Warum war diese eine bestimmte Lehre dem Sohn Gottes so wichtig?
Welche “eine bestimmte Lehre”? Die der Liebe? Des Gehorsams? Der Selbstaufopferung? Der Herzensveränderung? Des Dienstes? Des Reiches Gottes? Der Buße?
Wie wir wissen, waren ihm alle diese Dinge wichtig.
Damit wir aber die Tragweite dieser einen bestimmten und oft übersehenen Lehre verstehen, müssen wir anders an die Frage gehen. Denn, dass unser Meister uns Liebe, Gehorsam, Selbstaufopferung und dergleichen gelehrt und vorgelebt hat, das wissen wir. Was aber eben oft übersehen wird, ist, dass er uns auch automatisch etwas mitgelehrt hat, wenn er nicht für etwas war, sondern gegen etwas.
Oder anders formuliert: Wenn wir die Evangelien lesen und in ihnen danach suchen, was unserem Meister besonders wichtig war, dann dürfen wir uns nicht nur auf die zuvor erwähnten Punkte konzentrieren, sondern eben auch auf das, wogegen er ganz besonders angegangen ist.
Hier fallen einem sicherlich sofort die Pharisäer ein. Aber was genau an ihnen? Ihre Heuchelei? Ganz sicher. Ihr Hochmut? Auf jeden Fall! Aber das sind ihre Charakterzüge gewesen. Was uns interessiert, ist eine ganz bestimmte Art der Lehre, gegen die er immer und immer wieder vorgegangen ist.
Wäre es nicht überaus wichtig zu wissen,
welche Lehre das genau war?
Natürlich wäre es das. Denn es würde uns davor schützen, solchen Lehren zu folgen oder gar selbst solche Lehren zu verbreiten. Also daher noch einmal die Frage: Gegen was genau ist unser großes Vorbild immer und immer wieder vorgegangen?
Es waren die Menschenlehren rund um den Sabbat: ob es das Verbot war, am Sabbat zu heilen, Dämonen auszutreiben, Gegenstände zu tragen, Ähren zu sammeln oder andere Dinge zu tun, die man vermeintlich nicht am Sabbat tun darf. Es gab quasi eine ellenlange Liste mit “Du darfst nicht”-Menschengeboten zum Sabbat.
Darum sprach er:
Lk 11,46 Jesus sprach: Wehe auch euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr ladet den Menschen unerträgliche Lasten auf …
Gegen diese “unerträglichen Lasten” ging unser Herr immer wieder vor, und eben am allermeisten gegen die hinzugefügten “Du darfst nicht”-Sabbatgebote. Hier führte er sogar bewusst zig Situationen herbei, durch die er die Pharisäer und Schriftgelehrten reizte, provozierte und so ihre Sabbat-Irrlehren zur Schau stellte.
Aber all das unterstreicht immer noch nicht im angemessenen Maß, wie wichtig dieser eine Punkt unserem Erlöser war. Vielleicht schafft es diese Tatsache:
So wie er uns vom Tod und der Sünde befreit hat, so hat er uns auch von allen menschlichen Irrlehren = Dogmen befreit.
Paulus hatte das im vollen Maße verstanden und daher unterstrich er diese wichtige Tatsache in seinem Brief an die Kolosser wie folgt:
Kol 2,14-16 Jesus hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Dogmen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben. Darum lasst euch keine Vorschriften machen über eure Ess- und Trinkgewohnheiten oder bestimmte Feiertage, über den Neumondtag und über das, was man am Sabbat tun darf oder nicht.
Die Stelle, die von unseren christlichen Geschwistern oft als Beleg für die Abschaffung des Gesetzes, des Sabbats und der Feste genommen wird, ist das genaue Gegenteil davon (wir haben einen Artikel dazu, wo ihr auch nachlesen könnt, warum wir gerade diese Übersetzungsvariante genommen haben, denn …):
Unser Erretter hat uns von allen Dogmen, also von allen Menschenlehren befreit: von den damals schon existierenden jüdischen Dogmen mit ihren unzähligen Menschengeboten als auch von den noch kommenden christlichen Dogmen. All das hat er für uns aus dem Weg geschafft und ans Kreuz geheftet.
Darum lasst euch keine Vorschriften machen über das,
was man am Sabbat tun darf oder nicht.
Jetzt wollen wir uns die mit am weitesten verbreiteten Vorschriften anschauen und prüfen, ob sie der Torah hinzufügen oder aus ihr wegnehmen.