kann es doch nicht geschrieben stehen, oder?!

Falsch. Denn wie wir es durch Gottes Gnade wissen dürfen, ist das Gesetz keineswegs abgeschafft. Daher – ganz nach dem “Splitter-Balken-Prinzip” – die Frage:

blankblankKann es auch für die so kristallklar erscheinende Aussage in 1Kor 7,18: “Ist jemand in unbeschnittenem Zustand berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden.” möglich sein, dass man sie wie z.B. Röm 7,4-6 falsch versteht?

Da wir aus Fehlern lernen sollen, müssen wir die Frage erst einmal wie folgt beantworten: “Ja, es ist möglich, dass man 1Kor 7,18 falsch versteht, obwohl der Vers auf den ersten Blick kaum Spielraum für Missverständnisse zulässt.”

Erst wenn wir auf diese Weise an den Vers gehen und es für möglich erachten, dass der schwer verständliche Paulus es vielleicht doch anders gemeint haben könnte, erst dann wenden wir unseren ersten Schlüssel an: Es für möglich halten, dass man mit der eigenen Interpretation falsch liegen könnte.

Tun wir das nicht und halten wir es nicht für möglich, dass Paulus manchmal schwer verständlich ist, dann werden auch alle Erklärungen zu 1Kor 7,18 nichts nützen. Jedes Argument wird an den Haaren herbeigezogen wirken. So wie eben unsere Argumente bei vielen unserer christlichen Geschwistern über die Gültigkeit des Gesetzes an den Haaren herbeigezogen wirken.

Da wir aber eben die Gültigkeit und Vollkommenheit des heiligen Gesetzes erkennen durften, muss unsere Herangehensweise an Verse, wie 1Kor 7,18 anders sein. Wir müssen uns – quasi ganz automatisch und natürlich – Fragen wie z.B. diese stellen:
“Wenn Paulus tatsächlich die Beschneidung als abgeschafft lehrt, dann bricht er doch 5Mo 4,2 und nimmt ein Gebot aus der Torah weg, oder?! Aber das kann ja irgendwie nicht sein! Obendrein würde er die Warnung unseres Herrn Jeschua  komplett übergehen und doch ein Gebot auflösen.”:

Mt 5,19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; … 

All das in der Summe soll nicht zeigen, dass die Beschneidung noch gültig ist. Es soll lediglich zeigen, mit welcher Einstellung wir an unsere 5Mo 4,2-Tests gehen müssen. Denn das Gebot nichts hinzuzufügen und nichts aus der Torah wegzunehmen, steht geschrieben. Die Warnung unseres Meisters vor der Veränderung der Torah steht geschrieben. Dass manche Aussagen, v.a. die von Bruder Paulus, schwer verständlich sein können, steht ebenfalls geschrieben:

2Petr 3,15-16 Und seht die Langmut unseres Herrn als eure Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.

So, nun wieder zurück zu der Stelle im Korintherbrief und der äußerst seltsamen Aussage: “die Beschneidung nicht rückgängig zu machen.”
Wie kann man sich das Ganze vorstellen? Ist das physisch überhaupt möglich?

Da es viele NT-Interpreten gab und gibt, die diese Stelle wörtlich nehmen, gibt es auch diverse “physische” Theorien dazu. Die Frage, die sich aber für alle diese Theorien aufdrängt, ist:

blankblankSelbst wenn es physisch möglich ist, warum sollte jemand auf die Idee kommen, diesen komplizierten Eingriff der “Rückgängigmachung der Beschneidung” über sich ergehen zu lassen? Und selbst wenn es eine geringe Anzahl von Menschen gibt, die das warum auch immer machen würden, wieso thematisiert das Paulus so, als würde es alle Gläubigen betreffen?

Anhand dieser Fragen könnte man sich direkt die nächste Frage stellen:
Sollte er keine wortwörtliche Rückgängigmachung der Bescheidung meinen, was meinte er dann damit?

