Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 4:
Bevor man Lehren prüft, sich selbst prüfen

Die Umkehrung vom 3×3

Wie wir zuvor beim Beispiel der Gesetzesfrage gesehen haben, können Trunkenheit, Angst und Stolz dazu führen, dass man biblische Wahrheiten verzerrt wahrnimmt. Dann, durch das “Splitter-Balken-Prinzip”, haben wir gesehen, dass auch wir mit diesen drei Beweggründen zu kämpfen haben. Der eine mehr mit der einen Baustelle, der andere mehr mit der anderen. Aber im Grunde können wir sagen, dass …

  • jeder von uns vom Wein der Verwirrung getrunken hat,
  • jeder hat zu einem gewissen Maß Angst davor, etwas falsch zu machen und
  • jeder trägt zu einem gewissen Maß noch Stolz in sich.

Diese “Drei” können dann logischerweise in unserem Verständnis und in unseren Gesprächen – ob diese oder jene Lehre der Torah hinzufügt oder aus ihr wegnimmt – eine Rolle spielen. Damit das nicht passiert, kann und sollte sich jeder selbst prüfen und Gedanken dazu machen, was er gegen diese drei in uns schlummernden Dinge tun kann.

Hier wollen wir als Hilfestellung uns eine Art Gleichnis dazu ansehen. Dabei geht es um drei verschiedene Situationen, die zwischen einem Vater und seinem Sohn passieren:

  1. Die Ausnüchterung durch anhaltende Enthaltung

In der ersten kleinen Veranschaulichung geht es darum, dass der Sohn, ohne es zu merken, bei einer Feier betrunken gemacht wird. Er ist wütend auf sich selbst und schämt sich, nach Hause zu gehen. Als er daheim ankommt, ist sein Vater aber nicht böse auf ihn. Er versteht, dass sein Sohn das nicht wollte. Daher schimpft er nicht mit ihm, aber er warnt ihn – und zwar eindringlich –, sich zukünftig von dieser Art von Feiern und Freunden fernzuhalten.

Dieses Gleichnis auf uns angewandt bedeutet:
Ja, wir sind in einer Welt groß geworden, die voll vom Wein der Verwirrung ist. Dafür können wir in dem Sinne nichts. Es ist eben die Konsequenz aus der Torah, sprich die Konsequenz der Zerstreuung. Wofür wir aber etwas können, ist, dass wir nicht mehr weiter von diesem Wein der Verwirrung trinken, indem wir uns z.B. mit spektakulären und wilden Spekulationen rund um die Bibel oder mit geheimen Geschehnissen der Welt zuhäufen.

Was wir brauchen, ist unspektakuläre, reine Lehre.

Das heißt, wir müssen uns gesund ernähren und gleichzeitig von babylonischen Informationen mit vermeintlich geistlichen Inhalten fernhalten, damit unser Alkoholpegel nicht noch weiter steigt, sondern durch Gebet, Gottes Geist und seinem Wort abnimmt.

  1. Keine Angst vor Fehler

In der zweiten Veranschaulichung stellen wir uns wieder den Sohn vor, nur dass er dieses Mal stets Angst davor hat, durch Fehler den Zorn seines Vaters auf sich zu ziehen. Der Vater hingegen sieht nur, wie sich sein Sohn anstrengt, stets seinen Willen zu tun. Das gefällt dem Vater besonders an seinem Sohn. Das ist mit Abstand das Wichtigste für ihn. Denn Fehler werden alle seine Kinder machen, aber nicht jedes Kind hat dieses Trachten nach seinem Willen.
Daher wünscht sich der Vater, dass sein Sohn ihn zwar voller Ehrfurcht respektiert, aber auf keinen Fall Angst vor Strafe hat. Stattdessen wünscht er sich, dass sein Sohn seine Liebe und Fürsorge voll und ganz versteht und weiß, dass er ihm bei seinen Fehlern helfen wird.

Was das Gleichnis auf uns angewandt bedeutet, dürfte jedem klar sein:

Wenn wir von Herzen nach dem Willen unseres himmlischen Vaters trachten, brauchen wir keine Angst davor haben, …

… dass wir das eine oder andere Gebot noch nicht richtig verstehen und daher vielleicht noch falsch machen. Durch Gottes Gnade wird sich das Stück für Stück ändern. Wir müssen nur aufrichtigen und reinen Herzens nach seinem Willen trachten. Alles andere ergibt sich dann mit der Zeit.

Es ist im Grunde so, wie es die Apostel im Konzil entschieden haben:
Die neu zum Glauben Gekommenen müssen erst einmal vier Dinge umgehend unterlassen und alles andere lernt man dann Stück für Stück aus der Torah, denn …

Apg 15,21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.

  1. Stolz und Sturheit weg, ansonsten wir weg

In der dritten Veranschaulichung stellen wir uns vor, dass der Sohn ein Stolz-Problem hat. Er kann keine Fehler zugeben, streitet sich ständig mit seinen anderen Geschwistern, weiß im Grunde nichts, aber dennoch alles besser. Dadurch ergeben sich natürlich Probleme, obwohl auch er (wie seine anderen Geschwister auch) von Herzen den Willen des Vaters tun will – aber eben in Sturheit und Uneinsichtigkeit. Da das nicht zusammenpasst und diese Eigenschaft dem Vater ein Gräuel ist, kennt er – im Gegensatz zu seinen ängstlichen Kindern, die Fehler machen – hier keinerlei Spaß! Das heißt, es muss Konsequenzen geben.
Natürlich liebt der Vater dennoch den Sohn, aber mit seinem Stolz, seiner Uneinsichtigkeit und den ständigen Streitereien muss er aufhören. Denn so kann es im Zusammenleben mit der Familie nicht weitergehen. Das heißt, …

… entweder kommt er von seiner Sturheit
und seiner Besserwisserei runter …

… oder sein Vater muss ihn zerstreuen, sprich rauswerfen.

Dieses warnende Gleichnis kann man mit einer einzigen Stelle – eins zu eins und sehr eindringlich – wie folgt auf uns anwenden:

Gal 5,19-21 Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Eigennutz, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden.

Mehr warnen, kann man uns nicht!