Wächter des Wortes – Wie prüft man Biblisches? – Teil 1: Unser aller Problem

Fleisch gegen Geist

Was soll diese Überschrift zum Ausdruck bringen? Im Zusammenhang mit dem Bibelstudium v.a. eine wichtige Tatsache:
Das Ergebnis unserer Suche nach Wahrheit geschieht meist emotional und nicht rational – oder anders ausgedrückt: Die Suche geschieht meist fleischlich und nicht geistlich, denn…

Gal 5,17 Denn eigensüchtig wie unsere menschliche Natur ist, will sie immer das Gegenteil von dem, was Gottes Geist will. Doch der Geist Gottes duldet unsere Selbstsucht nicht… [HFA]

Ein Beispiel für die praktische Anwendung dieses Verses wäre (wir hatten etwas Vergleichbares schon zuvor):
Wir fokussieren uns z.B. – ganz nach dem Wunsch unseres Egos (sprich nach unseren fleischlichen Vorlieben) – gerne auf die Gnade Gottes. In diesem Zusammenhang hören wir dann natürlich gerne Predigten über die unermessliche Gnade Gottes und wie viel er durch seinen Sohn für uns getan hat. Und das hat er auch! Aber zu was führt das Ganze?
Meist führt uns das zu Trägheit und geistlicher Lähmung. Fokussieren wir uns aber auf den Dienst, für den wir uns selbst aufgeben müssen (aber das will unser Ego, unser Fleisch natürlich nicht), dann wird uns das anspornen, unserem Gott und unseren Nächsten zu dienen. Gerne hören wir dann Predigten, in denen gesagt wird, dass wir unser Leben für Dreck erachten und alles einbüßen sollen:

Phil 3,8 Ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne. [SLT]

Dies ist wiederum nur ein Beispiel. Man kann dieses Prinzip (also den Kampf zwischen Fleisch und Geist) auf jedes – wir möchten das wiederholen – jedes biblische Thema anwenden: Dienst, Drangsal, Werke, Errettung, Entrückung, Gesetz usw. usf.

Wenn man sich diesen Kampf also bewusst macht und ihn annimmt, dann führt es einen ganz automatisch zu biblischen Themen, die einem nicht gerade auf den ersten Blick gefallen, die aufstoßen – oder gar abstoßen. Aber noch einmal, wie zuvor erwähnt:

Wenn wir bei unserem Wunsch nach Wachstum in Gottes Wahrheit, mit neuen Sichtweisen konfrontiert werden und diese uns vielleicht abschrecken, herausfordern oder gar angreifen, dann sagt das erst einmal gar nichts über den Wahrheitsgehalt dieser neuen Sichtweise aus; denn, wie wir alle wissen, kann Wahrheit wehtun. Ganz genau so, wie es das Wort Gottes sagt:

Hebr 4,12 Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens. [HFA]

Was wir bei der Suche nach Wahrheit auf keinen Fall wollen, ist, dass wir uns schon im Vorfeld auf eine Sichtweise einschränken oder gar unsere Meinung in Stein meißeln. Wir wollen sachlich und nüchtern, so gut es geht, alle Fakten durchleuchten. Dazu ist es unabdingbar, erst einmal alle relevanten Perspektiven zuzulassen, ohne sich vorab, aus welchen Gründen auch immer, auf eine festzulegen.

Auch sich immer wieder zu sagen: “Der Geist Gottes wird mich schon in die Wahrheit leiten, denn das ist ja seine Aufgabe.” (s. Joh 16,13), wird – auch wenn es vielleicht überraschen mag – nicht zum Erfolg führen. Widersprechen wir da etwa dem Wort Gottes? Das sei ferne. Wir betrachten lediglich den Zustand der Christenheit. Denn auch die tausenden von verschiedenen christlichen Denominationen sagen, dass sie sich vom Geist Gottes haben leiten lassen und daher sei ihre Auslegung der Bibel auf jeden Fall richtig.

1Kor 10,12 Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle! [SLT]

Wir möchten dazu ermutigen, sich bewusst und ohne Scheu und Angst mit anderen Sichtweisen zu beschäftigen. Dies wird so oder so hilfreich für uns alle sein; v.a. dann, wenn sich für uns eine Tendenz in eine Richtung aufzeigt. Denn dann können wir durch die Argumente der sog. “Gegenseite” unsere aktuelle Ansicht daran abgleichen. Sollte nach der Prüfung der Gegenargumente sich die eigene Meinung mehr und mehr festigen, dann ist das gut. Aber ohne dieses Abgleichen, ohne das aufrichtige Überprüfen von Gegenargumenten, ohne eine nüchterne Herangehensweise u.v.a. ohne das Selbsteingeständnis, dass man falsch liegen könnte, könnte das Ganze in einer Sackgasse enden.

Daher: Die Argumente der Gegenseite sind wichtig. Man sollte keinerlei Angst, Scheu oder “ich werde verletzt”-Gefühle dabei haben. Denn das Hinterfragen der eigenen Ansicht durch Gegenargumente ist eine große Hilfe – entweder helfen sie dabei, die eigene Überzeugung zu festigen oder sie helfen einem dabei, sich von einem falschen Verständnis loszulösen. Beides ist gut und wichtig für uns.

Abschließend:
Es zeichnet einen Menschen aus, wenn er die Größe besitzt, sein eigenes biblisches Verständnis, seine eigenen Überzeugungen und sein eigenes Wissen und Handeln, jederzeit in Frage zu stellen. Sturheit, Engstirnigkeit und Stolz hingegen führen zu geistiger und geistlicher Trägheit und lähmen unser Wachstum in Christus. Wir sollten uns also stets objektiv und aufrichtig fragen, ob die eigene Meinung genug hinterfragt und geprüft worden ist oder nur von anderen übernommen wurde. Wir alle sollten offen dafür sein, unsere eigenen Überzeugungen in gewissen Punkten loszulassen, wenn eine nüchterne und sachliche Prüfung ergeben hat, dass sie hinfällig geworden sind.
Bitte lasst uns stets bedenken:
Das Infrage-Stellen unserer eigenen Überzeugungen ist kein Zeichen unserer Unsicherheit oder Schwäche, sondern es ist ein Zeichen der Stärke und Aufgeschlossenheit.

2Kor 13,5 Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! … [SLT]

1Thes 5,21 Prüft alles, das Gute behaltet! [SLT]

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