Eph 2,11 Darum gedenkt daran, dass ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung …

Oder in der Elberfelder-Übersetzung:

Eph 2,11 Deshalb erinnert euch daran, dass ihr, einst die Heiden im Fleisch, die Vorhaut genannt werden von der so genannten Beschneidung

Hier können wir lesen, wie Paulus in einem anderen Brief die Wörter: “Vorhaut bzw. Unbeschnittene” und “Beschneidung” keineswegs wortwörtlich benutzt, sondern er nutzt sie als Synonyme für etwas:

Vorhaut/Unbeschnittener = Heiden
Beschneidung = Juden

Ist das immer so? Nutzt Paulus diese Wörter immer als Synonyme? Nein. Denn offensichtlich bedeutet hier und da Vorhaut auch wirklich die physische Vorhaut des Mannes und Beschneidung wirklich Beschneidung. Das ist Fakt. Genauso Fakt ist aber, dass diese beiden Wörter eben als Synonyme für “Heiden und Juden” genutzt werden. Hier ein weiterer Beleg dazu:

Gal 2,7 Im Gegenteil, als sie sahen, dass mir das Evangelium der Vorhaut anvertraut war, wie Petrus das der Beschneidung.

Hier geht es offensichtlich nicht um die physische Vorhaut, sondern um das Evangelium für die Heiden, was Paulus anvertraut war und um das Evangelium für die Juden, wofür Petrus zuständig war.

Die Frage ist nun: Was ist in 1Kor 7,18 gemeint? Die physische Bedeutung von “Vorhaut und Beschneidung” oder die als Synonym gebrauchte, bildhafte Bedeutung?

Für die Beantwortung dieser Frage gehen wir einfach mal beide Möglichkeiten durch:

  1. Bei der physischen Bedeutung hatten wir ja bereits gesehen, dass die Aufforderung “sich wieder unbeschnitten zu machen” (oder wie es die Elberfelder übersetzt: “die Vorhaut wieder überzuziehen”) mehr als seltsam klingt. Dennoch darf man sich nicht davor verschließen, dass es genau so gemeint war. Egal wie seltsam das auch klingen mag. Wir müssen für diese Möglichkeiten offen sein.
  2. Wie sieht es für die sinnbildhafte Bedeutung der Stelle aus? Was passiert, wenn wir für die beiden Wörter die eben gelernten Synonyme “Heiden und Juden” einsetzen? Dann würde seine Aufforderung wie folgt lauten:

Ist jemand als Jude (als Beschnittener) berufen worden, so werde er kein Heide (Beschneidung rückgängig machen);
ist jemand als Heide (als Unbeschnittener) berufen worden, so werde er kein Jude (kein Beschnittener).

Auf diese Weise würde Paulus’ Aufforderung sich nicht darauf beziehen, sich irgendwie operativ die Vorhaut wieder überzuziehen, sondern seine Aufforderung würde sich auf Folgendes beziehen: Er fordert die Heiden auf, die jetzt frisch zum Glauben gekommen sind, nicht auf einmal jüdisch bzw. wie ein Jude zu leben.

Ist das zu weit hergeholt? Ist das eine Überinterpretation seiner Worte? Gab es ein derartiges Problem damals überhaupt, dass der Heide sich danach ausgestreckt hat, jüdisch zu leben und der Jude sich danach ausgestreckt hat, heidnisch zu leben?

Gal 2,14 Als ich (also Paulus) aber sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen:

Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch,
was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben?

Wie wir hier lesen können, ist das keineswegs zu weit hergeholt, sondern es war ein Problem jener Zeit, dass Heiden und Juden quasi ihre Lebensweise wechseln wollten oder sollten, weil je nach Region der Heide unter den Juden oder der Jude unter den Heiden lebte.

Dieses Problem “der Vermischung” war also weit verbreitet. So weit verbreitet und so groß, dass Paulus Petrus sogar vor allen diesbezüglich ermahnen musste, weil er genau das tat: Er zog sich als Beschnittener wieder die Vorhaut über! Das heißt, er lebte heidnisch, forderte aber gleichzeitig die mit der Vorhaut auf, jüdisch, also wie ein Beschnittener zu leben. Genau deswegen sagt eben Paulus:

Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben?

