Fehlerhafte Verbindungen
Im Laufe dieser Serie haben wir immer wieder verschiedene typisch christliche und jüdische Denkweisen und Lehren betrachtet, bei denen wir erkennen durften, dass wir ähnlich oder sogar genauso wie unsere Geschwister mit der Heiligen Schrift umgehen. Beispiel: Im Christentum schafft man das ganze Gesetz ab, wir schaffen einzelne Gebote ab. Im Judentum fügt man unzählige Gebote hinzu, wir fügen einige wenige hinzu. Die Vorgehensweise dabei und die verwendeten Argumente sind meist identisch. Daher haben wir diese und ähnliche Parallelen “Splitter-Balken-Prinzip” genannt und uns an die eigene Nase gefasst.
Hier bei den Opfern ist es ähnlich, denn auch hier gibt es eine Parallele.
Welche?
Stellen wir uns dazu mal ein typisches Gespräch um die Gültigkeit des Gesetzes vor, wo uns vorgeworfen wird: “Wenn du das Gesetz hältst, dann fällst du aus der Gnade!”
Dass dieser Vorwurf oft vorkommt, wissen wir. Aber warum ist das so?
Hauptsächlich darum, weil eine “falsche Verbindung” zwischen zwei Dingen hergestellt wird: Es wird das Halten des Gesetzes mit dem Thema der Errettung aus Gnade verbunden. Als Gleichung formuliert, wirft man uns vor:
Gehorsam gegenüber dem Gesetz = Errettung
… biblisch korrekt ist es aber:
Gnade und Glaube = Errettung
Und so sehen wir es ja auch. Denn wir halten das Gesetz ja nicht, um errettet zu werden, sondern aus einem anderen Grund. Daher lautet die korrekte Gleichung nicht:
Gehorsam gegenüber dem Gesetz = Errettung
… sondern:
Gehorsam gegenüber dem Gesetz = Liebe zu Gott
Für uns hat also der Gehorsam nichts mit der Grundlage der Errettung zu tun. In ihren Augen aber schon. Und daher kommt es zu diesem weit verbreiteten Missverständnis.
Und genau so ein Missverständnis liegt auch bei den Opfern vor. Da lautet nämlich die Gleichung für viele:
Opfer = Vergebung der Sünde
… anstatt, wie wir soeben im Hebräerbrief lesen konnten:
Opfer = Erinnerung an die Sünde
Wenn man sich das vor Augen führt, ändert das erst einmal komplett die Ausgangssituation für die Betrachtung. Denn jetzt kann man nicht mehr das eine mit dem anderen in Bezug bringen bzw. miteinander ersetzen. Soll heißen, da …
Jeschuas Opfer = Vergebung der Sünde
… aber
Tieropfer ≠ Vergebung der Sünde
… kann man das eine nicht mehr mit dem anderen ersetzen!
Heißt das jetzt, dass deswegen noch alle Opfer gültig sind? Das haben wir nicht gesagt, sondern wir haben einzig und allein nur die Ausgangssituation – quasi den Grundgedanken für das Abschaffen der Opfer – geprüft und dabei feststellen dürfen, dass die Tieropfer eben nicht zur Vergebung der Sünden, sondern zur Erinnerung an die Sünde geboten waren.
Aber was genau bedeutet das oder was hat es für Auswirkungen, sich beim Opfern an die Sünde zu erinnern?
Das wollen wir euch anhand eines Beispiels aus einer der TfK -Portionen veranschaulichen. Die Überschrift dazu lautet …