Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 6:
Opfer

Warum überhaupt Opfer?

Ehe wir mit der Betrachtung beginnen, ist es gerade für dieses Thema wichtig, dass wir eines nicht vergessen:

Ps 19,8 Das Gesetz des HERRN ist vollkommen! …

In diesem heiligen Gesetz ist jedes Gebot göttlich, gerecht und gut. Das heißt, ehe wir prüfen, ob ein Gebot abgeschafft ist oder nicht, sollten wir erst einmal darüber nachdenken, warum unser allwissender Gott uns überhaupt dieses Gebot gegeben hat. Was ist der Sinn und Zweck davon? Denn wir dürfen ja jetzt durch seine Gnade wissen, dass sie alle gut für uns sind und auf uns und unsere gefallene Natur abgestimmt sind.

Wenn wir mit dieser gesunden und fragenden Einstellung an das Thema gehen, werden wir auch viel nüchterner und ehrfurchtsvoller mit dem jeweiligen Gebot unseres Gottes umgehen. Egal, ob es jetzt noch gilt oder nicht mehr gilt. Wir werden mit dieser fragenden Einstellung – quasi ganz natürlich und von Herzen kommend – in der Heiligen Schrift nach dem Grund des jeweiligen Gebots suchen. Denn wir wollen ja verstehen, warum es uns gegeben wurde, weil wir wissen:

Alle Gebote unseres Gottes
sind ein Ausdruck seiner väterlichen Liebe für uns.
Sie dienen zu unserem Besten!

Wir werden später genauer auf diesen Punkt eingehen.

Jetzt wollen wir mit der Betrachtung der Opfer beginnen. Da es viele Arten gibt, uns aber im Grunde erst einmal für unseren 5Mo 4,2-Test und im Hinblick auf den Opfertod unseres Heilands Jeschua nur das Schuld- und Sündopfer interessieren, werden wir uns auch v.a. darauf konzentrieren. Dazu direkt zwei Stellen:

3Mo 4,13-15 Und wenn die ganze Gemeinde Israel aus Versehen sündigt, und die Sache ist verborgen vor den Augen der Versammlung, und sie tun eines von allen Verboten des HERRN, die nicht getan werden sollen, und verschulden sich, und die Sünde wird bekannt, die sie dagegen begangen haben, so soll die Versammlung einen jungen Stier darbringen zum Sündopfer und ihn vor das Zelt der Zusammenkunft bringen. Und die Ältesten der Gemeinde sollen ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen vor dem HERRN, und man soll den Stier vor dem HERRN schlachten.

3Mo 5,5-6 Und es soll geschehen, wenn er sich in einem von diesen verschuldet, so bekenne er, worin er gesündigt hat; und er bringe dem HERRN sein Schuldopfer für seine Sünde, die er begangen hat: ein Weibchen vom Kleinvieh, ein Schaf oder eine Ziege zum Sündopfer. Und der Priester soll Sühnung für ihn tun wegen seiner Sünde.

Der Ablauf lässt sich im Grunde wie folgt zusammenfassen:

  • Man sündigt, dann erkennt man im Nachhinein (oder auch währenddessen), dass man gesündigt hat.
  • Man bekennt die Sünde vor Gott (in dem Fall beim Zelt der Zusammenkunft).
  • Man bittet um Vergebung.
  • Dann opfert man das unschuldige Tier für die eigene Schuld und Sünde.
  • Damit findet Vergebung statt, genauer: es wird Sühnung für die Sünde getan.

Wo ist der Unterschied? Also zwischen Sühnung und Vergebung?

Im Grunde ist da keiner und doch ist da einer. Sogar ein sehr wichtiger. Denn diese Tieropfer können eigentlich gar keine Sünden wegnehmen.

Jetzt mag man vielleicht einwenden: “Aber genau das steht doch da. Wie kann man da behaupten, dass die Opfer keine Sünden wegnehmen?”

Hebr 10,4 Denn es ist unmöglich, dass das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnimmt.

Aber wenn die Tieropfer keine Sünden weggenommen haben, was haben sie dann getan?

Sie haben eben die Sünden “gesühnt”. Das Hebräische gibt uns Aufschluss darüber, was damit eigentlich gemeint ist, denn dort steht wortwörtlich: die Sünden wurden zugedeckt.

Warum wir dennoch vorhin die Frage, ob nun Sühnung oder Vergebung stattgefunden hat, mit einem “Jein” beantwortet haben, ist, weil die Sühnung, also das Zudecken, im Grunde auch wirklich Vergebung bewirkt.

Damit das nicht wie ein Widerspruch in sich und wie ein Widerspruch zu Hebr 10,4 klingt, eine Veranschaulichung dazu:

Wenn wir jetzt (also in der Zeit nach Jeschua) sündigen, haben wir die Gewissheit, dass unsere Sünden vergeben werden, wenn wir unsere Sünde bekennen und aufrichtig und von Herzen um Vergebung bitten. Das war damals nicht anders, nur dass sie eben zusätzlich noch ein Tier als Sündopfer bringen mussten. Dieses Opfer war aber nicht dafür da (!), um die Sünde zu vergeben, sondern es war ein Teil des Prozesses, wenn man Gott um Vergebung bittet. So ähnlich wie unser auf die Knie gehen heute.

Daher war das Opfertier an sich nicht der Grund der Vergebung, sondern mehr eine Erinnerung an die Abscheulichkeit der Sünde, die man begangen hatte:

Hebr 10,3 Stattdessen geschieht durch diese Opfer alle Jahre eine Erinnerung an die Sünden.

Diese Aussage steht ein Vers vor der Feststellung, dass das Blut von Tieren keine Sünden hinwegnehmen kann. Denn das kann nur das kostbare Blut unseres Erlösers Jeschua.

Das heißt also, dass die Funktion der Opfer eine andere ist, als wie es “klassisch” gelehrt wird. Denn wie wir interpretationsfrei sehen konnten, waren die Opfer nicht zur Vergebung der Sünden da, sondern zur Erinnerung an sie.

Und was ändert das?