Durch diesen Kontext müssen wir es für möglich halten, dass Paulus die Gläubigen in 1Kor 7,18 nicht auffordert, ein Gebot Gottes zu missachten oder irgendwie wortwörtlich “die Beschneidung rückgängig zu machen”, sondern er redet davon, dass die Gläubigen einfach in dem “Stand” bleiben sollen, in dem sie zum Glauben gekommen sind. Daher sagt er ja direkt im Anschluss auch:

1Kor 7,19-20 Die Beschneidung ist nichts, und die Vorhaut ist nichts, sondern das Halten der Gebote Gottes. Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist.

Durch diesen Zusammenhang ergibt sich ein rundes Bild. Und wenn man dann noch Vers 18 nicht isoliert als “Anti-Beschneidungsvers” liest, sondern Paulus seinen Fokus im gesamten Kapitel versucht zu verstehen, dann wird’s noch runder.
Denn in den Versen 1-16 redet er von exakt derselben Sache mit dem “Stand, in dem man bleiben soll”; dort nur im Zusammenhang mit der Ehe und Ehelosigkeit. Er sagt:

  • Bist du ehelos, bleibe ehelos, außer du kannst dich nicht enthalten und läufst Gefahr, wegen Unzucht zu sündigen (1Kor 7,1-9).
  • Bist du in der Ehe, lasse dich nicht scheiden, außer dein Partner ist gottlos und man kann nicht in Frieden miteinander leben (1Kor 7,10-16).

Er sagt also den Verheirateten und Ledigen dasselbe, was er auch zu den Heiden und Juden sagt: Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. Keineswegs hebt er durch seine Worte die Ehe oder die Sünde der Unzucht oder irgendetwas auf. Im Gegenteil. Zu allen sagt er: Das Wichtigste ist das Halten der Gebote Gottes!

Das ist der Gesamtzusammenhang der Stelle, der dann auch zu der Aussage in 1Kor 7,18 passt.

Das Schöne dabei ist, dass wir Paulus seine Empfehlung eins zu eins auf unsere Zeit heute anwenden können. Denn es gibt immer mehr Geschwister, die jetzt – nachdem sie wissen dürfen, dass die Torah gültig ist – sich nach einer jüdischen Lebensweise ausstrecken. Zu ihnen als auch allgemein zu uns allen als “Heiden” sagt er:
Passt auf, jetzt wo ihr zum Glauben gekommen seid, streckt euch nicht danach aus, irgendwie jüdisch leben zu wollen. Macht das nicht. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ihr die Gebote Gottes haltet.”

An dieser Stelle angekommen, macht es Sinn, sich eine Art Zwischenergebnis vor Augen zu führen. Wir hatten dazu in einem der Wächter des Wortes-Teile über eine Waage gesprochen. Diese Waage lehnt sich an die Versuchung unseres Herrn in der Wüste an, wo er uns allen das “Wiederum steht geschrieben”-Prinzip im Umgang mit der Heiligen Schrift beibringt:

Mt 4,6-7 Der Teufel spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!«

Unser Meister lehrt uns: Es gibt Verse in der Heiligen Schrift, die man leicht missverstehen kann oder die man (wie im Fall des Teufels) bewusst missbräuchlich anwendet. Es gibt dann aber “Wiederum steht geschrieben”-Verse, die alles richtigstellen.

Diese beiden “Seiten” könnte man sich als die zwei Schalen bei einer klassischen Waage vorstellen. Auf die eine Seite kommen die einen Argumente, auf die andere die Gegenargumente. Für unseren 5Mo 4,2-Test von 1Kor 7,18 bedeutet das, dass auf die linke Seite die Argumente für das wortwörtliche Verständnis kommen und auf die andere Seite die Argumente für das übertragene, sinnbildliche Verständnis:

Argumente für 1Kor 7,18 –
wortwörtliches Verständnis
Argumente für 1Kor 7,18 –
sinnbildliches Verständnis
Es steht klipp und klar da: ”ist jemand in unbeschnittenem Zustand berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden.” Die Aussage und die Wörter für “Beschneidung und Vorhaut” werden an anderen Stellen (frei von Interpretation) als Synonyme für Juden und Heiden genutzt, wie z.B. in Eph 2,11, Gal 2,7.
Bei der anderen Aussage: “Ist jemand nach erfolgter Beschneidung berufen worden, so suche er sie nicht rückgängig zu machen;” ist (wenn auch äußerst schwierig und seltsam) es dennoch möglich, dass sie wortwörtlich gemeint ist und tatsächlich den physischen Vorgang meint, sich (erst einmal egal wie) wieder “eine Vorhaut machen zu lassen”. Zu Zeiten der Apostel gab es (wie heute auch) das Problem, dass Heiden wie Juden leben wollten und umgekehrt. Auf diese Personen nimmt Paulus Bezug und sagt, dass sie das nicht machen sollen. Durch dieses Verständnis gibt es keinerlei Schwierigkeiten mehr mit der seltsam klingenden Aussage, sich wieder unbeschnitten zu machen.
Der nächste Vers mit dem: “sondern das Halten der Gebote Gottes” ist kein Widerspruch, denn man hält ja weiterhin die Gebote, nur dass halt die Beschneidung davon ausgenommen ist, weil sie im NT abgeschafft wurde. Auch die folgenden Verse wirken dann nicht mehr wie ein Widerspruch, sondern im Gegenteil: Sie ergeben im Kontext Sinn, denn auch zuvor redet Paulus von einem Stand, in dem man bleiben soll: Bei der Ehe und Ehelosigkeit wie beim Juden oder Heiden. All diese verschiedenen Möglichkeiten sind am Ende aber nicht das Wichtige, sondern das Wichtige ist, dass man die Gebote Gottes hält.

Ganz generell kann man zusammenfassend zu den beiden Seiten dieser Waage sagen:
Rechts hebt Paulus keinerlei Gebote auf. Er sündigt nicht gegen 5Mo 4,2. Er übergeht nicht die Warnung unseres Meisters in Mt 5,17-20. Und: Alles stimmt widerspruchsfrei mit der Gesamtheit der Heiligen Schrift überein.
Links nicht!

Ist das Thema jetzt dadurch beendet? Keineswegs, denn es gibt noch andere Verse, die wir uns noch anschauen müssen.

Hier für diese Stelle ist es abschließend noch wichtig zu erkennen, dass man auf alle diese Gedanken auf der rechten Seite der Waage nur deswegen gekommen ist, weil man die Schlüssel angewandt hat, sprich weil man … 

  1. es für möglich gehalten hat, falsch mit seiner Ansicht zu liegen,
  2. sich bewusst gemacht hat, dass Gott uns auf unseren Gehorsam hin prüft – eben auch durch die Heilige Schrift und
  3. mit Ehrfurcht vor Gott und vor der Veränderung seiner Torah gezittert hat und nicht vorschnell ein Gebot aufgelöst hat.

Erst wenn man diese Dinge tut und dann noch 4. wie unser Vorbild Jeschua die Torah bewacht, kommt man überhaupt erst auf den Gedanken, sich 1Kor 7,18 noch einmal genauer anzusehen. Ansonsten liest man einfach darüber hinweg und sagt sich: “Ja klar, die Beschneidung ist abgeschafft. Denn jetzt werden unsere Herzen beschnitten und dadurch erfüllen wir das Gebot geistlich.”; und diese Aussage trifft man meist deswegen so “mir nichts, dir nichts”, weil der “christliche Sauerteig des Wegnehmens” so tief in uns sitzt und uns stets einflüstert, dass es absolut gar kein Problem ist, wenn wir hier und da, z.B. durch Vergeistlichungen, Gebote aus der Torah wegnehmen

Aber wie wir es im 3. Teil im Abschnitt: “Was bedeutet es, dass die Torah geistlich ist?” gesehen hatten, hebt nichts Geistliches etwas physisch von Gott Gebotenes auf. Im Gegenteil: Die beiden ergänzen sich gegenseitig. Immer. Wir werden auf diesen Punkt ganz zum Schluss noch einmal genauer eingehen.

Hier machen wir erst einmal mit der nächsten Stelle weiter, die oft im Zusammenhang mit der Beschneidung genannt wird:

Gal 5,2-3 Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass, wenn ihr beschnitten werdet, Christus euch nichts nützen wird. Ich bezeuge aber wiederum jedem Menschen, der beschnitten wird, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.

Amen und nochmals amen!

Die Frage ist jetzt nur, mit welcher Gesinnung und mit welchem Verständnis man das Amen dazu spricht?

Zum Beispiel würden Torah-Haltende nicht sagen, dass sie aus dem gleichen Grund schuldig sind, das Gesetz zu halten, wie jene, die in diesem Vers gemeint sind. Denn wir sind schuldig das Gesetz zu halten, nicht um aus unseren Werken gerettet zu werden, sondern weil uns Gottes Gnade zuteilgeworden ist und wir es aus Liebe zu ihm tun. Ganz selbstverständlich.

Diejenigen aber, die in diesem Vers gemeint sind, sind diejenigen aus Apg 15. Sprich, es geht um Menschen, die die Irrlehre verbreiten, dass man – nebst dem Werk Christi am Kreuz – noch unbedingt etwas tun muss, um gerettet zu werden. In dem Fall: Man muss beschnitten werden. Geht man mit dieser falschen Gesinnung an die Erlösung, dann ist man schuldig, das ganze Gesetz zu tun. Warum? Na, weil man denkt, dass das Blut Christi nicht ausreicht und man erst aus eigenen Werken gerettet wird. Wer so denkt, ist nicht nur einer Irrlehre auf den Leim gegangen, sondern glaubt einem anderen Evangelium:

Gal 1,9 Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!

Wie man aus dem Gesamtkontext des Galaterbriefes unschwer erkennen kann, ist es Paulus sehr, sehr ernst mit der Irrlehre, dass man für die Errettung Werke tun muss, im Speziellen sich beschneiden lassen muss. Zumal, wie wir zuvor gelesen hatten, zu dieser Streitfrage die Apostel bereits einen Entschluss getroffen hatten, der ganz genau auf diese Irrlehre eingeht. Noch einmal die Stelle dazu, weil es so wichtig ist, diesen Kontext zu verstehen und stets bei den Briefen von Paulus vor Augen zu haben:

Apg 15,1-2 Und einige kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden. Da nun Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten, bestimmten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen sollten.

Sie zogen hinauf und der Entschluss wurde gefasst. Bei diesem Entschluss lesen wir weder etwas von der Abschaffung der Beschneidung noch von der Abschaffung des Gesetzes, denn beides hat erst einmal nichts mit der Streitfrage bzw. eben Irrlehre zu tun, um die es ging: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden. 

Die Errettung erfolgt aber, wie wir alle wissen dürfen, nicht durch Werke oder durch die Beschneidung, sondern nur durch Glauben. Das war schon immer so:

1Mo 15,6 Und Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.

Und das geschah, als Abram bzw. Abraham noch unbeschnitten war. Daher noch einmal zur absoluten Klarstellung, obwohl es sicherlich jedem von uns Torah-haltenden klar ist:

Bei der Beschneidung geht es NULL um Errettung!
Es geht einfach um ein Gebot. Um ein wichtiges Gebot!

Mit dem Kontext aus Apg 15 kann man Paulus seine Worte in Gal 5,2-3 nun viel besser verstehen. Denn im Grunde sagt er:
“Wenn ihr wie die beim Konzil denkt, dass die Beschneidung für eure Errettung nötig ist, wird Christus euch nichts nützen. Ich bezeuge aber wiederum jedem Menschen, der denkt, dass die Beschneidung für seine Errettung nötig ist, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Warum? Na weil er denkt, dass er für seine Errettung Gesetzeswerke tun muss – in dem Fall sich beschneiden lassen –, und dass das Werk Christi für ihn nicht ausreicht.”

Sollte er das so gemeint haben, dann schafft Paulus erneut weder das Gesetz noch die Beschneidung ab, sondern er redet von Gesetzeswerken, zu denen er im Kontext des Galaterbriefes Folgendes unmissverständlich klargemacht hat:

Gal 2,16 Weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird.

Auch hier wieder: Amen.

Und auch hier wieder: Jeder kann nun für sich selbst die Argumente und Gegenargumente auf eine Waage legen und für sich selbst entscheiden, ob Paulus durch seine Worte: Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass, wenn ihr beschnitten werdet, Christus euch nichts nützen wird.” vor der Beschneidung oder vor der falschen Gesinnung, aus Gesetzeswerken gerettet zu werden, warnt.

Zur nächsten oft genannten Stelle:

Gal 5,6 Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt.

Paulus nennt hier das elementar Wichtigste für einen jeden von uns: der Glaube, der durch die Liebe wirkt. Das ist der Fokus seiner Aussage. Das heißt, er hätte auch so etwas, wie das Folgende sagen können:
Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, weder Jude noch Heide, weder Mann noch Frau, weder jung noch alt, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt.”

Das wäre eine biblisch korrekte Aussage. Man könnte also die Aufzählung beliebig fortsetzen, denn es geht wie gesagt nicht um die einzelnen Aufzählungspunkte und quasi um eine “versteckte Lehre” der Abschaffung der Beschneidung, sondern eben um den Glauben, der durch die Liebe wirkt. Dieser Glaube vermag alles.

In anderen Worten: Da könnte auch stehen, ob ich jetzt z.B. Schwein esse oder nicht vermag nichts, sondern eben der Glaube, der durch die Liebe wirkt. Auch diese Aussage wäre biblisch absolut korrekt. Dennoch würde man jetzt nicht das Gebot auflösen, sondern man würde weiterhin kein Schwein essen. Warum? Weil es eben ein Gebot Gottes ist.

Ob das jetzt bei der Beschneidung anders ist, muss auch wieder jeder für sich selbst prüfen.

Die nächste Stelle, die wir uns anschauen wollen, ist:

Gal 5,11 Ich aber, Brüder, wenn ich noch Beschneidung predige, was werde ich noch verfolgt? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes weggetan.

Hier könnte man schnell lesen:
“Wenn ich noch über die Beschneidung als gültig predige, was werde ich dann noch verfolgt?”

Manche bis viele lesen das so. Das steht da aber nicht.

Damit wir Paulus und seine Aussagen: “Beschneidung predigen” und “Ärgernis des Kreuzes” nicht eventuell missverstehen, müssen wir uns erneut den Kontext anschauen. Wir hatten ja durch Apg 15 gesehen, dass es welche gibt, die die Beschneidung als Grundlage der Errettung lehrten. Einen weiteren wichtigen historischen  Zusammenhang erfahren wir im Galaterbrief. Durch diese Information können wir viel besser nachvollziehen, was damals die Probleme und gängigsten Irrlehren waren. Denn diejenigen “aus der Beschneidung” nahmen den Beschluss der Apostel nicht ganz an. Viele von ihnen wollten nach außen ihr Gesicht gegenüber den jüdischen Brüdern wahren, indem sie Heiden zur Beschneidung nötigten bzw. zwingen wollten. Das können wir hier lesen:

Gal 6,12-13 So viele im Fleisch gut angesehen sein wollen, die nötigen euch, beschnitten zu werden, nur damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden. Denn auch sie selbst, die beschnitten sind, befolgen das Gesetz nicht, sondern sie wollen, dass ihr beschnitten werdet, damit sie sich eures Fleisches rühmen.

Es gab also eine Gruppe von Menschen, die andere zum Glauben Gekommene nötigten, sich beschneiden zu lassen. Ihre Beweggründe werden uns durch das Wort “damit” sehr klar und deutlich gemacht:

  • damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden.
  • damit sie sich eures Fleisches rühmen.

So auf die Art: “Schau mal, ich habe den Heiden dazu gebracht, sich beschneiden zu lassen. Daher ist alles gut und wir müssen uns nicht über Christus streiten.”

Denn wie zuvor gesehen, gab es damals Streit und es gab auch Verfolgung. Und genau diese Verfolgung entstand durch das “Ärgernis des Kreuzes”, d.h. durch die Lehre, die Paulus vertrat, indem er eine Errettung aus Glauben und nicht aus Werken des Gesetzes oder der Beschneidung predigte. Würde er aber das predigen, was die Irrlehrer auch predigen, dann würde er auch nicht verfolgt werden. Daher schreibt er:

Gal 5,11 Ich aber, Brüder, wenn ich noch Beschneidung predige, was werde ich noch  verfolgt? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes weggetan.

Aber Paulus predigte eben keine Irrlehre und daher wurde er auch von den Juden verfolgt:

Apg 13,50 Aber die Juden reizten die gottesfürchtigen Frauen und die Angesehenen  und die Vornehmsten der Stadt auf, und sie erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.

Der historische Kontext und der Kontext im Galaterbrief selbst gibt erneut eine zweite Verständnismöglichkeit für den Vers. Das heißt, es ist wieder jedem selbst überlassen, welche Seite der Waage schlüssiger für einen ist.

Zum Schluss noch die letzte Stelle aus dem NT:

Röm 2,26-27 Wenn nun die Vorhaut die Rechte des Gesetzes beachtet, wird nicht seine Vorhaut für Beschneidung gerechnet werden und die Vorhaut von Natur, die das Gesetz erfüllt, dich richten, der du mit Buchstaben und Beschneidung ein Gesetzes-Übertreter bist?

Wie bei 1Kor 7,18 lesen wir erneut eine etwas seltsame Aussage von unserem manchmal schwer zu verstehenden Bruder Paulus. Er schreibt: ”wird nicht seine Vorhaut für Beschneidung gerechnet werden”. Was meint er damit? Und: Schafft er durch diese Aussage die Beschneidung ab?

Was man vorab interpretationsfrei zu der Stelle sagen kann, ist, dass es um zwei Gegensätze geht. Die eine Gruppe erfüllt das Gesetz, die andere hält nur den Buchstaben. Der eine Gehorsam kommt sozusagen von Herzen, der andere nicht. Das heißt dann ganz automatisch: Befolgt man nur den Buchstaben und ist nebenbei noch einer, der das Gesetz übertritt, wie es der Vers sagt, dann hilft natürlich auch die Beschneidung nichts.

Anders ist es aber, wenn man alles aus Gehorsam und von Herzen tut. Dann ist jedes Gebot aus dem Gesetz dienlich, denn die … 

Röm 2,25 Die Beschneidung nämlich hat nur Wert, wenn du das Gesetz hältst; bist du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist deine Beschneidung zur Unbeschnittenheit geworden.

Diese Feststellung bringt Paulus einen Vers vor der soeben gelesenen Stelle. Der Gesamtzusammenhang ist also: Paulus redet gar nicht über eine Abschaffung der Beschneidung, sondern ihm geht es darum, mit welcher Gesinnung man sich beschneiden lässt und wie der sonstige Glaubenswandel aussieht. Ist er echt und kommt von Herzen oder befolgt man nur den Buchstaben und macht alles mit geteiltem Herzen und sündigt dabei? Tut man alles mit geteiltem Herzen, dann nützt auch die Beschneidung nichts. Anders ist es, wenn man das Gesetz hält.

Und da wir alle das Gesetz unseres Vaters halten, ist somit auch die Beschneidung für uns von Wert. Klar. Noch einmal die Aussage dazu:

Die Beschneidung nämlich hat nur Wert,
wenn du das Gesetz hältst.

In diesem Fall braucht man keine Waage, denn wie es bei unserem schwer zu verstehenden Paulus häufiger der Fall ist, sagt der Vers durch den Zusammenhang am Ende genau das Gegenteil dessen aus, was man anfangs meinte:
Er redet nicht gegen die Beschneidung, sondern für die Beschneidung – sofern man eben das Gesetz Gottes nicht dem Buchstaben nach tut, sondern es von Herzen hält.